• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Funktionieren e-book Serien?

Begonnen von Franziska, 11. Juli 2014, 18:30:33

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Franziska

Ich habe den Eindruck, es gibt immer mehr e-book-Serien. Einige Verlage haben sich das zum Konzept gemacht, sei es im Bereich Fantasy oder Erotik oder was ganz anderem.
Damit meine ich Serien, die nicht aus kompletten Romane bestehen, sondern aus kürzeren Teilen, angelehnt an Heftromanserien oder den Serien, die früher in Zeitungen erschienen. Serienromane haben ja eine lange Tradition. In SF vielleicht eher als bei Fantasy. Aber funktioniert das wirklich im e-book Format?
Ich habe den Eindruck, ja aber nur, wenn man nicht einen Roman einfach in Teile aufteilt, wodurch dann alle Teile am Ende noch mehr kosten, als ein einzelnes ebook gekostet hätte. Da fragt man sich dann ja als Leser, warum soll ich für einen Roman zehnmal 2,99 bezahlen, wenn ich mir einen Roman eines anderen Verlages vollständig für den Preis kaufen kann, überspitzt gesagt. Wenn man dagegen, ich sage mal drei bis fünf Folgen hat, und jede kostet nicht viel und die erste ist kostenlos und jeder Teil ist in sich eine abgeschlossene Geschichte mit einem übergeordneten Plot, dann kann ich mir schon eher vorstellen, dass das funktioniert. Vor allem, wenn die einzelnen Teile dann auch in kurzem Abstand erscheinen. Ich habe keine Ahnung, wie sich die Heftroamserien als ebook im Vergleich zu print verkaufen, aber an sich ist das Konzept ja ähnlich, nur dass die e-book Serien nicht unebdingt endlos fortgeführt werden müssen.  Fernsehserien sind ja ähnlich. Jede Woche eine neue Folge.
Mich überzeugt das Konzept vor allem wenn ich mir das bei Krimis vorstellte, wo man ja eh oft Reihen hat, da müsste man dann nur die Einzeltitel kürzer machen, oder bei Abenteuergeschichten. Aber vielleicht sehe ich das auch zu pessimistisch. Ich habe aber auch schon öfter gelesen, dass das nicht so funktioniert, wie sich das Autor oder Verlag gedacht haben.
Wie sind eure Erfahrungen damit, es haben hier ja auch schon ein paar e-book Serien veröffentlicht.

Ein paar Links zu dem Thema:
http://www.buchreport.de/nachrichten/nachrichten_detail/datum/2012/10/19/wuerze-in-der-kuerze.htm?no_cache=1&cHash=b849345b8813b8a5730a0e540ee772b9

http://unbound.bookbub.com/post/88407745060/15-tips-to-help-sell-your-ebook-series
Gut, der Punkt mit dem illegalen downloads ist quatsch, und man kann nicht alles übertragen, aber ansonsten interessant.

http://www.luebbe.de/Digital/Serien
Lübbe hat anscheinend schon 2011 mit Serien angefangen. Von den meisten habe ich allerdings noch nie was gehört und sie scheinen nicht alle gut zu laufen (außer Erotik)

http://michaelmeisheit.de/2014/02/04/achterbahn-ebook-serie/
Also über tausend Verkäufe würde ich mich jetzt nicht beschweren.

Pestillenzia

Ich hatte so einen Fantasy-Serienroman, der auf ca. 8 - 10 Teile angelegt war. Trotz guter bis sehr guter Rezensionen hat er sich nicht verkauft. Das mag viele Gründe haben, von mangelnder Bekanntheit (woran ich nicht ganz unschuldig bin, habe genauso wenig Werbung gemacht wie der Verlag) bis hin zu dem schon erwähnten zu hohen Gesamtpreis, rechnet man alle Folge zusammen.
Insgesamt war es für mich ein riesiger Flop, der außer Arbeit nichts gebracht hat, sodass ich um die Einstellung der Serie und die Auflösung des Vertrags gebeten habe.

FeeamPC

Ich vermute mal, dass Serien nur funktionieren werden, wenn die einzelnen Installationen richtige, ausgewachsene Bücher sind, mit jeweils abgeschlossener Handlung (so wie bei Groschenromanen).
Der deutsche Leser mag offensichtlich keinen kurzen Lesespaß. Ich sehe es ja deutlich bei meinen eigenen Büchern. Die Kurzromane verkaufen sich sehr schlecht. Hauptargument der Kritiker: Zu kurz. Da spielt es auch keine Rolle, dass der Preis der Kürze angepasst ist. Die Leser wollen einfach mehr Stoff.

