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Zeitsprünge und Flashbacks

Begonnen von Zurvan, 12. März 2014, 16:19:51

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Zurvan

Zeitsprünge. Für mich der Horror in jedem Text.

Aber...

Ich stelle immer wieder fest, dass man Zeitsprünge immer mal wieder benötigt, um uninteressante Passagen zu überspringen, vergangene Ereignisse mit Aktuellen zu verknüpfen oder einem Charakter einfach nur mehr Tiefe zu geben.

Mein Problem ist, dass sie sich für mich immer nach einer lieblosen Zusammenfassung anfühlen und typische Flashbacks einfach nicht in eine Geschichte passen. Es sträubt sich alles eine solche Szene zu schreiben. Der Grund warum ich an 2/3 Texten festhänge: Ich muss in der Zeit vorwärts hüpfen und finde einfach keinen geeigneten Anfang dafür. Für mich fühlen sich solche Passagen komplett aus dem Text gerissen an.

Also die Frage an stressgeprüfte Zeitreisende:
Was kann man tun, um zu verhindern, dass es sich wie eine Zusammenfassung von eher uninteressanten Ereignissen liest?
Gibt es Tipps und Tricks, wie man eine solche Passage doch noch interessant gestalten kann?
Wie schreibt man es, wenn sich während dieser Zeit eine Beziehung zwischen zwei Personen aufbaut?
Wie schreibt man es, wenn sich während dieser Zeit etwas im Umfeld verändert? (zB ein Umzug mit Einleben.)

Gab es einen Zeitsprung/Flashback, den ihr von der Technik des Schreibens her wirklich herausragend fandet? Wenn ja, welcher?
Gibt es für euch ein absolutes No-Go in Zeitsprüngen/Flashbacks?

Churke

Darf ich frage, was du konkret meinst? Unter einem Zeitsprung verstehe ich eine Lücke in der "Handlung", à la "10 Minunten später". Aber darum kann es eigentlich nicht gehen, weil die von dir beschriebenen Probleme dabei nicht auftreten können.

absinthefreund

#2
Zitat von: Zurvan am 12. März 2014, 16:19:51
Ich stelle immer wieder fest, dass man Zeitsprünge immer mal wieder benötigt, um uninteressante Passagen zu überspringen, vergangene Ereignisse mit Aktuellen zu verknüpfen oder einem Charakter einfach nur mehr Tiefe zu geben.
Uninteressante Passagen überspringen? – Klar, check!
Was genau meinst du mit ,,vergangene Ereignisse mit aktuellen verknüpfen"? Und vor allem, wodurch gewinnt dein Charakter an Tiefe, wenn du Zeitsprünge machst? Das erschließt sich mir nicht.

Zitat von: Zurvan am 12. März 2014, 16:19:51
Mein Problem ist, dass sie sich für mich immer nach einer lieblosen Zusammenfassung anfühlen und typische Flashbacks einfach nicht in eine Geschichte passen. Es sträubt sich alles eine solche Szene zu schreiben. Der Grund warum ich an 2/3 Texten festhänge: Ich muss in der Zeit vorwärts hüpfen und finde einfach keinen geeigneten Anfang dafür. Für mich fühlen sich solche Passagen komplett aus dem Text gerissen an.
Okay, jetzt redest du von Flashbacks, das ist etwas anderes als ein Zeitsprung. Und bei Flashbacks springst du in der Zeit zurück und nicht vor.
Ich weiß nicht so ganz, ob du an einem Zeitsprung oder Flashback hängst, aber ich vermute es ist der Flashback, deshalb gibts dazu den Senf:

Vor Flashbacks graut es mir ein bisschen, sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen. Vor allem, wenn es Traum-Flashbacks sind, also die Figur im Schlaf eine Erinnerung abspult, die sie geprägt hat (Trauma oder so). Ich finde Flashbacks sollten vermieden werden, wenn es geht, aber wenn einem nichts anderes als ein Traum einfällt, muss der schon sehr geschickt geschrieben sein. Also, nicht nur die Erinnerung aufschreiben als würde die Figur quasi in der Zeit zurückreisen, sondern ihr Traumcharakter verleihen, also etwas verzerrt, skurril, abstrakt und symbolisch.

