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Erzählstil in historischen Romanen

Begonnen von Signy, 05. Dezember 2014, 11:38:51

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Signy

Hallo,

eine Frage an alle, die gerne historische Romane lesen:

Ist es eurer Meinung nach notwendig, dass ein Roman, der in der Vergangenheit spielt, auch stilistisch deutlich macht, um welches Genre es sich handelt?

Ehrlich gesagt mag ich historische Romane (so sehr, dass ich daran schreibe) - kann es aber gleichzeitig nicht leiden, wenn die Autoren einen eher ausgeschmückten, erläuternden Erzählstil benutzen.

Ich selbst habe es am liebsten, wenn ein Buch es schafft, mich in den Kopf eines (oder einiger weniger) Protagonisten hineinzubeamen. Wenn ich durch seine Augen sehe, mit seinen Ohren höre, mit seinen Fingern greife, ich einfach in eine fremde Person versinken kann.

Je länger ich mich mit dem Thema befasse, umso klarer wird mir, dass ich historische Romane schreibe für Leser von allen möglichen Genres - nicht aber für denjenigen, der Histos mag.

Der klassische Histo-Leser scheint blumige Umschreibungen zu suchen, erläuternde Hinweise zur Perspektive und Füll- und Verbindungswörter in und zwischen den Sätzen.

Ich stelle gerade fest, dass ich mit meinem Stil wohl völlig an meiner Zielgruppe vorbei geschrieben habe und dabei nicht mal "knapp daneben ist auch vorbei" sondern so richtig, richtig weit vorbei am Tor.

Ist irgendwie auch hilfreich, das festzustellen, denn dann kann ich mir den ganzen Überarbeitungs-  und Einsendungsstreß ersparen, wenn ich nur für mich selbst geschrieben habe.

Juhu, wieder mal Limonade aus der Zitrone des Lebens gemacht.

Danke.

Bibi

Thaliope

Es gibt auch erfolgreiche historische Romane in verhältnismäßig nüchterner Sprache, bei denen man sehr ins Leben der Figuren reingesogen wird. Spontan fallen mir da Ken Follett und Rebecca Gablé ein. Das sind für mich "ganz normal" geschriebene Bücher, die halt in der Vergangenheit spielen. Und es scheint genug Leute zu geben, die das so lesen wollen.

LG
Thali

Malinche

Hm, ich bin nicht ganz sicher, ob ich genau verstehe, worauf du hinauswillst.

Ich finde, ein historischer Roman sollte durch seine Sprache zumindest ein bestimmtes Flair vermitteln, das klar macht: Hier rotzt sich keine moderne Jugend-Gang auf den Straßen an, hier unterhalten sich zwei venezianische Kaufleute im 15. Jahrhundert (jetzt mal beispielhaft). Natürlich heißt das nicht, dass ich sie 1:1 so reden lasse, wie ich es Originalquellen aus dem 15. Jahrhundert entnehmen kann. Die Kunst wäre da für mich, eine Balance herzustellen. Die Sprache soll zum Setting passen, dem Leser aber auch verständlich und zugänglich bleiben - und Nähe zur Figur setze ich voraus, d.h. die möchte ich natürlich sowohl als Leser erfahren als auch als Autor erzeugen.

Zitat von: Signy am 05. Dezember 2014, 11:38:51
Der klassische Histo-Leser scheint blumige Umschreibungen zu suchen, erläuternde Hinweise zur Perspektive und Füll- und Verbindungswörter in und zwischen den Sätzen.

Ist mir in dem Maße noch nicht aufgefallen, dass das typische Historik-Stilmittel wären; klingt für mich jetzt auch nicht so, als müsste man das in dem Genre unbedingt machen. Für mich sind das alles eher persönliche Stilmittel bzw. sprachliche Möglichkeiten, eine Figur durch ihre eigene Erzählstimme näher zu charakterisieren. (Was meinst du mit "erläuternde Hinweise zur Perspektive"? Darunter kann ich mir gerade nichts vorstellen, kannst du das noch ein bisschen ausführen?)

