Ich gehöre zu denen, die mööööglichst versuchen, ohne irgendwie zu sehr in der Realität und (Kultur)Geschichte verankerte Worte auszukommen.
Zum Einen gehört das für mich zur Immersion dazu - ich reagiere unheimlich pingelig, wenn in einem Text, den ich lese, schlampig damit umgegangen wird. Egal ob Highfantasy oder historische Fantasy - manche Wörter und Sätze, die dann nicht zeit- oder welttypisch sind, katapultieren mich aus dem Lesefluss. Und dann ist die Folgerung für mich ganz einfach. Dinge, die ich schon nicht mag, wenn ich sie lese, vermeide ich natürlich doppelt, wenn ich schreibe

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(Womit sich bitte niemand beleidigt fühlen soll. Ich kenne viele Leute, die das, was mich aus dem Lesefluss reißt, nicht mal bemerken würden, es daher nicht so furchtbar pingelig sehen wie ich und trotzdem tolle Menschen sind.)
Das liegt daran, dass meine Wahrnehmung stark in Richtung "Details" verschoben ist und mein Hirn ein Hort für 50000000 Fakten, die kein Mensch braucht. Wenn also in einem an das Mittelalter angelehnten High-Fantasy-Roman ein Wort aus der Moderne vorkommt - und ich weiß rein zufällig, dass das Wort zwar altertümlich klingt, aber eine moderne Wortschöpfung ist - wird diese Info aufgerufen, sobald ich das Wort lese. Ich bin genervt, nicht mehr in der Geschichte drin und... mag das Buch nicht, wenn sowas öfter vorkommt.
Zum anderen bin ich leidenschaftliche Sprachbastlerin und sehe es auch als sportliche Herausforderung, Wortneuschöpfungen für unserweltliche Begriffe zu kreieren, die trotzdem ohne Glossar verstanden werden können. Es hat für mich den Reiz des Bastelns, auch wenn ich dann unter Umständen das Web nach etymologischen Wörterbüchern durchforste und drei Stunden in der Recherche versinke, statt zu schreiben.
Solche Problemwörter zu ersetzen, bereitet mir einfach Vergnügen.
Da ich selbst einen Roman schreibe, der auf der Erde in der Prä-Antike spielt, musste ich feststellen, dass es nicht nur Tabuwörter gibt, die man vermeiden könnte (so man will), sondern auch Konstruktionen. In der Urversion siezten sich gewisse Figuren noch, bis ein aufmerksamer Betaleser mich darauf aufmerksam machte, dass das Siezen erst irgendwann im 5 Jh.n.u.Z. aufkam, im postlateinischen Sprachraum, und die meisten älteren Sprachen diese Art der Honorifica gar nicht kennen.
Mit Problemwörtern auf Listen ist es also oft nicht getan. Aber es ist ein praktischer Anfang

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(Ich selbst ersetzte "König/Königin" durchgängig durch "Herrscher/Herrscherin", eben weil es Jahrtausende vor Karl dem Großen spielt. Aber das störte dann mich viel mehr als sämtliche Betaleser)