Die Flashbacks, die als tatsächliche Erinnerung daherkommen, finde ich persönlich schöner. Da kann die Figur sich durch etwas, einen Gegenstand, einen Satz, einen Geruch, whatever, an eine Situation erinnert fühlen, und hält einen Moment inne, um sich der Erinnerung hinzugeben. (Mir persönlich passiert das bei Gerüchen sehr häufig. :)) Ich finde, die Flashbacks, die auf diese Weise entstehen, sollten möglichst kurz und prägnant sein. Eben wie man plötzlich aufblitzende Erinnerungen selbst erlebt.

Wenn du Flashbacks nicht vermeiden kannst und sie regelmäßig auftauchen müssten, damit du deine Geschichte rund erzählen kannst, würde ich ihnen als eigenen Erzählstrang einen Platz am Anfang oder Ende eines Kapitels einräumen. Es muss nicht jedes Kapitel sein, aber eine Regelmäßigkeit sollte vorhanden sein, du solltest Cliffhanger usw. einbauen, damit der Leser diesen Erzählstrang genauso interessiert verfolgt wie den Hauptstrang. Vielleicht kannst du den Erzählton etwas verändern, um die Vergangenheit von der Gegenwart abzusetzen. Das halte ich auch für eine schöne Methode.

Zusammenfassend würde ich sagen: Bei Träumen tendiere ich zu No-Go. Erinnerungen finde ich ok und wenn sie knackig und spannend sind und sich vom restlichen Text abheben, manchmal sogar super.
Wenn es längere Ereignisse sind, wie bei deinen Beispielen (Einleben, Beziehung), würde ich den eigenen Erzählstrang einfügen. Dagegen ist nichts einzuwenden, im Gegenteil, im besten Falle fügst du ein Suspense-Moment ein, wenn der Leser vor deinem Prota weiß, was passieren wird, bzw. wie sich etwas zu einer bestimmten Situation hin entwickelt.

Aber ist ein Umzug mit Einleben wirklich so wichtig? Klingt für mich ein bisschen schnarchig. ;) Bevor du dich langen und breiten Flashbacks hingibst, solltest du vielleicht überlegen, ob du sie wirklich brauchst und die Infos nicht häppchenweise streuen kannst.

Ich hoffe, ich konnte ein bisschen helfen. Aber wenn du das Problem noch etwas konkretisierst, kommen bestimmt noch bessere Tipps.

Zurvan

Ich rede von Zeitsprüngen in denen Wochen, Monate oder gar Jahre übersprungen werden, weil sie für die Handlung keinerlei Relevanz haben. Aber trotzdem tut sich ja etwas in dieser Zeit. Eben zu langsam, um sie in den normalen Handlungsablauf einzubauen, ohne den Leser wegzulangweilen und zu wichtig, sodass man es erwähnen muss.

Um meine persönliche Problematik zu konkretisieren:
Ich benötige einen Zeitsprung von mehreren Monaten am Anfang einer Geschichte. In dieser Zeit baut sich eine Beziehung (keine Liebesbeziehung, sondern eine Vertrauensbeziehung) auf. Und zwar durch einfaches Anwesendsein. Klingt megalangweilig - ist es auch. Es gibt keine nennenswerten Geschehnisse. Trotzdem ist das Vertrauen der Person nur schwer zu bekommen. Und Aufzählen, was die alles gemacht haben, da langweile ich mich ja selbst weg. Es muss aber für den Leser schlüssig klingen, warum die Person ausgerechnet die andere zu Hilfe ruft und nicht jemand anderen.

Wie würdet ihr so eine Problematik lösen? Zusammenfassen was sie alles gemacht haben und hoffen, dass es nicht so schlimm rauskommt, wie es sich anfühlt? Den Plot ändern?

Ich persönlich verabscheue Flashbacks und Zeitsprünge. Vielleicht ist es nur ein ganz persönliches Problem.

Flashbacks behandele ich schon immer skeptisch. Nicht nur im eigenen Text, selbst in Filmen, drehen sich mir die Nägel hoch, wenn in einem ernsthaften Film ein dramatischer Flashback auftaucht...
Träume sind da wohl das offensichtlichste No-Go überhaupt.

Christian Svensson

Moin,

zum Ersten - ich denke, du mischt hier zwei unterschiedliche Dinge in einem Thread. Flashbacks sind Sprünge in der Zeit rückwärts. Dazu wird in aktuellen Schreibratgebern mehr als genug gesagt, auch darüber, mit welchen Techniken, ob überhaupt usw.. Ebenso, wie du mit den Zeitformen umgehen musst und spätestens da wirst du immer Krieg mit dem Lektor bekommen, wenn es dann um das Thema Plusquamperfekt und wie lange das durchzuhalten ist, geht.