Und was meinst du jetzt falsch gemacht zu haben mit deinem Stil? Ich würde mich da auch nicht verrückt machen, bevor ich nicht einige Rückmeldungen von Betalesern hätte. Ein Manuskript vorher auf Verdacht in die Tonne zu kloppen würde ich nicht empfehlen. Wie Thali schon schreibt, auch historische Romane können z.B. recht nüchternen Erzählstil aufweisen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

gbwolf

Ja, da stimme ich Thaliope zu.
Um deine Frage besser einordnen zu können, interessiert mich da noch, was du unter einem Histo genau verstehst, denn die Romane und Zielgruppen sind ja sehr unterschiedlich und ohne deine Erwartungen zum Thema zu kennen, ist es quasi unmöglich, zu antworten, ohne ins Blaue hinein zu raten. Ein Follett und eine Gablé sprechen ein völlig anderes Publikum an, als Iny Lorentz oder Sapkowski oder Sabine Ebert oder ein Cornwell oder eine Dunnett.

Lothen

#4
Hm, ich hab auch schon viel Historisches gelesen, aber dass ein blumiger Stil jetzt "das" Kriterium dafür wäre (oder besonders Speziell für dieses Genre wäre), wär mir bisher gar nicht aufgefallen.

Der letzte historische Roman, den ich gelesen habe, war "Der Medicus" und soweit ich mich erinnern kann, war das auch nicht besonders ausschweifend geschrieben. Vielleicht wäre es mir aber auch nicht aufgefallen, weil ich sowas schon auch mag. ;)

Ich würde aber auf gar keinen Fall so weit gehen zu sagen "Buch von Genre xy funktioniert niemals, wenn es in Weise z geschrieben ist". Solange ein Roman gut ist, spannend, eindringlich, den Leser fesselt, ihn emotional berührt - mal ehrlich, da ist es doch egal, ob in einem Satz ein Verbindungswort mehr oder weniger steht. ;)

/EDIT: Malinches letzter Absatz bringt das sehr gut auf den Punkt!

Signy

Hallo,

es ist echt lieb, was ihr schreibt.

Nicht, dass ich jemals wagen würde, mich mit Größen wie Follet oder Gablé zu vergleichen, aber ich habe jetzt mal in Gablés "Der dunkle Thron" reingeschaut, und sie verwendet hübsche Inquits (", warf er ihm vor", ", schalt Master Wilford") und ebenso macht sie die Gedankenrede durch Formulierungen wie "Doch, dachte Nick, ich gebe mir Mühe" deutlich.

An solchen Dingen mangelt es meinen Texten.

Dann Follet:

Einfach mal "Die Säulen der Erde" aufgeschlagen. Die Jungen huschen, sie entweihen, der Schnee hatte sich wie Linnen über die Stadt gebreitet. Seine Häuschen sind windschief, das Huschen lautlos, der Marktplatz still.

Sowas ist bei mir einfach Fehlanzeige. Mein Stil ist schlicht, fast schon sperrig.

Ich hatte eine ganze Reihe an Betalesern - nur das Problem ist, die sind alle mit dem Genre nicht vertraut.
Da bekam ich Rückmeldungen wie: "Hach, wenn ich gewusst hätte, dass Histos so geschrieben sind, dann hätte ich die schon gelesen. Nur die, in die ich der Buchhandlung reingeblättert habe, die gefielen mir nicht so ..."

*lach* - hätte mir wohl eher zu Denken geben sollen, was?

Und jetzt, wo sich ein paar mit dem Genre Vertraute damit befasst haben, verändert sich die Kritik.

Aber wie gesagt, ist doch wunderbar, das beschert mir eine riesengroße Menge an Zeit für sinnvollere Tätigkeiten, wenn ich es stecken lasse.
Ich kann gut damit leben, dass ich das nur für mich geschrieben habe. Den ersten historischen Roman, der mir richtig gut gefallen  hat. Haken drunter und gut ist.

Grüße Bibi

Malinche

#6
Zitat von: Signy am 05. Dezember 2014, 12:12:41
Aber wie gesagt, ist doch wunderbar, das beschert mir eine riesengroße Menge an Zeit für sinnvollere Tätigkeiten, wenn ich es stecken lasse.
Ich kann gut damit leben, dass ich das nur für mich geschrieben habe. Den ersten historischen Roman, der mir richtig gut gefallen  hat. Haken drunter und gut ist.

