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"Ich hab's getan, weil ..." - die Motivation der Charaktere

Begonnen von Siara, 04. Februar 2015, 12:02:58

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Siara

Huch, gibt es zu diesem Thema wirklich noch keinen Thread? Also mich würde schon interessieren, was eure Protagonisten und (mindestens ebenso spannend) eure Antagonisten eigentlich antreibt.

Die Motivation ist schließlich oft das, was die Handlung ins Rollen bringt, und sie ist beinahe ausnahmslos das, was sie in Bewegung hält. Spannung zu erzeugen wird schwer, wenn es kein absehbares Ziel gibt, für - oder gegen - das sich zu kämpfen lohnt. Ob im Großen, das sich über mehrer Teile einer Trilogie erstreckt, oder im Kleinen, das den Charakter dazu bringt, einen weiteren Schritt zu machen: Irgendetwas treibt ihn an.

Erst einmal die Grundfrage: Wie plausibel muss das Verhalten der Charaktere für euch erklärt sein? Brandon Sanderson sagte in seinem Kurs, dass reale Menschen schließlich oft unstet sind und sich teilweise wider jeden Verstandes (oder sogar Gefühls) entscheiden. Manchmal tut man etwas einfach und fragt sich im Nachhinein, was einen wohl geritten hat. Charaktere in Geschichten sind verlässlicher, und Autoren suchen für jede Handlung die passende Motivation. Ist es gut so, oder wären "realistische" unberechenbare Charaktere ebenso eine Möglichkeit? (Meiner Meinung nach braucht ein Charakter übrigens eine Motivation, andernfalls erscheint es mir wie ein billiger Trick).

Auf einige Motivationen und auch einige Grundprinzipien ist Fynja hier noch einmal genauer eingegangen. Dankeschön!

Einige Grundbegriffe für Motivationen würde ich gerne in einer Liste festhalten und mit euren Vorschlägen ergänzen. Manchmal sucht man schließlich in einer Situation noch nach einem Antrieb, und vielleicht kann ein Oberbegriff den Anstoß in die richtige Richtung bringen:

  • Abenteuerlust
  • Anerkennung
  • Angst
  • Charaktermerkmale wie Schüchternheit, Selbstsicherheit etc.
  • Ehrgeiz
  • Eifersucht
  • Freiheitsdrang/Selbstbestimmung
  • Gewohnheit
  • Gier
  • Grundbedürfnisse
  • Gruppenzwang
  • Ideologie
  • Langeweile
  • Liebe/Verliebtheit
  • Macht
  • Misstrauen
  • Moral
  • Neugier/Forschungsdrang
  • Persönliche Abneigung/Feindschaft
  • Pflicht(-gefühl)
  • Rache
  • Religiöser Glaube
  • Reue/Schuld
  • Rückkehr zur Normalität
  • Schock/Stressituation
  • Spaß
  • Stolz/Ego/Angeberei
  • Sucht
  • Trauma/negative Erinnerungen
  • Treue/Gehorsam
  • Überlebenswille
  • Verführung
  • Wahn
  • Widerstand/Auflehnung gegen Unterdrückung
  • Wunsch eines anderen erfüllen

Außerdem finde ich spannend, welche Motivationen ihr für besonders interessant haltet und welche ihr vermeidet, wo es geht - und warum.

Eine zeitlang hatte ich eine echte Schwäche für moralische Motivation, allerdings für den Antagonisten und den Protagonisten gleichermaßen. Besonders aufregend wird es aber erst, wenn beide im Grunde dieselbe oder eine ähnliche Vorstellung von "gut" haben. Allerdings unterscheiden sie sich stark in den gewählten Wegen dorthin. (Vielleicht heiligt ja für den einen der Zweck die Mittel, während der andere diese für ethisch nicht vertretbar hält?) Die Grenzen zu Ideologie/Glaube sind hier natürlich fließend.

Auch die Gewohnheit halte ich für spannend, vor allem dann, wenn sie in den ungewohnten Situationen, in die die Charaktere stolpern, zu Gefahr oder komischen Momenten führen. Auch das "Ich will einfach meine Ruhe haben" zähle ich übrigens zu diesem Punkt.

