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Eine Geschichte, 8 Katastrophen?

Begonnen von La Variée, 15. Februar 2015, 17:56:03

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Tintenvers

Hey,

mich plagen gerade ganz furchtbare Zweifel. Es heißt ja immer, dass man in 3 Akten schreibt bzw.  Katastrophen in der Geschichte vorkommen, also drei Höhepunkte. Nun habe ich festgestellt, dass mein Prota mehr als 3 Katastrophen durchleben muss. Und Alle haben sie indirekt etwas damit zu tun, dass er seinem Ziel nicht näher kommt. Es handelt sich dabei um ein Märchen und er muss 7 Länder durchreisen, 4 in ihnen hilft er den Menschen, in 3 begibt er sich selbst in eine Gefahr und diese drei sind auch direkt vom Plot ausgehend. Jetzt frage ich mich natürlich, ob das nicht zu viel ist? Ob ich mich nicht lieber auf 3 Länder konzentrieren sollte, weil das sonst zu langatmig werden würde? Was meint ihr denn dazu?

Sipres

Ich an deiner Stelle würde das tun, was mein Herz mir sagt. Solange du es gut schreibst, muss es nicht zwangsläufig langatmig werden. Meine Protas kriegen auch immer wieder plotrelevante Katastrophen vor die Füße, meist auch mehr als drei. Also dranbleiben und schreiben, wenn dir deine Idee gefällt.

Zit

Hm, ja, das mit den Steinen in den Weg legen... Ich denke, eine Art innere Balance ist wichtig und dass die Behinderungen nicht zu arg gewollt aussehen.
Also, wenn dein Held nur seine Freundin retten will, wirkt es auf mich manchmal sehr gewollt, wenn er dafür sieben Schlüssel braucht. Und diese sieben Schlüssel werden wieder von sieben Viechern bewacht, die in sieben Länder verteilt sind. Wenn er dann vor den Schlössern der Viecher steht, muss er erstmal sieben Stockwerke bezwingen, wo auch wieder sieben Gefahren und kleinere Gegner auf ihn lauern -- etc. pp. Der Einfachheit halber bin ich jetzt immer bei der sieben geblieben, aber letztlich kann die Anzahl in jedem Schritt differenzieren. Er muss auch nicht jedes Mal ein Schloss aufsuchen und auch nicht immer gegen ein Überviech kämpfen. Vll. muss er einem Adligen mal einen Schlüssel klauen oder einen anderen aus einem tiefen Brunnen holen.
Der Punkt ist der: Die Schlüssel sind und bleiben McGuffins, und haben daher nicht viel zu tun als die Handlung voran zu treiben. Nur wird das eben auf die Dauer langweilig, wenn die Handlung nur dadurch einen Schritt weiter macht. Sie können vll. der Aufhänger sein, aber letztlich sollte die Handlung von den Charakteren (oder anderen Menschen/ Gegnern/ Hintergrundgeplänkel wie Krieg) getragen werden, nicht von billigen Plot Devices.

Eine Frage kann also sein, denke ich: Reist dein Prota durch sieben Länder, weil du sieben Stück davon haben willst oder ist es eine logische Konsequenz aus seinem Handeln heraus, dass er in jedes dieser Länder reisen muss?
Würde deinem Prota ein wichtiger Entwicklungsschritt fehlen, wenn du das Land als solches mit seinem Flair heraus nimmst oder kann dein Prota den Entwicklungsschritt auch an einem anderen Ort machen? (Sind die Länder also nur schmückendes Beiwerk = McGuffins oder eher eine Art Nebenplot/ Nebenschauplatz/ Zusatzquest?)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Sternsaphir

Ich würde mich nicht unbedingt an diese Regelung halten, da ja auch mal mehr oder weniger Katastrophen für den Plot notwendig sein können.

Aber wenn Du das Gefühl hast, dass es zuviel ist, frage Dich doch mal, auf welche Länder könntest Du in Deinem Projekt verzichten, ohne dass es Lücken gibt?

Klecks

Ich mag generell keine Vorgaben, Regeln und Schemata, wenn es ums Schreiben geht. Ich schreibe meine Geschichten so, wie ich sie gern schreiben möchte. Wenn sich jeder an solche Regeln und Akte und Zahlen hält, sind bald alle Bücher gleich. Also schreib so, wie du möchtest, La Variée.  :knuddel:

Arcor

Für mich wäre das eine klassische Frage für einen Testleser. Kannst du da jemanden fragen, der die Geschichte mal probeliest, La Variée? Oder wenn du deine Geschichte noch nicht so weit geschrieben hast, kannst du jemandem dem Plot einfach mal im Detail erzählen, so wie du ihn schreiben würdest? Ich finde so etwas gerade bei solchen Fragen immer sehr hilfreich.
Aus meiner Perspektive finde ich es jetzt nicht unbedingt zu viel, auch wenn es etwas redundant wirken kann, gerade wenn die Verbindung zum Hauptplot so nicht so groß ist. Könntest du denn die vier Länder, in denen der Held nur Leuten hilft, noch etwas stärker mit der Hauptgeschichte verbinden? Ansonsten finde ich eine solche redundante Struktur für ein Märchen nicht schlecht, gerade im Hinblick auf die Zahl 7. Das hat eine starke Symbolkraft, die mir gut gefallen würde, gerade wenn du auch eine märchenhafte Sprache benutzt.

