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[Studium] Studentenleben

Begonnen von Klecks, 22. Januar 2014, 18:33:37

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Klecks

Wow, ihr seid ja klasse! Danke für eure tollen ausführlichen Antworten! Total lieb von euch. Ihr habt mir schon so sehr weitergeholfen.  :knuddel:

Es ist auch total interessant zu wissen, dass Studenten tatsächlich viel Kaffee trinken und Party machen.  ;D

Ich hätte dann noch zwei Frage an die Germanistik-Studenten unter euch. Welche Nebenfächer habt ihr gewählt? Ich werde das natürlich mit der Uni abgleichen müssen, die es letztendlich sein wird, aber es würde mich trotzdem sehr interessieren. Und die zweite Frage: Welche Themen haben denn zum Beispiel diese Seminare? Könntet ihr mir da ein paar Beispiele nennen?

Eine allgemeine Frage hätte ich auch noch: Was genau ist der Unterschied zwischen einem Dozenten und einem Prof? Und mir fällt bestimmt noch so einiges ein, vor allem, wenn ich mich für eine Uni entschieden habe. 

Hach, dank euren Antworten sind schon Dutzende Szenen vor meinem inneren Auge aufgetaucht. Abendliche Seminare, Mensa-Gespräche, Partys, Bibliothek-Abstecher ... ich freue mich so aufs Schreiben. Vielen, vielen Dank nochmal! Wenn euch noch etwas einfällt: Ich freue mich über alles, was ihr berichten könnt.  :vibes:

Fianna

Tja,
die anderen haben mir schon alles vorweg genommen.

Was aber wichtig für den Alltag ist (beim Überfliegen habe ich es nicht gesehen): die Universitäten unterschieden sich stark in Bezug auf die Durchstrukturiertheit und Organisiertheit.
Es gibt für jede Eventualität festgelegte Vorschriften, die man eigentlich als Student auch nachlesen kann. sich jedoch nur bei Magister anwenden lassen. (Dann kennzeichne ich sie extra)

Allerdings gibt es Seminare (Fachbereiche), die da ein eigenes System neben den Regularien laufen haben. Das kann sich positiv äußern: Beispiel Magister-Studiengang] Dozenten nehmen Hausarbeiten beispielsweise nicht nur bis zu einer bestimmten Frist an (üblicherweise am Ende der Semesterferien oder früher), sondern mehr oder weniger immer. Wenn dem Student also vor einer Prüfung auffällt, dass er seine Hausarbeit in Seminar X nicht schreiben kann oder will (oder er spekuliert, eine zu schlechte Note zu erhalten), schreibt er in einem Seminar eine Arbeit, das aber vor 3 Smestern statt fand. Viele Dozenten sind da so nett und nehmen dennoch eine Arbeit an.

Die Fachbereichsbibliothek, die die speziellen Bücher zu einem Thema hat, verfügt über bestimmte Öffnungszeiten. Falls jedoch die Sekretärin länger dort ist oder aber ein Doktorand sich in den Räumlichkeiten aufhält, darf der Student auch länger bleiben.

Normalerweise darf man in Bibliotheken nicht essen und nur Wasser trinken. Es gibt jedoch Fachbereiche, die eine richtige kleine Teeküche haben, wo in dem Kühlschrank Essen lagern kann oder sich in der Mikrowelle Essen zubereiten kann. (Sowas kommt üblicherweise bei kleineren Fächern für die Allgemeinheit vor, bei größeren ist es - falls vorhanden - aus Platzgründen eher wenigen Personen gestattet: Dozenten, Doktoranden, HiWis).



Dieses nicht-der-Norm-entsprechend kann aber auch Schattenseiten haben.
So soll es sogar schonmal vorgekommen sein, dass Dozenten längere Zeit (mehrere Semester) krank waren, ohne dass sie offiziell krank gemeldet waren. Die Studenten, die laut Studienordnung auf die Kurse dieses Fachmannes angewiesen waren, hatten dann eben Pech.

Oder Universitätsmitarbeiter sollen in den Semesterferien einfach mal "Home Office" gemacht haben und waren dann für Studenten nur schwer zu erreichen (nur mit Termin nach Absprache etc).

Fachbereichsbibliotheken machen mal eben früher zu, und man hat sich wegen eines nahenden Abgabetermins darauf verlassen, dieses spezielle Buch nutzen zu können, dass es nur dort gibt.

Kurse werden zeitlich oder örtlich verlegt, und man kann logistisch nicht mehr daran teilnehmen, oder sie fallen spontan aus, weil es zuwenig Teilnehmer gibt. Es ist zu spät, sich für einen anderen Kurs anzumelden.

Man hat sich rechtzeitig für einen begehrten Kurs angemeldet, wenn man jedoch in der ersten Stunde erscheint, stellt der Dozent eine seiner inoffiziellen Regeln auf ("nur ab x. Semester" / "nur für Hauptfächler") und man schaut in die Röhre.

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Einige dieser Dinge (z.B. das Hausarbeiten-nachschreiben) sind bei dem Bachelor/Master-System nicht möglich, da die Kursanmeldungen und die Credit Points elektronisch erfasst werden, und das geht nur in einem bestimmten Zeitrahmen. Der Dozent kann die Note nicht nachtragen (also einem die Arbeit 2 Semester später abnehmen).

Dieses elektronische System hat auch Schattenseiten, beispielsweise hat man Probleme, sich mit seiner Matrikelnummer zu einem Kurs anzumelden, später ist dieser jedoch voll.
Oder man meldet sich an und alles sieht gut aus, später jedoch steht man auf keiner Liste und in diesem Kurs ist kein Platz mehr frei.
Oder man kann sich nirgendwo zu einem Kurs anmelden und aufgrund des technischen Fehlers soll man angeblich in diesem Semester auch keinen Kurs besuchen können, wenn man sich nicht damit anmelden kann (weil man sonst auch keine Note bekommen kann).

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Man hat normalerweise mit mehreren Verwaltungsbereichen zu tun: einmal die Fachbereichs-Verwaltung (Sekretärin, Assistent des Profs, Bibliothekar, Studienberater), zum anderen das Studentensekretariat (Studentenausweis, Probleme mit dem elektronischen Anmelde-System), dann die Asta (Studierenden-Vertretung, Studierendenberatung, Hilfe bei Wohnungssuche/Jobsuche, Möglichkeit kurzfristiger Darlehen), es gibt noch die Fachschaft/den Fachausschuss (Studierendenvertretung deiner Fachrichtung bzw. des Instituts),  und schließlich vor Zwischenprüfung oder Abschlußprüfung (oder bei Fragen dazu) das Prüfungsamt.
Wenn man sehr großes Glück hat *Ironie* hat man ein Problem oder eine Frage, die alle tangiert (oder alle außer dem Prüfungsamt), und man bekommt von jedem Verwaltungsbereich eine andere Antwort/eine andere Empfehlung zu handeln.

Ich kenne es so, dass man normalerweise erstmal bei dem Hiwi oder der Fachschaft aufschlägt, denn das Amt des Studienberaters wechselt immer wieder (alle paar Jahre) und sie haben meist mit Erstis zu tun.

Bei dem Studentensekretariat nachzufragen ist oft nicht sinnvoll, da man da nur die Buchstaben und nicht die Praxis kennt. (Mir wurde beispielsweise gesagt, dass ich keinen Platz im Studentenwohnheim bekäme, da meine Eltern zu nahe an der Uni wohnen, deshalb habe ich mich nicht drum beworben. In der Praxis gibt es jedoch beliebtere und unbeliebtere Standorte von Wohnheimen sowie diverse zu erfüllende Quoten, so dass ich in einem der unbeliebteren Standorte sofort einen Platz bekommen hätte. Ich glaube, weil da soviele ausländische/Austauschstudierende wohnten, dass jeder Deutsche Student aus Quotengründen einen Platz bekommen hätte - Nationalität schlägt zu nahen Wohnort).

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Wenn Du deinem Studenten also typische Probleme verpassen willst, wären Anmeldungen zu Kursen oder ausfallende kurse eine Möglichkeit. Bei vielen Bachelor-Studiengängen finden nicht genug Kurse statt (es gibt da gewisse Kategorien, von denen Du x kurse machen musst, und wenn es Kursklasse A nicht gibt, ist egal, wenn du fleißig bist und Kursklasse B machst, es bringt Dich nicht weiter, nur in Bezug auf Wissen), weswegen sich die Studienzeit verlängert.

Oder aber Fächer (bzw. Module), die man beide machen muss, finden parallel statt und das haut Dir den Stundenplan auseinander. Das passiert sogar, wenn die meisten Studenten des Faches A üblicherweise Nebenfach B belegen - an vielen Unis haut die fächerübergreifende Abstimmung im Vorfeld da nicht hin. (Und wenn ein Nebenfach A von Studenten der Hauptfächer B-F gerne belegt wird, ist die Wahrscheinlichkeit umso größer, dann wird sich Fach A nämlich nicht mal erwägen, sich mit irgendwem abzustimmen).

Oder es gibt in vielen Universiätststädten ein Wohnungsproblem. Schon zu meiner Zeit und ohne diese Studierenden-Invasion mit den Doppeljahrgängen etc hat jemand in meiner Unistadt ein 17qm Zimmer mit Etagenbad für 300 € monatlich vermieten wollen. Und in den Ferien musste das Zimmer geräumt werden, da es der Tochter des Hauses gehörte. Ging trotzdem immer weg, und jetzt ist es viel extremer. Jahrelang gab es immer wieder Meldungen, die Erstsemester würden zuwenig Wohnungen/Wohnheimplätze haben, sie campierten in Notunterkünften und Turnhallen, Bürgermeister riefen ihre Bürger auf, Wohnraum zu vermieten...

Ganz so extrem muss es bei Dir ja nicht sein. Aber ein eher überteuertes Zimmer, das vielleicht sogar einige Mängel hat (z.B. schlecht isoliert ist,  oder schimmelt, oder ...) und der Wunsch, in eine bessere Wohnung umzuziehen sobald sich die Gelegenheit bietet, wäre auch eine Möglichkeit.