Zeitsprünge - also in der Geschichte vorwärts würde ich nicht als solche sehen. Wenn du eine Familiensaga erzählst, kannst du hundert Jahre ja auch nicht Minute für Minute erzählen. Ich habe gerade das Problem bei mir und löse das, indem ich am Anfang des Kapitels eine kurze zeitliche Orientierung einbaue. So, dass sie nicht beosnders auffällt und fertig. Da der Leser an Handlung interessiert ist, interessiert es ihn kaum, was in MOnaten oder Jahren ohne nennenswerte Handlung passiert.

traumfängerin

Zitat von: Zurvan am 12. März 2014, 19:46:04
Wie würdet ihr so eine Problematik lösen? Zusammenfassen was sie alles gemacht haben und hoffen, dass es nicht so schlimm rauskommt, wie es sich anfühlt? Den Plot ändern?

Weder das eine, noch das andere, sondern es einfach als Nebeninfo in den Text einfließen lassen. Wenn es wirklich nur darum geht, dass sich ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat, z.B. so: "In den letzten Monaten war er immer für sie dagewesen, wenn sie ihn gebraucht hatte." In der Szene selbst, kannst du beide Personen sich in Dialogen oder Gedanken auf etwas beziehen lassen, was sie in der Zeit des Zeitsprungs erlebt haben, z.B. so: "Vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm, wie du glaubst. Weißt du noch, als blablablub passiert ist, da hast du auch gedacht, es wäre blablablub, und dann war es doch blablablub."  "Sag mir nicht, dass du immer noch etwas von dem Hasen übrig hast. Den hast du doch schon vor drei Tagen gejagt."

Die Beispiele können alle ganz furchtbar sein, weil ich natürlich nicht weiß, was genau du schreibst, aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine. Wenn wirklich nur das Ergebnis, nämlich die neue Vertrautheit der beiden Personen wichtig ist, dann reicht es evtl. den Grund dafür kurz zu nennen, und die Vertrautheit beider kurz zu zeigen. Evtl. könntest du auch zeigen, wie diese neue Beziehung angefangen hat (oder du tust es sowieso schon). Dann hat man nämlich als Leser erst recht nicht das Gefühl, als würde irgend etwas fehlen.

Snöblumma

Längere Zeitsprünge nach vorne löse ich meistens auf, indem ich zu Beginn der nächsten Szene eine kurze zeitliche Orientierung gebe. Das reicht in einem Nebensatz, also nach dem Motto (mir fallen keine guten Beispiele ein gerade, schiebt es auf die Uhrzeit und den langen Arbeitstag):
"In den letzten zwei Wochen war es im Job wirklich stressig gewesen. Zum Glück wurde es langsam wieder ruhiger."
Damit weiß der Leser, dass es jetzt mindestens zwei Wochen später ist als in der Szene vorher.

Gab es dazwischen einzelne relevante Mini-Entwicklungen, lasse ich deren Resultate nebenbei einfließen oder schaffe eine kurze Szene, in der ich dem Leser diese Beziehung nahebringen kann. Eine Vertrauensbeziehung, z.B., die sich gebildet hat, wird sich jetzt ja irgendwie äußern. Also versuche ich, eine kurze Szene in den Plot einzubauen, in der sich dieses Vertrauen zeigt, bspw: Prota kommt aus der Arbeit nach Hause, greift nach ihrem Telefon, wählt die Vertrauensperson an und heult diese voll. Der Leser merkt, was das Problem ist, der Leser merkt, dass Person B offenbar die Person des Vertrauens ist, und ich habe etliche Monate "langweiliger" Entwicklung übersprungen. Natürlich darf diese Szene auch nicht gekünstelt werden, und bei Mini-Mini-Resultaten bin ich immer noch der Meinung, dass man diese durchaus als kurze Tell-Sequenz einbauen kann. In etwa so:
"Person B war nach dem Umzug die einzige Person in der neuen Stadt, zu der sie so etwas wie Vertrauen gefasst hatte. In den letzten Monaten hatte der Job sie voll in Beschlag genommen, da hatte sie nicht groß Zeit gehabt, Beziehung aufzubauen."

