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Die berühmten letzten Worte

Begonnen von Antigone, 01. Februar 2007, 09:04:51

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Antigone

Morgen, Ihr Lieben!

Ich würde gerne wissen, wie ihr es mit den letzten Worten haltet. Bei mir ist es so, dass jeder, der sterben muss, noch mal was sagen darf. Bringt auf richtig einfache Art und Weise noch mal so richtig schön Dramatik hinein. Ich möchte eigentlich nicht darauf verzichten.

Trotzdem hab ich aber jedesmal Bauchweh dabei. Ich hab mich schon oft gefragt, ob jemand, der tatsächlich im Sterben liegt, überhaupt noch Lust zum Reden haben kann. Und damit meine ich nicht die, die an ALtersschwäche sterben, sondern auf gewaltsame Art und Weise. Hat hier jemand medizinische Kenntnisse? Kann man überhaupt noch sprechen, wenn man zb. einen Pfeil in der Brust hat? Kriegt man da überhaupt noch Luft? Und wenn ja, wie lange?

Ich würde gerne wissen, wie ihr das handhabt. Fallen bei euch die Leute einfach um und sind tot? Halten sie ne Ansprache? Wälzen sie sich nur noch vor Schmerzen?

Lg, Antigone

Termoniaelfe

#1
ZitatKann man überhaupt noch sprechen, wenn man zb. einen Pfeil in der Brust hat? Kriegt man da überhaupt noch Luft? Und wenn ja, wie lange?

Ich weiß nicht, ich bin noch nie gestorben ;D

Nee, Spass bei Seite. Ist ne gute Frage. In Termonia stirbt auch jemand aber da hab ich es glaub ich ganz geschickt gelöst:

Weinend hockte Kathy neben XYund strich ihm sanft übers schweißnasse Haar. Langsam öffnete er die Augen und erkannte sie.
,,Kathy, hast du es geschafft?", hauchte er schwach und versuchte sie anzulächeln.
,,Ja, das habe ich, mit deiner Hilfe", schluchzte sie.
,,Aber jetzt rede nicht mehr. Das ist zu anstrengend. Wir bringen dich nach Hause und du wirst wieder gesund." 
,,Es ist Zeit Lebewohl zu sagen", stöhnte er.
,,Ich lass dich nicht gehen. Nicht jetzt. Du wirst wieder gesund. Bleib hier. Es kann doch nicht alles umsonst gewesen sein", schrie Kathy ihn erzweifelt an.
Dann blickte sie in die entsetzten Gesichter der Umstehenden.
,,So tut doch was, verdammt! Er stirbt."
,,Weine nicht um mich, Kathy. Alles ist so geschehen, wie es prophezeit wurde", sagte XYkaum hörbar, bäumte sich noch einmal auf und sackte dann schlaff in sich zusammen.


Jemand der von mir zum Streben verdonnert wird, darf noch was sagen. Ich denke da genau wie Du. Es erhöt die Dramatik und macht vielleciht bei dem einen oder anderen die Augen fuecht. Ich jedenfalls hatte schon beim Schreiben dieser Szene Pipi in den Augen.

LG
Termi

gbwolf

Hallo Antigone,

mir fällt jetzt erst auf, dass bei mir eigentlich nicht gestorben wird. Und wenn, dann hat die Prota genug damit zu tun, sich vom Acker zu machen oder ist allein (also in den Kurzgeschichten, die dann eigentlich nur aus den letzten Gedanken bestehen).

Meine Güte, in dieser Situation war ich wirklich noch nie!  :o

Grüße, Wölfin

Antigone

#3
Hallo Termoniaelfe!

Genau solche Szenen meine ich, und ich schreib sie ziemlich ähnlich. So´n bisschen heroisch-romantisch, Held und Heldin dürfen sich noch mal anschmachten und alle kriegen feuchte Augen.

Allerdings streiten da mein Sinn für Romantik mit dem Realitätssinn. Ich denke, wenn jemand gewaltsam stirbt, da spritzt Blut, tut alles fürchterlich Weh, hat man Todesangst, kriegt keine Luft etc... und das ALLERLETZE, was man dabei tun möchte, ist ein bisschen Liebesgesäusel.

Das ist so ähnlich wie in dem Film Braveheart (der mit sonst super gefällt). Aber der Schluß... Soll man wirklich glauben, dass jemandem, der grad gehenkt, gevierteilt und aufgeschlitzt (ja,ja, das MMittelalter war grausam) tatsächlich noch der Sinn nach heroischen Abschiedsworten steht? In dem Fall: "...Freiheit!"

Tja, was soll man da machen?

Lg, A.




Maja

Wenn bei mir jemand am Boden liegt und ächzt "Horatio, ich bin hin..." - dann kann man davon ausgehen, daß er zu viele Filme gesehen hat, seine Kopfschmerzen zu hoch ansetzt, und ganz sicher *nicht* stirbt. Jedenfalls nicht jetzt.

Bei mir sterben die Leute meist hinter der Bühne, aber hier sind diejenigen, die ich offen töten mußte. Sie sagen etwas, bevor sie verwundet/umgebracht werden. Danach sind sie entweder schon tot oder noch mit Sterben beschäftigt:

Rogri fuh herum. »Du auch noch«, höhnte er - und dann kreuzte sich sein Blick mit Sandors. Er erstarrte.
Er hatte es ganz sicher nicht kommen sehen.