Ich komme jetzt nicht mehr ganz mit, sorry. Du willst in diesem Thread doch über den Erzählstil in historischen Romanen diskutieren und hast ein paar Rückmeldungen bekommen, die durchaus in die Richtung gehen, dass das Genre in sich sehr breitgefächert ist. Nur weil in deinem Text nicht die Wendungen stehen, die Gablé und Follett verwenden, disqualifiziert dich das ja nicht als Historik-Schreiberin. Somit verstehe ich gerade nicht, wieso das Fazit aus den bisherigen Beiträgen für dich ist, dass du das mit den historischen Romanen lassen solltest (und wie dieses Fazit überhaupt in die Diskussion passt).  ???
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Michaela

#7
Liebe Signy,

Zitat von: Signy am 05. Dezember 2014, 12:12:41
Aber wie gesagt, ist doch wunderbar, das beschert mir eine riesengroße Menge an Zeit für sinnvollere Tätigkeiten, wenn ich es stecken lasse.
Ich kann gut damit leben, dass ich das nur für mich geschrieben habe. Den ersten historischen Roman, der mir richtig gut gefallen  hat. Haken drunter und gut ist.


Es ist gut sich im Genre auszukennen und nachzulesen, welchen Erzählstil andere Autoren für ein bestimmtes Genre verwenden. Aber das Schöne am schreiben ist doch, das es immer auch neue Richtungen gibt und für jeden Geschmack etwas dabei ist. Nur weil Dein Text nicht mit Ken Follett vergleichbar ist, heißt das nicht, das er schlecht ist. Ich glaube jeder Autor will in erster Linie seinen eignen Stil verwirklichen und nicht den eines anderen kopieren. Was Du schreibst ist also Dein Stil und an den solltest Du Dich halten und nicht danach sehen, was für eine Sprache andere Autoren verwenden.

Ich selber lese auch viel historisches und für mich sind dabei immer die Hauptfiguren am wichtigsten. Natürlich besteht der Reiz in diesem Genre auch darin, in die Welt von früher einzutauchen. Dazu gehört ein gut ausgearbeitetes Setting und für die Zeitepoche typische Details. Beim Erzählstil ist glaube ich nur wichtig, das im Manuskript keine modernen Worte gebraucht werden. Also auch hier für die Epoche typische Wörter benutzt werden. So wie man auch bei einem Schwabenkrimi das eine oder andere schwäbische Wort oder eine Redewendung liest. Alles andere ist Stil des Autors.

Tintenvers

Ich finde, der Erzählstil muss zur Geschichte passen. Aber das verbietet keineswegs, dass du nahe an der Person schreibst. Du kannst oder musst gerade deswegen doch auch eine recht altertümliche Schreibweise an den Tag legen, damit es authentisch wirkt. Irgendwie verstehe ich also gerade dein Problem nicht?

Lothen

#9
Ich bin auch etwas überrascht, eigentlich wollte ich dich mit meinem Post eher dazu ermuntern, weiterzumachen! ;)

Zitat von: Signy am 05. Dezember 2014, 12:12:41Einfach mal "Die Säulen der Erde" aufgeschlagen. Die Jungen huschen, sie entweihen, der Schnee hatte sich wie Linnen über die Stadt gebreitet. Seine Häuschen sind windschief, das Huschen lautlos, der Marktplatz still.
Ich würde tatsächlich davon abraten, dich mit einzelnen Formulierungen zu messen - und schon gar nicht mit denen von Bestseller-Autoren, über deren Texte mit Sicherheit ein Heer an Lektoren drübergelesen hat! ;) Wenn man so anfinge, müsste ich vermutlich das Fantasy-Genre komplett einstellen, weil mein Stil keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem von J.R.R. Tolkien hat.

Jeder Autor ist einzigartig in seinem Stil - und genau das macht ihn besonders und interessant. Also, schreib doch so, wie es dir gefällt, wie es dir liegt. Scheinbar kommst du bei vielen Leuten ja damit gut an! Warum solltest du es ändern, nur weil andere Autoren eben einfach ... anders schreiben?

/EDIT: Überschneidet sich jetzt teilweise mit Michaela, aber wie du siehst sind hier mehrere dieser Ansicht. ;)

Nuya

Stil und Sprache entwickelt sich ja auch. Nur weil du es jetzt so schreibst, kann es in fünf Jahren ja ganz anders aussehen. :) Und selbst wenn nicht, dann ist es dein Stil und Punkt. :)

