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Deutscher Phantastikpreis 2015

Begonnen von Kuddel, 09. Mai 2015, 16:49:36

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Fianna

Bin ich die Einzige, die irritiert war, dass "CreateSpace" bei einem Romandebut als Verlag stand?  :hmmm:

Evanesca Feuerblut

Ich weiß, ich wärme jetzt Schnee von vorgestern auf, aber... Ich muss dazu sagen, dass mir der DPP gerade darum immer so angenehm auffiel, WEIL dort vor allem Kleinverlage und Nischenverlage zu Wort kommen dürfen.
Seit ich einen Buchblog habe, aber auch schon ein Jahr vorher, lese ich immer mehr in Richtung "Selfpublisher und Kleinverlage". Wenn dann z.B. bei Lovelybooks die Publikumspreise vergeben werden, nominiere und vote ich wie blöde Selfpublisher und Kleinverlage hoch, deren Bücher ich gelesen und toll gefunden habe. Bin euphorisch, enthusiastisch, nominiere, klicke, bin glücklich... bis ich dann die Shortlist sehe.
Und sofort die Lust verliere, abzustimmen. Denn in der Shortlist (ob bei Lovelybooks oder, noch schlimmer, bei Goodreads, wo deutsche Autoren per se keine Chance bekommen) ist dann meist kein Buch mehr vertreten, das ich auch nur angelesen hätte, sondern die von Großverlagen hochgehypten Bücher, die mich teilweise nicht interessieren.
Darum interessieren mich auch 80% aller Autorenpreise nicht. Weil ich da die Bücher sowieso nicht kenne.

In dem Zusammenhang habe ich beim DPP immer den genau gegenteiligen Effekt erlebt - und letztes Jahr sowieso - als so viele Bücher, die ich tatsächlich gelesen habe, nominiert waren wie noch nie zuvor.
Als Kleinverlagsleserin, die außer bei "International" gar keine Großverlagsbücher zu nominieren hat, weil sie kein einziges Fantastikbuch aus einem Großverlag im Jahr 2015 gelesen hat... war für mich der Preis genau richtig.

Wo ich auf alle Fälle zustimmen würde, wäre, dass DKZVs auf alle Fälle NICHTS bei diesem Preis verloren haben. Da müsste direkt in der ersten Nominierungsphase klar kommuniziert werden, dass diese Verlage nicht als seriös wahrgenommen werden und man Nominierungsversuche da direkt ausselektiert.
CreateSpace (bzw. generell Selfpublishing) müsste man meiner Meinung nach dagegen vielleicht einfach als Sonderpreis behandeln? Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass auch in der Phantastik Selfpublisher inzwischen was Qualität und Beliebtheit angeht, sich nicht zu verstecken brauchen. Da könnte man bestimmt für die fünf beliebtesten SP-Titel auch abstimmen lassen.

Wenn ich wüsste, wohin, würde ich diese Anmerkung auch so weiterleiten an die Organisatoren des Publikumspreises.

Aphelion

Zitat von: Evanesca Feuerblut am 03. März 2016, 16:12:43
Wo ich auf alle Fälle zustimmen würde, wäre, dass DKZVs auf alle Fälle NICHTS bei diesem Preis verloren haben. Da müsste direkt in der ersten Nominierungsphase klar kommuniziert werden, dass diese Verlage nicht als seriös wahrgenommen werden und man Nominierungsversuche da direkt ausselektiert.
CreateSpace (bzw. generell Selfpublishing) müsste man meiner Meinung nach dagegen vielleicht einfach als Sonderpreis behandeln? Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass auch in der Phantastik Selfpublisher inzwischen was Qualität und Beliebtheit angeht, sich nicht zu verstecken brauchen. Da könnte man bestimmt für die fünf beliebtesten SP-Titel auch abstimmen lassen.
Da bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits finde ich natürlich, dass DKZVs nicht als etwas Positives dargestellt werden sollten. Andererseits sollte Ärger über DKZVs nicht auf dem Rücken von AutorInnen ausgetragen werden, die in Verzweiflung, Frustration oder auch einfach aus Unwissenheit einen solchen Vertrag unterschrieben.