Wichtig finde ich:

  • Es muss klar sein, wie viel Zeit vergangen ist, zumindest annähernd. Dabei hilft notfalls ein Zeitstrahl, damit man nicht die Orientierung verliert.
  • Resultate nebenbei einfließen lassen, notfalls auch als kurze Tellsequenz. Keine großartigen Rückblenden, das verwirrt und nimmt einfach zu viel Tempo aus der Geschichte.

Elegante Lösungen neben kurzen eigenen Szenen sind für mich immer Erinnerungsfetzen, die bei einem Geräusch, Geruch oder ähnlichen Auslöser kommen. Das darf dann aber meiner Meinung nach über zwei, drei Sätze nicht hinausgehen, sonst war es wirklich viel zu wichtig für die Story, und ich hätte die Szene lieber selbst drinlassen sollen. Lange Erinnerungssequenzen erwecken für mich persönlich oft den Eindruck, als hätte der Autor seine Timeline nicht im Griff gehabt und wüsste nicht ganz zwischen "wichtig" und "weniger wichtig" zu trennen.


Sprünge in der Zeit zurück... nun ja, man macht sie heutzutage eigentlich nicht mehr. Wenn lange zurückliegende Handlungen wirklich eine so große Rolle spielen, würde ich zu dem hier schon angesprochenen zweiten Erzählstrang greifen, der sich durch Schriftart oder Kapitelgestaltung von der anderen Story absetzt. Damit bringe ich dort wieder Handlung und Action hinein. Nichts ist langweiliger für den Leser als endlose Erinnerungsmonologe, in denen sonst nichts, aber auch absolut gar nichts passiert.  ;D

Churke

Zitat von: Zurvan am 12. März 2014, 19:46:04
Ich rede von Zeitsprüngen in denen Wochen, Monate oder gar Jahre übersprungen werden, weil sie für die Handlung keinerlei Relevanz haben.
Ich betrachte Zeitprünge weniger als Problem, sondern als Stilmittel, und setze sie häufig sogar in Kombination mit Cliffhangern ein: Die Handlung bricht an einer spannenden Stelle ab - und geht zu einem späteren Zeitpunkt weiter, wobei sich der Held in einer für den Leser unerwarteten Situation wiederfindet.
Die andere Variante ist, dass die ausgelassene Handlung leicht zusammenzureimen ist. Der Leser kann (und soll!) es sich denken. Oder es ist so irrelevant, dass er es gar nicht erst zu wissen braucht.

Handwerklich ist das nicht ganz easy, weil man nach dem Zeitsprung erzähltechisch wieder von vorne anfängt, ähnlich wie bei einem Wechsel von Handlungsstrang und Perspektivträger.

Zitat
Um meine persönliche Problematik zu konkretisieren:
Ich benötige einen Zeitsprung von mehreren Monaten am Anfang einer Geschichte. In dieser Zeit baut sich eine Beziehung (keine Liebesbeziehung, sondern eine Vertrauensbeziehung) auf.
Ich fürchte, dass das nicht funktioniert.
Wenn du darauf Wert legst, dass Figur A das Vertrauen von Figur B unter großen Mühen gewonnen hat, kannst du den Part, wie sie es gemacht hat, nicht weglassen. Das ist ein innerer Widerspruch.

Ich halte auch nicht so viel davon, gleich am Anfang, im Exposé der Figuren, mit Zeitsprüngen zu kommen. Ich würde das so verändern, dass es ein rundes Bild gibt.

Cailyn

Ich finde zwar Snöblumas Vorschlag gut, aber es gibt dennoch Situationen, wo man etwas mehr erklären muss als nur ein Satz.

Manchmal kann man in einem gelungenen Dialog einiges erzählen, was in der letzten Zeit passiert ist. Das wirkt dann viel dynamischer als in der Erzählform. Manchmal fahre ich auch die Humor- oder Ironieschiene.

Sternsaphir

#9
Zitat von: Zurvan am 12. März 2014, 19:46:04
Um meine persönliche Problematik zu konkretisieren:
Ich benötige einen Zeitsprung von mehreren Monaten am Anfang einer Geschichte. In dieser Zeit baut sich eine Beziehung (keine Liebesbeziehung, sondern eine Vertrauensbeziehung) auf. Und zwar durch einfaches Anwesendsein. Klingt megalangweilig - ist es auch. Es gibt keine nennenswerten Geschehnisse. Trotzdem ist das Vertrauen der Person nur schwer zu bekommen. Und Aufzählen, was die alles gemacht haben, da langweile ich mich ja selbst weg. Es muss aber für den Leser schlüssig klingen, warum die Person ausgerechnet die andere zu Hilfe ruft und nicht jemand anderen.