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Abseits von nicht-regulär-ablaufenden Dingen, widersprechenden Aussagen offizieller Stellen oder Wohnraumproblemen habe ich aber noch etwas Schönes zu ergänzen: von den Hauptfachsstudenten wird oft erwartet, dass sie sich in ihrem Fach engagieren. Beispielsweise wird eine Bibliotheksinventur gemacht und man erwartet, dass die Hauptfachstudenten da mithelfen. Oder es wird eine (periodisch wiederholende) Fachkonferenz oder ein Symposion veranstaltet und die HF-Studenten sollen mithelden. Oder es werden Jubiläen gefeiert und Feste ausgerichtet, bei denen die HF's helfen sollen. Das kann schon ganz lustig werden, da es meist auch ein Rahmenprogramm gibt, z.B. bereiten einige der Studierenden eine Stadtführung für die anreisenden Wissenschaftler vor oder bereiten Essen vor, melden sich für Thekendienst, fertigen Dekoration an oder halten ein Referat.
Bei einem Wissenschaftstag der Stadt o.Ä. haben diverse Fachbereiche der Universität einen Stand oder ein Zelt, und die HF's sollen den ehrenamtlich mit-bemannen. Dabei wird man von den Besuchern i.d.R. nicht nur auf das Thema des Standes angesprochen, sondern auf ganz allgemeine Dinge oder Verschwörungstheorien, die über Themen dieses Sachbereiches in der Öffentlichkeit kursieren.
Hauptfächler können mitunter einige dieser "freiwilligen" Leistungen erbringen, und obwohl man das vielleicht als unangenehm empfinden könnte, weil man es ja zusätzlich machen muss, fand ich solche Aktionen immer sehr, sehr lustig und schön.

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Jetzt habe ich hoffentlich eine bunte Ergänzung und Anregung für Probleme oder Aktivitäten des Protas geben können.
Da sich x Verwaltungsbereiche, x Studienfächer und alle möglichen Anforderungen vermischen, kannst Du aus dem Studentenleben eigentlich die Weichenstellung für jedes Problem, jeden Katalysator oder jede Begegnung bilden.

Wieso schreibe ich eigentlich nicht Contemporary und nehme einen Studenten...  :hmmm: Da würde sich die Lösung jedes Plotproblems von selbst ergeben...

Rhiannon

Der Unterschied zwischen Dozent und Prof ist ganz einfach. Dozent wird alles genannt, was Vorlesungen hält und Seminare gibt, das können bei den Bachelor-Studiengängen teilweise sogar noch Master-Studenten sein. Ein Professor ist ein Mensch, der sich tatsächlich mit dem Professor-Titel schmücken darf, der also habilitiert hat.
Die beiden Begriffe werden von der Studentenschaft aber im Regelfall synonym gebraucht, also nicht jeder Prof, von dem erzählt wird, hat auch wirklich diesen Titel.

Fianna

Zitat von: Klecks am 22. Januar 2014, 20:11:33Und die zweite Frage: Welche Themen haben denn zum Beispiel diese Seminare? Könntet ihr mir da ein paar Beispiele nennen?
Germanistik habe ich nicht studiert, aber das kannst Du alles googlen. ;) Du findest 30.000 Themen im Internet, da die Informationen immer online sind.

Nachtrag: das hatte ich als Problem eben vergessen. Oft bekommt man die Anweisung, was man machen muss (wann sich für was anmelden, welche Kurse gibt es, etc) online, aber das verspätet sich ewig und dann steht man im Regen, im schlimmsten Fall ist es so kurzfristig online, dass man Probleme hat, alles zu regeln.


Zitat von: Klecks am 22. Januar 2014, 20:11:33Eine allgemeine Frage hätte ich auch noch: Was genau ist der Unterschied zwischen einem Dozenten und einem Prof? Und mir fällt bestimmt noch so einiges ein, vor allem, wenn ich mich für eine Uni entschieden habe. 
Der Professor ist der akademisch höchste Grad, er hat eine besonders umfangreiche Forschungsarbeit geschrieben (Habilitation). Außerdem ist er der Inhaber einer Fachbereichs-Stelle als Chef --> der Lehrstuhlinhaber.
Menschen, die ebenfalls eine Habilitation haben, aber keine Stelle, nennt man "Privatdozent" (ich weiß noch, wie obskur mir das vorkam, als ich das das erste Mal in der Biographie eines populärwissenschaftlichen Sachbuchs sah.  ;D)

Der Dozent dagegen ist Magister/Master oder Doktor. Möglicherweise schreibt er gerade an der Habil.
Dozent ist jeder, der ein eigenständiges Seminar leitet.
Wenn jemand zu einem Seminar eine Übung leitet (die das Ganze nochmal langsam wiederkaut), ist das meist nur ein fortgeschrittener Student, und man nennt ihn Tutor. Der macht nämlich keine eigenständige Veranstaltung, sondern eine Übung zu einer Veranstaltung.

Also grob gesagt sind alle Leute im Vorlesungsverzeichnis Dozenten (wenn sie eben eine eigenständige Veranstaltung leiten, was bei den meisten der Fall ist), und einige davon sind gleichzeitig auch Professoren.

Professoren machen üblicherweise die Kurse für die fortgeschrittenen Studenten, oder ein Kolloquium für Master-Kandidaten, oder Veranstaltungen zu ihrem Spezialthema (letztere können auch von "mittleren" Studenten besucht werden, also vom Wissen zwischen den Erstis und den "Fortgeschrittenen(=fast fertigen)").
Hach, dank euren Antworten sind schon Dutzende Szenen vor meinem inneren Auge aufgetaucht. Abendliche Seminare, Mensa-Gespräche, Partys, Bibliothek-Abstecher ... ich freue mich so aufs Schreiben. Vielen, vielen Dank nochmal! Wenn euch noch etwas einfällt: Ich freue mich über alles, was ihr berichten könnt.  :vibes:
[/quote]

Alaun

#19
Zu deiner Nebenfachwahlfrage:

Ich habe ursprünglich Germanistik im Hauptfach studiert (Magisterstudiengang, lang ists her ...) und hatte zuerst die Nebenfächer Musikwissenschaft und Psychologie. Dann wechselte ich von Psychologie zu Soziologie und dann, ein Semester drauf, wechselte ich zum Hauptfach Musikwissenschaft und machte Germanistik zu meinem Nebenfach, aus Soziologie wurde dann letztendlich Theaterwissenschaft, und das ist die Kombi in der ich dann schließlich auch meinen Abschluss gemacht habe. Zu Magisterzeiten war also eine Menge experimentieren und ausprobieren möglich, bis man wirklich gefunden hatte was zu einem passt - und das hielt (und halte) ich für den größten Schatz dieses Konzeptes ...

Zu den Seminaren und Vorlesungen:
in der Musikwissenschaft war von Musikgeschichte über -theorie und -ethnologie bis hin zur Komposition und praktischem Klavierspiel (Bachchoräle, Generalbass, Orchesterpartiturspiel) alles zu haben (und auch als Pflichtveranstaltung zu besuchen), in der Theaterwissenschaft habe ich u.a. viel zu Bühnenbau gemacht oder mich mit Stücken befasst, die z.B. in der Weimarer Republik für Skandale gesorgt haben. Andere haben sich mit Opern beschäftigt oder mit Schauspieltheorie. Das Feld ist riesig.

Snöblumma

Zitat von: Rhiannon am 22. Januar 2014, 20:18:09
Der Unterschied zwischen Dozent und Prof ist ganz einfach. Dozent wird alles genannt, was Vorlesungen hält und Seminare gibt, das können bei den Bachelor-Studiengängen teilweise sogar noch Master-Studenten sein. Ein Professor ist ein Mensch, der sich tatsächlich mit dem Professor-Titel schmücken darf, der also habilitiert hat.

Genau genommen ist ein Professor ein Mensch, der habilitiert hat und eine Professur innehat, also in der Regel einen eigenen Lehrstuhl hat. Wobei ich auch schon von Profs gehört habe, die Prof am Lehrstuhl eines anderen Profs waren. Ein habilitierter Mensch ohne Lehrstuhl ist meist P.D. = Privatdozent. Jedenfalls war das bei uns so, wobei wir wenig "Mittelbau" haben, also wenige Akademische Räte etc. (bei uns liebevoll die "Assis" genannt - also die Assistenten). HiWis (=Hilfswissenschaftler  :rofl:) sind bei uns die studentischen Mitarbeiter gewesen.

KaPunkt

Ich möchte anmerken, dass bei uns die wenigstens 'Profs' habilitiert haben. Prof ist der Typ, der den Lehrstuhl hat.
Oh tempores, oh mores ...
Ist aber auch ein ING-Studiengang gewesen ...

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Rynn

#22
Bei uns war es meistens so: Man sagt Dozent, wenn man nicht sicher weiß, ob der Typ da vorne überhaupt irgendeinen tollen Titel hat. ;D Prof hab ich wirklich nur gesagt, wenn ich auch sicher war, dass derjenige auch ein Prof ist. "Dozent" ist da ein harmloser Überbegriff, mit dem man sich nicht versehentlich in die Nesseln setzen kann. Wer vorne steht, doziert ja automatisch. (Das mal gegen das "Studenten verwenden Dozent und Prof synonym". Das glaube ich nämlich nicht so ganz.)

Ich habe anfangs Germanistik im HF, in den Nebenfächern Philosophie und (ja, so heißt das Fach wirklich) Volkskunde/Kulturgeschichte studiert. (Ich brauchte ja irgendein blödes drittes Fach, weil ich nicht zwei Hauptfächer haben durfte. :pfanne:) Nach dem ersten Semester hab ich dann von VK/KG zu Erziehungswissenschaften gewechselt und meinen Schwerpunkt auf Erwachsenenbildung gelegt, um vielleicht mal in die Richtung Volkshochschule gehen zu können.
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Coppelia

Das mit den akademischen Stellen ist sehr kompliziert.

Es gibt Professuren ohne Lehrstühle. Es gibt Stellen, auf denen habilitierte Menschen sitzen, die aber keine Professuren sind. Und Akademische Rats- und Assistentenstellen sind bei uns auch etwas völlig Verschiedenes. Aber das dürfte für deinen Roman ziemlich egal sein, Klecks. Über die Feinheiten machen sich die Studenten wohl kaum Gedanken. Wohl aber sehen sie ganz genau, wer in der Hackordnung wo steht. ;)
Für eine bestimmte Stelle braucht man meist eine bestimmte Qualifikation, z. B. keine Professur ohne Habilitation. (Zumindest an der Uni; möglicherweise ist das bei anderen Lehreinrichtungen anders)

Dozent bedeutet einfach nur "Lehrender".

