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Amazon "erpresst" Verlage

Begonnen von cryphos, 24. Mai 2014, 19:50:55

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cryphos

Salvete,

gerade eben bin ich bei heise.de über folgenden Artikel gestolpert: Amazons Verhandlungsmethoden: "In wie fern ist das keine Erpressung?".
Die Kernaussage kurz zusammengefasst: Amazon möchte 40-50% Gewinnmarge bei eBooks, statt der üblichen 30%. Lassen sich Verlage nicht darauf ein, werden die Bücher der jeweiligen Verlage verspätet ausgeliefert, die Preise erhöht oder sogar zeitweilig aus dem Sortiment genommen.

@Obermotze: Ich bin nicht ganz sicher ob ich hier richtig bin, wenn nicht bitte verschieben, vielleicht aber nicht gerade in den öffentlichen Bereich.

canis lupus niger

Oh, aber das ist doch altbekannt, dass Amazon an Verlage nur 50 % des Verkaufspreises auszahlt. Zumindest habe ich schon 2010 davon gewusst.

treogen

Zitat von: canis lupus niger am 24. Mai 2014, 20:05:09
Oh, aber das ist doch altbekannt, dass Amazon an Verlage nur 50 % des Verkaufspreises auszahlt. Zumindest habe ich schon 2010 davon gewusst.

Das neue daran ist, dass es nun auch für Ebooks gelten wird.
Und wenn das kommt, seid euch sicher - dann kriegt der Indie auch nur noch 50% statt 70%
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

cryphos

"Neu" sind dabei, die erpresserischen Methoden, welche zumindest gegenüber dem Medienhaus Bonniers von Amazon bestätigt wurden. Ich glaube das war bisher so gut wie niemand hier bewusst.

Feuertraum

#4
So lange sich die Verlage darauf einlassen, kann amazon es sich erlauben. Und so lange der (ahnungslose?) Konsument weiterhin sein Geld bei amazon lässt (da sich die Marke sehr in den Kopf eingebrannt hat), statt beim kleinen Händler um die Ecke*, müssen sich Verlage halt zweimal fragen, ob sie in den sauren Apfel beißen und sich nicht mehr über amazon "vertreiben" lassen oder eben doch sagen, dass ihnen der Umsatz - auch wenn er dann geringer ausfällt - wichtiger ist

[GREY]Schriftgröße der Fußnote aufgrund von Unlesbarkeit geändert. Bitte keine Schriftgrößen unter 8pt! Danke! [/GREY]

*Ein Kumpel von mir hatte auf die Frage, warum er denn bei amazon bestellt als beim Händler, wo doch Bücher überall dasselbe kosten, geantwortet:"Es ist einfach bequemer. Man kann von zu Hause bestellen und es wird ins Haus geliefert. Würde ich zum Händler gehen, muss ich 30 Minuten Fussmarsch hin, dann wieder zurück, und dieselbe Zeit dann wieder zum Abholen.  Das ist einfach enervierend."
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

heroine

#5
Zitat von: Feuertraum am 24. Mai 2014, 20:40:25
*Ein Kumpel von mir hatte auf die Frage, warum er denn bei amazon bestellt als beim Händler, wo doch Bücher überall dasselbe kosten, geantwortet:"Es ist einfach bequemer. Man kann von zu Hause bestellen und es wird ins Haus geliefert. Würde ich zum Händler gehen, muss ich 30 Minuten Fussmarsch hin, dann wieder zurück, und dieselbe Zeit dann wieder zum Abholen.  Das ist einfach enervierend."

[GREY]Schriftgröße der Fußnote aufgrund von Unlesbarkeit geändert. Bitte keine Schriftgrößen unter 8pt! Danke! [/GREY]

Dazu kann ich nur sagen: die meisten Buchhändler sind ausreichend in der Jetztzeit angekommen um einen Telefonanschluss ihr Eigen zu nennen. Man kann anrufen und hat nur einmal den Weg zum Abholen. :)

Valkyrie Tina

Zitat von: cryphos am 24. Mai 2014, 20:39:01
"Neu" sind dabei, die erpresserischen Methoden, welche zumindest gegenüber dem Medienhaus Bonniers von Amazon bestätigt wurden. Ich glaube das war bisher so gut wie niemand hier bewusst.