Meine persönlich unliebste Motivation ist die Rache. Sie ist sicherlich ein extrem starker Antrieb, aber als Hauptmotivation reicht sie mir einfach nicht. Das liegt vor allem daran, dass sie so frustrierend ist. Entweder, der Charakter versagt auf halber Strecke, oder er bekommt zwar seine Rache, aber diese ist wenig erfüllend. Beim Lesen (und Schreiben) gibt es somit zwar ein "Ziel", aber eines, das sich in meinen Augen nicht zu erreichen lohnt.

Sadismus (und damit meine ich nicht SM) sehe ich ebenso kritisch, zumindest als Motivation des Antagonisten. Sie ist mir zu einfach. Jemandem, der Böses tut, einfach, weil er Spaß daran hat, fehlt in meinen Augen das Format. Aber auch das ist natürlich persönliche Meinung und Sadisten haben schließlich durchaus ihre Fans. Als Charakterzug bei einem Protagonisten hingegen könnte es wiederum extrem spannend werden ... ;D

Ich bin gespannt auf eure Antworten, Erfahrungen und Meinungen dazu. :)
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Ary

Hi Siara,

danke für das Thema!
Motivation ist eines meiner großen Probleme - ich bin schon oft von Betas darauf hingewiesen worden, dass sie die Motivation meiner Figuren nicht fassen können. Meist sind das genau die Geschichten, die sich mir beim Schreiben sperren und mit denen ich auf keinen grünen Zweig komme. Die Motivation ist das Problem.

Wenn ich die Motivation der Figur dann endlich mal am Wickel habe, dann läuft es in meinen Geschichten oft darauf heraus, dass sich der Figur eine Aufgabe stellt, die sie lösen müssen. Diese Aufgabe kommt nicht platt von einem Auftraggeber, sondern eher aus einer Notwendigkeit heraus. Da will jemand einen Fluch brechen, um sein Dorf zu retten. Aber nicht Rache nehmen an dem Verflucher, denn das erlöst das Dorf auch nicht. ich arbeite wie du nicht gern mit Rache, es sei denn, die ganze Geschichte dreht sich nur darum. Dann endet es aber meist damit, dass sich Rache nur im ersten Moment befriedigend anfühlt und dann die Leere kommt.Manchmal kann das passen oder sinnig sein, aber nicht immer.

Gern arbeite ich mit Liebe als Motivation - wobei nicht immer "und sie lebten glücklich bis an ihr Ende" herauskommen muss, Liebe als Motivation kann schließlich auch sehr zerstörerisch sein. Vor allem, wenn sie zu Besessenheit wird.


Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

FeeamPC

Macht und Dominanz auf der einen Seite, Auflehnung auf der anderen, das ist bei meinen derzeitigen Figuren die Haupt-Motivation.

Sipres

Ich liebe die Motivation "Kann das kein anderer machen? - Nope - Ja, ich mach's...". Quasi diese Zwangsrekrutierung zum Weltenretter. Natürlich ist das nur Teil. Im Laufe der Geschichte kriegt mein Prota noch andere Motivationen, aber ganz vorne steht immer dieses "Alle sagen, nur ich kann das machen".

Die Prota aus meinem Nebenwerk hingegen hat eine ganz andere Motivation. Ihr geht es nur ums Prinzip. Sie ist zu früh gestorben, also will sie ihr untotes Dasein hinter sich lassen und wieder menschlich werden. Nicht, weil sie ihr untotes Dasein hasst oder so. Es geht, wie schon gesagt, nur ums Prinzip.

Cythnica

Also bezüglich meiner Antagonisten werden da einige natürlich immer von Macht und dergleichen Angetrieben - meine Protagonisten schwanken oft irgendwo zwischen Moral, Rache und dem Interesse etwas ganz Bestimmtes zu schützen -

mein Liebster Bösewicht hingegen tut das meiste was er tut aus Neugier - er versucht ein altes System zu durchbrechen und gewissermaßen sogar die ganze Welt zu befreien - aber weniger aus dem puren Interesse heraus jemandem etwas gutes oder schlechtes zu tun - sondern viel mehr um zu sehen, was dann passiert. Man könnte es auch Forschungsdrang oder ähnlich bezeichnen.

Lazlo

#5
Was ich noch ergänzen kann, ist die "Anerkennung" als Motivation. Wenn z.B. der Protagonist darum kämpft, von Gleichaltrigen anerkannt zu werden und versucht, seinen Ruf als Feigling oder Looser loszuwerden. Er muss sich etwas ausdenken, um sein Image zu verbessern. Oder wenn er sich von seinen Eltern zurückgesetzt fühlt, weil sie sich nicht um ihn kümmern und ihm keine Aufmerksamkeit schenken. Er kämpft dann nicht nur um deren Liebe , sondern auch um ihre Anerkennung, dass sie sehen, was er leistet. Ich glaube die Motivationen "Anerkennung und Akzeptanz" spielen gerade in Kinder- und Jugendbüchern eine wichtige Rolle.