Mein Zweifach neben Germanistik/Deutsch war natürlich Latein. Oder eher anders herum.

Fianna

#24
Snö, hab ich doch schon längst erklärt ;)

Klecks,
wenn Du Veranstaltungen haben willst, gib ein "SoSe 2009 + Germanistik" (SommerSemester), dann findest Du alle online erwähnten Veranstaltungen von den diversen Universitäten. Oder "WiSe 2009 + Germanistik" (Wintersemester), oder ändere das Jahr.

Wegen der schon erwähnten elektronischen Anmeldung wirst du vermutlich mehr Veranstaltungen finden, wenn du im Jahr zurück gehst (als wenn Du ein jüngeres Jahr eingibst). Früher lief das alles noch mit schriftlicher Anmeldung, also ohne Einloggen irgendwo, deshalb sind diese Kurse noch im Internet präsent, wenn man richtig sucht (siehe oben).

Außerdem ist wichtig, dass verschiedene Universitäten verschiedene Forschungsschwerpunkte haben, was sich in der Auswahl der Kurse zeigt.
Vielleicht machst du es also zuerst umgekehrt, schaust auf den diversen Germanistik-Homepages, was für eine Ausrichtung das Studium in Münster, Köln, Bonn, München (...) bietet und entscheidest dann, welche Uni Du gerne hättest? Dann kannst Du Dir auch besser ein bild von typischen Veranstaltungen machen.

Es sei denn, die genaue Ausrichtung des Germanistikstudiums ist nicht relevant für die Standortwahl - dann such lieber erst einen Standort und schaue dann da gezielt nach vergangenen Veranstaltungen.