Blackhat

Hallo Signy,

so ganz verstehe ich dein Problem auch nicht. Ich weiß nicht, was für historische Romane Du bisher gelesen hast aber es gibt eine Reihe angesehner und angesagter Autoren, die sich gerade durch eine moderne und klare Sprache auszeichenen. Hier seien nur einmal Hilary Mantel, Bernhard Cornwell und etwas unbekannter Andrew Miller ("Friedhof der Unschuldigen", den ich nur wärmstens empfehlen kann) genannt. All diese Autoren sind in der Lage den Leser auch ohne den Schwulst eines Ken Follet in die jeweilige Zeit eintauchen zu lassen. Für mich (ich schreibe gerade selbst an einem Roman, der in der zweiten Hälfte des 18. JH. spielt) kommt es auf einige Punkte an, die man beachten sollte:
1. Keine moderne (!) oder flapsige Umgangssprache bei den Dialogen (für mich jedenfalls ein klares  :hand:).
2. Die Verhaltensweisen der Menschen untereinander, abhängig von ihrem Stand müssen stimmen (Ein Adliger sollte z.B. seinem Lakaien nicht die Hand schütteln). Hierzu gehört auch die korrekte Anrede.
3. Die wichtigen Details beim Setting müssen stimmig sein und auch deren Bezeichnung. Da steht dann also unter Umständen kein schlichter Stuhl sondern ein Fauteuil im Salon.
Die Liste kann bestimmt noch um den einen oder anderen Punkt erweitert werden.

Da ich aber deinen Stil nicht kenne, kann ich auch nicht beurteielen, ob Du wirklich meilenweit daneben liegst.



Franziska

Es kommt auch total darauf an, wann und wo das Buch spielt. Für das Mittelalter würden die Leute vielleicht eher einen ausschweifenden Stil erwarten, als für etwas, das inden 30ern spielt. Ich würde einfach mal in viele verschiedene Bücher reinlesen, die zur gleichen Zeit spielen, hier wurden ja einige Beispiele genannt.
Als ich meinen historischen Roman geschrieben habe, habe ich vorher ein bisschen Henry James und E.M. Forster gelesen. Aber ich habe nie versucht irgendwie deren Stil direkt nachzumachen. Mein Stil unterscheidet sich da schon von dem, was ich sonst geschrieben habe, mir hat das Spaß gemacht, das mal auszuprobieren. Aber da es für den Text eh nichts vergleichbares im Buchhandel gibt, habe ich mir da gar nicht so viele Gedanken drum gemacht.
Es wäre ja schade, wenn alle historischen Romane im gleichen Stil geschrieben würden.
Für mich würde das auch total von der erzählenden Figur abhängen. Ein steinreicher Lord xy im 18. Jh. würde komplett anders erzählen, als ein Straßenjunge zur gleichen Zeit.
Mir fällt gerade Adrian Mayfield ein. Da erzählt ein 17-jähriger Arbeiterjunge. Ich finde den Stil da unheimlich toll. Aber er ist überhaupt nicht künstlich auf historisch gemacht.
Gleichzeitig mag ich aber auch den Stil von Victoria Schlederer, der schon sehr auf die Zeit ausgerichtet ist und eher pompös. Der Stil muss einfach zur Geschichte passen.
Wenn man mal Klassiker liest, dann merkt man ja, wie die Leute damals wirklich geredet haben und das ist häufig viel moderner, als man denkt.
Daher finde ich es auch Quatsch, da in Romanen extra so zu schreiben, als hätten die Leute ganz verstaubt geredet und überall Wörter einzubauen, die man heute nicht mehr benutzt. Es kommt auf die richtige Dosis an.

Es würde mich aber echt interessieren, was Agenturen und Verlage dazu sagen.

Signy

Hallo Blackhat,

Danke für dein Posting, denn ich hatte jetzt ehrlich gesagt gedacht, wenn ein Follet der Ausbund der schlichten Sprache im Genre sein soll, dann liege ich meilenweit daneben.

Danke für das in Erinnerung Rufen von Cornwell - ich las Bücher von ihm, liebte seine Sprache, doch der Inhalt ließ mich immer fast schon depressiv zurück. Aber sprachlich, doch absolut, wunderbar.

Hilary Mantel kannte ich nicht, habe jetzt mal in Leseproben hineingeschaut, die geht stilistisch in die gleiche Richtung und, wie ich aus der Leseprobe vermute, inhaltlich auch eher düster?

Andrew Miller half mir jetzt nicht so sehr weiter, da eine ganz weit entfernte Zeit, von meiner Warte aus gesehen.

Die Frage ist jedoch, ob es hilfreich ist, englischsprachige Autoren als Vergleich heranzuziehen.

