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Direkte Rede

Begonnen von Nebeldiener, 24. Februar 2015, 16:04:37

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Nebeldiener

Hallo liebe Tintenzirkel

Ich bin mir nicht mehr sicher wie man direkte Rede in Prosa schreibt. Schreibt man mehere direkte Reden auf die gleiche Zeile oder kommt jede auf eine separate Zeilte?

"Hallo, wie geht es dir?" "Mir geht es gut. Und dir?" "Mir geht es auch gut."

Oder:

"Hallo, wie geht es dir?"
"Mir geht es gut und dir?"
"Mir geht es auch gut."

Wenn es mit Zusätzen wie "sagte er" "antwortete sie" ist, ist es für mich klar, dass die nächste direkte Rede auf die nächste Zeile gehört, ich bin mir aber eben nicht sicher, wenn man diese Zusätze nicht hat.

Mondfräulein

Ehrlich gesagt finde ich es immer furchtbar, wenn direkte Rede nicht in einer neuen Zeile ist. Das finde ich schrecklich unübersichtlich und echt anstrengend zu lesen. Ich würde immer eine neue Zeile machen, besonders bei deinem Beispiel. Das kann sonst auch leicht sehr gehetzt wirken und irgendwann verliert man die Übersicht, wer was sagt. Besonders ohne solche Zusätze also immer eine neue Zeile.

Sipres

Wenn es mehrere Charaktere sind, dann in neue Zeile.

Bsp.:

"Hey, wie geht's?", fragt er
"Na ja, muss ja", antwortet sein Gegnüber.

Bei einer einzigen Person aber in einer Zeile.

Bsp.:

"Was für schrecklicher Tag", flüstert er leise zu sich selbst. "Ich hoffe, es wird heute Abend besser."

Arcor

Genau so wie Sipres sagt.

Ausnahmen gibt es aber zuhauf, besonders in dem, was allgemein als "höhere Literatur" gilt. Da habe ich schon mehrfach gesehen, dass eine neue wörtliche Rede nicht in einer neuen Zeile beginnt.

Generell ist es glaube ich eine Frage, wie du stilistisch vorgehen möchtest. Übersichtlicher und leserfreundlicher ist es auf jeden Fall, wenn du jede neue wörtliche Rede in einer eigenen Zeile beginnen lässt. Alternativ sollten die wörtlichen Reden zumindest mit Bindestrich getrennt sein, also:
"Hallo, wie geht es dir?" - "Mir geht es gut. Und dir?" - "Mir geht es auch gut."
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Lothen

Wo die Frage schon aufkommt: Wie handhabt ihr das denn, wenn vor der wörtlichen Rede ein längerer Abschnitt kommt, der sich - dummerweise - auch noch auf den Sprecher und die zweite Person bezieht.

Da kämen, nach meinem Geschmack, mehrere Varianten in Frage:

Version 1:
Es war Zeit für das Frühstück. Sie ging an den Kühlschrank, nahm die Butter heraus und schmierte sich einen Toast, als Tom sie fragte: "Und, was gibt's Neues?"
"Nichts, antwortete sie.

Version 2:
Es war Zeit für das Frühstück.
Sie ging an den Kühlschrank, nahm die Butter heraus und schmierte sich einen Toast, als Tom sie fragte: "Und, was gibt's Neues?"
"Nichts, antwortete sie.

Version 3:
Es war Zeit für das Frühstück. Sie ging an den Kühlschrank, nahm die Butter heraus und schmierte sich einen Toast, als Tom sie fragte:
"Und, was gibt's Neues?"
"Nichts, antwortete sie.

Ich tendiere zu Version 1. Oder gibt es andere Meinungen?

Arcor

@Lothen
Da bin ich auch bei Version 1. Version 2 geht auch, aber nur, wenn man den ersten Satz besonders betonen möchte. Version 3 finde ich hingegen nur verwirrend, wer da was sagt.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Fafharad

@Lothen : Version 3 geht nicht. Nach dem Doppelpunkt muss in derselben Zeile weitergeschrieben werden. Der Doppelpunkt ist ein Satzzeichen - inmitten eines Satzes wird keine neue Zeile angefangen  ;).
In Version 1 verstehe ich den Satz "Es war Zeit für das Frühstück" als Gedanke der Protagonistin.
In Version 2 ist der Satz für mich eine allgemeine Aussage des Erzählers mit anschließendem Wechsel des Protagonisten.

Zu den Gedankenstrichen zwischen wörtlicher Rede:
Überlicherweise fange ich in einer neuen Zeile an, aber wenn der Sprecher unterbrochen wird oder die Antwort/Reaktion des zweiten Sprechers sehr schnell folgt, finde ich den Gedankenstrich passender. Beispiel:
Zitat"Bleibt Mr. Jenkins zum Abendessen?", erkundigte sich die  Haushälterin.
"Nein." - "Ja", insistierte Ruth. "Bringen Sie noch ein Gedeck, Giulia."