Neu ist auch die Offenheit, mit der Amazon vorgeht. Die Bücher werden einfach verspätet ausgeliefert, und Bücher von Hachette können nicht mehr vorbestellt werden.  Damit können die Autoren und Verlage zweifelsfrei beweisen, dass Amazon das absichtlich macht (und ja, ich glaube zwischen "jeder weiß doch, dass Amazon seine Stellung missbraucht" und "Amazon hält die Bücher von Autor x und Verlag Y absichtlich zurück, und übrigens befindet sich Amazon mit diesem Verlag gerade in Verhandlungen" gibt es einen Unterschied).

Spannend finde ich, dass Amazon diesmal die Autoren gegen sich aufgebracht hat, die teilweise eine erhebliche Reichweite im Internet besitzen. Die englischen Blogs vieler Autoren lesen sich derzeit wie ein Krimi, auch die nicht von Hachette herausgegebenen Autoren, die sich mit ihren Kollegen solidarisieren. Bücher sind nach wie vor stark getragen von Fans. Und Fans mögen es nicht, wenn man ihre Autoren noch stärker übervorteilt als es ohnehin schon passiert. Es bleibt abzuwarten, wer einen größeren Schaden durch diese Aktion davonträgt. Amazon wäre nicht die erste Firma, die denkt, sie wäre unsterblich....

Sascha

So ganz konnte ich Amazon noch nie leiden, aber in der letzten Zeit kommt eine Sauerei nach der anderen zu Tage.
Ich denke, wenn ich mal wieder Bücher kaufe, werde ich mich über Amazon informieren und dann im Buchladen bestellen.
Mal das leider moderne Prinzip "Informieren im Laden, kaufen im Netz." umdrehen. :snicker:

Nika

Zitat von: Valkyrie Tina am 24. Mai 2014, 21:09:48
Spannend finde ich, dass Amazon diesmal die Autoren gegen sich aufgebracht hat, die teilweise eine erhebliche Reichweite im Internet besitzen. Die englischen Blogs vieler Autoren lesen sich derzeit wie ein Krimi, auch die nicht von Hachette herausgegebenen Autoren, die sich mit ihren Kollegen solidarisieren. Bücher sind nach wie vor stark getragen von Fans. Und Fans mögen es nicht, wenn man ihre Autoren noch stärker übervorteilt als es ohnehin schon passiert. Es bleibt abzuwarten, wer einen größeren Schaden durch diese Aktion davonträgt. Amazon wäre nicht die erste Firma, die denkt, sie wäre unsterblich....

Nicht nur die englischen Autoren machen darauf aufmerksam, auch einige deutsche Autoren informieren ihre Leser über den Sachstand und raten, die betreffenden Bücher woanders zu kaufen:

https://www.facebook.com/KaiMeyerFanpage/posts/653687061346907

Valkyrie Tina

Zitat von: Nika am 24. Mai 2014, 21:18:14
Nicht nur die englischen Autoren machen darauf aufmerksam, auch einige deutsche Autoren informieren ihre Leser über den Sachstand und raten, die betreffenden Bücher woanders zu kaufen:

https://www.facebook.com/KaiMeyerFanpage/posts/653687061346907

stimmt! von Flix (dem Comiczeichner) hab ich das auch schon gelesen.

Sternsaphir

Finde ich ziemlich dreist.
Aber mich wundert bei Amazon gar nix mehr.
Ein befreundeter Händler von uns hat auch eine Zeitlang versucht, über Amazon zu verkaufen (Elektroteile). Er bekam einen ziemlich heftigen Knebelvertrag, in dem er versichern musste, dass all seine Preise bei Amazon günstiger sind als in seinem eigenen Online-Shop (damit die Leute immer gleich bei Amazon bestellen), er musste eine ziemlich hohe Provision zahlen (ich weiß leider nicht mehr die genaue Summe) und ihm war es strikt untersagt, Kontakt mit den Kunden aufzunehmen. Als er einmal einem Kunden lediglich eine Versand-Bestätigung geschickt hatte, wurde er sofort von Amazon für einen Monat gesperrt.



