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Blues nach dem Beenden eines Romans

Begonnen von Coppelia, 07. Februar 2014, 07:30:59

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Notrya

Oh ja, das kommt mir auch bekannt vor. Allerdings erst nach dem Ende der Überarbeitung. Wenn ich ein "Ende" unter den Roman setze, freue ich mich erstmal - darüber, dass die Geschichte fertig geworden und nicht irgendwo stecken geblieben ist, über das Happy End, so es denn eins gibt ... und ich freue mich total auf's Durchlesen, da ich beim Schreiben so wenig wie möglich im bereits Geschriebenen stöbere und mich quasi von meiner eigenen Geschichte überraschen lasse. Die Überarbeitung selbst steht auf einem anderen Blatt, die macht nicht ganz so viel Spaß ...

Wenn die allerdings abgeschlossen ist, die Geschichte stimmig ist und keine Fortsetzung in Planung ist (noch schlimmer: die Fortsetzung ist per se unmöglich oder zumindest meine Lieblingsfiguren sind alle tot. :gähn:), kommt doch der Blues. Ich bin dann zwar gespannt, was meine Beta-Leser wohl sagen werden und freue mich darauf, mit ihnen noch ein bisschen über die Figuren und die Geschichte zu reden, und vielleicht muss nach ihrem Feedback noch kräftig an der Geschichte gearbeitet werden, aber eigentlich ist sie fertig und ich muss mich von den Figuren verabschieden. Je nach Projekt fällt mir das schon manchmal schwer.

Zitat von: Malinche am 07. Februar 2014, 09:44:17
Teilweise möchte ich dann ständig das Dokument öffnen, um mich zu überzeugen, dass es ihnen wirklich gut geht.

Ja, das mache ich auch manchmal. Momentan vor allem bei einem fertigen Projekt, das bei einem provisorischen Ende angelangt ist und auf Teil II wartet. Da gucke ich gerne nach, ob alle in den Startlöchern stehen und vielleicht schon irgendwem Details zum Plot eingefallen sind. ;D

Pintana

Das Loch nach dem beenden einer Geschichte kenne ich auch sehr gut, trotz, dass ich genau wusste, dass ich noch zwei weitere Romane mit den selben Figuren schreiben werde habe ich das Ende von Taghelle Nacht extrem hinausgezögert, nur um noch ein bisschen mehr Zeit mit der Figur zu haben, die Schlussszene habe ich zwei, drei mal umgeschrieben, nur um am Ende doch die erste Version zu verwenden.
Mit dem zweiten Teil wurde es dann noch schlimmer, da habe ich Wochenlang kein Wort geschrieben, weil ich wusste, dass die Geschichte gleich fertig ist und bei Teil 3 kämpfe ich jetzt schon und bin gerade mal knapp über die Hälfte.
Es entwickelt sich langsam schon zu einer Art Kampf zwischen dem "Nein, ich will nicht fertig werden"-Monster und der Figur, die es endlich hinter sich haben will.

Aktuell probiere ich das folge Projekt schon vor zu planen um dafür zu sorgen, dass es mich quasi durch das Ende und das folgende Loch aus dem aktuellen Projekt zieht, bin mir aber noch nicht sicher ob es klappt, einen Versuch ist es jedenfalls Wert. Deshalb befasse ich mich damit, den neuen Prota schon mal genau kennen zu lernen, um mir selbst klar zu machen, dass es nach dem Ende der "alten" Geschichte weiter geht, wenn auch mit jemand anderem.

Antonia Assmann

Diesen Blues kenne ich auch. Er ergibt sich bei mir allerdings eher aus der Tatsache, dass ich danach aus meinem gewöhnlichen Arbeitspensum - Rhythmus fliege. Erst freue ich mich, dass ich ein "Ende" schreiben konnte, dann sitze ich da und weiß zunächst nichts so richtiges mit mir anzufangen.
Die Personen sind noch zu präsent, dass ich einfach mit einem neuen Projekt anfangen kann.
Die Personen sind noch zu präsent, dass ich das Manuskript bereits überarbeiten könnte.
Also falle ich zunächst in ein Loch, aus dem ich mühsam wieder herauskrabble, indem ich lese. Lese, was für mein nächstes Projekt inspirierend sein könnte.
Natürlich wandern meine Gedanken oft zurück an das, was ich gerade abgeschlossen habe. Ich nenne es für mich ein Zeit des "kleinen Liebeskummers".