Zu deiner Liste:
1. Ist Ehrensache. Wobei ich festgestellt habe, dass althochdeutsche Texte in einer überraschend modernen Weise verfasst wurden.
2. Dito. Wäre ebenso ein Fauxpas erster Güte, wenn ich im FMA- Setting einen Protagonisten eine solchen begehen ließe, wie wenn er seine Angebetete als "edle Dame" bezeichnen würde. Denn damals gab es den Begriff "Dame" noch nicht.
3. Dies ist ein Punkt, der mir mitunter Kopfzerbrechen bereitet. Ich habe versucht, Modernismen so gut es geht zu vermeiden. Mir stieß zuletzt ein "Baby" in einem Buch, das im 17. Jh. spielt auf - aber etliche Bekannte, die viel mehr Histos lesen als ich, nahmen den Begriff gar nicht wahr.

Hallo Nuya,

Ein charmantes Pladoyer dafür, Ablage P zu wählen *lach*

Hallo Lothen,

Die Katze beißt sich in den Schwanz, wenn es zwar nicht wenige Leute gibt, denen meine Schreibe gefällt - diese Leute aber ohne die zufällige Konstellation des Probelesens gar kein verstärktes Interesse an Histos haben.
Wie heißt es so treffend, der Köder muss dem Fisch schmecken, und nicht dem Angler.
Ich befürchte ein wenig, dass ich die richtige Sorte Köder ins falsche Fischzuchtbecken halte.
Aber Blackhat hat da ein wenig korrigiert, was die englischen Autoren betrifft, das macht ein wenig Mut.

Hallo La Variée,

Das mit der altertümlichen Schreibweise war ebenfalls einer der geäußerten Kritikpunkte.
Meine Protagonisten sprechen eben nicht "Mich dünkt, ich sollte ..." oder - um ein konkretes Beispiel zu nehmen "Er aber, sag's ihm, er kann mich im Arsche lecken" sondern eher "Da schrie ich wieder zu ihm hinauf, er sollt mich hinten lecken", wie Götz selbst es überraschend modern aufgeschrieben hat.

Hallo Michaela,

Mit "für die Epoche typischen Wörtern" habe ich ganz schlechte Erfahrungen gemacht, das war einer der Ablehnungsgründe aus berufenem Mund.
Ansonsten sehe ich es wie du, allerdings muss beim Leser auch die Bereitschaft vorhanden sein, sich mit Haut und Haaren ins Setting fallen zu lassen, und vergleiche ich da deutsche Veröffentlichungen, so halten die den Leser mehrheitlich auf Distanz. Warum, frage ich mich da, wenn nicht genau das gewünscht ist?

Hallo Malinche,

Ich hatte die Frage in den Raum gestellt, wo ich über die Schwierigkeit einen passenden Erzählstil zu finden, bzw. zu prüfen, ob mein Erzählstil denn nun zum historischen setting passt, und bekam die Auskunft, dies sei das richtige Forum dafür.
Nun wurden mir als Beispiele für das nüchterne Ende der Bandbreite zwei Autoren genannt, die auf meiner persönlichen Fahnenstange weit in der Kategorie "blumige Formulierungen" landen. Tja, und das deckte sich dann vollauf mit dem Feedback der Histo-Spezialisten, das die ganze Fragestellung aufgeworfen hat.

@Alle - irgendwie komme ich mir gerade so hilflos vor wie bei Mengenlehre früher in der ersten Klasse.
Ich habe das Gefühl, die Schnittmenge zwischen den an historischen Romanen interessierten und denen, die meinen Stil mögen, ist verschwindend gering. *lach*

Edit:

Hallo Franziska,

Wenn es dich interessiert, kann ich dir gerne per PN exemplarisch zeigen, was immerhin ein Agent zur Thematik meinte.

Churke

Am historischen Roman zeigt sich die Qualität oder Nicht-Qualität eines Autors.

Der junge König stand sprachlos in Schrecken und Entzücken einige Sekunden vor der hingegoßnen zarten Gestalt: durstig sog sein brennendes Auge die schönen Züge, die edlen Formen ein: flüchtiges Roth schoss zuckend wie Blitze über sein bleiches Gesicht:
"Oh sie - sie ist mein heißer Tod -" hauchte er, endlich beide Hände an das prochende Herz drückend  - "jetzt sterben - sterben mit ihr."

aus Felix Dahn: Ein Kampf um Rom

In hundert Jahren wird unser zeigenössischer Stil genauso an den Händen kleben. Es gab auch im 19. Jahrhundert Autoren, die nicht so texteten. Das ist eben der Unterschied zwischen Geist und Zeitgeist.