Ein Onlinebekannter hat vor Jahren (Jahrzehnten?) in einem DKZV veröffentlicht, nachdem er jahrelang auch bei Kleinverlagen abgelehnt wurde. Für diese Veröffentlichung schämt er sich bis heute. Aber inzwischen hat er nicht nur mehrere Bücher veröffentlicht, sondern auch die DKZV-Publikation ist nicht schlechter als seine anderen Bücher. Sollte man ihn also wirklich dafür bestrafen?

Bei einem DKZV zu veröffentlichen sagt nichts über die Qualität aus - weder im Guten noch im Schlechten. Nicht einmal die (unausgesprochene) Maxime, dass so ein guter Autor schon einen seriösen Verlag gefunden hätte, wenn er es verdient hätte, stimmt. Ich halte nichts von DKZVs, aber ich denke wie gesagt auch, dass nicht die AutorInnen dafür bestraft werden sollten.

Da du DKZV und Selfpublishing direkt hintereinander nennst, fällt mir auch zusätzlich wieder auf, dass es zwischen beiden gewisse Parallelen gibt - keine Qualitätssicherung, z.T. finanzielle Vorleistungen, teilweise Scheinverlage, etc.. Insofern finde ich es auch wichtig, dass beide gleich behandelt werden. Selfpublishing ist nicht per se seriöser, die Vorteile bestehen "nur" auf Autorenseite. Bei solchen Preisen geht es aber um die Leserseite - und da nehmen sich DKZV und Selfpublishing nichts. Erfahrungsgemäß mögen das allerdings beide Seiten nicht gerne hören. ;)

Evanesca Feuerblut

ZitatDa bin ich etwas zwiegespalten. Einerseits finde ich natürlich, dass DKZVs nicht als etwas Positives dargestellt werden sollten. Andererseits sollte Ärger über DKZVs nicht auf dem Rücken von AutorInnen ausgetragen werden, die in Verzweiflung, Frustration oder auch einfach aus Unwissenheit einen solchen Vertrag unterschrieben.
Da hast du natürlich nicht Unrecht... Und im Prinzip ist ein DKZV mehr oder weniger "Selfpublishing, bei dem der Autor zusätzlich übers Ohr gehauen wird und kaum Chancen auf Erfolg hat" (Ausnahmen wie im Fall der Autoren, die damit Preise abräumen bestätigen hier die Regel).
Und es wird ja der Autor mit einem Leserpreis belohnt, nicht der Pseudoverlag. Trotzdem habe ich einfach in der Hinsicht großes Bauchweh, dass man die Geschäftspraktiken von DKZV nicht auch noch unterstützen sollte... und zwar in erster Linie im Interesse der teilweise einfach unbedarften Autoren, die solchen Geschäftspraktiken aufsitzen.
Man argumentiert ja oft bei DKZV, dass die Autoren es doch selber wissen müssen und es sei ja SO selbstverständlich, dass "Verlag" von "vorlegen" kommt und blablabla... Aber nicht jeder ist so gut vernetzt und/oder informiert sich erstmal. Daher verstehe ich auch das Argument mit dem Bekannten, dass man Unwissenheit und Verzweiflung nicht noch bestrafen sollte.
Gleichzeitig habe ich, wie gesagt, eben großes Bauchweh dabei, solchen Pseudoverlagen eine Plattform zu bieten.
Wäre natürlich die Frage, inwiefern ein Phantastikpreis bzw. die Verantwortlichen da überhaupt sich selbst in der Pflicht fühlen (ganz neutral gesprochen) hier zu selektieren oder ob einfach weiterkommt, wessen Bücher genug gemocht werden (ich gehe jetzt einfach vom Mobilisieren ehrlicher Leser aus, die das Werk wirklich kennen und mögen).
Es wäre also zumindest für mich mehr ein moralischer Aspekt des Ganzen. Also: Auch Nominierungen aus Verlagshäusern mit undurchsichtigen Praktiken aus Prinzip zulassen oder nicht? Leser und Autoren für das Problem der Druckkostenzuschussverlage sensibilisieren oder nicht?
Ich sage nicht, dass der DPP das zwingend leisten muss, aber ich denke darüber nach, ob das eine Option wäre.
Die Autoren hätten dann im Zweifel Pech gehabt, so traurig das ist.

