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Fasse dich kurz!

Begonnen von Ary, 01. März 2007, 08:41:31

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Ary

Hallo Mitzirkler,
Ich beiße mich gerade mal wieder am Thema Kurzgeschichte fest. Ursache ist dieser Wettbewerb, für den Kurzgeschichten zu bestimmten Themen für Kinder ab 10 Jahre gewünscht sind.
Die Vorgabe: Maximal zwei Normseiten.
Wie kann man so etwas Kurzes schreiben?
Wie faßt man sich kurz und erzählt trotzdem noch eine stimmungsvolle Geschichte?
Gibt es eine Art "Anleitung zum Kurzgeschichtenschreiben"? Nein, ich meine jetzt nicht eine Aufzählung von Merkmalen, an der man eine Kurzgeschichte erkennt. Ich suche nach praktiscfhen Tips zum "sich kurz fassen".

*etwas ratlos*
Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Rei

Hmm, am Besten einen Plot wählen, der nicht zu verstrickt und kompliziert ist. Was ganz einfaches. Keine Ahnung, ein Händler besucht ein Dorf und bringt einen wunderlichen Gegenstand mit oder so.

Hr. Kürbis

Jiiiiks, das ist echt schwierig! Ich hab auch mal so eine Geschichte geschrieben, das hat mir schlaflose Nächte bereitet! Hab insgesamt 3 Versionen geschrieben, die dann zusammengewürfelt und gestrichen, gestrichen, gestrichen...

... bis ich eben das Höchstmaß an Seiten erreicht hatte.
Da blieb echt viel auf der Strecke und es ging um jeden einzelnen Satz, jedes Wort, jeden Buchstaben. Ob es wohl bezeichnend ist, dass ich nicht gewonnen habe? ;) Egal, als Übung gar nicht mal verkehrt...

*drückt die Daumen*

Steffi

Aryana, weißt du was da hilft? Drabbles schreiben. Es ist unglaublich wieviel man übers Schreiben lernt, wenn alles in maximal 100 Wörter passen muss.  :)
Sic parvis magna

Ary

#4
Hi!
Ohje - ich glaube, ich sollte mir nur noch Wettbewerbe suchen, die mindestens eine NOvelle haben wollen. *seufz*
Allein das mit dem kurzren Plot fällt mir schon wahnsinnig schwer. Da die Geschichte für Kinder sein soll, muß ja auch etwas passieren, damit die jungen Leser sich nicht langweilen. Oder es muß eine Aussage drin sein, die ein Kind vielleicht interessaant oder spannend findet.
Auf nur zwei Seiten etwas Spannendes passieren zu lassen finde ich wahnsinnig schwierig. Mist, ich hab mir wohl wieder etwas ausgesucht, bei dem ich zu viel erklären muss...
*hilflos den PC anstarr*

@Steffi: Drabbles? Ich und Drabbles? Ohje. Ich bewundere jeden, der das kann, aber ich kann es nicht. Zwei Normseiten Kürze sind für mich ja schon der blanke Horror, aber 100 Wörter? Das krieg ich nicht hin!  :(
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

gbwolf

Protagonisten zusammenkürzen und die Charakterbeschreibung minimalisieren. Ich meine immer, ich müsste viele Personen reinbringen, denen ich dann viel Raum gebe.

Vielleicht Konzentration auf maximal zwei Figuren, Mut, Dinge direkt zu erzählen, statt subtil zu verpacken. Einfacher Konflikt (Der Held hat sich auf das Heim der Blütenelfe Lopelie gesetzt und muss jetzt unter deren Geschimpfe die Blütenblätter einsammeln und wieder zusammensetzen oder so).

Maja

Erinnere dich zurück an die Zeit der Schulaufsätze im vierten und fünften Schuljahr - die waren auch nicht länger als das hier, und wir haben es trotzdem geschafft, eine ganze Geschichte darin zu erzählen. Kombiniere das mit dem besseren, erwachseneren Stil, den du dir in den letzten fünfundzwanzig Jahren angeeignet hast, und voilà!

