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Das liebe "als"

Begonnen von Artemis, 28. Mai 2007, 20:29:14

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Artemis

Hallo ihr Lieben!

Ich stehe zur Zeit vor einem haarsträubenden Problem und hoffe, dass ihr mir mal etwas Licht ins Dunkel bringt.
Es geht um den Satzteil als ob bzw. als wenn

Laut Duden kann man den Ausdruck in zwei Varianten der nachfolgenden Verben benutzen:

Bsp:
Ihm war, als hätte er etwas gehört.

oder

Ihm war, als habe er etwas gehört.

Beides laut Duden richtig. Ok, versteh ich - aber woran erkenne ich, wann ich die eine oder besser die andere Variante benutze? Wenn man durch Romane blättert, werden da regelmäßig beide Ausdrücke verwendet, ohne dass man erkennen kann, wieso ausgerechnet der und nicht der andere. Ich habe grundsätzlich nur mit der zweiten Version gearbeitet, finde aber, dass sie stellenweise etwas holprig klingt - es passt einfach nicht so recht.

Wie handhabt ihr das? Einfach nach dem Motto "Ene-mene-miste" oder doch lieber nach System?

Lavendel

#1
Hey Artemis!

Ich würde jetzt mal halbqualifiziert behaupten, man müsste diese Konstruktion als indirekte Rede qualifizieren. Da geht sowohl Konjunktiv I alsauch Konjuktiv II.

Also: beides richtig, wobei man im schriftsprachlichen eher Konj. I ('habe') verwendet. Klingt außerdem etwas 'geschwollener'.
Konj. II ist aber genauso richtig, klingt nur mehr nach indirekter Rede.
(habe grade mit meiner Mutter telefoniert, die Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, da habe ich sie glatt mal gefragt^^)

Geli

Nein, das hat schon einen korrekten Hintergrund, ob in dieser Konstruktion hätte oder habe verwendet werden sollte

"als hätte er/sie etwas gehört" wird dann gesetzt, wenn sich der, der es gehört hat, im Imperfekt bewegt und/oder das, was stattfindet, nicht die Wahrheit ist.

Beispiel: Der Held ging durch eine dunkle Gasse. Plötzlich war ihm, als hätte er etwas gehört. (Im weiteren Verlauf muss sich dann für den Helden herausstellen: es war aber nichts = Sinnestäuschung.)

Beispiel Variante 2 "habe etwas gehört" ebenfalls Imperfekt, aber das, was stattfindet, IST wahr:

Der Held ging durch eine dunkle Gasse. Plötzlich war ihm, als habe er etwas gehört. Eine Sekunde später purzelte eine Ratte vor seine Füße. (damit ist klar: der Held hat wirklich etwas gehört, nämlich die Bewegung der Ratte)

Artemis

Wunderbar, vielen Dank, Geli!   :jau:

Jetzt erscheint mir das auch logisch  :hmmm:  Muss ich wohl alles wieder durchgehen und korrigieren.
Tja, aber dafür bin ich um einen Punkt der glorreichen deutschen Rechtschreibung klüger!

Linda

Zitat von: Artemis am 29. Mai 2007, 12:17:35
Wunderbar, vielen Dank, Geli!   :jau:

Tja, aber dafür bin ich um einen Punkt der glorreichen deutschen Rechtschreibung klüger!

Leider nein... das ist nämlich Grammatik... ;D ;D ;D

Gruß,

Linda

Artemis

Ups ... stimmt, hast Recht  :o

Na ja, dann halt ein Hoch auf die Grammatik ... *hust hust*

:prost:

Lavendel

Hey Geli!
Du hast auf jeden Fall Recht mit der irealen Bedingungen, aber:

Ich glaube, es ist verwirrend, dass der Satz mit Ihm war, als... beginnt.
Zu 'als' sagt meine Grammatik folgendes:
Der Konjunktion 'als' im Sinne von 'als ob',' wie wenn' folgt die finite Verbform im Konjunktiv direkt nach als an erster Stelle.
Soweit so gut. Hilft nicht viel, da waren wir ja schon.
'als ob' wird gewöhnlich in irrealen Vergleichssätzen verwendet. Und da gibt es folgende Möglichkeiten:
Konjunktiv II           
Sie schimpfen auf mich, wie wenn der Fehler meine Schuld wäre.
Er sieht aus, als ob er die ganze Nacht nicht geschlafen hätte.

Konjunktiv I (selten)
Sie schimpfen auf mich, wie wenn der Fehler meine Schuld sei.
Er sieht aus, als ob er die ganze Nacht nicht geschlafen habe.

Indikativ (sehr selten)
Sie schimpfen auf mich, wie wenn der Fehler meine Schuld ist.
Er sieht aus, als ob er die ganze Nacht nicht geschlafen hat.