Übrigens kenne ich aus dem Sprachgebrauch nur die Wendung "SoSe", bei uns hat niemand "WiSe" gesagt.

~~~~~

Bei mir gingen übrigens nur sehr wenig Leute in die Mensa - wenn man kontaktfreudig war oder Kontakt suchte, war das eine feine Sache. Ansonsten hat die durchschnittliche Qualität des Essens die Leute eher in umliegende Cafes verscheucht, oder in die Grünflächen oder an den Fluss.
Ein Cafe mit sehr günstigen Preisen in Uninähe war dann die "inoffizielle" Mensa, da musste man schnell sein, um einen Mittags einen Platz zu bekommen.

Leute, die eher in Zweier- oder Dreiergrüppchen die Mittagspause verbrachten, haben die Mensa eher gemieden.

Aber das sind großteils Beobachtungen, ich selbst hatte nämlich gerade im Hauptstudium (aber auch sehr oft davor) immer von 12-14 Uhr Seminar, und die Mensa hatte nur von 12-14.30 Uhr Mittag essen.

Also das Nicht-gehen-können (vielleicht an einem bestimmten Wochentag oder einem einzelnen bestimmten Tag) des Protas wegen einer Veranstaltung könntest du auch einbauen.

Valaé

#25
Also ich studiere Germanistik in Baden-Württemberg, allerdings im Bachelor-Master- System, bin jetzt im Masterstudium. Einige Dinge lassen sich aber bestimmt auf frühere Zeiten transferieren, deswegen hier mal meine Erfahrungen, genieße sie aber mit Vorsicht, da sie sich wie gesagt auf das neue System beziehen und zudem auf eine technische Universität, deren Institut für Geisteswissenschaften seeehr klein ist, was fundamentale Auswirkungen auf mein Studienerlebnis hat. Ich würde da übrigens stark dazu raten, deine Recherche bezüglich dieser Faktoren noch einzugrenzen - manche Dinge wie Betreuung oder Kulanz in Zeitendingen sind a) von Uni zu Uni sehr stark schwankend und b) arg abhängig davon, wie viele Studenten ein Dozent zu betreuen hat.

Zitat
1. Wie sieht eine typische Woche im Leben eines Studenten aus? (Aufsteh-Zeiten, typische Vorlesungszeiten, Mittagspause in der Mensa, Heimkomm-Zeiten, der allgemeine Tagesablauf)

Wie eine typische Woche aussieht? Unregelmäßig  ;D. Eine typische Woche meines Studiums hat quasi keine Struktur. Fast jeden Tag stehe ich zu einer anderen Zeit auf, komme zu einer anderen Zeit nach Hause, esse zu einer anderen Zeit Mittag und gestalte den Tag so, wie es die vielen Eventualitäten, die ein Studium einem gerne vor die Füße schmeißt, eben möglich macht. Manchmal kommt ein Dozent einen Tag vor einer Vorlesung auf die Idee, noch Materialien einzustellen, mit denen man nicht gerechnet hat,  ruft eine Woche vorher eine außerplanmäßige Sitzung für die nächste Woche ein, oder ruft dich wegen deiner Prüfung/deines Referats nochmal in die Sprechstunde - da kann an einem Tag durchaus gleich zweimal was dazwischenkommen und Mittagessen fällt mal aus, Heimkommen wird wieder später und aufstehen ist auch erst planbar, wenn auch sicher am nächsten Tag nichts ausfällt. Flexibel musste ich im Studium immer sein. Das mag an einer Uni mit weniger Betreuungsdichte als in meinem kleinen Institut anders sein, denn hier kann ich wirklich von einem Tag auf den anderen in die Sprechstunde gerufen werden, was bei mehreren tausend Studenten wohl eher selten der Fall ist (ich bin zudem HiWi und habe sowieso auf Kommando da zu sein  ;), aber es passiert auch außerhalb der Arbeit, wenn auch nicht häufig. Routine hatte ich immer wochenweise, niemals tageweise. Kein Tag sieht aus wie der andere, meistens tun das eher die Wochen, die sich irgendwann gleichen. Einzige feste Zeiten die ich dir geben kann: Mittagspause eingeplant ist bei uns von 13-14:00, da liegen aber auch Sprechstunden etc., soll heißen, man kann sich darauf nicht verlassen, die Mensa macht um 14:30 dicht und um 11:00 auf, die Bibliothek ist 24h geöffnet, frühestens angefangen wird (laut Plan) um 7:15, einzelne Veranstaltung können früher liegen, die späteste planmäßige Veranstaltung ist um 21:30 zuende, einzelne Veranstaltungen können später liegen. Ich esse weder immer in der Mensa noch immer zuhause oder immer in der Stadt sondern je nach Tag und Laune hier und dort, dann und wieder wann anders. Jedes Semester kommt der ganz große Umschwung und alles was an Routine drin war wird erst mit der vorlesungsfreien Zeit getilgt und dann in eine neue Routine gequetscht, kein Semester ist wie das vorherige. Da bereits der Tagesablauf eines Studenten meist im Verlauf des Studiums arg schwankt, ist es denke ich unmöglich, zu sagen, wie der Tagesablauf eines typischen Studenten aussieht - es soll sogar welche geben, die wirklich eine Routine haben und bei denen die meisten Tage vom Ablauf her gleich sind, ich habe aber noch keinen getroffen  ;D.

Zitat2. Was ist der Unterschied zwischen Vorlesungen und Seminaren und gibt es noch etwas, das man besuchen muss?
Wie schon gesagt wurde gilt eigentlich die Regel: Vorlesung? Der Dozent spricht/liest, die Studenten hören zu, Abschluss ist meistens eine Klausur, die Anzahl an Studenten, die sie besuchen dürfen, ist meistens unbegrenzt
Seminar? Mitbeteilung der Studenten erwünscht und erfordert, Referate werden gehalten, Diskussionen geführt, meistens schreibt man eine Hausarbeit, selten eine Klausur. die Anzahl der Studenten ist meist begrenzt
Es gibt bei Seminaren zumindest im Bachelor-Master-System noch eine Aufteilung der Seminare in Pro-, Haupt- und Oberseminare, die sich je nach Anspruch und Tiefe des Stoffes unterscheiden. Während Proseminare kaum Vorwissen voraussetzen, tun Hauptseminare das sehr wohl, die Hausarbeiten sind hier auch länger. Oberseminare sind nur für fortgeschrittene Studenten (im Fall des neuen Systems Masterstudenten) und erfordern eine intensive Mitarbeit, teils mit eigenem Vortrag auf Veranstaltungen und recht umfangreicher Hausarbeit.
Meistens mischt sich das wirklich. Seminare verkommen zu Vorlesungen wenn die Studenten mal wieder keine Lust haben (Mitarbeit funktioniert eben nur bei Arbeitswilligen  ;D) und Vorlesungen können Seminarcharakter annehmen, wenn viele Zwischenfragen gestellt werden - was aber nicht bei jedem Dozent möglich ist. Wenn er ein Skript vorliest, sind Fragen meistens tabu und dann ist es auch wirklich die Reinform einer Vorlesung samt Handkrampf weil man beim Mitschreiben Steno können müsste  ;).
Zudem gibt es noch Tutorien, die man besuchen sollte wenn man den Stoff nicht verstanden hat, sonst kann man es bleiben lassen, manche Fächer verlangen studieninterne Praktikumsstunden, aber Germanistik gehört nicht dazu. Hier gibt es im oberen Studiumsbereich (Master in meinem Fall) noch Kandiatenkolloquien, in denen die Abschlussarbeiten im Entstehungsprozess besprochen werden können.
Zitat
3. Wie viel Zeit verbringt ihr an der Uni? Sind Semesterferien deckungsgleich mit den Schulferien des jeweiligen Bundeslandes?
Uh, ganz unterschiedlich, je nach Semester. Im ersten Semester hatte ich 14 Veranstaltungen, also habe ich etwa 21 Stunden die Woche reine Vorlesungszeit und dann noch Freistunden (aber das waren glaube ich nicht mehr als 3) in der Uni verbracht, dafür habe ich zuhause aber auch nicht sehr viel getan. Heute habe ich von Pflichtveranstaltungen her nur 4 Veranstaltungen, also 6 Stunden Zeit plus eine Freistunde. Dazu kommen jedoch noch freiwillige 3 weitere Stunden und meine HiWi-Zeit, die du aber nicht mitzählen solltest. Darüber hinaus arbeite ich jetzt sehr viel mehr Zuhause und habe insgesamt viel mehr zu tun als im ersten Semester, weil die Veranstaltungen mehr Vor- und Nachbereitung erfordern. Mit der Frage, wie viel Zeit man in der Uni verbringt ist daher meistens nicht im geringsten der Arbeitsaufwand abgedeckt, gerade für die Semesterferien gilt das. Für mich sind Semesterferien in den letzten Semestern immer arbeitsintensiver gewesen als die Vorlesungszeit, da hier die Hausarbeiten und Klausuren geschrieben werden und das doch einiges an Arbeit bereiten kann. Die Semesterferien decken sich nicht mit den Schulferien, sie überschneiden sich aber teilweise. Semesterferien gehen meist knappe 2- 2,5 Monate, im Sommersemester schließt das die Zeit der Sommersemesterferien zumindest in BaWü mit ein, geht aber darüber weit hinaus (Schüler müssen Mitte September wieder hin, Studenten Mitte Oktober). An Weihnachten haben wir ähnlich frei wie Schüler (von kurz vor Heiligabend bis Heilige Drei Könige), Ostern variiert stark. Diese freien Zeiten sind aber nicht Semesterferien genannt, das sind nur die zwei großen vorlesungsfreien Zeiten Ende der Semester.

4. Welche Ansprechspartner hat man an einer Uni, neben den Dozenten? Mit wem außer den Kommilitonen kann man in Kontakt treten, mit wem muss man sogar?
Es gibt Tutoren und Mentoren, zumindest an unserer Uni. Das sind ältere Studenten, die sich mit verschiedensten Fragen von Studienplanung bis hin zu Problemen mit Dozenten und Ratschlägen für die Prüfung auseinandersetzen. Sie können bei fast jeder Frage helfen und sind extra für die Fragen der Studenten da, in einer speziellen Sprechstunde. Tutoren sind auch ältere Studenten, die die Tutorien leiten, also Veranstaltungen, die komplizierte Sachverhalte erklären für die, die sie in dem schnellen Tempo des Seminars/der Vorlesung nicht verstanden haben. Darüber hinaus kann man sich immer an die Fachschaft wenden oder an solche Dinge wie AStA und UStA, da geht es aber eher um Hochschulpolitik, ein Bereich in dem ich mich weniger gut auskenne, am besten mal googlen. Ansonsten hat unsere Uni noch spezielle Anlaufstellen für fast alle Belange (von Auslandsaufenthalt bis Studieren mit Kind), an die man sich bei speziellen Fragen richten kann.

Zitat5. Wie läuft eine typische Vorlesung, ein typisches Seminar ab?
Hm, ich denke auch hier gibt es nicht wirklich eine typische Veranstaltung, da das ganz stark von Dozent und Uni abhängig ist, bei uns an der Uni gibt es jedoch durchaus so etwas wie den typischen Ablauf.
Vorlesung: 1. Vorlesung kurzer Überblick was passiert und in welchem Plan, Beginn mit dem Thema; jede weitere Sitzung Vortrag des Dozenten, mal mehr, mal weniger strukturiert, mal mehr, mal weniger im Plan, gewünscht ist meistens hinsetzen, Mund halten, mitschreiben und Fragen stellen, in manchen Vorlesungen ist Frage stellen aber weniger erwünscht; Ende der Vorlesungszeit steht die Klausur an, keine besondere Vorbereitung, einfach reinsetzen und mitschreiben, manchmal muss man vorher sagen, auf wie viele ECTS man sich prüfen lassen will, das ist aber, wenn du vor der Bologna-Reform schreibst für dich irrelevant, ECTS gibt es erst seit dieser.