Antonia Assmann

Danke schön für das Zusammentragen der Links Franziska. Ich habe schon manchmal mit dem Gedanken gespielt und fand das jetzt äußerst hilfreich! Hat nicht Schreinhüter  (Raiko Oldenettel - Adehelion)  eine Serie rausgebracht?
Vielleicht kann der noch etwas dazu sagen?

Cairiel

Dann bin ich wohl nicht der typische deutsche Leser. Wenn ich mich aus Lesersicht betrachte, muss ich zugeben, dass ich Geschichten als Serie kaufe, die ich mir als Bücher nicht gekauft hätte. Gründe dafür sind, dass ich sofort und ohne große finanzielle Verluste mit dem Lesen aufhören kann, wenn mir der erste Teil nicht gefallen hat. Ich kann also auch mal anderes ausprobieren als das, was ich normalerweise gerne lese.
Außerdem ist mir kurzweiliges Lesevergnügen lieber als ein dicker Wälzer. Wenn ich auf meinen Nachttisch sehe, steht da ein ganzer Stapel zur Hälfte durchgelesener dicker Bücher. Sie alle gefallen mir sehr gut, aber mir ist so eine lange Geschichte einfach ein zu dicker Brocken, als dass ich sie auf einmal verschlingen möchte. Kurzgeschichten hingegen mag ich auch nicht, weil ich durchaus auf tiefgründige und komplexe Sachen stehe. Ideale Lösung: Serien. Dieselbe Geschichte, aber auf verdauliche Portionen verteilt.

Serien mit dicken Einzelfolgen hingegen, wie Fee sie vorschlägt, will ich persönlich absolut nicht haben. Da dauert es ja bestimmt auch viel länger, bis der nächste Teil draußen ist (eben so wie bei einer normalen Buchreihe), und diese Wartezeiten mag ich gar nicht.

Als Autor habe ich mit Serien noch keine Erfahrung, aber das wird sich "demnächst" ändern. Ich bin mal gespannt, was draus wird.  :)

Alana

Gerade im Erotik-Bereich verkaufen sich Serien wie geschnitten Brot. Da gibt es ganz unterschiedliche Konzepte, aber was ich so sehe, sind solche Serien, wie Franziska sie beschreibt, am erfolgreichsten. Jede Folge hat einen kleinen abgeschlossenen Plot, alle Folgen fügen sich aber zu einem großen Gesamtplot zusammen. Genau so eine Erotik-Serie erscheint ja auch demnächst von mir (ab September), dann kann ich auch mehr dazu sagen, wie es sich verkauft. Ich denke, wichtig ist da auch ein guter Preis. Bei meiner Serie wird jede Folge etwa 70 Seiten haben, was die Leser solcher Serien wohl sehr gern mögen, und 99 Cent kosten. Am Ende gibt es eine Gesamtausgabe, was die dann kosten soll, weiß ich nicht, aber ich schätze mal 3,99, damit der Leser im Vergleich zum Einzelkauf sparen kann. Ich finde das so sehr gut und sinnvoll und bin gespannt. Fakt ist aber: Nichts verkauft sich, wenn man es nicht bewirbt. Feelings ist da sehr umtriebig und macht einiges für die Bücher und Serien und ich werde natürlich auch wieder was machen.
Alhambrana

Steffi

#6
Ich weiß, dass sich meine e-Book-Serie nicht so gut verkauft wie von der Verlegerin gehofft, was am Genre liegen mag, oder eben auch daran, dass die Folgen - obwohl auf in sich abgeschlossene Handlungsstränge bedacht - zu kurz sind. Das macht mir allerdings nichts. Ich habe Spaß an der Serie, freue mich darüber, mich in dem Format mal austoben zu dürfen und lerne sehr viel dabei. Ich kann mir aber vorstellen, dass Erotikserien wesentlich besser laufen.
Sic parvis magna

traumfängerin

@Steffi: Ich habe gestern den zweiten Teil deiner e-Book-Serie gelesen, und er hat mir ebenso wie der erste so gut gefallen, dass ich gerne wissen würde, wie es weitergeht. Dennoch habe ich mir noch nicht den dritten zugelegt. Und das liegt definitiv am Preis. 2,99 € sind für mich persönlich definitiv ein Euro zu viel. Bei 99 Cent hätte ich sofort zugeschlagen, bei 1,99 € kurz überlegt, dann jedoch gekauft. Deine Geschichten sind in sich abgeschlossen, aus zwei unterschiedlichen Perspektiven aber mit einem überspannenden Handlungsbogen, also vom Aufbau genauso, wie sie sein sollten, um viele interessierte Leser zu bekommen. Aber leider passen Umfang und Preis einfach nicht ganz zusammen.