Was mich angeht, mir ist das zu kurz - auch zum lesen...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Ary

@Maja: Meine Schulaufsätze waren auch immer halbe Romane...  :wums:

@Wölfin: ich bin auch so ein "Viele-Charaktere-Schreiber", mich nur auf einen festzulegen wird ziemlich haarig.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Schelmin

Es geht schon, aber ist nicht leicht. Sieh dir zum Beispiel mal die Geschichten oder Krimis in der Yellow Press an. Die haben zwischen 3000 und 7000 Zeichen, man kann in so einen kurzen Text schon Handlung hineinbringen. Das sind eben sehr knapp gefaßte Plots, und sie bestehen meist nur aus sehr wenigen Szenen.
Ebenso wird es wohl bei dieser Kurzgeschichte sein. Vermutlich ist da nichts Spannungsgeladenes oder Kompliziertes erwünscht, sondern eine einfach gestrickte, unterhaltsame Geschichte, die schnell ein Problem aufwirft und es gleich wieder auflöst. Geschichten für Bilderbücher haben im Grunde auch nicht viel mehr Text.

annorra

Hallo Aryana

rein sprachlich (jetzt nicht inhaltlich/strukturell) gibt es allgemein eine Reihe kleiner Kniffe. Ich gebe dir mal ein Beispiel aus dem Bereich,,wissenschaftliche Arbeiten":

Statt z. B. ,,Auf der anderen Seite zeigte der Autor, dass..." zu schreiben, kann man zumindest ,,Andrerseits" draus machen. Das ,,Andrerseits" kann man je nach Inhalt auch durch ,,auch" oder ,,aber" ersetzen und wieder hast du ein paar kostbare Zeichen mehr Platz.

Anderes, diesmal literarisches Beispiel: Statt:

,,Ich weiß nicht", sagte er und rieb sich die Nase.

kann man auch schreiben: ,,Ich weiß nicht." Er rieb sich die Nase.

Wieder acht kostbare Zeichen gespart.

Wenn man jeden Satz so unter die Lupe nimmt, addiert sich das alles. Auch sonst würde ich versuchen, möglichst kurze Wörter zu nehmen, so lange die Abwechslung nicht drunter leidet: z. B. ,,er sah" statt ,,er betrachtete".

Ach ja, und ebenfalls gut: möglichst aktiv schreiben, nicht passiv (ein Standard-Schreibtipp). Ein ,,Das Bett wurde gemacht." ist länger als ein ,,Er machte das Bett." Nebenbei finde ich, klingt das Aktiv in allgemeinem besser.

Dann würde ich bei solchen Sätzen wie ,,Er zitterte, sein Herz raste, ihm schlotterten die Knie und er biss sich auf die Lippe" überlegen, ob die Stimmung mit weniger Elementen auch rüberkommt. Es soll ja eine Kurzgeschichte sein, da kann man nicht zu viel Wörter darauf verwenden, solche Zustände zu beschreiben.

Auch noch ein Tipp: Sich Wegbeschreibungen von ,,A nach B" sparen, wenn sie unwichtig sind. – Wobei ich hier nicht weiß, ob man diese Abkürzung nicht mit einer Leerzeile ,,bezahlen" müsste.

Und dann würde ich Dialoge so geschickt kürzen, das man dieses Hin und Her in den Gesprächen eliminiert, zielstrebige Dialoge führt:

Statt (na gut, blöder Dialog):

,,Wozu ist dieser Stab gut?"
,,Zum Zaubern."
,,Und was kann ich damit zaubern?"
,,Alles, was dein Herz begehrt."
,,Aber brauche ich nicht Magie dazu?"
,,Natürlich!"

kann man auch schreiben:

,,Wozu ist dieser Stab gut?"
,,Damit kannst du alles herbeizaubern, was dein Herz begehrt – vorausgesetzt, du hast Magie."

