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Entwicklung eines neuen Volkes

Begonnen von newdevilraider, 23. April 2007, 16:48:01

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newdevilraider

Wie sieht es bei euch aus? Benutzt ihr ausschließlich die altbekannten Völker und Rassen (z.B. Elben, Zwerge, Orks, Menschen, etc.)  für eure Fantasiegeschichten oder habt ihr schon einmal eine eigenständige, nicht offensichtlich abgekupferte, Rasse entwickelt?

Mir ist aufgefallen, das wenn man angestrengt am Schreibtisch sitzt und versucht ein neues Volk zu erschaffen, klappt dies meistens nicht. Vielleicht ist das nur bei mir so, aber eines Abends saß ich vor dem Fernseher und hab irgendeinen Actionfilm angeschaut. Plötzlich ist mir ein Gedanke in den Sinn gekommen. Die Geburtsstunde meines eigenen Volkes (bzw. Rasse). In kürzester Zeit hatte ich nicht nur die Beschreibung und Eigenheiten niedergeschrieben, sondern gleich dazu eine umfangreiche und komplexe Geschichte. Ich hab sogar eine Landkarte für das eigentümliche Reich gezeichnet. Und das alles in weniger als einer dreiviertel Stunde. Bis jetzt ist dieses Kapitel mein Lieblingsabschnitt meiner Geschichte.

Wie siehst bei euch aus?

THDuana

Hallo newdevilraider,

(wha, der Name bricht mir immer noch die Finger...)

ich setze mich auch nicht hin und versuche mir aller Gewalt eine Rasse zu erschaffen.
Das kommt mehr so aus Nichtstun, Inspiration und Not (am besten alles zusammen ;)).

Ich habe für meine Geschichte ein kleines, geflügeltes und leicht rundliches Kamel erfunden, der Name fehlt bis heute (bissig ist es auch noch...).

Als eigene Rasse zähle ich meine Rieseneulen zwar nicht, aber gut ::)

Es kann sein, dass ich schon die ein oder andere abgewandelte Menschenart oder so manches Monster erschaffen habe - oft unfreiwillig - aber an die kann ich mich gerade nicht mehr erinnern.

Ich bediene mich oft der üblichen Rassen, denn zu erklären, wie die eigene Rasse aussieht, wie sie so ist, wo sie herkommt, Eigenarten usw. dauern manchmal einfach zu lange, als das sie in die Geschichte passen und wenn sie das nicht tun, ist der Leser unzufrieden. Verständlich, wer gibt sich schon mit einem verschwommenen Bild ab?

Neue Rassen erschaffen finde ich grundsätzlich gut, auch wenn ich mich beim Lesen schon so manches Mal geärgert habe, dass diese Rasse eigentlich gar nicht neu ist, sondern einfach nur gewalttätiger gemacht wurde, blutiger, oder eben blumiger, der Name unaussprechlich gemacht wurde und mir dann so als neues Geschöpf vorgesetzt wurde.

Ein Elf mit einer Käule ist immer noch ein Elf und kein Riese.


Duana

Chuck

Ich habe für eine meiner Welten mehrere neue Völker erschaffen. Wobei Völker nicht in jedem Fall zutrifft. Die Einen sind eher Wesen, die wenig mit humanoiden Eigenschaften gemein haben.
Meist kamen mir immer einfache Grundideen, die sich dann zu Volkeigenschaften ausgeweitet haben.
Auch der Mensch ist ja noch beliebig teilbar (ja, auch wenn Individuum unteilbar heißt  ;D )... Also es können ja verschiedene Völker, mit verschiedenen Eigenschaften, die selbe menschliche Hülle tragen.

