Nachgestellte (adverbial gebrauchte) Adjektive

[Siara]

Hallo zusammen,

mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass ich eine Vorliebe für bestimmte Formulierungen entwickelt habe. Ob und in welcher Menge man (adverbial gebrauchte) Adjektive nun verwenden sollte, spielt hier keine Rolle. Mir geht es um die Art, wie sie verwendet werden. Manchmal stelle ich sie nämlich nicht vor, sondern durch Kommata eingeschoben oder abgetrennt hinter das entsprechende Substantiv oder Verb.

Zum Beispiel statt
"Sein eindringlicher und unschlüssiger Blick ruhte auf ihr."
oder
"Sein Blick ruhte eindringlich und unschlüssig auf ihr."
lieber
"Sein Blick ruhte auf ihr, eindringlich und unschlüssig."

Ich persönlich schreibe nicht nur gerne so, sondern mag es auch lesen. Was haltet ihr davon? Gut, schlecht, ein No-Go?

[Guddy]

Kommt auf die Bedeutung an und darauf, wie der Satz wirken soll. Will man der Art, wie er etwas sagt, mehr Nachdruck verleihen, passt die Art der Formulierung besser zu dem Protagonisten?

Ich selber nutze es auch, wenn auch selten, halte das aber für normal, dass man mit Formulierungen etc. spielt. Es ist weder besonders gut, noch schlecht für mich, sollte jedoch immer eine Begründung hinter sein.

[HauntingWitch]

Ich mache das auch oft und für mich spricht auch als Leser nichts dagegen. Zwar würde ich nicht sagen, dass eine Art besser oder schlechter ist als die andere, sodnern einfach anders. Wahrscheinlich ist es Geschmackssache, ob man das mag oder nicht.

[Sascha]

Hi Siara!

Rein gefühlsmäßig würde ich hier Deine Variante 3 bevorzugen.
Nummer 1 wirkt ein bißchen wie das Musterbeispiel, woher die Regel kommt, sparsam mit Adjektiven/Adverbien umzugehen.
Nummer 2 paßt irgendwie nicht, denn es sind Eigenschfaften des Blicks und nicht des Ruhens.
Nummer 3 dagegen "schmeckt" mir irgendwie am besten. Erst mal nur die Aussage, daß er sie anschaut, und dann nachsetzen, was an diesem Blick besonderes ist.

Wie gesagt, rein gefühlsmäßig.

[Patricia]

Ich denke, dass es auf den Zusammenhang ankommt und darauf, was betont werden soll. Im Falle Deines Beispiels, Siara, gefällt mir gefühlsmäßig auch Variante 3 am besten. Hat die größte Aussagekraft / Wirkung. 1 wirkt wirklich lehrbuchhaft steif, wie Sascha angemerkt hat, und 2 ... ja, ich weiß auch nicht ... eigentlich ist das die meiner Meinung nach am meisten verbreitete Variante, aber in diesem Fall klingt sie komisch.

[Christopher]

Hm, da unterscheidet sich meine Meinung wohl von der der Mehrheit.

Nr. 3 hört sich für mich ziemlich gestelzt/konstruiert an. Das muss entweder zu der Art des Gesamttextest passen oder sehr, sehr sparsam eingesetzt sein um wirklich nur die wichtigsten Dinge zu betonen.

Bei Nr. 1 und 2 gibt es gefühlt kleine Unterschiede, aber das sind eher Nuancen. Lesen kann und würde ich beides.

[Sprotte]

Ich mag es auch gar nicht. Generell in Kommata gestellte Dinge zur Betonung nicht, ich habe da beim Betalesen mal eine Überdosis von bekommen und finde, daß dieses Konstrukt gerade bei auffallender Häufung nervtötend ist, da es leicht gewollt aussieht.

[traumfängerin]

Ich persönlich würde Variante 4 bevorzugen:

Eindrücklich und unschlüssig ruhte sein Blick auf ihr.

Variante 3 kann sparsam gebraucht wirken, aber es hat diesen leicht gewollten Touch an sich, den Sprotte und Christopher erwähnt haben. Bei 1 schließe ich mich Patricia und Sascha an, es wirkt lehrbuchmäßig steif. Unabhängig von der Stellung würde ich mich für ein einziges Adjektiv entscheiden, wobei dann Variante 3 eigentlich ganz wegfällt, weil es bei nur einem Wort hinter dem Komma zu unnatürlich wirkt.

[Siara]

Danke für die vielen Antworten.

Alles in Allem scheint es ja wirklich Geschmackssache zu sein. Dass auch hiermit sparsam umgegangen werden muss, ist wohl mal wieder die Grundregel, die auf alle Stilmittel zutrifft. Deswegen musste ich mich auch ein wenig bremsen und einiges umstellen, weil ich doch eine Tendenz dazu entwickelt habe. Aber dass es durchaus auch wirkungsvoll sein kann, beruhigt mich, dann muss ich es nicht völlig aus meinem Repertoire streichen.

@traumfängerin: Gerade weil es für Variante 3 mit einem einzigen Adjektiv seltsam klingt, habe ich in diesem Fall zwei gewählt.

[Klecks]

Ich schreibe gern Sätze wie in Version 3, wenn ich das, was nach dem Komma kommt, betonen will. Wenn ich also will, dass der Leser ganz deutlich den eindringlichen, unschlüssigen Blick wahrnimmt, kommt Version 3 bei mir durchaus öfter vor. Ich lese das auch lieber als Version 2, die ich aber besser finde als Version 1, die für mich irgendwie zu konstruiert klingt. 

Generell würde ich versuchen, zwei Adjektive nicht mit einem Und zu verbinden, weil das schnell too much wird und man Adjektive ja nicht zu häufig  verwenden sollte. Um das "Problem" zu lösen, hätte ich etwas in der Richtung geschrieben: "Sein eindringlicher Blick ruhte auf ihr. Er wirkte unschlüssig, ..."

[pink_paulchen]

Ich schreibe gern Sätze wie in Version 3, wenn ich das, was nach dem Komma kommt, betonen will...

Generell würde ich versuchen, zwei Adjektive nicht mit einem Und zu verbinden, weil das schnell too much wird und man Adjektive ja nicht zu häufig  verwenden sollte. Um das "Problem" zu lösen, ...

Ich habe neulich quasi aus Versehen ein Konstrukt gehabt, dass sozusagen noch eine Steigerung war: "Da stand der Käfer. Mannsgroß. Tot."
An meiner Stelle fand ich es sehr passend, vielleicht gefällt dir das für die Überbeton-Stellen auch.

[Klecks]

Ich habe neulich quasi aus Versehen ein Konstrukt gehabt, dass sozusagen noch eine Steigerung war: "Da stand der Käfer. Mannsgroß. Tot."
An meiner Stelle fand ich es sehr passend, vielleicht gefällt dir das für die Überbeton-Stellen auch.

Ein mannsgroßer Käfer? Hilfe, da würde ich aber laut schreien und wegrennen, selbst, wenn er tot ist! Ist das aus einer KG für die Krabbeltiere-Ausschreibung?

Es gefällt mir sehr fürs Überbetonen - da es so abgehakt wirkt, hat man das Gefühl, es wird dramatischer.