Yukan

Mir geht es da nicht anders. Ich kenne diesen Blues auch! Dieses Gefühl, wenn man fertig ist und ein Ende darunter setzt. Man ist einfach stolz, aber gleichzeitig schleicht einen diese Leere heim, weil man beinahe schon Freunde oder Vertraute verloren hat. Es ist schon merkwürdig, wenn ich daran denke, welches Gefühl es bei mir ausgelöst hat, als ich bei meinem ersten richtigen Manuskript das Ende darunter gesetzt habe.

Auch bei meinem Letzten Manuskript war es richtig schlimm, da ich die Idee dazu schon 12 Jahre im Kopf hatte und dann war sie geschrieben und fertig. Es war überaus merkwürdig. Obwohl es jetzt noch auszuhalten ist, da ich sie wieder sehe, wenn das Manuskript aus dem Lektorat kommt oder beim 2. und 3.Teil. Nach der kompletten Vollendung wird es wohl noch schlimmer werden.

Ich weiß noch, als ich 14 war, habe ich einen Comic gezeichnet und mir dafür die ganzen Sommerferien zeit genommen und immer mit Klebstoff die einzelnen Seiten aneinandergeklebt. Es hat mich oft Nerven gekostet, aber als ich fertig war und die Schule wieder losging, war ich schon ein paar Tage traurig darüber, dass sie nun einfach nicht mehr in meinem Kopf ihre Geschichte weiterspielen.

Pandorah

Das "Ende" unter meinem letzten Manuskript fand ich nicht beängstigend oder Blues erregend. Ein klein wenig Wehmut, ja, aber hauptsächlich überschäumende Freude, es bis zum Ende geschafft zu haben.

Was ich schwierig finde, ist die Mitte. Wenn ich mittendrin bin, jeden Tag Zeit mit meinen Charakteren verbringe, und dann muss ich plötzlich eine Pause machen, weil ich doch tatsächlich - Schande aber auch - verabredet bin. Oder zu viele Termine habe, um zu schreiben. Dann vermisse ich meine Mädels und Jungs meist erst mal ganz schrecklich.

Wie das allerdings bei dem Herzensprojekt wird, das mich schon seit 25 Jahren begleitet, das wage ich noch nicht zu sagen. Zum Glück gibt es einen zweiten Teil. ;D

Windfeuer

Als ich das "Ende" unter dem letzten Band meiner Quadrologie geesetzt habe, musste ich mich zusammen reißen nicht los zu heulen. Was ich nur dadurch in den Griff bekam, als ich mir sagte, dass ich jederzeit in die Welt zurückkehren könnte. Es kein Abschied für immer wäre. Das stoppte die Tränen. Die nächsten tage darauf war ich total melancholisch und habe mich mit Wehmut an all die tollen Stunden erinnert die ich in dieser Welt zugebracht habe.

Wenn ich einen Band einer Reihe abschließe, es aber nicht der aller letzte ist, bin ich dagegen erleichtert eine "Ende" drunter gesetzt zu haben und wehmütig und ab und an erschöpft zu gleich. Was ebenfalls mehrere Tage anhält.

Ich darf nicht mal daran denken wie es sein wird, wenn ich das "Ende" unter den letzten Band meiner Zwischenwelt setzte.  :gähn: Bis dahin werden zwar noch einige Jahr ins Land ziehen. Trotzdem. Na, ich denke mal, dass ich heulen werde und, das mein persönlicher, vorübergehender Weltuntergang sein wird.  ;D

Coppelia

Mich hat es erwischt, schon seit einiger Zeit. Im Moment glaube ich fast, der Blues kommt gar nicht so sehr daher, dass ein Roman beendet ist, sondern mehr dadurch, das ich zurzeit nicht kreativ sein kann, weil ich an keinem Roman arbeitet. Das macht mich rastlos, unglücklich, schlecht gelaunt. :-\
Aber was soll ich machen - es ist nun einmal so, dass man sich nicht sofort auf einen neuen Roman (oder eine neue Liebe) einlassen kann.