Seminar: Vor der ersten Sitzung teilweise Bekanntgabe der zu lesenden Literatur mit Aufforderung, diese in den Semesterferien zu lesen, manchmal Ankündigung eines Vortestes zum Abprüfen der Textkenntnis vor der Aufnahme ins Seminar; In der 1. Sitzung oder in den Semesterferien Vorlage und Vergabe der Referatsthemen, möglicherweise Vortest; gegebenfalls: feststellen, dass kaum jemand die Texte wirklich kennt, dennoch alle durch den Vortest kommen lassen (kleines Institut, wir können uns keine Seminare mit nur drei Leuten leisten  ;D); daraufhin Abhaltung der Sitzungen nach Plan, wenn ein Referat auf dem Plan steht, manchmal auch mehrere, werden diese meist zu Beginn der Stunde gehalten,  damit danach noch Platz für Diskussionen ist, der/die Referenten halten ihr Referat meist über 15-20 Minuten, danach Diskussion, gegebenenfalls ein zweites Referat oder Übernahme der Sitzung durch den Dozenten, übernimmt der Dozent die Sitzung wird sie oft vergleichbar zu einer Schulsitzung: Der Dozent erzählt und erklärt die noch nicht angesprochenen Dinge, lässt Ergänzungen durch Studenten zu, regt Diskussionen an, hakt bei Problemstellen nach und stellt Fragen in die Runde, die meistens genauso enthusiastisch beantwortet werden wie zu Schulzeiten, er ruft dabei auch auf, durchaus auch ohne vorangehende Meldung; vor der letzten Sitzung wird, wenn es sich bei der Abschlussarbeit um eine Klausur handelt, meistens noch einmal wiederholt, ansonsten werden verschobene Diskussionen nachgeholt, eine Klausur läuft wie auch bei der Vorlesung ab, meistens ist die Abschlussarbeit aber eine Hausarbeit

6. Muss man Hausaufgaben und Praktikas machen, Vorträge halten, wird man vom Dozenten aufgerufen?
Hausaufgaben können vorkommen, nennt sich aber eher Vor-/Nachbereitung, die den Studenten nicht mehr selbstständig zugetraut wird, weil es kaum einer macht. In Germanistik handelt es sich dabei meistens um Textstellen, die gelesen werden sollen, weil man in der nächsten Stunde stärker darauf eingehen wird, manchmal soll man Lexikon-Artikel durcharbeiten, manchmal (in Mediävistik) aber auch zur Übung des Mittelhochdeutschen Texte übersetzen oder metrische Übungen machen. Im ersten Semester gab es bei uns Arbeitsaufgaben, die in den Einführungsveranstaltungen verlangt wurden, damit diese als bestanden angesehen wird. Das waren Übungen zum Bibliographieren oder Zitieren, man hatte eine Woche Zeit. Praktikas haben wir in der Germanistik nicht gehabt, andere Studiengänge müssen das aber durchaus, Vorträge halten ist zumindest bei uns absolut Norm, in jedem Seminar, das man besucht, muss man eine mündliche Leistung erbringen, um es zu bestehen und das bedeutet eigentlich immer ein Referat, in Oberseminaren kann es auch ein Vortrag in einem tagungsähnlichen Rahmen sein, sodass man einen vorher geschriebenen wissenschaftlichen Aufsatz vorliest.
Die Pflicht zur mündlichen Leistung ist aber so viel ich weiß erst seit Bologna so streng, also dass sie bei jeder Veranstaltung (außer Vorlesungen) sein muss, da bin ich mir aber nicht sicher. Aufgerufen werden kann man, allerdings vor allem eher in Seminaren, also im kleineren Rahmen, Seminare sind ja meistens in der Teilnehmerzahl begrenzt und machen nur bei eher weniger Studenten wirklich Sinn aufgrund der Forderung zur Diskussion und Mitarbeit.

Zitat7. Wie oft und in welchen Monaten schreibt man Klausuren? Wer bewertet sie? Gibt es wie in der Schule Noten von 1 bis 6?
Zumindest in der Germanistik kann man sich das ziemlich selbst einteilen. Ich hatte früher teilweise bis zu 6 Klausuren, die letzten zwei Semester hatte ich gar keine. Man kann sich ja aussuchen, mit welchen Veranstaltungen man sein Studium füllt, solange man bestimmte Vorraussetzungen einhält. Obwohl manche Seminare und manche Vorlesungen vorgeschrieben sind, werden das im späteren Studium immer weniger. Man kann je nach Vorliebe mehr in Seminare gehen und mehr in Vorlesungen. Wer mehr in Vorlesungen geht, wird vermutlich mehr Stunden haben, da Vorlesungen meistens nicht so hoch angerechnet werden wie Seminare. Man wird zudem mehr Klausuren schreiben und weniger Hausarbeiten haben. Wer lieber in Seminare geht, hat vermutlich weniger Stunden, dafür weniger bis keine Klausuren und mehr Hausarbeiten. Eine Balance dazwischen zu finden ist ratsam. Wie das vor Bachelor-Master war, weiß ich jedoch nicht, da ich nicht sagen kann, wie da Seminare und Vorlesungen verrechnet wurden, wir haben eben das Maß der ECTS-Punkte und eine Vorlesung gibt weniger ECTS als ein Seminar, ich denke aber doch, dass Seminare und Vorlesungen unterschiedlich gewertet waren, bevor die Bologna-Reform kam? Jedenfalls sagt meine Erfahrung, das man unmöglich sagen kann, wie viele (und daher wie oft) man Klausuren schreibt, es können Semester ganz ohne Klausuren vorkommen, es gab bei mir auch schon einmal Teilklausuren, sodass man sich noch nicht einmal an die Einteilung: Klausurenphase ist einmal im Semester halten konnte. Aber normalerweise gibt es durchaus eine klare Klausurenphase, entweder am Ende der vorlesungsfreien Zeit (Anfang der Semesterferien) ist, oder am Ende des Semesters (Ende der Semesterferien). In Monaten ausdrücken kann man das schwer. Meistens trifft es Ende Januar/Anfang Februar und Mitte/Ende Juli, falls es Anfang der Semesterferien ist, oder Ende Ende Ende März/Ende September für Ende des Semesters.

Zitat8. Wie lange dauert eine durchschnittliche Vorlesung?

Bei uns anderthalb Stunden, dafür haben wir kein akademisches Viertel mehr. Wie schon erklärt wurde, gingen diese Stunden mal zwei Stunden, aber man hat meistens eine Viertelstunde später angefangen und eine Viertelstunde früher aufgehört. Bei uns ist diese Regelung den jüngeren Studenten gar nicht mehr richtig bekannt und die Veranstaltungen sind von vorneherein auf anderthalb Stunden ausgelegt, dafür fängt man pünktlich an und hört pünktlich auf.

Zitat9. Wann finden die Prüfungen statt und wie laufen sie ab? Wann schreibt man die Abschlussarbeit, wie lange sitzt man daran, welche Vorgaben gibt es, wer betreut die Arbeit oder ist man auf sich allein gestellt?

Ich fürchte hier wirst du wirklich einen Magisterstudenten fragen müssen, da die Prüfungsordnung ganz ganz stark verändert wurde seit der Umstellung auf Bachelor-/Master. Wenn Bedarf daran besteht, wie die Prüfungen in Germanistik im Bachelor-/Mastersystem aussehen kannst du mich gerne noch einmal fragen, aber ich möchte jetzt nicht so weit ausholen und du brauchst diese Info dann gar nicht, weil da ist wirklich viel verändert worden. Zumal jede Uni ihre eigene Prüfungsordnung hat, das kann sich also durchaus auch noch von Uni zu Uni unterscheiden.

Zitat10. Gibt es soziale Projekte, die von der Uni ausgehen und/oder verpflichtend sind, wie die Projektwochen in der Schule?
Bei uns nicht, nein. Es gibt höchstens ganz am Anfang die O-Phase/O-Woche. Das ist kein soziales Projekt an sich, aber doch vergleichbar mit Projektwochen ... man muss da nicht hin, aber es ist eine Woche, in der dir Programm angeboten wird, das du besuchen kannst und das dazu dient, deine neuen Kommilitonen, die Uni, die Stadt und das ganze Brimborium drum herum kennen zu lernen.

Zitat11. Was ist am Studieren und am Studentenleben noch besonders, nach dem ich nicht gefragt habe?

Uff. Viel. Sehr viel. Ich denke, Studenten sind irgendwie ein ganz eigenes Völkchen. Da herrscht oft eine ganz bestimmte Lebenshaltung vor, die jedoch auch wieder von Uni zu Uni und von Fach zu Fach unterschiedlich sein kann. Studentenleben ist so vielseitig, das man bei solchen Fragen ausdifferenzieren muss, weil kein Student lebt wie der andere (noch weniger als bei anderen Berufen/Bildungsbereichen) und dennoch gibt es ein paar Dinge, die irgendwie alle kennen, wie oft chaotische Verwaltung der Studiengänge, Unsicherheiten, die ganz signifikante Zeit der Klausurenphase in der alle nur mit Kaffee und Zombieaugen rumlaufen, Organisation in Bibliotheken, Zeitmangel seitens der Dozenten, eine gewisse erforderliche "alles halb so wild, mach ich morgen"-Haltung um durch den bürokratischen Dschungel zu kommen. Ich sage nicht, dass das überall so sein muss, aber es ist etwas, das man von sehr, sehr vielen Studenten hört und mitbekommt. Allgemein lässt sich sagen: So wie manch ein Campus quasi wie eine kleine Stadt funktionieren könnte, stellen Studenten in einem gewissen Rahmen eine ganz eigene Kultur dar, deren Facetten ich unmöglich als Antwort auf diese Frage alle aufzählen könnte ... es ist denke ich sehr schwer, sich da vollkommen reinzufuchsen, wenn man es nicht kennt. Studentenforen sind da gar keine schlechte Idee, da werden gerne mal Probleme angesprochen, die typisch sind, um einen Einblick in das Leben zu erhalten, aber sie bauschen auch viele Probleme auf ... wohnst du in der Nähe einer Uni? Vielleicht betreibst du mal Beobachtunsgforschung und gehst hin, siehst dir das Treiben an (wenn es ein Campus ist), fragst mal die Mitarbeiter von stark studentisch frequentierten Anlaufstellen wie Kaffeebars oder Fastfood-Buden in Campusnähe, was sie dir so über ihr Klientel erzählen können? Vielleicht kannst du auch ein Campusradio kontaktieren, dass sie einen Aufruf starten, dass man dir Erfahrungsberichte zusendet von Alltagssituationen im Studienleben? Oder du liest dich mal in die Zeitung Campus ein, die beinhaltet viele Bereiche des studentischen Lebens und gibt vielleicht einen Überblick, was gerne Thema ist und wie damit umgegangen wird?


Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen.

Edit: Und nochmal
ZitatIch hätte dann noch zwei Frage an die Germanistik-Studenten unter euch. Welche Nebenfächer habt ihr gewählt? Ich werde das natürlich mit der Uni abgleichen müssen, die es letztendlich sein wird, aber es würde mich trotzdem sehr interessieren.