Aber ich kann solche Zweifel verstehen, La Variée. Ich habe die auch immer mal wieder, gerade auch mit meinem aktuellen Projekt. Da habe ich das Gefühl, dass ich unbedingt mehr Detektivelemente und mehr Ermittlung des Protas einbauen muss, da das sonst jeder mau und doof findet. Aber es ist auch gut, wenn man sich immer wieder vor Augen führt, dass man die Geschichten so schreiben sollte, wie sie einem selber gefallen. Erst im zweiten Schritt sollte man an andere denken. Man kann es ohnehin nicht allen recht machen.  :knuddel:
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Tintenvers

Zitat von: Arcor am 15. Februar 2015, 18:56:39
Für mich wäre das eine klassische Frage für einen Testleser. Kannst du da jemanden fragen, der die Geschichte mal probeliest, La Variée? Oder wenn du deine Geschichte noch nicht so weit geschrieben hast, kannst du jemandem dem Plot einfach mal im Detail erzählen, so wie du ihn schreiben würdest? Ich finde so etwas gerade bei solchen Fragen immer sehr hilfreich.
Aus meiner Perspektive finde ich es jetzt nicht unbedingt zu viel, auch wenn es etwas redundant wirken kann, gerade wenn die Verbindung zum Hauptplot so nicht so groß ist. Könntest du denn die vier Länder, in denen der Held nur Leuten hilft, noch etwas stärker mit der Hauptgeschichte verbinden? Ansonsten finde ich eine solche redundante Struktur für ein Märchen nicht schlecht, gerade im Hinblick auf die Zahl 7. Das hat eine starke Symbolkraft, die mir gut gefallen würde, gerade wenn du auch eine märchenhafte Sprache benutzt.

Aber ich kann solche Zweifel verstehen, La Variée. Ich habe die auch immer mal wieder, gerade auch mit meinem aktuellen Projekt. Da habe ich das Gefühl, dass ich unbedingt mehr Detektivelemente und mehr Ermittlung des Protas einbauen muss, da das sonst jeder mau und doof findet. Aber es ist auch gut, wenn man sich immer wieder vor Augen führt, dass man die Geschichten so schreiben sollte, wie sie einem selber gefallen. Erst im zweiten Schritt sollte man an andere denken. Man kann es ohnehin nicht allen recht machen.  :knuddel:
Nein, das mit dem Testleser ist noch nicht möglich, einfach weil der Roman noch größtenteils in der Planungsphase steckt. Aber zur Zeit bin ich am Überlegen, sie einfach zu planen und dann einfach drauf los zu schreiben und zu schauen, was aus ihr wird. Manchmal ergeben sich ja auch beim Schreiben wichtige Verbindungen. Mir ist jetzt nach einiger Überlegerei zum Beispiel aufgefallen, dass ich die eine Hilfe brauche, damit mein Prota sich weiterentwickelt. Aber um dieser Person helfen zu können, muss er zunächst jemand anderem helfen. Das wird dann aber auch nur kurz angerissen, also nicht zum Hauptthema gemacht. Hmm, mal sehen. :)

Churke

Zitat von: La Variée am 15. Februar 2015, 17:56:03
Es heißt ja immer, dass man in 3 Akten schreibt bzw.  Katastrophen in der Geschichte vorkommen, also drei Höhepunkte.

Ich würde das nur unterschreiben, wenn der Plot der Schillerschen Lehre der Einheit von Ort, Zeit und Handlung folgt. Bei einer Queste bzw. Schnitzeljagd gilt das aber nicht. Wenn dein Held durch 7 Länder reisen muss, entspricht es nur der dramatischen Logik, dass er in jedem dieser Länder eine Prüfung bestehen muss. Die 12 Arbeiten des Herakles waren ja auch nicht gerade einfach.

Tintenvers

Ich habe jetzt gemerkt, dass ich die Katastrophen miteinander verweben kann bzw sollte. So muss er z. B. den Zwergen helfen, damit er für ein anderes Volk Hilfe leisten kann, damit ihm diese dann einen Gefallen schuldig sind. D. H. er trifft bei Volk 2 ein, muss aber zurück zu Volk 1, von denen er eben kam, weil er sonst nicht weiter kommt. Und so funktionieren die anderen Dinge auch bzw. ähnlich. Problem gelöst, Katastrophen, wir kommen! :)