Aus Frage-Antwort-Dialogen also mehr ,,monologische, erklärende Dialoge" machen.

So, das waren einige kürzende Ideen.

Grüße

Annorra.

Breanna

Ich habe es schon geschafft, zwei Kurzgeschichten zu produzieren, die kürzer als zwei Normseiten sind. Das war allerdings nicht geplant und die dinger sind auch schon älter. Aber es geht einfach darum, wirklich die Einheit von Raum und Zeit zu wahren und praktisch eine einzelne Szene, meinetwegen auch nur einen einzelnen Moment mit Leben zu füllen. Das alleine kann schon eine Geschichte ergeben. Höchstens zwei Charaktere, besser noch einen einzigen, auf dem der Schwerpunkt liegt, keine großen Settingbeschreibungen.
Konkreter kann ich es nicht sagen, da ich noch nie bewusst so kurz geschrieben habe, sondern jetzt nur im Nachhinein überlegen kann, was diese Geschichten ausmacht.

Steffi

Zitat von: Aryana am 01. März 2007, 09:19:58
Drabbles? Ich und Drabbles? Ohje. Ich bewundere jeden, der das kann, aber ich kann es nicht. Zwei Normseiten Kürze sind für mich ja schon der blanke Horror, aber 100 Wörter? Das krieg ich nicht hin!  :(


Deswegen sollst du es ja üben... ;)
Sic parvis magna

Coppelia

Ich hab für mein Examen "Die Struktur des Witzes und der Witz der Struktur" gelesen, wo auch die Struktur von Kurzgeschichten behandelt wird. Seitdem weiß ich genau, dass ich mich nie trauen werde, sowas Superkompliziertes zu schreiben. Das packe ich nie. Pointierte Texte sind nichts für mich, ich brauche Zeit, um alles zu erzählen, was ich zu sagen habe!

Was ich beim Lesen aber gelernt habe, ist, dass Kurzgeschichten häufig einen Aufbau haben, der einem Witz ähnlich ist, auch wenn sie nicht witzig sind. Die Handlung konzentriert sich auf eine überraschende Wendung am Schluss, die auf einmal alles, was bisher geschehen ist, in einem völlig anderen Licht dastehen lässt.

Manja_Bindig

Ui, wie schreibe ich kurze Sachen?
Am besten, man nimmt was Simples. Keine großartige Handlung, nix plottechnisch ausgefeiltes(je ausgefeilter der Plot, desto länger wirds...)
Ein Monolog, eine Situation, etwas, was sich eigentlich auch in einem Satz erzählen ließe, ich aber noch ein bisschen aufblase.
Das gute an dieser "Aufblaserei" ist, dass ich gucken kann, wo ich die Luft rauslassen kann, wenn ich zu viel habe.
´(Ich hab für mcih festgestellt, dass ich bei so knappen Seitenzahlen am liebsten Situationsgeschichten schreibe; Ereignisgeschichten brauchen bei mir etwas mehr)

Ary

Zitat von: Coppelia am 01. März 2007, 22:34:39
Seitdem weiß ich genau, dass ich mich nie trauen werde, sowas Superkompliziertes zu schreiben. Das packe ich nie. Pointierte Texte sind nichts für mich, ich brauche Zeit, um alles zu erzählen, was ich zu sagen habe!

Dito. Ich glaube, das ist mein Problem. Nicht, daß ich schwafeln will, ich mag geschwafel überhaupt nicht, aber ich male gern mit Worten und das kann ich nicht, wenn ich nur auf Kürze achten soll.
Tja - ich glaube, ich trete den Wettbewerb in die Tonne und warte auf was, das meinen Fähigkeiten eher entspricht. :)

@Manja: wenig Plot, schon klar. Aber ich habe trotzdem das Gefühl, ich müsste das eine oder andere erklären, und da fängts bei mir an zu haken. *seufz*
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.