Ich habe das Nebenfach Multimedia gewählt - weil es ging. Weil meine Universität eine der ersten war, die es angeboten hat und weil man als Germanistikstudent quasi dauernd legitimieren muss, warum man da ist und dem Steuerzahler mit so einem unnötigen Blümchenfach auf der Tasche liegt. Die Geisteswissenschaftler braucht ja in einer Zeit, die so vom naturwissenschaftlichen Fortschritt geprägt ist, keiner mehr. Oder keiner glaubt, dass er sie braucht. Also wählen viele Geisteswissenschaftler die Medienbranche als Nebenzweig um eine Ausrede, beziehungsweise eine real geglaubte Perspektive zu haben ("ich mach dann was mit Medien/PR") - das ist auch durchaus die Richtung, in welcher es später mit am meisten Zukunftschancen gibt und sie macht Spaß, Geisteswissenschaftler sind da auch durchaus gefragt. Ist an sich nichts dagegen zu sagen, nur ein wenig schade, das man diese Rechtfertigung zu brauchen glaubt und sie nicht selten die Wahl des Nebenfaches bestimmt. Gibt aber natürlich auch viele andere Gründe, das zu wählen oder ein anderes zu nehmen und nicht jeder geht diesen Weg, aber die Zahlen sind steigend.

ZitatUnd die zweite Frage: Welche Themen haben denn zum Beispiel diese Seminare? Könntet ihr mir da ein paar Beispiele nennen?
Typische Einführungsseminare: Einführung in die Literaturwissenschaft (Grundrüstzeug, Gattungstheorie, Begriffe, die man oft brauchen wird, verschiedene Modelle und Theorien zur Fiktion/dem Fiktionalen, den verschiedenen Möglichkeiten wie was erzählt werden kann (Erzählebene, -person, -sicht/Zeitdehnung/-raffung) etc.), Einführung in die germanistische Mediävistik (mittelalterliche Gattungen, geschichtliche Grundeinführung in die Kultur und Literatur des Mittelalters, mögl. ist ein Sprachkurs des Mittelhochdeutschen enthalten, ansonsten wäre der ein extra Kurs, Metrik in mittelalterlichen Texten), Einführung in die Linguistik (Morphologie, Semantik, Lautbildung etc.), fernab der Einführungskurse hatte ich beispielsweise folgende Seminare oder Vorlesungen (geklammerte Veranstaltungen waren Vorlesungen, alles andere Seminare): Novellen; Max Frisch, (Literarische Gattungen), Terror in der Literatur, Die Artusepen Hartmanns von Aue, Sangspruchdichtung, (Der Prosaroman), Das 8. Jhd., Heldenepik, Raum und Zeit in mittelalterlichen Dichtungen ... bei Bedarf kram ich noch mehr heraus.

Zitat
Eine allgemeine Frage hätte ich auch noch: Was genau ist der Unterschied zwischen einem Dozenten und einem Prof? Und mir fällt bestimmt noch so einiges ein, vor allem, wenn ich mich für eine Uni entschieden habe.
Ein Professor ist habilitiert, d.h. er hat eine Habilitation verfasst und darf damit selbstständig lehren und forschen. Sie ist Vorraussetzung, dass man als Professor an eine Universität berufen werden kann, d.h. einen Lehrstuhl erhält. Dafür muss man vor einer Berufungskommission eine Probevorlesung halten und erhält bei entsprechendem Gefallen den Ruf an die Universität. Dozenten haben keinen eigenen Lehrstuhl, sie sind entweder in der Postdoc-Phase, d.h. sie haben einen Doktor, aber noch keine Habilitation, dann arbeiten sie als wissenschaftliche Mitarbeiter unter dem Professor, der den Lehrstuhl hat. Sie forschen nicht selbstständig, sondern in seinem Auftrag, abgesehen von der eigenen Habil. natürlich. Wer die Habil. in der Tasche hat, der darf als Privatdozent selbstständig lehren und forschen, aber meistens ist er dennoch in einem Abhängigkeitsverhältnis zu dem Professor, der den Lehrstuhl an der Universität hat, an der er arbeitet, denn der bestimmt, woran in dieser Einrichtung geforscht wird, andere Forschungsarbeiten müssen privat oder an anderen Stellen (manche Dozenten haben mehrere Halbzeitstellen) getätigt werden. Zudem ist eine Stelle als Dozent meistens befristet, der Ruf an die Universität bringt damit in der wissenschaftlichen Karriere mit der Professorenstelle die einzige sicher unbefristete Stelle mit sich, die es gibt (Ausnahme Erstprofessuren, die auch in der Regel befristet sind, aber meistens als Probezeit, die werden dann unbefristet).
Das ist mein Wissensstand, man verbessere mich, wenn ich falsch liege.  ;)

Mika

Dann will ich deine Fragen auch mal beantworten :) Ich studiere (noch etwa eine Woche ;D) nach alter Studienordnung auf Magister Artium an der LMU in München, mein Hauptfach ist Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters (Mediävistik), meine Nebenfächer sind Neuere Deutsche Literatur und Mittelalterliche Geschichte. Nur für dich zur Orientierung.

Edit: Irgs, jetzt hab ich verdammt lang gebraucht zu antworten und es ist ein kleiner Roman geworden ;D

Zitat von: Klecks am 22. Januar 2014, 18:33:37
1. Wie sieht eine typische Woche im Leben eines Studenten aus? (Aufsteh-Zeiten, typische Vorlesungszeiten, Mittagspause in der Mensa, Heimkomm-Zeiten, der allgemeine Tagesablauf)
In den 9 Semestern meines Studiums waren die Wochen in den Semestern zwar meist gleich bis ähnlich, aber kein Semester wie das andere. Da ich gemäß der alten Studienordnung mir meinen Studenplan selbst zusammenstellen konnte, bzw. teilweise Seminare zugeteilt bekommen habe, die nicht unbedingt immer meine erste Wahl waren, hatte ich manchmal Semester in denen ich sehr viel Vormittags in der Uni war, andere Male war es dann so, dass ich eher Abends dort war und zwischendurch gab es auch Semester mit Wochen wo irrsinnige Lücken zwischen einzelnen Veranstaltungen waren, was dann teilweise etwas doof war. Generell lagen 90 % meiner Veranstaltungen immer in einem Zeitraum zwischen 8 und 20 Uhr, mit gelegentlichen Ausreißern. Es war auch mal das ein oder andere Seminar dabei, dass Abends deutlich länger dauerte.

Zitat2. Was ist der Unterschied zwischen Vorlesungen und Seminaren und gibt es noch etwas, das man besuchen muss?
Ich berichte jetzt einfach mal von dem System bei uns an der Uni :)
In den Teilbereichen bei uns an der Uni gibt es verschiedene Abstufungen. In der Germanistik bedeutet es: drei Teilbereich (Linguistik, Neuere Deutsche Literatur und Mediävistik). In jedem der Teilbereiche gab es "Einführungseminare", "Proseminare", "Hauptseminare", Vorlesungen und diverse "Sonderveranstaltungen" wie Kolloquien, Blockseminare, Exkursionen ect.

Der Unterschied zwischen Vorlesungen und Seminaren ist eigentlich relativ leicht zu erklären. Bei Vorlesungen war es bei uns so, dass man sich dort für gewöhnlich nicht anmelden und keinen Leistungsnachweis erbringen musste (das ist im Bachelor-Mastersystem anders!), meist gab es auch keine Beschränkung was die Anzahl der Plätze betrifft, dort konnten so viele hin wie eben wollten. Was leider gelegentlich dazu führte, dass die Vorlesungen horrend überfüllt waren, aber das traf eigentlich auf fast alle Veranstaltungsarten zu.
Generell waren Vorlesungen bei uns eigentlich so aufgebaut, dass vorne ein "Referent", in 90 % der Fälle ein Professor oder Privatdozent steht und den Studenten zu einem jeweiligen Thema eine Art "Vortrag" hält, in dem es eigentlich nie zu Diskussionen oder so gekommen ist. Es ist mehr, man geht rein, hört sich das an, schreibt mit. Hausaufgaben oder Ähnliches haben wir in Vorlesungen eigentlich auch nie bekommen. Es war mehr Berieselung. Auch war bei uns in Vorlesungen keine verpflichtende Anwesenheit.

Dann zu den Seminaren. Die einzelnen Seminarvarianten hatte ich ja oben schon genannt. Das Studium begann halt bei uns damit dass man erst ein "Einführungsseminar" im jeweiligen Teilbereich ablegen musste bevor man ein "Proseminar" manchen konnte ect.
Bei Seminaren mussten wir uns aussuchen was wir machen wollten und diese dann belegen, was bei uns über ein mäßig funktionierendes Onlineanmeldeverfahren funktionierte. In machen Seminaren konnte man sich aber auch direkt beim Dozenten anmelden, in seltenen Fällen musste man um ein Seminar belegen zu dürfen auch vorab bereits eine Aufgabe erledigen.
Während in einer Vorlesung auch gut und gerne mal mehrere hundert Studenten sein konnten (die LMU ist ziemlich groß ;D), sollten es im Seminar eigentlich nicht so viele sein, was aber nicht immer geklappt hat. Highscore war bei mir einmal ein Seminar mit über 70 Teilnehmern. Anders als in der Vorlesung kommt es im Seminar auf die Interaktion an. Im Einführungseminar in Neuerer Deutscher Literatur haben wir zum Beispiel verschiedene Texte gelesen, Referatsgruppen wurden dazu eingeteilt, die Referate wurden gehalten, in der Gruppe wurde darüber diskutiert. Ähnlich war es auch in weiteren Seminaren. Zum Abschluss eines Seminares gab es immer entweder eine Klausur, oder aber eine Seminararbeit, die abzulegen war, was häufiger vorkam, zu den Seminararbeiten bei der entsprechenden Frage mehr.

Zitat3. Wie viel Zeit verbringt ihr an der Uni? Sind Semesterferien deckungsgleich mit den Schulferien des jeweiligen Bundeslandes?
Ich hab eigentlich immer recht viel Zeit an er Uni verbracht, da ich eigentlich auch während meiner kompletten Studienzeit dort gearbeitet habe. In Semester in denen ich recht viel schaffen wollte, also unitechnich hatte ich bis zu 22 Semesterwochenstunden, Minimum waren bei mir 6 Semesterwochenstunden, die ich an der Uni verbracht habe, da war ich aber dann auch schon eher am Ende und musste nicht mehr so viele Veranstaltungen belegen, hätte aber noch mehr Vorlesungen besuchen können, was aber mit meiner Arbeit zeitlich nicht gepasst hat.

Die Semesterferien sind bei uns nicht ganz deckungsgleich mit den bayerischen Schulferien. Für gewöhnlich dauerte die Vorlesungzeit im Wintersemester bei uns von Mitte Oktober bis Anfang Februar, wobei wir zwischen Weihnachten und Heilig Drei König nochmal zwei Wochen frei hatten. Dann waren Semesterferien bis Anfang Anfang April wo das Sommersemester begann. Die Vorlesungszeit im Sommersemester dauert bei uns bis Ende Juli und dann beginnen wieder die Semesterferien bis Mitte Oktober :)
Soweit ich aber weiß ist das von Uni zu Uni unterschiedlich.

Zitat4. Welche Ansprechspartner hat man an einer Uni, neben den Dozenten? Mit wem außer den Kommilitonen kann man in Kontakt treten, mit wem muss man sogar?
Bei uns gibt es folgende weitere Ansprechpartner: Studentenvertretungen, Fachstudienberatung, Studentenkanzlei (hier werden eigentlich alle bürokratischen Aspekte geregelt), Prüfungsamt, Mitarbeiter von Bibliotheken, Student und Arbeitsmarkt, Fakultätsvertretungen... Ich denke das dürften so ziemlich alle gewesen sein mit denen ich im Laufe meines Studiums Kontakt hatte :)

Zitat5. Wie läuft eine typische Vorlesung, ein typisches Seminar ab?