ZitatInsofern finde ich es auch wichtig, dass beide gleich behandelt werden. Selfpublishing ist nicht per se seriöser, die Vorteile bestehen "nur" auf Autorenseite.
Da würde ich widersprechen. Beim Selfpublishing weiß der Autor hoffentlich, was er macht und wenn er kein Lektorat o.ä. zugebucht oder woanders bezahlt hat, weiß er: Es gab keins. Wenn er sein Cover selbst per Paint zusammengeschustert hat, ist das seine Verantwortung (und er hat die Wahl, stattdessen Geld reinzustecken und sich ein Premade zu kaufen oder ein Cover designen zu lassen).
Aber viele DKZV behaupten, Leistungen wie Lektorat/ansprechendes Cover zu erbringen und dann besteht das Lektorat aus "einmal durch die Word-Rechtschreibkontrolle jagen" und das Cover... lassen wir das lieber.
Insofern kann auch aus Lesersicht Selfpublishing durchaus seriöser aufgemacht sein (muss es nicht, es gibt auch im SP unfassbar viel Schrott, aber der Autor hat es theoretisch in der Hand, es besser zu machen. Ob er es auch tut, ist dann die andere Frage).
Und das kommt im Zweifelsfall natürlich auch über die Qualität beim Leser an, der dann ein gut gemachtes SP nominiert bzw. dafür abstimmen würde, weil es tatsächlich sehr gut gefallen hat.
Und natürlich wird beim SP der Autor idealerweise nicht über den Tisch gezogen.

Zit

#64
Zitat von: Evanesca Feuerblut am 03. März 2016, 17:15:15
Und es wird ja der Autor mit einem Leserpreis belohnt, nicht der Pseudoverlag.

Jain. Zwar wird der Autor ausgezeichnet, Preise sind aber auch gerade eben für Verlage ein beliebtes Werbemittel. Gerade gegenüber den Lesern. "Oh, der hat einen Preis gewonnen, also muss das Buch gut sein!" (Heißt: Der Leser geht davon aus, dass ihm persönlich das Buch gefallen wird und kauft es.) Eine Preisauszeichnung bringt Wettbewerbsvorteile. Jetzt mag zwar der Leser im Gegenzug idR. auf Verlage als solches nicht achten, dennoch kauft er ein Buch eines solchen "Verlages" und unterstützt damit solche Praktiken.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Evanesca Feuerblut

Siehe das, was auf den zitierten Satz folgt:
ZitatTrotzdem habe ich einfach in der Hinsicht großes Bauchweh, dass man die Geschäftspraktiken von DKZV nicht auch noch unterstützen sollte... und zwar in erster Linie im Interesse der teilweise einfach unbedarften Autoren, die solchen Geschäftspraktiken aufsitzen.

Aber das Argument, dass eine Auszeichnung immer auch einen Wettbewerbsvorteil für einen Verlag bedeutet, ist gut und einleuchtend. Das wäre mir selbst nicht gekommen, spricht aber ebenfalls für das von mir angesprochene "Keine DKZVs beim DPP".

Zit

#66
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. So simpel sehe ich das. Wer sich einem DKZV in den Rachen wirft, ist selbst Schuld. Allerdings würde ich solchen Leuten keine Hilfe verweigern, wenn sie da wieder raus wollten oder einfach aus der Geschichte lernen.

SP ist ja hingegen etwas ganz anderes. Das ist, in meinen Augen, mehr eine Grundhaltung gegenüber dem Aufbau der Buchbranche und hat in den seltensten Fällen etwas mit "Unwissen" zu tun. Da würde sich eher die Frage stellen, ob ein Preis Leute unterstützen möchte, die die Buchbranche, so wie sie ist/ war, "unterwandern".
Da der Autor aber andererseits sehr viel Eigenleistung in ein SP-Projekt steckt und diesen Weg aus freien Stücken und vollem Bewusstsein gewählt hat, kann man ihn in diesem Sinne ja auch als "Selfmade Man"/ Unternehmer auszeichnen. Insofern finde ich es nicht problematisch, wenn SP-VÖ auch für Preise nominiert werden können.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt