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… die "Babes in the Wood"?

Begonnen von Maja, 10. Februar 2015, 19:04:58

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Maja

Ich brauche ein bisschen Formulierungshilfe für "Unterm Laub". Konkret muss ich eine Zeitungsschlagzeile formulieren, von der ich genau weiß, wie sie auf Englisch aussehen würde, aber kein deutsches Äquivalent habe.

In dem Roman wurden in einem Waldstück bei Bakewell, England, die skelettierten Leichen von drei kleinen Mädchen gefunden - damals (1925) genauso ein Fressen für die Presse wie heute, und vor allem die Tabloid-Medien werden diesen Fall nach allen Regeln der Kunst ausschlachten. Solche Mordserien/Serienmorde bekommen gerne einen knackigen Namen verliehen - man denke an "Jack the Ripper", "Bible John", den "Axtmann von New Orleans", etc. Für Situationen, in denen man tote Kinder in Waldstücken findet, ist quasi als Gattungsbegriff im englischsprachigen Raum "Babes in the Woods Murder Case" reserviert - es gibt die verschiedensten, teilweise bis heute ungelösten, Fälle, jeweils unterschieden mit ihrer genauen Ortsangabe. Die Wikipedia listet allein vier verschiedene, nicht zusammenhängende Mordfälle: http://en.wikipedia.org/wiki/Babes_in_the_Wood_murders

Der Name "Babes in the Woods" geht zurück auf ein im englichsprachigen Raum sehr bekanntes (und durch und durch entsetzliches) Bilderbuch, in dem die beiden verstoßenen Waisenkinder am Ende im Wald verhungern und von den freundlichen Rotkehlchen mit Laub bedeckt werden. Dieser Gesichte verdankt mein Roman auch seinen Titel; es ist das erste, was die Geister der drei toten Mädchen über den Ort, an dem ihre Körper versteckt sind, von sich geben: "Wir liegen unterm Laub. Wir liegen alle unterm Laub". Und so bekannt, wie das Buch "Babes in the Woods" in den 20ern definitiv noch war, wird die Presse auch genau diesen Begriff für die Berichtserstattung verwenden.

Bloß, ich schreibe das Buch auf Deutsch, und das gilt auch für zu zitierende Zeitungsschlagzeilen, namentlich fiktive. Und im deutschsprachigen Raum spielt das Buch "Babes in the Woods" keinerlei Rolle, mir ist nicht mal bekannt, dass es jemals übersetzt worden wäre. Ich brauche also einen deutschen Begriff, den die Medien als Schlagwort für die Berichterstattung verwenden würden (auf Bildzeitungs-Niveau). Nur bin ich durch die "Babes in the Woods" derart blockiert, dass mir echt nichts einfällt. Über Hilfe würde ich mich sehr freuen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Mondfräulein

Möchtest du ein einzelnes Wort oder auch so einen Ausdruck? Spontan fällt mir "Laubengel" ein, was ja fast etwas Verherrlichendes haben könnte. Oder vielleicht irgendetwas anderes mit Engel?

Sipres

Gehören die Mädchen einer bestimmten Ethnie an, die nicht kaukasisch ist? Da hat man ja zu der Zeit sehr drauf geachtet und könnte vielleicht damit etwas machen.

Maja

@Mondfräulein äulein
Engel ist immer gut. Daran hatte ich gar nicht gedacht (wie auch, wenn mein Hirn immer nur "Babes" ausspuckt. Damit können wir arbeiten!

@Spires
Im Moment ist die Ethnie "skelettiert". Und mit der Gerichtsmedizin von 1925 muss das auch erstmal so bleiben. Die Kinder waren zu lebzeiten hellhäutig und blondgelockt, aber das weiß im Moment nur das Medium, das sie gefunden hat (wobei von "hellhäutig" natürlich allenthalben ausgegangen wird)
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Debbie

Die toten Mädchen (Engel) aus dem Unterholz, die toten Eichen-/Linden-/Birkenengel, die Engel mit den Blätterflügeln, die toten Engel aus den Wäldern, die toten Kinder/Mädchen des Waldes ...


Sturmloewin

#5
Wie wäre es mit "Die Verblichenen des Waldes" (Verblichen hierbei als Synonym für Leichnam), o.Ä. zum Beispiel: "Die verblichenen Kinder" "Die bleichen Waldkinder".