Windfeuer

Meine Prota und die Nebenprotas werden von negativen Erinnerungen und dem bewahren ihrer Geheimnisse, sowie von Moral angetrieben. Meine Antagonisten dagegen werden von dem Wunsch nach Macht, persönlicher Feindschaft, und zwei von ihnen von ihren Ideologien angetrieben.

Das ist das erste Mal das es mir leicht fällt, die Motivation von allen zu bestimmen - sie zu wissen. Normalerweise tappe ich zum Großteil im dunkeln.  :P


Churke

Zitat von: Siara am 04. Februar 2015, 12:02:58
Einige Grundbegriffe für Motivationen würde ich gerne in einer Liste festhalten und mit euren Vorschlägen ergänzen. Manchmal sucht man schließlich in einer Situation noch nach einem Antrieb, und vielleicht kann ein Oberbegriff den Anstoß in die richtige Richtung bringen:

Gier
Ehrgeiz

Was ich auch für sehr wichtig halte, ist das soziale Umfeld einer Figur. Gruppendruck. Berater, die in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Was treibt Obama an? Der Typ, der den Teleprompter betextet? Je nach Anwort bekommt die Figur einen ganz anderen Spin. So kann aus dem brutalen Diktator ein überforderter Angsthase werden. Und Menschen können sehr dumme Dinge tun, wenn sie sich in einem Kollektiv befinden. Nach dem Prinzip "Gemeinsam in den Untergang".


Ary

Oh ja. Herdentrieb. Oder Teil einer Gruppe sein zu wollen, auch wenn man eigentlich gar nicht hinter dem steht, was die Gruppe antreibt. Es gibt genug Menschen, die sich verbiegen, um anderen zu gefallen, oder um in angesagte Cliquen zu kommen oder so etwas in der Art. 
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Fafharad

Hallo Siara! Schöner Thread, den du da aufgemacht hast  ;)!

Eine real leider extrem verbreitete Motivation ist Geldgier. Die grenze ich bewusst von den Geldsorgen (oder wirtschaftlicher Not) ab, weil ich hier wirklich den niederen Beweggrund meine: Die Gier nach mehr, obwohl man schon genug hat, oder die Versuchung, auf den Weg zum Geld die Abkürzung zu nehmen.
Ebenfalls sehr verbreitet: Herdentrieb (könnte man als Form von Angst sehen).

Persönlich liebe ich die komplexen, situationsbedingten Motive, die sich schwer kategorisieren lassen. Gerne nach dem Strickmuster: "Ängstlicher Gutmensch will es eigentlich GAR NICHT tun, aber wenn niemand sonst es macht ..." oder "Arrogantes Ar*****ch entdeckt sein Gewissen, nachdem er durch sein Verhalten jemandem geschadet hat, und versucht, seinen Fehler wiedergutzumachen".
Na gut, ersteres ließe sich mit Moral oder Ideologie verschlagworten, letzteres mit Schuld und Reue.
Eine sehr spezielle (besser: atavistische) Motivation spielt in meinem aktuellen Projekt eine Rolle: Arterhalt. Vielleicht sollten wir Befriedigung von Grundbedürfnissen einlisten  ;).

Im Grunde ist deine Liste schon ziemlich vollständig  :).








Lothen

#10
Uff, dazu könnte ich jetzt glaube ich einen Roman schreiben, ich versuche mich mal kurz zu fassen. :D

Als problematisch habe ich dieses Thema zum Glück noch nie empfunden. Ich glaube, wenn man aus dem Pen&Paper/Live-Rollenspiel-Bereich kommt, ist man gewohnt, für den Charakter Motivationen zu entwickeln, sonst würde der ja nie zum RPG-Helden werden, sondern nur zuhause sitzen und Däumchen drehen ;).

Zitat von: Siara am 04. Februar 2015, 12:02:58
Erst einmal die Grundfrage: Wie plausibel muss das Verhalten der Charaktere für euch erklärt sein?
Das finde ich eine sehr spannende Frage! Ich schwanke oft auf diesem schmalen Grat zwischen: "Die Charaktere sollen sich lebendig und authentisch verhalten, also auch manchmal was tun, was blödsinnig ist" und "Charaktere sollen für den Leser konsistent und greifbar wirken und eine gewisse Kontinuität im Verhalten aufweisen".