Klecks

Ich habe noch nie einen Roman gesehen, in dem wörtliche Rede von unterschiedlichen Personen in derselben Zeile stand. Ich finde das sehr unübersichtlich, auch mit dem Bindestrich. Da Absätze einen neuen Sinnabschnitt ersichtlich machen, sehe ich auch nicht, warum man es in derselben Zeile lassen sollte.  :hmmm:

Zit

#8
Indem in Fafharads Beispiel die Reden zweier Personen auf einer Zeile stehen, hat es den Eindruck auf mich, dass Ruth der unbenannten Person sogleich ins Wort fällt. Die Reden stehen optisch näher zusammen und wirken dann auch zeitlich näher zueinander. Bei einem Zeilenwechsel hingegen würde ich in Gedanken auch eine Pause machen. Kann man also machen.

Lothens Beispiel finde ich allerdings etwas unglücklich, weil drei Aktionen nacheinander aufgezählt werden, die -- erfahrungsgemäßg -- doch einige Zeit beanspruchen -- sie aber in Gleichzeitigkeit mit Toms Frage gesetzt werden. Also entweder schmiert die weibliche Person in Lichtgeschwindigkeit oder Tom spricht wirklich sehr, sehr langsam. Ich würde die Szene eher so lösen:

Sie seufzte, drehte sich abrupt um und riss die Kühlschranktür auf. Schweigend schmierte sie Butter auf eine Toastscheibe als wetzte sie ihr Messer, als Tom fragte:
"Und -- gibt's was Neues?"
Sie schnaufte. "Nein", sagte sie und legte das Messer bei Seite. Immer noch sah sie Tom nicht an. "Außer du willst mir erzählen, warum Ingrid von deiner Beförderung weiß und ich nicht."

Toms erste Rede schiebe ich in eine neue Zeile, weil die zwei Sätze Beschreibungen vorher ja nur das Setup für den eigentlichen Dialog sind. Das Vorgeplänkel also, das ich vom Hauptteil trenne.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Nebeldiener

Ich hätte eigentlich auch darauf geschworen, dass man es auf einer neuen Zeile weiterführt, aber meine Englishlehrerin hat mir gesagt, dass das mehr Theater und weniger Prosa wäre. Kann natürlich auch sein, dass es im Englischen anders ist, als im Deutschen. Da bin ich Überfragt.

Everybody wants to live, but we needed to catch alligators, because our income was hanging on them and with no income, everybody would die.
"So what are we going to do?" The youngest one looked in a circle.
"Feed you?" Everyone instead of the youngest started to laugh.
"It isn't funny." He got red.
...


Mir wurde gesagt, dass ich das Gespräch in einen eigenen Abschnitt setzen soll und nicht solche Zeilenabstände machen solle. Danach habe ich mich dann gefragt, wie es im Deutschen sei und ich wurde unsicher.

Sprotte

#10
ZitatToms erste Rede schiebe ich in eine neue Zeile, weil die zwei Sätze Beschreibungen vorher ja nur das Setup für den eigentlichen Dialog sind. Das Vorgeplänkel also, das ich vom Hauptteil trenne.
Aber dieses "Vorgeplänkel" endet mit einer Inquit-Formel und einem Doppelpunkt, ist also Bestandteil der direkten Rede. Ich würde das auf gar keinen Fall trennen.
Generell lasse ich zusammen, was zusammengehört. Wenn der Sprecher  das Zimmer betrachtet und dann etwas sagt, ist das für mich Bestandteil und wird nicht von dem wirklich Gesprochenen getrennt. Die Grenzen sind da fließend (weil wir soinst gar keine Absätze mehr machen müßten, die das Lesen aber erleichtern als Gliederungselement), aber Inquit-Formel und Doppelpunkt sind für mich eindeutig Redebestandteil.

Thaliope

So ganz verstehe ich ehrlich gesagt nicht, warum man das hier diskutiert,  anstatt einfach ein bis zehn beliebige Romane aus dem Regal zu nehmen und nachzugucken ...?

Lothen

@ Thaliope: Erfahrungsgemäß findet man in 5 Büchern 6 verschiedene Layout-Optionen. Ich hab gerade mal nur zwei Bücher aufgeschlagen (eins Heyne, eins Knaur) und hab einmal Version 1 und einmal Version 2 entdeckt. In Buch 3 bin ich auf die Kürze der Zeit nicht fündig geworden.

Thaliope

Jetzt versuche ich schon so lange, eine vernünftige Antwort zu formulieren und kriegs nicht hin. Ich lass es wohl lieber.


Nur soviel:
Version 1 und 2 widersprechen sich nicht. Es kommt ja nun auch auf den Inhalt an, ob da nun zwischen dem vorletzten und dem letzten Satz vor einer wörtlichen Rede nun ein Absatz gemacht wird oder nicht.