Siehe Unterschied Vorlesung und Seminar :) Wobei es hier natürlich je nach Dozent immer Abweichungen geben kann. Einen Standardablauf gibt es eigentlich nicht.

Zitat6. Muss man Hausaufgaben und Praktikas machen, Vorträge halten, wird man vom Dozenten aufgerufen?
Hatte sowohl schon Seminare wo wir Hausaufgaben machen mussten (vor allem in Linguistik), Referate/Vorträge im Seminarkontext (der Dozent vergab einzelne Unterthemen des Seminarthemas, die von einzelnen oder Gruppen erarbeitet werden mussten) waren eigentlich im Laufe meines Studiums immer da, wobei hier die Form der Referate auch immer etwas vom Dozenten abhängig war und natürlich auch vom jeweiligen Thema. Und natürlich wurden wir auch aufgerufen, meistens dann, wenn wir überhaupt keine Ahnung hatten ;D
Praktika sind im Magisterstudium an der LMU zumindest im Bereich Germanistik nicht verpflichtend vorgesehen. Ich absolviere jetzt aber trotzdem eins, wo ich keine Veranstaltungen mehr an der Uni besuchen muss und nur noch meine Prüfungen habe, einfach da ich nicht gänzlich "unvorbereitet" in die Arbeitswelt gehen möchte, denn der Praxisbezug bei uns im Studium geht gegen Null.

Zitat7. Wie oft und in welchen Monaten schreibt man Klausuren? Wer bewertet sie? Gibt es wie in der Schule Noten von 1 bis 6?
Ich habe im Laufe meines Studiums, nicht sehr viele Klausuren geschrieben. In Linguistik 2, in Neuerer Deutscher Literatur eine, eine in Mediävistik, was die germanistischen Fächer betrifft.  Dazu kam bei mir noch meine Zwischenprüfung in Mediävistik, meinem Hauptfach :)
In Geschichte waren es "mehr", allerdings auch nur, weil wir in den ersten Seminaren in Geschichte "Grundwissens-" und "Sprachtests" ablegen mussten, die ich teilweise nicht auf den ersten Anlauf geschafft habe *hust*. Sonst ist es im Magisterstudiengang eher relativ klausurfrei, hauptsächlich wurden bei uns die "Noten" über Seminararbeiten erhoben.
Hier käme dann der nächste Unterschied meines Magisterstudiums zum neueren Bachelor-Master-System. Bei uns kam es noch nicht auf die Note an. Gewertet wurde in Bestanden und nicht Bestande, wir sammeln nicht über unser gesamtes Studium Noten, die dann am Ende mit der Abschlussarbeit verrechnet werden, sondern es kommt erst am Ende auf den Abschluss an. Zwar hab ich gelegentlich Noten bekommen, diese waren dann "normale" Schulnoten von 1 - 4, ab 5 gilt man bei uns als Durchgefallen. "Vier gewinnt" eben ;D

Zitat8. Wie lange dauert eine durchschnittliche Vorlesung?
Wie schon von einigen genannt zwei akademische Stunden, also zwei mal 45 Minuten, wenn eine Veranstaltung c. t. zum Beispiel 10:15 Uhr beginnt.

Zitat9. Wann finden die Prüfungen statt und wie laufen sie ab? Wann schreibt man die Abschlussarbeit, wie lange sitzt man daran, welche Vorgaben gibt es, wer betreut die Arbeit oder ist man auf sich allein gestellt?
Dann mal zum Prüfungswahnsinn in dem ich gerade mitten drin stecke :) Angemeldet zu meinem Abschluss hab ich mich im März 2013. Vorab hatte ich mir schon einen Prüfer für mein Haupfach gesucht und mit ihm vereinbart, worüber ich meine Magisterarbeit schreiben könnte.
Meinen Prüfer, er muss hier ein Professor oder Privatdozent sein, andere nicht nicht Prüfungsberechtigt, wählte ich nach persönlicher Sympathie und weil ich schon sehr viele Seminare bei ihm besucht hatte, die mir gut gefallen haben. Im Oberseminar haben wir dann im Laufe des Sommersemesters immer wieder über meine Arbeit gesprochen, was ich schreiben könnte, wie, ect. Ich hätte deutlich mehr Hilfe in Anspruch nehmen können und mehr mit ihm absprechen, hab es aber aus Zeitgründen nicht gemacht ;D
Wir vereinbarten schließlich ein "fixes" Thema, dass mein Prüfer dem Prüfungsamt meldete und dort bekam ich es dann bei meiner finalen Anmeldung zur Prüfung. Ich wusste also vorab schon worüber ich meine Magisterarbeit schreiben würde. Faktisch muss diese Arbeit bei uns an der Uni mindestens 80 Seiten lang sein, die Seiten sind mit etwas größeren Normseiten, vor allem da in der vorgegebenen Schrifart unserer Uni mehr auf seine Seite passt, zu vergleichen.
Das Thema erhielt ich wie gesagt im März, Abgabetermin für die Magisterarbeit war der 30. September 2013. Die Arbeit musste in dreifacher Ausführung (für den Erstprüfer, den Zweitprüfer und das Prüfungsamt) eingereicht werden.
Nach der Abgabe meiner Magisterarbeit musste ich wieder ins Prüfungsamt und meine Prüfer für meine Nebenfächer nennen sowie meinen Erstprüfer für die Schriftliche und Mündliche Prüfung im Haupfach bestätigen. Meine Schriftliche Prüfung im Hauptfach fand dann Anfang Dezember statt. Hier musste ich ein Essay über ein Thema schreiben. Von Vorteil: Ich konnte die Themen vorab wieder mit meinem Professor abstimmen. Er reichte zwei Themen beim Prüfungsamt ein, das eines dafür für die Klausur auswählte. Dort hatten wir 4 Stunden Zeit für das Essay.
Jetzt im Januar habe ich meine abschließenden mündlichen Prüfungen. In meinen Nebenfächern habe ich je zwei Themen mit meinen jeweiligen Professoren ausgemacht, sowie entsprechende Termine. Für die Prüfungen musste ich jeweils Literaturlisten vorbereiten. Die Mündliche im Hauptfach dauerte eine Stunde, die Mündlichen Prüfungen in den Nebenfächern dauern eine halbe :)

Mit Abschluss der letzten mündlichen Prüfung und wenn ich auch diese bestanden habe, ist mein Studium dann quasi beendet und Ende Februar findet die offizielle Zeugnisvergabe statt.

Zitat10. Gibt es soziale Projekte, die von der Uni ausgehen und/oder verpflichtend sind, wie die Projektwochen in der Schule?
Wenn man Lehramt studiert ja, im Magisterstudium nicht, nein. Ich habe zumindest als Magister an keiner derartigen Veranstaltung teilgenommen und hätte auch nichts derartiges bei uns in der Fakultät gehört, was aber nichts heißt, ging schon öfter mal was an mir vorbei ;) Verpflichtend war eine Art soziales Projekt in meinem Magisterstudium jedenfalls nicht.

Zitat11. Was ist am Studieren und am Studentenleben noch besonders, nach dem ich nicht gefragt habe?
Ufz... ich hab jetzt schon so viel geschrieben ;D mir fällt spontan nichts ein, da gibt es aber sicherlich ne Menge.

Fianna

Zitat von: Rynn am 22. Januar 2014, 20:30:26"Dozent" ist da ein harmloser Überbegriff, mit dem man sich nicht versehentlich in die Nesseln setzen kann. Wer vorne steht, doziert ja automatisch. (Das mal gegen das "Studenten verwenden Dozent und Prof synonym". Das glaube ich nämlich nicht so ganz.)
Je nach Fachrichtung und Person war auch der Dr. wichtig. Entweder die Dozierenden selbst, die Mitarbeiter der Universität oder die fortgeschritteneren Studenten haben streng unterschieden zwischen Doktor und Magister/Master.
(Wobei es bei letzterer Personengruppe nach meiner Erfahrung einfach arrogante Klugscheißerei gegenüber jüngeren Studenten war. Das ist der Nachteil an der uni: Du triffst zwar die allergenialsten Leute, mit denen Du viel gemeinsam hast, aber auch ziemlich viele oberflächliche, arrogante oder hohle Flachpfeifen. Und teilweise sogar in einer Person, man lernt schnell, dass nicht jeder, der den Anschein erweckt, auch wirklich soviel drauf hat. Mir sind noch nie soviele Blender und Narzissten begegnet wie an der Uni. Aber auch noch nie so nette, hilfbereite oder gleichschwingende Leute - oder alles zusammen - also gleicht es das dann doch gut aus. Je nach Fach. Bei Germanistik ist der Vorteil: das ist groß. da gibts alles, positiv und negativ und auch wieder positiv.)

Jammy

Hallo Klecks,

ein paar Infos wirst du sicher schon erhalten haben. Ich habe zwar keinen Magister, sondern das Staatsexamen, aber Germanistik war ein Teil davon.
(Ich bin vor ca. 4 Jahren exmatrikuliert worden, nur damit du die Aktualität der Infos einschätzen kannst.)


Zitat von: Klecks am 22. Januar 2014, 18:33:37
1. Wie sieht eine typische Woche im Leben eines Studenten aus? (Aufsteh-Zeiten, typische Vorlesungszeiten, Mittagspause in der Mensa, Heimkomm-Zeiten, der allgemeine Tagesablauf)
Wie bereits gesagt wurde, gibt es keine typische Woche im  Leben eines Studenten. Das hängt sehr vom Stundenplan ab, der von Semester zu Semester variieren kann; bzw. davon abhängt, welche Vorlesungen und Seminare angeboten werden und auch, welche sogenannten "Scheine" (Leistungsbelege) man braucht.
An meiner Uni war es so, dass für den Dienstag massenweise Kurse angeboten wurde, so dass ich bei der Erstellung des Stundenplans (für den ich selbst verantwortlich war) meist die Qual der Wahl hatte. Da war ich in so manchem Semester schon mal von 8 bis 20 Uhr an der Uni. Freitag hatte ich dafür eigentlich immer frei; also eine 4-Tages-Woche. :) Montag, Mittwoch und Donnerstag hatte ich - glaube ich - etwa 3 Vorlesungen/ Seminare...  ich hab meistens um 8 Uhr begonnen und war etwa um 18 Uhr zu Hause. Pauschal kann ich das aber auch nicht beantworten, weil manchmal etliche Stunden zwischen zwei Vorlesungen lagen, so dass ich z.B. um 15 Uhr nach Hause bin und um 18 Uhr nochmal für 2 Stunden in die Uni.... Wenn dich ein konkreter Germanistikstundenplan interessiert... versprechen kann ich nichts, aber vielleicht finde ich irgendwo noch einen.
Mittagspause in der Mensa: Zwischen 12 und 14 Uhr, soweit ich mich erinnern kann. Manchmal auch gar nicht. Bzw. ich bin nach dem 3. Semester überhaupt nicht mehr in die Mensa, weil ich das Essen so gar nicht vertragen habe und mir ein paar Mal von dem Fraß so geschlecht geworden ist, dass ich fast umgekippt wäre.
Heimkommzeiten: Wie gesagt, variabel.
Tagesablauf: Hing bei mir immer davon ab, wann im Semester. :) Gegen Ende wurde es natürlich stressiger, weil da die ganzen Prüfungen vor der Tür standen.

Zitat2. Was ist der Unterschied zwischen Vorlesungen und Seminaren und gibt es noch etwas, das man besuchen muss?
Bei Vorlesungen haben wir uns immer 2 Stunden reingesetzt, zugehört und mitgeschrieben. Bei einigen war Anwesenheitspflicht mit Unterschriftenliste, bei einigen nicht. Bei einigen haben wir einen sog. "Sitzschein" bekommen (Zettel auf dem steht, dass man die Vorlesung regelmäßig besucht hat.)
Seminar: Auch zweistündig, aber mit mehr Eigenbeteiligung; Mitarbeit, aber auch Referat etc. Hier hatten wir eigentlich immer eine Art Prüfung: z.B. Referat, Klausur, Hausarbeit - oder gerne auch eine Mischung aus den genannten.