Mit Engel kann ich mich persönlich nicht allzu sehr anfreunden, da ich finde, dass dieser Begriff in der Literatur allzu häufig verwendet wird - ist aber wohl Geschmackssache.

Wenn ich noch eine spontane Eingebung bekomme (vermutlich nachts oder in den unpassendsten anderen Momenten :D ) melde ich mich hier nochmal.


EDIT: Eben noch aus Debbies Beitrag abgeleitet: "Laubkinder" "Unterholztote" oder sonstige jegliche Zusammenstellungen der Worte.
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"

Maja

Ich überlege, ob ich die Engel mit dem Ort kombiniere - "Der Engelwald von Bakewell" - ich brauche schließlich was schön reißerisches für die Titelseite ...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sanne

Ich mag ja Engel irgendwie auch - gerade wenn es um blondgelockte, kleine Mädchen geht.

Engel(s)grab im Wald von Bakewell


- fände ich in dem Zusammenhang auch passend.

Vielleicht kommt noch eine andere Eingebung ...


Sprotte

Eine andere Variante wäre es, den Namen am Mörder festzumachen. Ich denke an Sandmann, Yorkshire Ripper, Jack the Ripper, die Schwarze Witwe etc.

Engelmacher?
Waldschrat?

Maja

@Sprotte
In den Fällen, in denen Mordserien nach den Tätern benannt wurden, wurde üblicherweise auch auf die Mordmethode Bezug genommen (Waffen, Würgen, Gift) oder bekannte optische Merkmale oder Angewohnheiten (Maskenmann, Bible John). Da wir es hier mit skelettierten Überresten zu tun haben, bei denen nicht mehr auszumachen ist, wie die Opfer zu Tode gekommen sind, und so sind die Opfer auch der einzige Anhaltspunkt für die Presseberichterstattung. Auch wenn mir der Waldschrat wirklich gut gefällt. ;D

Im Moment tendiere ich zu "Die kleinen Engel aus dem Wald" oder "Engelchen vom Bakewell-Wald", weil das so einen typischen Bildzeitungs-Rhythmus hat - es wird Mitleid erzeugt, und Hass auf den Täter, und die sprichtwörtliche Unschuld der Opfer noch mehr in den Mittelpunkt gestellt. Vor allem aber erinnert "Kleine Engel aus dem Wald" an meine "Babes in the Woods", ohne dass man dafür irgendwelcehes Babes-Hintergrundwissen mitbringen müsste.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sprotte

Wobei ich bei der Auswahl zu den "Engelchen vom Bakewell-Wald" tendieren würde.  :pompom: Noch niedlicher, noch unschuldiger.

Maja

Zitat von: Sprotte am 10. Februar 2015, 23:30:09
Noch niedlicher, noch unschuldiger.
Und noch BID-mäßiger. ;D Ich les die falschen Zeitungen, fürchte ich. Es ist für den Daily Mirror.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Lothen

Hm, also in der Titelzeile müsste aber fast noch ersichtlich werden, dass die "Engelchen" tot sind, oder nicht?

Ich stehe gezwungenerweise jeden Morgen im Zeitschriftenladen am Bahnhof und stelle immer wieder fest, dass es keine Boulevard-Überschrift ohne Worte wie "grausam", "brutal", "einsam", "schockierend", "leiden" oder "Schicksal" gibt (sofern keine Brüste drauf sind, die erübrigen das).

Also wäre mein Favorit etwas in der Richtung: "So einsam starben die Engelchen vom Bakewell Wald" oder so. ;)

Atra

Ich muss zugeben, dass mich das Wort "Engel" im Jahr 1925 stört. Könnt ihr euch wirklich vorstellen, dass eine Zeitung von 1925 aus England das so gedruckt hätte? Eher traue ich denen so was zu, wie "Der Kinderfresser vom Bakewell-Wald" Wegen skelettiert = er hat sie eben gegessen, Hauptsache reißerisch  ;)

"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Thaliope

Ich storme mal fröhlich drauflos:

Die kleinen Seelen im Wald
Die Unschuldigen vom Blakewell-Wald
Die Blakewell-Kinder
Die Himmelskinder vom Blakewell-Wald
Engelsleichen im Blakewell-Wald
Die Blakewell-Engel
Blakewell-Babys
Seelenwald
Die toten Kinder vom Seelenwald
Wir Kinder vom Blalkewell-Wald ;D