Franziska

Ich denke auch dass der Preis entscheidend ist. Bei dir war mir auch nicht klar, dass die Folgen in sich abgeschlossen sin. Da würde ich sie eher kaufen. Leider haben einige Verlage einen niedrigen Preis vorgelegt und  die Leser gewöhnen sich daran.

Steffi

Das Argument mit dem Preis kann ich völlig nachvollziehen, ich selbst würde mir das wahrscheinlich auch gut überlegen. Leider kann ich daran überhaupt nichts machen.  :schuldig: Aber ich kann das Argument bei Toni gerne nochmal anbringen.
Sic parvis magna

Malinche

Meine e-Bookserie startet jetzt auch bald bei der Weltenschmiede und ich bin echt gespannt, wie sie laufen wird. Ich fürchte allerdings, dass der Preis auch bei mir ein Problem sein könnte. :schuldig: Zumal ich nicht weiß, ob meine Episoden nicht letztlich zu offen sind - es gibt zwar immer eine abgeschlossene Folgenhandlung, aber auch weiterführende Cliffhanger, die das große Ganze zusammenhalten ...

»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Linda

Zitathttp://www.luebbe.de/Digital/Serien
Lübbe hat anscheinend schon 2011 mit Serien angefangen. Von den meisten habe ich allerdings noch nie was gehört und sie scheinen nicht alle gut zu laufen (außer Erotik)

das kann ich als Autorin nicht bestätigen. Die digitale "Cotton reloaded"-Crime-Serie mit Thriller-Elementen läuft jedenfalls gut.
Von Apocalypsis (der ältesten digitalen Reihe dort) gibt es jetzt zB. neben Audio- inzwischen auch Printausgaben (Taschenbuch).
Lübbe probiert da immer mal wieder was Neues aus und da zündet natürlich auch nicht gleich jede Rakete.
Momentan wird der Auslandsmarkt angepeilt und von den "Cotton Reloadeds" gibt es zu diesem Behufe auch englische Übersetzungen.
Die Romane sind für Heftromane auch eher lang, also um die 120 Seiten, und die Kosten für den Leser liegen je Titel bei knapp 2 Euro, im Dreiersammelband nur bei 1,30E.  Der Verlag macht viel über den günstigen Preis und ob ein kleiner Verlag da wirklich mithalten kann, ist die Frage. Die Vergleichbarkeit ist also nicht unbedingt gegeben.

Lamarie

Dass die Heftromane eher lang sind, finde ich schon interessant... Ich hatte eher den Eindruck, dass es das Konzept vieler Serien ist, klein anzufangen und dann einen Cliffhanger nach dem nächsten einzubauen. Der Leser sucht nur eine schnelle Lektüre oder den Anfang gibt es sogar kostenlos, nach dem ersten Cliffhanger ist der nächste Roman schnell gekauft etc. (whoa, sorry, ich wollte mich nicht anhören wie jemand von einer Suchtberatung :D ) Das wäre jedenfalls die Taktik, die ich hinter ebook-Serien sehe.

Dass sie funktionieren, haben ja mittlerweile viele gezeigt. Ich weiß in erster Linie von Carlsens impress, die mittlerweile zunehmend auf Serien setzen. Der Kauf einer Forsetzung ist schließlich bei einem ebook eher getan ;)

Franziska

@Lind: Cotton ist doch aber keine reine ebook-Serie oder? Die meinte ich mit diesem Thread. Klar gehen einige Serien von Lübbe gut, aber soweit ich das gesehen habe auch nicht alle.

@Lamarie: Von Impress kenne ich bisher keine ebook-Serien? Welche meinst du? Also Trilogien haben sie, aber so kurze Serien habe ich da noch nicht gesehen. Aber ich kenne auch nicht alles von denen.

Lamarie

Oh, tut mir leid, Franziska, ich hab nur die "Band 1"-Markierungen auf einigen Leseprobe gesehen und bin von einer Serie ausgegangen - es sind tatsächlich nur Triologien.

Nicholas Vega fällt mir sonst noch spontan ein, weil sein Blog mich einmal zu einem weiteren führte, in dem ein recht erfolgreicher Selfpublisher die Verkaufszahlen seiner Serie genau dokumentierte. Ich finde den Namen leider nicht mehr, kennt den zufällig jemand? Es handelte sich wo weit ich mich erinnere um eine Art Chick-Lit, mit (zu dem Zeitpunkt, als ich den Blog fand) min. vier und noch weit mehr geplanten Teilen.