Ich glaube, das entscheidende ist, dass das Verhalten der Person irgendwo reflektiert wird, sodass dem Leser klar wird: "Ah, das war jetzt eine Kurzschlussentscheidung. Das würde er/sie sonst nicht machen." Oder: "Das war eine Extremsituation, deswegen hat er/sie so gehandelt". Psychologisch gesehen ist das eben der Unterschied zwischen Traits (also stabilen Persönlichkeitsmerkmalen) und States (aktuellen Zuständen). Solange die Traits irgendwo stimmen, können die States sicherlich auch mal abweichen, ohne, dass es absurd wirkt. 

Ich muss sagen, bei den Charakteren, die ich gut kenne, denke ich oft gar nicht mehr so arg über ihr Verhalten nach. Im Zweifel versuche ich dann im Nachhinein für mich selbst zu rechtfertigen, warum er/sie so gehandelt hat. Und das klappt soweit wohl ganz gut. ;)

ZitatMeine persönlich unliebste Motivation ist die Rache.
Hihi, ich mag Rache als Motiv - um es dann im Laufe der Handlung eiskalt zu demontieren. ;D Ich habe durchaus ein paar Protas, die sich Rache auf die Fahne geschrieben haben, und dann aber doch irgendwann merken, dass sie damit nicht glücklich werden. Meistens aber erst nachdem der Leser das schon lange bemerkt hat. ;)

Oh, jetzt erst gesehen, dass Aryana das auch schon gut zusammengefasst hat:
Zitat von: Aryana am 04. Februar 2015, 12:27:28Dann endet es aber meist damit, dass sich Rache nur im ersten Moment befriedigend anfühlt und dann die Leere kommt.Manchmal kann das passen oder sinnig sein, aber nicht immer.
Das unterschreibe ich so. ;)

Zitat von: Cythnica am 04. Februar 2015, 12:53:50mein Liebster Bösewicht hingegen tut das meiste was er tut aus Neugier. Man könnte es auch Forschungsdrang oder ähnlich bezeichnen.
Stimmt, "Neugier" oder "Wissendrang" würde ich in der Liste auf jeden Fall noch ergänzen.

"Familie" würde ich auch noch hinzufügen (Eltern, Geschwister usw.).

Im Übrigen würde ich sagen, dass ein Prota in der Regel mehr als eine Antriebsfeder hat (und meistens ist das eine ja eng mit dem anderen verwoben), außer, eine ist extrem stark und überlagert alles andere. Eine Mehrzahl von Motivatoren ist in meinen Augen auch ein Hinweis darauf, dass die Motivation stimmt.

Oh und ich fürchte, die primär vertretene Motivation meiner Protas ist eine Kombination aus Traumata und Widerstand. :rofl:

pyon

Bei meinem derzeitigen Prota ist es so, dass er mehr oder weniger in das Abenteuer gestolpert ist, weil er die richtigen, beziehungsweise die falschen (je nachdem) Freunde hat. Aber im Laufe der Geschichte wird sich die Motivation natürlich weiterentwickeln. Über diese Hineinstolpern kommt noch Neugierde, Gerechtigkeitssinn, Abenteuerlust, Freundschaft und so weiter hinzu.
Man muss - zum Glück - nicht nur bei einer einzigen Art der Motivation bleiben, sondern kann seinen Charakter sowohl hin und her springen lassen, als auch mehrere Möglichkeiten den Antriebes geben.

Zitat von: Lothen am 04. Februar 2015, 13:11:41
Im Übrigen würde ich sagen, dass ein Prota in der Regel mehr als eine Antriebsfeder hat (und meistens ist das eine ja eng mit dem anderen verwoben), außer, eine ist extrem stark und überlagert alles andere. Eine Mehrzahl von Motivatoren ist in meinen Augen auch ein Hinweis darauf, dass die Motivation stimmt.

Ich finde Lothen hat das alles ganz gut zusammengefasst, was mir eigentlich auch bei einem Roman wichtig ist. Deshalb reicht mir bloße Rache als Motiv auch gar nicht, vor allem, da es meiner Meinung nach doch ein wenig klischeehaft geworden ist.

heroine

#12
Den Punkt "Macht" versteh ich nicht. Geht es darum Macht zu gewinnen (was für mich auch Gier wäre) oder weil der Zwang durch äußere Macht kommt? Einige der Motive überschneiden sich meiner Meinung nach auch, z.B. "Ideologie" und "Religion", sind für mich beides Wertvorstellungen und eng verknüpft mit der Moral. Und bei anderen ist es eben nur ein Ausdruck von einer anderen Sache. Z.B. Sadismus trifft meiner Meinung nach nicht komplett den Kern des Antriebs: Lustbefriedigung. Es geht zu sehr in eine (negative) Richtung. Etwas ähnliches passiert ja auch bei einem Helfersyndrom.

Ein paar weitere Gefühle, die Motive sein können:

  • Bequemlichkeit/Faulheit (!= Gewohnheit)
  • Langweile
  • Wahn
  • Reue/schlechtes Gewissen/Wiedergutmachung
  • Verführung von Außen in Kombination mit Schwäche des Charakters
  • Hoffnung

Das schlimmste Motiv ist dabei Langeweile. Wenn meinen Charakteren langweilig ist drehen sie total durch und machen den größten Mist überhaupt!  :versteck:

Wobei ich trennen würde zwischen Motiven, die von außen kommen und relativ klar, selbst vom Charakter erkannt werden können: Zwang, Pflicht, Erwartungen (dazu zählen auch eingebildete Erwartungen), Regeln, u.U. Beherrschungszauber, Kultur, Religion, Moral, Gesetze, selbstgesteckte Ziele o.ä. Also kurz das was der Charakter meistens ohne mit der Wimper zu zucken auf die Frage mit "Warum tust du das?!" antwortet.

Daraus, sowie aus dem individuellen Charakter und dem Umfeld ergeben sich dann die weniger klaren Motive: die Gefühle. Ein Charakter wird vielleicht sagen: "Ich tue das, weil ich dich liebe." aber er wird kaum antworten "Ich tue das weil deine Anwesenheit mir Unwohlsein bereitet, wir seit 10 Jahren eine offene Rechnung haben und ich den fixen Gedanken hatte, das könnte eine gute Idee sein."

Fafharad

Was mir noch einfällt:
Die Begriffe Motiv und Motivation werden gerne in einen Topf geworfen, stellen aber durchaus unterschiedliche Antriebsfedern dar.
Beispiel Roadmovie (Sorry, kein Buch ;)): Zwei Protagonisten haben klar dasselbe Motiv (einen Zielort zu erreichen), sind aber in der Regel ganz unterschiedlich motiviert.
Okay, hier könnte ich "Motiv" auch einfach durch "Ziel" ersetzen ... Dann wären wir bei der Schneeflockenmethode nach Ingermanson  ;).

Stellt euch mal folgende Fragen:
- Was treibt meinen Protagonisten an?
- Warum entscheidet/verhält sich mein Protagonist in dieser Szene so und nicht anders?
Ich hoffe, dadurch wird klar, was ich mit meinem Geschwafel eigentlich meine ... :)

Im realen Leben treffen wir ja gerne "Bauchentscheidungen" und können hinterher gar nicht so genau sagen, warum wir etwas so und nicht anders gemacht haben. Vielleicht, weil es sich richtig angefühlt hat. Und wenn es falsch war? Dann sind wir angepisst, wenn jemand die Frage nach dem "Warum" stellt  :P.
Bauchentscheidungen können den Protagonisten durch die ganze Story tragen. Und ich wette, wenn wir ihn als authentisch erleben, fragen wir nicht nach seinen Motiven. Wir hätten uns womöglich auch nicht anders verhalten :).

Szazira

Mir fehlt noch der Überlebenswille in der Liste.

Ein Teil meiner Figuren möchte nämlich nur mit heiler Haut aus der Sache rauskommen, die ich Ihnen eingebrockt habe (oder sie sich selbst). Dadurch müssen sie sich für oder gegen Dinge entscheiden, wenn sie sich nicht entscheiden oder zu lange warten, passieren eben andere Dinge als wenn sie die Sache selbst in die Hand genommen hätten. Auch sich nicht entscheiden, ist im Grunde eine Entscheidung.

Man kann natürlich argumentieren, dass Überleben ein Ziel und keine Motivation ist, für mich gehört es definitiv zum Graubereich.

Obwohl... man könnte 'Überlebenswille' unter 'Hoffnung' ablegen...