Allerdings kamen bisher nur wenige zum Einsatz. Ok, bei Science Fiction dann schon eher - an die Vulkanier traue ich mich dann nicht ran. :)
Generell, grob über den Daumen und mal Pi würde ich sagen, dass ich zu 75 - 80 % auf altbewährtes zurückgreife und folglich der Rest Eigenkreationen sind.



newdevilraider

Da hast du vollkommen recht. Es ist manchmal schwer etwas wirklich neues zu entwickeln. Denn als erstes nimmt man die Rassen zur Hand, die man kennt bzw. die andere auch kennen. Wenn man anschließend ein paar Attribute ändert, ist das eigentlich keine große Kunst.
Und Elben bleiben Elben, egal ob dunkel- oder hellhäutig. Die sind nun mal von Haus aus hochgewachsen. Und ich denke, ein Elb kann niemals die Ausmaße eines Riesens bzw. Trolles annehmen.

THDuana

Hallo newdevilraider,

(ha, langsam gewöhne ich mich daran...)

Zitat von: newdevilraider am 23. April 2007, 17:03:00Und ich denke, ein Elb kann niemals die Ausmaße eines Riesens bzw. Trolles annehmen.
Das war nur ein Beispiel und natürlich kann ein Elb Ausmaße eines Riesen annehmen, denn es ist eine Figur, die du beliebig formen kannst.

Allerdings muss der Unterschied zwischen Elben und Elfen bekannt sein.
Klar, Elfen sind eine Abwandlung von Elben, aber in unseren Köpfen sehen sie doch anders aus als Elben, die eigentlich von Alben stammen und die Albträume "verursachen".

Etwas Neues zu erfinden ist immer schwer. Es gelingt, aber nur wenigen und nicht allzu oft.
Aber ich denke auch nicht, dass die Leser enttäuscht sind, wenn sie immer die gleichen Figuren vorgesetzt bekommen. Wenn in der Geschichte nicht gerade die Rassen im Vordergrund stehen, ist das auch weniger wichtig, finde ich.

Von Mischen halte ich nicht viel, denn dann kommt mir die Figur/die Rasse wie ein Flickenteppich, Patchwork, vor und das mag ich absolut nicht.
Andere mögen's.


Duana

Artemis

Ich arbeite in meinem Buch durchweg nur mit selbsterschaffenen Rassen - bis auf die Drachen, die sind einfach so genial, dass es wohl keine Neuschaffung geben wird  ::)

Es gehört elend viel Recherche und Grübeln dazu, etwas gänzlich neues zu bringen, ohne von dem altbekannten abzugucken. Aber es geht - und es macht einen riesen Spaß, die Völker quasi "auszustatten", ihnen ihren besonderen Charakter und ihre Fähigkeiten zu geben. Dann soll natürlich auch noch der Name dieser Rasse passen und und und...

Ich habs geschafft, für mein Buch 7 komplett neue Rassen zu entwickeln. War ne Höllenarbeit, aber es hat trotzdem Spaß gemacht.
Ich finde irgendwie, dass man mit neuen Rassen einfach mehr Möglichkeiten hat, eine Geschichte spannend und interessant zu gestalten. Wenn ich in einem Buch lese, dass da Elfen, Zwerge, Orks und was-weiß-ich vorkommen, ist schon grade die Luft raus. Dann kann man sich an zwei Fingern abzählen, wie die Verhältnisse untereinander sein werden. Die supertollen, unsterblichen und wunderschönen Elfen, die sich dauernd mit den griesgrämigen, axtschwingenden Zwergen kabbeln, die bösen, hässlichen Orks, die nur doof die anderen abschlachten, und die noch böseren Drachen, die auf nem Haufen Gold pennen und ab und zu ne gegrillte Jungfrau am Spieß bestellen...
Och nee... das ist dann wohl so prickelnd wie der 80. Geburtstag meiner Oma...  :gähn:

Aber bei neuen Rassen, die man nicht kennt, ist man schon gleich neugieriger. Was können sie? Was können sie nicht? Sind sie gut oder böse? Auf welcher Seite stehen sie? Was für eine Weltansicht und einen Charakter haben sie?
So kann man allein mit den Figuren die Handlung vorantreiben, während man bei den altbekannten "Kumpels" nur zuguckt und sich fragt, ob man dies oder jenes nicht schon einmal irgendwo gelesen hat...  ???