Manche davon waren Pflicht, bei anderen werden verschiedene angeboten und man kann wählen, was einen am meisten interessiert oder was am besten in den Stundenplan passt.
Unterschieden wurde bei uns zwischen einem Proseminar und einem Hauptseminar. I.d.R. ist das Proseminar vor, das Hauptseminar nach der Zwischenprüfung bzw. um in ein Hauptseminar zu gelangen, ist das Bestehen eines Proseminars obligatorisch. Das Hauptseminar ist...vertiefender.
Weitere:
Grundkurse: Die waren Pflicht. Hier wird Basiswissen vermittelt, das für die Vorlesungen und Seminare notwendig sind. Die werden von allen belegt, und oftmals vermitteln die Dozenten den Eindruck, dass sie da gar nicht gerne reingehen. Das waren die Grundkurse, die ich belegen musste: Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Ältere Deutsche Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft.


Zitat3. Wie viel Zeit verbringt ihr an der Uni? Sind Semesterferien deckungsgleich mit den Schulferien des jeweiligen Bundeslandes?
Kann ich nicht pauschal beantworten. Änderte sich von Semester zu Semester und auch während des Semesters selbst. Normalerweise recht lang, weil ich ziemlich viel belegt habe. Im vorletzten Semester nicht mehr sehr viel, und im letzten so gut wie gar nicht mehr. Das liegt daran, dass ich eigentlich "nur" an der Uni war, um zu Vorlesungen etc. zu gehen. Ich bin niemand, der in der Bibliothek gut lernen kann. Mich stört die Atmosphäre enorm, ich kann mich da nicht konzentrieren. Die unbequemen Holzstühle, das fahle Licht, das Gefühl, mich nicht bewegen zu können, ohne andere zu stören... zudem ich am besten lernen kann, wenn ich laut rede und so tue, als würde ich den Lernstoff jemandem erklären. Das kann ich in der Bib natürlich nicht. Das ist aber eine persönliche Sache, und gelernt habe ich zu Hause nicht weniger. Wäre ich ein Bib-Typ, hätte ich wesentlich mehr Zeit in der Uni verbracht... vor dem Staatsexamen bestimmt 12 Stunden.
Die Semesterferien sind deutlich länger. Man sollte auch unterscheiden zwischen Vorlesungsende und Semesterende.
Semesterbeginn ist der 1.10., Vorlesungsbeginn der 14.10.
Semesterende ist der 31.03., Vorlesungsende ist jedoch der 08.2.
(Das sind die aktuellen Termine für "meine" Uni von 2013 und 2014)

Zitat4. Welche Ansprechspartner hat man an einer Uni, neben den Dozenten? Mit wem außer den Kommilitonen kann man in Kontakt treten, mit wem muss man sogar?
Vor dem Studienbeginn hat eine Einführungswoche stattgefunden. Zu jedem Fach wurden Infos durch Dozenten gegeben, was man im Studium und für das spezielle Fach braucht. Zusätzlich stehen Kommilitonen zur Verfügungen, die einem bei der Stundenplanerstellung helfen.
Ansonsten die Verwaltung. Und irgendwas gab's noch, irgendwas von Studenten Organisiertes, aber das bin ich nie hin...

Zitat5. Wie läuft eine typische Vorlesung, ein typisches Seminar ab?
Vorlesung: Dozent "liest vor", redet, oft auch mit Powerpoint, Studenten schreiben idealerweise mit. Manchmal kann man sich die Folien runterladen (über die Homepage der Uni, "Moodle" o.ä.), so dass man nur noch dazuschreibt, was der Vorlesende zusätzlich erklärt. Hatte aber auch Vorlesungen, wo ich alles mitschreiben musste, und hinterher mit 5 Din A 4 Blättern das saß inklusive schmerzender Hand.
Seminar: Das läuft unterschiedlich ab. Da gab es Seminare, die nur aus Referaten bestanden. Handouts ausgeteilt, Blablubb, Ende. Dann gibt's die Variante mit kürzen Referate, und Gespräch zwischen Dozent und Studenten oder ohne Referat.
Die Variante mit nur Referaten habe ich nach einer Weile gemieden, die haben mich! nicht weitergebracht.

Zitat6. Muss man Hausaufgaben und Praktikas machen, Vorträge halten, wird man vom Dozenten aufgerufen?
In Vorlesungen nicht. In Seminaren: Hängt davon ab. Hausaufgaben?... Naja, man musste halt z.B. in Literaturwissenschaft Werke lesen, die besprochen wurden. Vorträge/ Referate wurden auch gehalten, aber wie das gehandhabt wird, entscheidet der Dozent/ Lehrstuhl. Praktika musste ich auch machen, aber die waren extra und hatten soweit nichts mit Germanistik zu tun.
In Seminaren wird Mitarbeit i.R. erwartet, aber ich wurde eigentlich nicht aufgerufen, wenn ich mich nicht gemeldet habe.
Ausnahme: Hab mal aus Spaß an der Freude einen Spanischkurs belegt, und dann haben wir manchmal reihum Übersetzungen gemacht oder ähnliche Übungen. Aber das ist ja was anderes.

Zitat7. Wie oft und in welchen Monaten schreibt man Klausuren? Wer bewertet sie? Gibt es wie in der Schule Noten von 1 bis 6?
Am Ende des Semesters. Also eigentlich alle auf einmal, mit einigen Tagen Intervall dazwischen. Wie viele man schreibt, hängt davon ab, wie viel man belegt. Vier vielleicht? Müsste ich nochmal nachschauen, aber ich hab meine alten Unterlagen grad nicht zur Hand. Der Dozent/ Professor, der das Seminar leitet, korrigiert und bewertet die Klausur.
Ja, es gibt die Noten von 1 bis 6. Bei mir war es allerdings so, dass bei Klausuren die Noten nicht allzu relevant waren. Entscheidend war, sie zu bestehen (also die Noten 1 bis 4). Bei mir ist keine einzige Note in das End-Examen eingeflossen. Bei uns wurde gesagt: "4 ist bestanden, bestanden ist gut und gut ist 2!" Dafür hatten die Staatsexamensklausuren umso mehr Gewicht.

Zitat8. Wie lange dauert eine durchschnittliche Vorlesung?
90 Minuten. Zum Beispiel von 8.30-9.00 oder es steht im Vorlesungsverzeichnung 8.00-10.00, aber dann ist die "akademische Viertelstunde" eingerechnet (c.t. = cum tempore "mit Zeit"), also von 8.15-09.45)

Zitat9. Wann finden die Prüfungen statt und wie laufen sie ab? Wann schreibt man die Abschlussarbeit, wie lange sitzt man daran, welche Vorgaben gibt es, wer betreut die Arbeit oder ist man auf sich allein gestellt?
Die Abschlussarbeit hatte ich nach dem 9. Semester, ich hätte sie aber auch nach dem 6. machen können.
Zuerst hatte ich die sog. "Zulassungsarbeit", bei mir waren das 100 Seiten zu einem Thema, das ich in Absprache mit dem betreuenden Professor geschrieben habe. Das Fach sowie den Professor konnte ich mir aussuchen, ich bin halt zu ihm in die Sprechstunde und habe ihn gefragt. Wenn ich Fragen hatte, bin ich zu ihm oder hab ihm geschrieben. Von sich aus hat er mich nicht deswegen nicht angesprochen. Ich habe ein Semester (etwa 4 Monate) damit vebracht, Literatur zu suchen und sichten bzw. die Bücher, zu denen ich schreiben wollte, genau durchzuackern. Für das Schreiben selbst habe ich 3 - 4 Monate gebraucht. Mind. 2 davon sehr intensiv, also den ganzen Tag. Das war in den Semesterferien. Zwei Semester (also etwa 10 Monate) habe ich für die Examensprüfungen gelernt: Lernpaper erstellt, mit Lerngruppe regelmäßig Übungen zur Sprachwissenschaft gemacht, Literatur gesichtet, Prüfungsthemen zusammengestellt, gelernt, wiederholt, etc. Ich hatte 4 Klausuren (alle innerhalb einer Woche: Montag die 1., Dienstag die 2., am Donnerstag die 3. und Montag darauf die 4.) - wie sie gelegt sind, hängt aber von der Fächerkombination ab. Im 9. und letzten Semester hatte ich nur mehr mündliche und praktische Prüfungen (8 bzw. 2).

Zitat10. Gibt es soziale Projekte, die von der Uni ausgehen und/oder verpflichtend sind, wie die Projektwochen in der Schule?
Nein, hatte ich nicht.

Zitat11. Was ist am Studieren und am Studentenleben noch besonders, nach dem ich nicht gefragt habe?
Wenn mir noch was Interessantes einfällt, meld ich mich nochmal.

ZitatIch hätte gleich noch einige Fragen zum Nachhaken: Kann ich mir unter Hausarbeiten Aufsätze vorstellen, die man über ein Thema schreiben muss, das der Dozent vorgibt? Wie lange hat man durchschnittlich für eine Hausarbeit Zeit? Muss jeder Student eine eigene schreiben oder kann sich zum Beispiel in Zweier-Teams zusammenfinden? Und wenn es Studenten gibt, die fast in der Uni wohnen, wann ungefähr macht denn eine Uni "zu" und gibt es auch Seminare oder Vorlesungen, die abends stattfinden?
Meistens die Semesterferien. Studenten machen aber gerne alles am letzten Drücker, heißt: Sie werden kurz vor knapp fertig bzw. "haben ein Motivationsproblem bis sie ein Zeitproblem haben".
Wie lang die Hausarbeiten sind, hängt vom Seminar ab. In Proseminaren ca. 3-5 Seiten, in Hauptseminaren auch mal 30 Seiten.
Manchmal ist es aber auch schwerer, sich kurz zu fassen...
In der Regel allein, in Ausnahmefällen ist es auch gestattet, zu zweit zu schreiben... kenne ich aber als Ausnahme.
Ja, es gibt auch Vorlesungen, die Abends stattfinden.

Wie gesagt, ich bin nicht mehr im Studentenleben drin, aber ich hoffe, ich konnte dennoch weiterhelfen.
Mit der Lektorentätigkeit hatte mein Studium nichts zu tun, aber wenn du speziell zur Germanistik was wissen möchtest, werde ich mit bestem Wissen und Gewissen aus dem Nähkästchen erzählen. :)

LG, Jammy

Edit: Ich schreibe zu langsam... So viele neue Beiträge auf einmal! *puh* Ich schicke meinen trotzdem ab... hoffe, das ist okay.
"Als ich 25000 Wörter im Kasten hatte, merkte ich, dass ich mich in eine Sackgasse geschrieben hatte. Mein Roman hatte zwei Charaktere, und zu meiner Bestürzung stellte ich fest, dass ich beide umgebracht hatte. Das war ein ziemlich gravierender Handlungsfehler."

J. Simpson: The beckoning silence

Rynn

#29
@Fianna
Innerhalb des Instituts kann das sicher sein, dass da jemand Wert auf seinen Doktortitel legt. Aber das hat für mich nur bedingt mit der Frage "Sagt man Prof oder Dozent?" zu tun.

Wenn du als Student über deine Dozenten redest, sagt du wohl eher "Der Dozent ist echt langweilig." oder "Hast du auch ein Seminar bei der Dozentin?". Da hab ich noch nie jemandem "Hast du Linguistik beim Doktor XY?" sagen hören. Auch in Verbindung mit dem Nachnamen kommt das, denke ich, eher selten vor. Und sogar "Prof" haben wir in der Geisteswissenschaft eher seltener benutzt. Entweder nur den Nachnamen ("Ich hab das Seminar dienstags um zwei bei Müller.") oder eben Dozent ("Ich mach das Seminar dienstags um zwei." "Ach ja? Wer ist denn da der Dozent?").

Lange Rede, kurzer Sinn: Welcher meiner Dozenten Prof war, das hab ich mir noch gemerkt. Aber wer da alles Doktor ist oder nicht? Das war mir ziemlich egal ... ;D (Bis es ans Schreiben einer E-Mail ging. Dann hab ich das besser mal fix nachgesehen ...)
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog