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Abwechslung bei der Bezeichnung des Prota (und anderer Figuren)

Begonnen von Sascha, 17. Juni 2014, 10:05:10

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Coppelia

#30
Stimmt, Minhael, beim erneuten Durchlesen wird mir klar, dass ich es komplett falsch verstanden habe. :) Dann vergesst, was ich dazu geschrieben habe! Zu dem Problem weiß ich leider auch keine Lösung.

Sprotte

Arcor, ich hatte vor Jahren mal ein ähnliches Problem. Vielleicht helfen die Gedanken dazu Dir weiter:
Wie sehr darf ein Perspektivträger lügen?

Arcor

Zitat von: Sascha am 20. Juni 2014, 19:56:00
Was ich mich eher frage ist, warum Du die Szenen auf keinen Fall auktorial haben willst und jetzt umarbeitest.
Ich habe festgestellt, daß ich (ohne mir vorher irgendwelche Gedanken darüber gemacht zu haben) ziemlich zwischen den Perspektiven springe (natürlich normalerweise nicht grad absatzweise), und es hat sich kein einziger Testleser daran gestört. Da sind durchaus auch mal Szenen oder Kapitel dabei, die ich m.M.n. aus auktorialer P. geschrieben hab.
Was ist so schlimm daran?
Ich finde, es ist ein ziemlicher Bruch zur personalen Perspektive. Und da ich die eigentlich alle anderen Szenen und Kapitel des Romans verwende (und vorher auch schon), fällt es einfach so extrem auf und das stört mich. Wenn ich so einen Wechsel öfter hätte, wäre es vielleicht vertretbar (vom Wechsel an sich abgesehen, den ich nicht sehr mag), aber so ist mir der Bruch zu groß.

Zitat von: Minhael am 20. Juni 2014, 21:07:27
Aber genau darin liegt das Problem, oder? Wenn ich Arcor richtig verstanden habe, dann kennen die Perspektivträger Person A sehr gut bzw. sind befreundet. Insofern fallen distanzierte Bezeichnungen wie "die Frau" raus. Eine wirklich andere Idee, als das ganze mit einem Spitznamen oder einem Zweitnamen zu umgehen fällt mir aber auch nicht so recht ein.  :hmmm:
Genau das hatte ich befürchtet, dass Spitzname das einzig sinnvolle ist. Aber ich kenne die Figur nun seit 10 Jahren unter ihrem Namen und da jetzt nur für diese eine Szenenproblematik mir einen Spitznamen auszudenken, den ich durchziehen muss, damit er wirkt, missfällt mir irgendwie.  :no:

Zitat von: Minhael am 20. Juni 2014, 21:07:27Wie gut kennt der Leser Person A denn bisher? Bzw. wieviel Raum hat sie in der bisherigen Geschichte bereits eingenommen? Vielleicht könntest du es ja so drehen, dass ihr "wahrer Name" erst nach ihrem vermuteten Tod und dem Wiedersehen mit Person B und C bekannt wird? D.h. du benutzt für den Teil davor eine andere Bezeichnung für sie... Vielleicht gibt es ja sogar einen guten Grund, der sie daran hinderte bisher unter ihrem richtigen Namen zu reisen. Macht aber natürlich auch nur dann Sinn, wenn ihr Auftritt im Vorfeld entsprechend klein war. Was vermutlich nicht der Fall ist, oder?
Also, Figur A tauchte als Nebenfigur in Kapitel 1 auf. Da muss ich aber ihren wahren Namen verwenden, weil das Kapitel aus der Perspektive ihres Mannes erzählt wird. Dass der Leser glaubt, dass Figur A tot ist, liegt daran, dass Kapitel 2 (und alle weiteren) 450 Jahre später spielen und der Leser das explizit gesagt bekommt. Man sieht also nicht, wie Figur A stirbt, aber man nimmt es aufgrund der vergangenen Zeit einfach automatisch an (sie ist ein Mensch). Der Überraschungseffekt soll dann sein, dass man ihren Namen erfährt und sich wundert "Huch, warum lebt die denn noch? Was steckt dahinter?"

Allerdings möchte ich diesen Aha-Effekt erzielen, wenn Figur A sich vorstellt. Sie namentlich zu nennen, wenn entweder Szenen aus ihrer Perspektive beschrieben werden oder aus Sicht von B und C verdirbt diesen Effekt in meinen Augen total. Weil dann wird der Name einfach so hingeklatscht, ohne Betonung. Figur D, der sich Figur A dann später vorstellt, ist aber zum Zeitpunkt der Szenen, um die es mir geht, keine große Hilfe, da er nur bewusstlos in der Gegend rumliegt. Ich kann also diese Vorstellung nicht weiter nach vorne schieben und so das Problem umgehen.

@Siara: Ich gebe dir recht, dass alles andere als Namensnennung, Spitzname oder auktoriale Sichtweise irgendwie gekünstelt wirkt. Deswegen sitze ich hier ja so unglücklich.  :(

@Sprotte: Ich habe mir den Thread durchgelesen, allerdings stellt sich das für mich etwas anders da, da ich die Szene ja nicht aus Sicht von Figur A schildere und Figur B und C sie nur unter ihrem Namen kennen. Sie haben also eigentlich keinen Grund, von ihr als einer anderen Figur zu denken, wie es bei deiner Geschichte zwischen dem Mädchen und dem Paladin ja der Fall gewesen wäre.

Ich sehe schon, ich fürchte, dass ich da doch den Namen werde einsetzen müssen.  :seufz: Ich hatte anfangs sogar alle drei Figuren (A, B, C) nicht namentlich genannt, aber da waren die Szenen auch noch auktorial und das wirkte komplett bescheuert. Es ist halt so, dass der Leser die Figuren primär durch die Augen von Figur D (noch bewusstlos) kennenlernen soll. Darum beschreibe ich sie vorab auch nicht großartig.
Und während ich das hier schreibe, bekomme ich das Gefühl, dass der Aufbau unglücklich bis Murks ist.  :wums:
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Sascha

Zitat von: Arcor am 21. Juni 2014, 15:43:32
Also, Figur A tauchte als Nebenfigur in Kapitel 1 auf. Da muss ich aber ihren wahren Namen verwenden, weil das Kapitel aus der Perspektive ihres Mannes erzählt wird.
Hmmm... Grad aus der Perspektive des Ehemannes müßte es aber schon möglich sein, den Namen zu vermeiden.
Okay, hängt von der Situation ab, aber wenn ich mit meiner Frau rede, spreche ich sie nur selten mit Namen an. Meist kommen Kosenamen zum Einsatz, oder auch mal "Chefin" (ironisch, mehr oder minder ;) ) oder ähnliches. Und wenn ich mit anderen über sie rede, dann ist es meistens eben "meine Frau", "meine Holde" oder "meine Regierung". Einfach nur "Pia" nenne ich sie recht selten.
Nun müssen sicher Kosenamen zu Situation und Setting passen, aber es sollte doch machbar sein.

Andere Idee:
Muß sie eigentlich nach 450 Jahren immer noch den selben Namen tragen? Ich weiß ja nicht, ob sie eine Art Zeitreise durchgemacht hat oder tatsächlich so lange lebt. Gerade in letzterem Fall sollte sie doch ab und an ihre Identität wechseln, um keinen Verdacht zu erregen. Dann kann man spät damit rausplatzen, daß sie eigentlich Erna Krawinkel von anno dunnemals ist. Oder ist es allgemein bekannt und sie hat sich einen besonderen Rang zugelegt? Kann sie vielleicht als "die Unsterbliche" oder "die weise Frau" bekannt sein, während ihr Name quasi schon in Vergessenheit geraten ist?

Hängt alles so wahnsinnig vom Kontext ab, finde ich.

Minhael

#34
Jetzt wird einiges klarer, danke für die ausführliche Erklärung, Arcor. :)

ZitatSie namentlich zu nennen, wenn entweder Szenen aus ihrer Perspektive beschrieben werden oder aus Sicht von B und C verdirbt diesen Effekt in meinen Augen total.

Das sehe ich genauso. Das Szenario, so wie du es gerne konstruieren würdest, wird den Leser in jedem Fall auf eine gänzlich andere Art und Weise packen.
Gäbe es vielleicht die Möglichkeit, dass Person A erst auf die Gruppe stößt, wenn Person D schon wach ist? (Das wäre vermutlich zu einfach und dir schon längst selbst in den Sinn gekommen... Aber versuchen kann man es ja.  ::)) Oder du hast noch Platz für Person E, die Person A ebenfalls nicht kennt und als Mittel zum Zweck einen kurzen Auftritt bekommt. Aber da besteht vermutlich die Gefahr, dass alles zu konstruiert wirkt...


Zitat von: Sascha am 21. Juni 2014, 19:18:55
Und wenn ich mit anderen über sie rede, dann ist es meistens eben "meine Frau", "meine Holde" oder "meine Regierung".

Die Frage die dann bleibt, woher weiß der Leser, dass die Holde aus Kapitel 1 gleichzeitig Lieschen Müller aus Kapitel 2 ist?