Gruß

Artemis

Rumpelstilzchen

#6
Ich bediene mich auch immer dem vorhandenen, manchmal entwickelt sich das "Volk" weiter, bekommen einen eigenen Namen, aber deshalb würde ich es nicht als neues Volk bezeichnen, weil es auf einem schon vorhandenen basiert.

Ein komplett neues Volk zu erschaffen finde ich ziemlich schwer, weil es halt irgendwie schon alles gibt. Gegen Mischrassen habe ich nichts, wenn es passt, z.B. Riese und Zwerg fände ich jetzt ziemlich abstrakt.

Wenn du versucht etwas neues zu erschaffen, bringt das nichts sich gezwungen vor den PC zu setzen und zu überlegen. Am Besten erst immer mal darüber nachdenken, bis du einen Ansatz hast, dann kommt es meist von alleine.

Edit:
@ Artemis
Elfen müssen nicht immer wunderschön und gut sein und Zwerge nicht immer griesgrämig. Wenn es gut erklärt ist, können auch Elfen mal hässlich oder böse sein und ein Zwerg herzensgut.

Artemis

@ Rumpelstilzchen

Klar können die das, aber man muss immer so denken, wie der Leser denkt.
Menschen sind Gewohnheitstiere. Sobald ein Fantasy-Fan im Klapptext den Begriff "Elfen" ließt, macht er sich sofort sein stereotypes Bild von dieser Rasse - groß, schön, tapfer, wie die Elben aus HdR, DIE Elben quasi. Das passiert unbewusst, ohne sein oder unser Zutun.
Wenn er dann das Buch aufklappt und ließt, dass die Elfen plötzlich hässlich und böse sind, ist er verwirrt, vielleicht sogar enttäuscht. Man hat ihm Hunger auf ne Elfenstory mit wahrscheinlich guten und hübschen Elfen gemacht, und dann kracht man total gegen seine Erwartungen...

Das ist so, als würdest du nem Kind jeden Abend die Geschichte vom Rotkäppchen erzählen. Irgendwann kann es die Story auswendig, und dann kommst du plötzlich mit ner neuen Version: Der Wolf ist ein liebes Schoßtier, das Rotkäppchen ne erbärmliche Zicke  ;D
Was glaubst du, was das für ein Geschrei gibt?

Rumpelstilzchen

Zitat von: Artemis am 23. April 2007, 17:55:18
Der Wolf ist ein liebes Schoßtier, das Rotkäppchen ne erbärmliche Zicke  ;D

:rofl: ich fänds ja mal genial

Auf den Klapptext gebe ich sowieso nicht viel, sondern informiere mich über das Buch (geht beim online shoppen super  ;)), weil die Klapptexte einfach viel zu kurz sind und ich daraufhin schon von einigen Büchern total enttäuscht wurde.

Artemis

Da hast du auch wieder Recht.

Ich guck immer bei Amazon - wenn 2/3 der Berichte positiv sind, wird das Buch gekauft.
Ein einziges Mal hab ich nicht nachgeschaut und blauäugig eins im Laden gekauft. Die Enttäuschung war bitter, als ich merkte, was ich da für nen Schrott hatte - und das für 15 €!  :wums:
War übrigens "Die Tochter des Windes" von... äh... weiß nicht mehr, wie die Tante hieß.

Ok, der Inhalt ist Geschmackssache, aber mir gehts häufig auch um den Stil. Deshalb les ich immer die erste Seite und eine aus der Mitte. Sind die stilistisch ok, hol ich mir das Buch auch.

Ich glaub, mit dem Zickenkäppchen mach ich mal ne Kurzgeschichte  ;D

THDuana

Ging's hier um Klappentexte? ::)

Gegen die Rotkäppchenversion hätte ich allerdings auch nichts. ;)

Wie gesagt, ich finde bereits bekannte aber abgeänderte Rassen nicht so toll.
Ist aber meine Lesermeinung.