Cailyn

Zitat von: Coppelia am 07. März 2014, 09:00:50
Mich hat es erwischt, schon seit einiger Zeit. Im Moment glaube ich fast, der Blues kommt gar nicht so sehr daher, dass ein Roman beendet ist, sondern mehr dadurch, das ich zurzeit nicht kreativ sein kann, weil ich an keinem Roman arbeitet. Das macht mich rastlos, unglücklich, schlecht gelaunt. :-\
Aber was soll ich machen - es ist nun einmal so, dass man sich nicht sofort auf einen neuen Roman (oder eine neue Liebe) einlassen kann.
:knuddel:
Coppi, mir geht es genau gleich. Momentan bin ich nur noch an "administrativen" Belangen, um das Manuskript an den Mann / die Frau zu bringen und nur noch wenig kreativ. Das macht mich schlecht gelaunt. Und ich bin auch enorm gelangweilt, habe das Gefühl, ich bin so antriebslos, leer, wie ein Zombie.  :gähn: Eigentlich wollte ich ja eine Unmenge von Freunden treffen, nachdem ich doch monatelang das Gefühl hatte, all ihre Festivitäten wegen meinem Geschreibsel zu verpassen. Doch ich merke, dass diese Leute auch gar nicht so viel unternehmen, weil nämlich die meisten mit Kleinkindern zu Hause sind und das pralle Leben auch an ihnen vorbeisegelt.  ;)

Natürlich könnte ich auch mit der Fortsetzung des Buches loslegen. Aber ich habe mir schon eine Pause von 6 Wochen auferlegt, weil ich denke, dass dies nötig ist. Ich werde daher wohl in den nächsten Wochen die körperliche Ertüchtigung ins Zentrum rücken und fleissiger das Fitnessstudio aufsuchen. Das macht zu mindest Sinn, weil ja bald der Sommer kommt.  :)

HauntingWitch

Erstmal zwei dicke  :knuddel: für euch beide!

Das Problem, nicht zu wissen, was ich schreiben soll, habe ich eigentlich nie. Nicht zu wissen, wie ich etwas schreiben soll und mich blockiert fühlen und der Blues, dass ein bestimmtes Projekt zu Ende ist, ja. Aber gar nichts anderes zu haben muss schrecklich sein.

Gibt es denn keine Protas oder Einzelszenen, die euch im Kopf herumspuken? Dann würde ich diese aufschreiben, einfach, um irgendetwas zu schreiben. Ob das dann später verwendbar ist oder nicht, spielt ja in dem Moment keine Rolle. Ich habe es ganz oft, dass mir nur so vereinzelte Fetzen einer Geschichte (oder der Geschichte eines Protas, dessen eigentliche Geschichte - der Roman - längst beendet ist) in den Sinn kommen. Das wird teilweise von ganz alltäglichen Erfahrungen und Begegnungen ausgelöst. Manche haben auch gar keinen Zusammenhang mit irgendetwas, das noch so bei mir herumliegt. Ich widme mich in diesen blockierten Zeiten immer solchen Sachen, weil es da keine Rolle spielt, wenn es schlecht ist oder "nichts bringt" (im Sinne von sich nirgendwo einbauen lässt). Das hilft mir, nicht allzu sehr frustriert zu werden (ganz verhindern kann ich das aber auch nie  ;)). Aus so ewtas sind mir auch schon KGs für Ausschreibungen entstanden.

Coppelia

Danke, Witch! Das ist gar keine schlechte Idee! :D Wo du es sagst, fällt mir auf, dass ich es früher oft so gemacht habe und dass nette Szenen dabei entstanden sind - die ich nie irgendwofür verwenden konnte.
Irgendwie habe ich mir einerseits so ein Nutzen-Denken angewöhnt bei meiner Schreiberei ... wenn ich etwas schreibe, soll es auch etwas zu einem größeren Projekt beitragen ... andererseits predige ich, dass man zum Spaß schreiben soll ...