Pygmalion

Das geht aber ziemlich nach hinten los, oder? Wenn jemand ein Buch bestellen will und amazon kann das nicht liefern, dann wird er es woanders bestellen. Das sehe ich zumindest so.
Finde ich jedenfalls auch ziemlich unverschämt von dem Laden. Aber vielleicht haben sie das Band ja so überdehnt und werden etwas mehr Demut gelehrt und dass nicht alles nach deren Regeln geht. Mal abwarten, wer das Kräftedrücken gewinnt...

heroine

Zitat von: Pygmalion am 24. Mai 2014, 22:25:49
Das geht aber ziemlich nach hinten los, oder? Wenn jemand ein Buch bestellen will und amazon kann das nicht liefern, dann wird er es woanders bestellen. Das sehe ich zumindest so.
Finde ich jedenfalls auch ziemlich unverschämt von dem Laden. Aber vielleicht haben sie das Band ja so überdehnt und werden etwas mehr Demut gelehrt und dass nicht alles nach deren Regeln geht. Mal abwarten, wer das Kräftedrücken gewinnt...

Das sind Monopolspiele. Natürlich schneiden sie sich JETZT damit ins Fleisch, aber auf Dauer erhoffen sie sich damit natürlich Gewinne. Das ist ähnlich wie vom Preis her unter dem Preis der Konkurrenten zu bleiben. Das ist eine ganze Weile verdammt schlecht für alle Beteiligten Firmen (rein wirtschaftlich betrachtet). Irgendwann können die Mitbewerber jedoch nicht mehr mithalten und geben auf. Die Firma, die dann übrig bleibt, kann den Preis dann leider ziemlich beliebig setzen und hat gleichzeitig die Kunden der ehemaligen Konkurrenten mit dazu bekommen.

Ähnlich verhält es sich hier. Amazon macht zwar wirtschaftliche Verluste, weil die Kunden das Buch nicht schnell und direkt bekommen. Aber sie setzen darauf, dass der Verlag noch größere Verluste macht (der Kunde denkt sich in dem Fall einfach "dann halt nicht... kauf ich halt was anderes, was auch nett ist"). Amazon verliert dadurch nicht unbedingt Kunden, weil sie einmal was nicht direkt bekommen. Die Verlage verlieren aber massig, weil die Kunden als Reaktion nicht einfach zum nächsten Buchhandel gehen um das Buch zu kaufen und unter Umständen nicht mal zum Homepage des Verlages um dort das EBook zu kaufen.

Sternsaphir

Zitat von: heroine am 24. Mai 2014, 22:35:24
Ähnlich verhält es sich hier. Amazon macht zwar wirtschaftliche Verluste, weil die Kunden das Buch nicht schnell und direkt bekommen. Aber sie setzen darauf, dass der Verlag noch größere Verluste macht (der Kunde denkt sich in dem Fall einfach "dann halt nicht... kauf ich halt was anderes, was auch nett ist"). Amazon verliert dadurch nicht unbedingt Kunden, weil sie einmal was nicht direkt bekommen. Die Verlage verlieren aber massig, weil die Kunden als Reaktion nicht einfach zum nächsten Buchhandel gehen um das Buch zu kaufen und unter Umständen nicht mal zum Homepage des Verlages um dort das EBook zu kaufen.

Klingt so ein bißchen wie Negativ-SEO: Wenn ich keine neuen Kunden werben kann, muss ich die Konkurrenz kaputt machen.

Valkyrie Tina

Zitat von: Sternsaphir am 24. Mai 2014, 22:41:04
Klingt so ein bißchen wie Negativ-SEO: Wenn ich keine neuen Kunden werben kann, muss ich die Konkurrenz kaputt machen.

nicht die Konkurrenz, die Zulieferer. Der Verlag ist durch Amazons Spiele ziemlich in der Bredouille.
Und ja, es sind Monopolspiele. Aber Amazon pokert ganz schön hoch. Wenn meine Lieblingsautorin auf ihrer Homepage schreibt, dass sie nicht weiß, ob sie das geplante Buch dieses Jahr noch fertig bekommt, weil sie sich wegen Amazons Spielchen einen Brotjob suchen muss, um ihre Stromrechnung zu bezahlen, werde ich als Konsument nicht mehr auf der Seite von Amazon stehen. Durch das Internet sind solche Geschichten ganz schnell im Fankreis rumgetrommelt. Das Setup ist perfekt für ein "Autoren und Leser gegen Amazon". Und die Geschichte ist voll von Firmen, die dachten, sie wären zu groß, um kaputt zu gehen.