Demnach ginge im Präsens:
Ihm ist, als ob er etwas gehört hätte.
Ihm ist, als ob er etwas gehört habe.
Ihm ist, als ob er etwas gehört hat.


Alles möglich, alles richtig. Und das Ganze ohne Beudeutungsänderung.
Im Perfekt geht also sowohl habe als auch hätte. Und es bedeutet das Gleiche.

Und Leute: Dann wäre man gezwungen in seinen eigenen Szenen zu spoilern! Wie schade wäre es denn, wenn man gleich verraten müsste, ob der Held/die Heldin nun tatsächlich in Gefahr ist, oder ob er/sie einer Sinnenstäuschung erliegt!  :nöö:

(Boah, ist Grammatik anstrengend! :wums:)

Artemis

Zitat von: Lavendel am 29. Mai 2007, 14:17:27
Und Leute: Dann wäre man gezwungen in seinen eigenen Szenen zu spoilern! Wie schade wäre es denn, wenn man gleich verraten müsste, ob der Held/die Heldin nun tatsächlich in Gefahr ist, oder ob er/sie einer Sinnenstäuschung erliegt!  :nöö:


Aber ich glaube nicht, dass dem Leser so eine grammatikalische Feinheit auffällt, oder? Er wird wohl anfangs stets von der Sinnestäuschung ausgehen, um sich dann weiter hinten überraschen zu lassen. Welcher Leser denkt schon: "Ah, die hat als hätte benutzt, also stimmt die Vermutung ... blabla"
Die werden wohl nur drüberlesen und das gar nicht so recht bemerken - anders wüsste ich als Vielleser ja auch, wie man die beiden Fälle unterscheiden kann!  ::)

Lavendel

Tjaaa, aber andersherum könntest du argumentieren, dass ein Vielleser wie du den Zusammenhang längst bemerkt hätte, wenn es einen gäbe. ;)

Mal ehrlich, das sollte nicht das ausschlaggebende Argument werden, sondern der ganze anstrengende Quark der obendrüber steht! :gähn:

Artemis

Nee, ist schon klar  :D

Ich verstehe was du meinst, aber ich will meine Leser nicht mit den Raffinessen der Deutschen Grammatik erschlagen. Vielleicht gibt es ein paar, die auf so etwas Wert legen, aber die meisten Leser sind ihrer Muttersprache nicht derart perfekt mächtig, dass sie jeden winzigen Fehler sofort merken.
Daher stütze ich mich einfach mal auf meine Intuition und wechsele zwischen den Formen hin und her, damit die Sätze flüssig klingen. Niemand wird mein Buch aufs kleinste Wort-Atom zerpflücken, also wird das schon hinhauen  ::)

Und wer trotzdem was zu meckern hat, kann das Buch gern als Brennmaterial benutzen  ;D

Lavendel

Oooch, du machst das schon richtig. (Und Bücherverbrenner, die werden anschließend von mir verbrannt :darth:)

Artemis

Klar, und dann tanzen Häuptling Blühender Lavendel und Schamane Gefräßiger Drache ums Feuer der Verräter und johlen durch die Nacht ...  :rofl:

Ok, jetzt werd ich albern  ::)

Lavendel

Gefällt mir aber :snicker:

(Von Häuptling gibt es keine weibliche Form, oder?)

Artemis

 :hmmm:

Nicht, dass ich wüsste ... Egal, wird der Federhut halt aus Blumen gebastelt, dann passt das schon  ;D

Geli

so Ihr Lieben noch einmal zurück zur Ursprungsfrage:

grammatisch wohl gleichwertig, aber von der Wertigkeit der Aussage her nicht.
Übernommen aus http://amor.rz.hu-berlin.de/~h0444upa/tutorium/Schreiben.htm

Zitat Anfang:
Schwierigkeiten bereitet vielen die indirekte Rede, vor allem in der Vergangenheit und wenn es darum geht, die Verbform vom Irrealis abzuheben. Als Regel für die indirekte Rede gilt, dass in der Vergangenheit der Konjunktiv-Präsens gewählt werden muss: ,,Er sagte, er habe gefrühstückt. Er sagte, er sei nach Afrika gereist." Nur in Fällen, wo sich der Konjunktiv Präsens nicht vom Indikativ unterscheidet, gilt Konjunktiv-Präteritum: ,,Sie sagten, sie kämen morgen." Sonst bezeichnet der Konjunktiv Präteritum als Irrealis Sachverhalte, die möglich gewesen wären, aber so nicht wirklich geschehen sind: ,,Er sagte, er hätte gefrühstückt." (Wenn er überhaupt aufgestanden wäre, ist er aber nicht, und deshalb hat er auch nicht gefrühstückt!) ,,Er sagte, er wäre nach Afrika gereist." (Wenn er genug Geld gehabt hätte, hatte er aber nicht, und deshalb blieb er zuhause.)
Zitat Ende

jetzt klar???