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Schachtel- und Bandwurmsätze

Begonnen von THDuana, 24. März 2007, 16:22:31

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Rei

Ich fange immer so endlose Sätze an, aber irgendwie merke ich zwischendrin immer, wenns nimmer paßt. Dann wird der Satz eben geteilt.

Aber so einen richtig ekligen Bandwurmsatz hatte ich noch nie...  :laken: Schade... Die sind doch klasse!

Feuertraum

Um es jetzt mal ganz krass auszudrücken: Schachtelsätze: Nein Danke! Schachtelsätze sind für mich das totale Greuel, der Horror pur, ein Kanzleistil, wie man ihn anno dazumal geschrieben hat. Und für die Beispiele, die ich hier gesehen habe, kenne ich nur einen Ort: Ablage P.
Sorry wenn das so drastisch klingt, ist aber mein Denken.

Für mich haben kurze, abgehackt klingende (! (Immer an die Melodie denken!!)) Sätze noch einen weiteren Punkt, besser gesagt ein Stilelement; durch das Kurze lasse ich dem Leser weniger Ruhepausen, ziehe ihn hinein in einen Sog, in dem es um Geschwindigkeit geht. Stellen Sie sich einfach einmal vor, Sie schauen sich Speed an. Der Bus nimmt rapide an Geschwindigkeit zu, droht, einen Passanten zu überfahren.
Und als Musik läuft eine langsame, romantische, verträumte, zu Herzen gehende, Tränen anrührende und Taschentücher hervorzupfendlassende Melodie.

Ruhe Pausen: Ja
Mittels Bandwurm- oder Schachtelsätze: Nein!!

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

caity

Hallo Duana,

ich habe eher das gegenteilige Problem: Meine Sätze sind meist zu kurz.
Momentan bemühe ich mich eher darum, auch mal etwas längere Sätze auf die Reihe zu bekommen - nicht ohne Erfolg, aber teilweise weiß ich dann nicht, ob sie nicht schon wieder zu lange sind.
Naja, das schlimmste was ich je einmal fabriziert habe war ein Satz mit tausend Informationen und 5-6 Relativsätzen *fröstel* Den habe ich aufbewahrt als schlechtes Beispiel  :laken:

"Zwei Minuten lang blies er in die Gesichter der Umstehenden, sodass diese sich erschrocken zusammenkauerten und ihre Arme vor ihr Gesicht hoben, dann verschwand er und alle ließen ihre Hände sinken und konnten nun sehen, dass Azzura, die verschmitzt lächelte, es mit Hilfe ihres Windes geschafft hatte, dass das Feuer verschwunden war, was alle glücklich machte und, wie Eleonora vermutete Katherina sehr ärgerte, denn alle waren heil aus dem brennenden Haus gekommen."

Wobei ich zu meiner Verteidigung sagen darf, dass ich das am Anfang meiner "Schreibkarriere" verpatzt habe  :omn:

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Ary

Hi!

@Feuertraum: Kurze, abgehackte Sätze? Oh Graus, mag ich gar nicht. Wie schön, dass hier die Meinungen aufeinandertreffen. Zu viele zu kurze Sätze, die abgehackt wirken, stören mich in meinem Lesefluss. Ich mag lange Sätze, aber zu verschachtelt dürfen sie nicht sein. Ein Hoch auf meine Betas, die mir gegen die allerschlimmsten Auswüchse des Bandwurmsatztums eine Wurmkur verpassen.
Ich finde allerdings nicht, dass das gegenteilige Extrem, nämlich kurze abgehackte Sätze, wirklich besser ist. Melodie in kurze Sätze zu bekommen finde ich sehr schwer - wenn ich das versuche, liest es sich immer wie ein Auszug aus einer Leselernfibel für Schulanfänger.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

THDuana

Zitat von: Aryana am 25. März 2007, 20:29:23
Ein Hoch auf meine Betas, die mir gegen die allerschlimmsten Auswüchse des Bandwurmsatztums eine Wurmkur verpassen.
Genau :prost:

Ich finde, kurze Sätze sind nur dann wirklich interessant, wenn es eine schnelle Handlung gibt, wenn Spannung und/oder Action hinein soll. Ansonsten kommt es mir auch eher vor, wie eine Lesefiebel. So viele kurze Sätze finde ich zu abgehakt, soll heißen, dass das für mich auch ein Grund wäre, Absätze zu überspringen oder nur zu überfliegen.

Ich glaube, es kommt auch sehr auf die Situation an, wann welche Satzkonstruktion verwendet wird.


Duana

Hr. Kürbis

Die Diskussion ist wie der Vergleich zwischen frankobelgischen Comics und Mangas. Das Lesetempo ist ein völlig anderes und beides hat seine Berechtigung.