Duana

Artemis

Zitat von: Duana am 23. April 2007, 19:21:36
Ging's hier um Klappentexte? ::)

Eigentlich gings um Rassen, aber wir sind mal wieder off-topic   ;D

Hast Recht, abgeänderte Rassen sind dämlich. Wer keine Ideen hat, soll bei den vorgefertigten Tütensuppen bleiben und das Kochen dem Koch überlassen  ;)
Ok, war nur ein Witz  ::)

Aber der Vergleich mit dem Essen passt irgendwie. Kennt ihr den Spruch Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht? Genauso ist es wohl mit dem Leser. Wenn er über Jahre hinweg seine Tomatensuppe aus der Tüte löffelt und sich an sie gewöhnt hat, wird er die Kreation des Meisterkochs wohl kaum schätzen...

Hr. Kürbis

Ich hab mir für ein aktuelles Projekt ein Volk "ausgedacht", die NeFao. Sind im Endeffekt nur Tiermenschen, die von den Göttern erschaffen wurden, um in ihren Kriegen zu kämpfen. Die herzallerliebsten Menschen sollten ja nicht aufs Spiel gesetzt werden... Aber nach den Kriegen haben sie sich emanzipiert und bieten nun den einzigen, Kultur schaffenden Gegenpart zu den Menschen.

Ein anderes "Volk" hab ich neulich wirklich erträumt, den Namen haben sie mir aber noch nicht verraten.
Die Mitglieder des Volkes sehen grob aus wie Wildschweine, sind so groß wie Autos und ihr Brustbein wächst von unten unter dem Körper hervor, wie eine Lanze. Damit bekämpfen sie ihre Erzfeinde, Riesenkrokodile. Ihr Köpfe sind breit und flach, ungefähr so wie der Kopf eines Wels, nur eben behaart. Winzige Knopfaugen verraten Intelligenz.
Sie gelten als die gefährlichsten Wesen der Welt, sind aber eigentlich nur keinen Umgang mir anderen Lebensformen gewohnt.

Das nur dazu, generell muss man ein Volk aber so einbauen, das es zur Geschichte passt, und nicht nur wegen dem "Guck was ich mir hab einfallen lassen!" oder dem "Das Volk habe ich soooo toll neu aufbereitet, bin ich nicht originell?". Früher oder später merkt man das dem Text an, finde ich zumindest...
Mein letzte Volk-Offenbarung: Die Albae von Maurkus Heitz. Perversere Elfen hab ich noch nicht gelesen... :darth:

Ary

Hi!

Ich entwickle sehr gern neue Völker. Meist greife ich dabei auf Altbewährtes (meist was Spitzohriges, weil ich in spiztze Ohren einfach vernarrt bin - ich fand auch Spock schon immer gerade deswegen cool) zurück und bastle was neues daraus oder entwickle es im Rollenspiel mit meiner Freundin weiter. So sind meine geliebten Nityhara entstanden, die inzwischen so komplex geworden sind, dass ich ein eigenes Buch schreiben muss, nur, um dieses Volk und siene Philosophie verständlich zu erklären.
Im Moment beschäftigen mich meine Jhian'dajhar, die Elfenartigen aus Wüstenfeuer, und meine Meerelfen für "Projekt Blubb". Ich meine - die haben einen Fischschwanz, wie zur Hölle pflanzt sich sowas fort? :)
Wie Fische? Wie Menschen? Wenn ja, wie? manchmal ist es echt schlimm, Biologe zu sein. :) Imerhin gibt es inzwischen eine Idee, udn die ist noch nicht mal geklaut! (*zu Pandorah schiel, sie weiß, warum*)

Grüße,
Aryana (die jetzt ganz dringend zur Chorprobe muss und keinen Bock hat)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

THDuana

Ich komme mir echt blöd vor, so ganz ohne eigene Rasse oder Volk.... :-\

Mensch und dabei passt doch gar kein neues Volk in mein Fantasybuch *grummel*

@ Aryana
Eher wie Fische, oder?

@ Artemis
Der Vergleich mit dem Essen ist gut *notier*

Ich finde, wenn jemand sich wirklich Mühe mit seiner Rasse/Volk gibt, merkt man das beim Lesen und dann finde ich es auch interessant, aber leider bin ich durch zu viele Texte mit schlecht ausgetüftelten Wesen traumatisiert. :d'oh:


Duana