Ich würde daraus eine Art Zusammenfassung schreiben, in der Du die Entwicklung ihrer Beziehung betonst.
Um etwas Pfeffer reinzubringen, kannst Du ja das eine oder andere Ereignis ausführlicher beschreiben, wo diese Entwicklung einen besonderen Schub vorwärts gemacht hat. z.B. als er ihr zum ersten Mal von einer sehr persönlichen Erinnerung erzählt oder sie ihm zum ersten mal bei einer Sache hilft, die sonst nur er allein macht. etc.
ABER: Wenn Du diese Paarbeziehung gleich an den Anfang setzen willst, solltest Du sie ausführlicher beschreiben, denn sonst klingt es zu oberflächlich und der Leser verliert die Lust daran. Picke Dir am besten mehrere hervortretende Ereignisse raus, die Du ausführliche beschreibst und lasse sie dann in dieser Zeitreise hervorspringen. Wenn diese Beziehung sehr wichtig für die Geschichte ist, solltest Du sie auch entsprechend in ihrer Enstehung beschreiben.

Zeitreisen an sich sehe ich als nicht so problematisch an. Wenn z.B. eine Reise sehr lang dauert, beschreibe ich sie nur in groben Zügen und verlangsame erst, wenn wieder ein Ereignis stattfindet.

Bei Flashbacks achte ich darauf, dass der Prota das Erlebnis, an dass er sich in diesem Moment erinnert, besonders intensiv erlebt hat, also beschreibe ich es auch eingehender, sodass sich der Leser auch leichter und schneller an diesen Augenblick zurückerinnern kann.

HauntingWitch

Zurvan, betreffend dein Problem stimme ich Traumfängerin zu. Lass die Informationen aus der Vorgeschichte nebenbei einfliessen, dann brauchst du diesen "Bruch" gar nicht. Wie lang ist denn deine Geschichte? Da du nicht den Begriff "Roman" verwendet hast, gehe ich davon aus, dass es sich um eine eher kürzere Geschichte handelt. Da stellt sich die Frage, wie viel von dieser Vorgeschichte man ausführen muss. Bei Kurzgeschichten finde ich es eher störend, wenn gleich zu Beginn schon in die Vergangenheit geschaut wird. Es sei denn du schreibst zuerst die Vergangenheitsgeschichte auf und machst dann so etwas wie:

6 Monate später...
Textext....


Bei Romanen hingegen verstehe ich nicht, was an Rückblenden und Erinnerungen so schlimm sein soll. Mir scheint der allgemeine Tenor hier zu sein: Schreibt bloss keine Erinnerungen auf, bloss nicht in die Vergangenheit blicken. Warum nicht? Vergangenheitsschilderungen lassen tiefer in die Seele eines Charakters blicken oder enthalten vielleicht wichtige Informationen über Ereignisse die aber lange vor dem Erzählzeitpunkt passiert sind, aber deren Folgen nun in die Geschichte hineinspielen. Ich verwende gerne und viel Erinnerungen und Rückblenden. Natürlich sollte in einem Roman auch noch etwas anderes passieren, das steht ausser Frage. Aber ab und zu etwas über Vergangenes erzählen finde ich völlig in Ordnung, das tun wir im Leben ja auch.

Ich empfehle, Erinnerungsszenen so zu schreiben, als würde sie hier und jetzt passieren, vielleicht auf einem separaten Blatt. Um Übergänge kann man sich hinterher noch kümmern. Das macht es lebendig und es wirkt dann nicht so berichterstattungsmässig. ;) Meiner Ansicht nach liest sich das genauso gut wie das, was zum Erzählzeitpunkt passiert.

canis lupus niger

#11
Bei Zeiträumen, die ich überspringen muss, egal, ob vorwärts oder rückwärts, habe ich bisher noch keine großen Probleme gehabt. Man kann sich ja mit ein paar Tricks behelfen.