Ich bin für Ausgewogenheit, versuche mich aber auch eher in kürzeren Sätzen. Allerdings ist mein Hauptgrund nicht, für ein besseres Verständnis zu sorgen, sondern mich vor Auseinandersetzungen mit unliebsamen Kommaregeln zu schützen!  :ätsch:

Pandorah

*sarkasmus* Och, Kommata sind nach den neuen Regeln doch immer da, wo man sie haben will. */sarkasmus* Trotzdem habe ich die Kommata lieb, sie sind ein guter Freund. Und den Satz mit den Betalesern kann ich auch nur unterstreichen. Spätestens, wenn meine Betas, die ja einiges gewohnt sind, vor Verzweiflung aufschreien, weiß ich, dass ich übertrieben habe. *g* Aber mittlerweile finde ich die Bandwürmer meistens in der Tat selber.

Kalderon

Ihr habt es gut. Lange Sätze kann man kürzen. Aber was macht man mit kurzen? Ich schreibe grundsätzlich kurze Sätze. So wie jetzt.

Liebe Grüße: Kalderon

Pandorah

Sätze verbinden. ^_^ Aus zwei Hauptsätzen einen Haupt- und einen Nebensatz machen. Klappt natürlich nicht immer, aber ich kann auch nicht immer schöne lange Sätze kürzen.

Rei

Zitat von: Aryana am 25. März 2007, 20:29:23
@Feuertraum: Kurze, abgehackte Sätze? Oh Graus, mag ich gar nicht. Wie schön, dass hier die Meinungen aufeinandertreffen. Zu viele zu kurze Sätze, die abgehackt wirken, stören mich in meinem Lesefluss.
Es kommt darauf an. Wenn eine Szene richtig spannend werden soll, dann geize ich auch mal mit der Satzlänge. Aber nur dann.

Dorte

ZitatIhr habt es gut. Lange Sätze kann man kürzen. Aber was macht man mit kurzen? Ich schreibe grundsätzlich kurze Sätze. So wie jetzt.
Ihr habt es gut - lange Sätze kann man kürzen. Aber was macht man mit kurzen? Ich schreibe grundsätzlich kurze Sätze, so wie jetzt.
;)

Die Länge von Sätzen ist ein schönes Stilmittel. Ich finde, man kann nicht sagen, dass lange besser oder schlechter als kurze sind, das hängt vom Kontext ab. In Action-Szenen finde ich kurze Sätze besser, in Landschaftsbeschreibungen lange, etc. Die Satzlänge beeinflusst ja auch das Lesetempo oder zumindest das Lesegefühl.

THDuana

Hallo Kalderon,

grundsätzlich stimme ich Pandorah zu, verbinden kann man meist gut. Meist. Manchmal passt es eben vom Sinn nicht so gut und der Leser fragt sich dann, warum das nur ein Satz ist, anstatt von zweien.

Den Vorschlag, den Dorte dir gemacht hat, finde ich gut. :jau:

Wie gesagt, ich bin auch der Meinung, dass es immer auf die Szene ankommt, aber auch sehr stark auf den Stil des Autors, oder?


Duana

Cassi-the-Orc

Ich hatte ewig lange Schachtelsätze, obwohl auf die hier gezeigte Länge kam ich glaube ich nicht. Ein Komma, auch zwei oder drei oder ein Bindestrich sind bei mir gerne mal in Benutzung, aber mehr nicht.

Ich habs mir abgewöhnt, nachdem ich die ewig langen, teils über 2 DinA 4 Seiten gehenden Bandwurmsätze meines ehemaligen Chefs schreiben musste. Abgesehen davon, dass man nach einer halben Seite nicht mehr wusste, was er überhaupt anfangs gesagt hatte, tat mir jeder Richter, Gegenanwalt etc. leid, der diese Sätze verstehen sollte.

Nun halten sich die Längen glaube ich die Waage. Mal was langes, dann wieder kurz, ganz so, wie es passt. So völlig auf meinen Schatz, den Bandwurmsatz, verzichten, kann ich nicht.

Kalderon

Zitat von: Dorte am 26. März 2007, 11:17:29
Ihr habt es gut - lange Sätze kann man kürzen. Aber was macht man mit kurzen? Ich schreibe grundsätzlich kurze Sätze, so wie jetzt.

Gedankenstriche mache ich selten. Das Komma passt.

gbwolf

Für mich sollten nach Schachtelsätzen immer etwas kürzere Sätze kommen. Es macht einfach keinen Spaß, einen komplizierten Satz nach dem anderen zu haben, da man in solchen Sätzen auch öfter zweimal lesen oder ein paar Wörter zurück gehen muss, um den Zusammenhang zu bekommen.
Duana, da bist Du noch sehr gut im Rahmen und lässt den Leser immer mit kurzen Zwischensätzen entspannen.

Ebenso nervig sind lange Beschreibungen in Schachtelsätzen. Walter Moers und Umberto Ecco sind hier schon sehr leserstrapazierend.

Mein augenblicklicher Favorit in Punkto: "Jeder Absatz ein Schachtelsatz" ist derzeit Jeff Vandermeer, dessen "Ambra. Stadt der Heiligen und Verrückten" ich sicher an die Wand nagle, wenn das nächste Kapitel nicht besser wird. Jedes Kapitel scheint einen eigenen Stil zu haben, aber insgesamt ist es mir etwas zu antiquiert geschrieben und eher Phantastik als Fantasy. Vielleicht nagle ich auch nur das erste Kapitel als abschreckendes Beispiel über meinen Tisch ...