Ich habe eigentlich noch einen ganzen Stapel ungeschriebener Romane. Aber man muss sich ja auch erstmal auf ein Projekt einstellen - und es gescheit plotten - das dauert ... :seufz: Und momentan weiß ich nicht, welchem ungeschriebenen Roman ich den Vorzug geben soll. Die erscheinen mir gerade alle nicht so einladend.

Leann

Wie wäre es dann mit dem Traum-Orakel? Wenn ich mehrere Ideen habe und mich für keine entscheiden kann, schreibe ich alle auf, lese sie mir vor dem Einschlafen durch und nehme dann die, von der ich geträumt habe oder nach dem Aufwachen als erste denke.

Den Blues hab ich nach jedem "Ende". Ganz schlimm immer nach dem NaNo. Meistens fange ich dann zur Ablenkung einfach was Neues an. Den Vergleich mit der Liebe finde ich sehr treffend. Also Ablenkung mit einem kleinen Flirt. Am besten ist es für mich allerdings, mal ganz rauszukommen aus der Alltagsroutine, und ein paar Wochen nicht nur nichts zu schreiben, sondern auch nicht daran denken, sondern sich mit etwas völlig anderem beschäftigen. Z.B. Verreisen. Das funktioniert bei mir immer. Leider geht das aus praktischen Erwägungen nicht so oft.

HauntingWitch

Zitat von: Coppelia am 07. März 2014, 11:33:25
Ich habe eigentlich noch einen ganzen Stapel ungeschriebener Romane. Aber man muss sich ja auch erstmal auf ein Projekt einstellen - und es gescheit plotten - das dauert ... :seufz: Und momentan weiß ich nicht, welchem ungeschriebenen Roman ich den Vorzug geben soll. Die erscheinen mir gerade alle nicht so einladend.

Auch dafür benutze ich Szenenfetzen.  ;D Aber bei mir kommen die Protas meistens mit irgendwelchen Zusatzinfos, bei denen ich ansetzen kann. Oder ich habe eine vage Idee für ein Setting und versuche das mehr oder weniger einzufangen, daraus entwickelt sich dann etwas Weiteres und so weiter. Wenn man da anders funktioniert, wird es schwierig.  :hmmm:

Coppelia

#27
Ja, ich glaube, ich werde mich mal genüsslich dem Ruhige-Kugel-Schiebe-Plotten der Vhaskalia hingeben, die ich wohl eh nie schreiben werde, und wenn, dann nie fertig. Und ich kann aus Spaß ein paar lustige Probeszenen schreiben. Danach steht mir gerade irgendwie der Sinn.
:knuddel:
(Doof nur, dass ich noch so lange hier auf der Arbeit bleiben muss ...)

@ Leann
Die Idee mit dem Traum-Orakel versuche ich aber auch mal.

Cailyn

Danke HauntingWitch
Naja, ich verbiete mir ja das Schreiben, weil ich wirklich mal eine Pause brauche, die ich aber nicht geniessen kann. Das ist wohl das Dilemma in einer Schreibpause ;). Ich wüsste schon, was ich machen könnte. Ich könnte auch noch zig andere Manuskripte von Tintenzirklern gegenlesen. Aber letzten Endes geht es darum, dass ich mal vom Rechner Abstand nehmen muss, zumindest in einem gewissen Mass. Aber auch das ist nicht immer einfach, weil ich mir dann so untätig vorkomme.

Issun

Den Blues nach dem Fertigstellen eines Romans kenne ich noch nicht, nur den Blues nach dem Abbrechen eines Romans, der schon hunderte Seiten hatte.  :engel:
Ich stelle mir das aber schon ziemlich krass vor, insbesondere dann, wenn wichtige Figuren sterben. Ich glaube, selbst wenn man dann ein Prequel schreibt, ist es einfach nicht dasselbe. Regelrechte Trauerphasen habe ich schon hie und da, wenn ich nur verdammt gute Bücher fertiglese. Das passierte mir alle paar Jahre einmal, dass ich mir nach einem Buch denke: Ach, könnte es doch weitergehen! Bei eigenen Romanen ist das Gefühl sicher ähnlich, aber um ein Vielfaches stärker. Aber: Jedes Ende ist ein Neubeginn! Einem echten Romanschreiber werden immer neue Ideen zufliegen, und wer weiß, wie gut die sein werden!  :)