Bei Erinnerungen habe ich den jeweiligen Perspektivträger in einer Situation, die Assoziationen hervorrufen konnte, an die vergangenen Ereignisse denken lassen.
ZitatBeispiel: "Während er seine Tochter [beim Essen] beobachtete, dachte Wanja an den Tag ihrer Geburt zurück. Nur  acht Monate nach der Rückkehr  ... [usw].")
Ebenso gut kann aber auch ein Charakter einem anderen von einem Ereignis erzählen.
ZitatBeispiel:
Wanja schwieg eine Weile. "Das ist eine sehr lange Geschichte", sagte er dann. "Seid Ihr sicher, dass Ihr sie anhören wollt? Am Ende werdet Ihr mir vielleicht dennoch nicht glauben."
Valeria lächelte. "Das werden wir beide erst wissen, wenn Ihr erzählt habt." 
Matt grinste Wanja. "Gut getroffen! Na schön! Doch, wo soll ich anfangen? Ich weiß nicht, was die Illuren Euch alles erzählt haben und ich gehe davon aus, dass sie vieles erfunden haben.
Zu der Zeit, als ich anfing, gegen sie Krieg zu führen, war ich noch ein Knabe, 14 Jahre alt.

Historisches Wissen zu vermitteln, ist eine der wichtigsten Aufgaben des Mentors eines jungen Protagonisten. (z.B. Brom ->Eragon, Obi-Wan -> Luke Skywalker, Gandalf -> Frodo), und mit dem Protagonisten informiert er zugleich auch den Leser.

Beim Überspringen unwichtiger Zeiträume, kann man diese entweder zusammenfassen
Zitat(im Sinne von: Während der nächsten Tage geschah nicht viel. Sie durchquerten die weite Ebene von xy und das sich daran anschließende Hügelland. Dort hausten Scharen von Kobolden, die ihnen aber nicht gefährlich, sondern nur ein wenig lästig wurden. Zum zweiten Frühjahrsvollmond endlich erreichten sie die Stadt.)
oder einfach weglassen, indem man zum Beispiel ein neues Kapitel zum gewünschten späteren Zeitpunkt beginnen lässt. Den lästigen Übergang kann man sich dadurch sparen, dass man auch die Erzählperspektive oder/und den Ort wechselt. Eine entsprechende Überschrift (Name des Chara, Ort, Datum) schafft für den Leser Klarheit.
Zitat[Hier den Namen des Antagonisten einfügen]  ließ seinen Offizier hinrichten, als dieser ihm furchtsam berichtete, Späher hätten die Gesuchten in der Stadt gesehen. Offenbar seien sie den Verfolgern entwischt.

Thaliope

Ich würde die Zusammenfassung der übersprungenen Zeit in den ersten Absatz der neuen Szene packen:
Der Umzug war mit den üblichen kleinen und größeren Katastrophen über die Bühne gegangen, und in den folgenden Wochen und Monaten hatten sie sich fast unmerklich aneinander gewöhnt.  Nach und nach war das Vertrauen gewachsen ...blaaa... Jetzt war es Mai, und sie konnte es sich schon nicht mehr anders vorsrellen, als sie
...
und dann mit der aktuellen Handlung beginnen. Wäre das nicht eine Möglichkeit?
LG
Thali

DEckel

Kurze Frage in eine etwas andere Richtung:

Wie handhabt ihr das bei Kurzgeschichten? Zeitsprünge, keine Zeitsprünge?
Flashbacks würde ich auf jeden Fall weglassen, aber im Moment schreibe ich an etwas, wo ich gegen Ende der Geschichte noch einen Sprung einige Jahre in die Zukunft machen möchte.
Das Ende bleibt trotzdem offen, aber die Auswirkungen des Geschehenen für die Hauptperson würde ich doch gerne zeigen.

"Darf" man das?  :hmmm:

canis lupus niger

#14
Durch die Kürze einer KG ist meiner Meinung nach kaum Platz für richtige Zeitsprünge. Die Kriterien für eine KG habe ich nicht mehr vollständig in Erinnerung, aber soweit ich weiß, handelt es sich immer nur um eine einzige Szene, in die man medias in res hinein geworfen wird. Personen und Orte werden kaum vorgestellt, der Zeitablauf ist in der Regel linear. Das Ende bleibt offen, bzw. beinhaltet eine überraschende Wende. Ein Zeitsprung und praktisch ein Epilog zum Abschluss passen da formal überhaupt nicht rein.