»Gut, Jurik«, sagte er. »Jetzt gib mir dein Schwert.«
»Was?« entfuhr es Jurik.
»Mit dem Griff voran.«
Langsam zog Jurik das Schwert.
Dermot sagte: »Glaubst du vielleicht, ich lasse dich mit Schwert zu ihm in die Zelle?«

Der gute Hauptmann hat zumindest noch seinen letzten prämortalen Intelligenzwurf geschafft.

"Lonnìl, paß auf! Hinter dir!« schrie Schwinges Stimme im Baum direkt über ihm.
Ja, was für ein Klischeetod. Rettet ihrem Feind das Leben, indem sie sich in das Schwert seines Gegners stürzt. Was für ein Mist. Meine erste Sterbeszene. Ist aber jetzt auch schon zehn Jahre her, daß ich sie geschrieben habe.


Und hier einer, der zwar nachträglich überlebt, aber doch sehr, sehr, sehr fest mit dem Ende rechnen mußte (vor allem, da ich die Szene, in der sein Leben gerettet wird, nie geschrieben habe):
»Augen und Zähne«, wiederholte er immer wieder, mal gestammelt und mal geschrien, ohne das Schangere mit diesen Worten direkt etwas anfangen konnte. Aber sie spürte, wie ein Teil von seiner Furcht auch auf sie übergriff.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Tesla

Gestorben wird ja bekanntlich immer.
Bei mir passiert im zusammenhang aber immer soviel das die Reflextion erst später über einen anderen Chara passiert. Mal abgesehen von Jacky, der ist Psychopat, da kann ich mit den Opfern richtig lange Spielen. (so SAW like) ;D

Astrid

Lass mal sehen...

"Ich werde auf dich warten... ohne dich finde ich dort keine Ruhe."

"Ich habe den Befehl, hier zu stehen und diese Tür zu bewachen. Und das werde ich auch tun."

"Aber -"

Und noch ein paar heroische und romantische Faseleien *schäm* , die ich noch ändern werde.  ;D

Breanna

Bis jetzt ist noch niemand im Beisein eines anderen gestorben.
In Weltenkind sterben keine Protagonisten, es wird nur eine Person erwähnt, die gestorben ist. Da war aber keiner der Protas dabei.
In Katzenkälte wird der junge Mann tot aufgefunden, er wurde in der Nacht ermordet. Aber wäre Narja bei ihm gewesen, hätte er wahrscheinlich noch geröchelt (wenn er nicht sofort tot war) "Du musst ihn aufhalten". Oder wenn ich kitschig wäre: "Narja, ich liebe dich."  :rofl: Passiert aber sicher nicht. Er liebt sie zwar, würde es ihr aber nie sagen. Sie würde ihm nur noch mal das Messer in die Brust stoßen.

Dorte

Ich hab's nicht mit dem Heroismus. Meistens töte ich "off screen", weil ich selbst unnötige Sterbeszenen nicht gerne lese. Die einzige Information, die ich bei unwichtigen Figuren brauche, ist, dass sie tot ist. Hauptfiguren töte ich selten, würde dabei aber gegen schöne letzte Worte tendieren, zumindest bei gewaltsamem Tod. Da hat man glaub ich anderes im Kopf, als heroisch schöne Sachen zu sagen ;) Mit durchbohrter Lunge kann man auch schlecht reden und noch schlechter lange genug leben, um Dialoge zu führen, ähnlich sieht es mit verletzten Schlagadern aus. Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff wirkt sich erschreckend schnell auf den ganzen Körper aus, man fühlt Lippen und Zunge nicht mehr und kann entsprechend auch nicht mehr artikulieren (zumindest nach meiner Erfahrung mit Kreislaufzusammenbrüchen).

caity

Hallo Antigone,

ich finde das kann man nicht pauschal sagen.
ich an deiner Stelle würde nicht ALLE etwas sagen lassen, aber ich würde auch nicht alle schweigen lassen - das kommt eben darauf an, wie viele Personen deine Protagonistin sterben sieht und wie diese Personen sterben.
Bei mir sagen die Leute bisher eigentlich nichts - sie schauen nur ... "verheißungsvoll" bzw. sterben so schnell, das man das gar nicht richtig mitbekommt.
In meinem zweiten Teil habe ich einen sehr bewegenden Tod dabei (zumindest hoffe ich, dass ich ihn bewegend auf die Reihe bekomme  ::) ) Und ich denke dabei werde ich den Sterbenden noch etwas sagen lassen, aber ansonsten ...
naja, wie gesagt, so allgemein bewantworten kann ich die Frage nicht. So grob schätze ich mich allerdings eher so ein, dass ich nichts sagen lasse ...

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Judith

Hm, mir stehen noch ein paar Sterbeszenen bevor und ich bin mir noch nicht sicher, wie ich sie gestalten werde. Grundsätzlich bin ich aber nicht so der Fan von großem Abschiedsgefasel, also nehm ich mal an, dass ich die eher still abtreten lassen werde. Ich kann mir nur bei einem Charakter vorstellen, dass ich ihm noch irgendwelche tollen Worte gönne - und zwar vor allem deshalb, weil es eigentlich mehr ein Selbstmord ist.

Ich denke, es kommt halt auch auf die Art der Geschichte an. Bei so richtig heroischer Fantasy, die eher an mittelalterliche Heldenepik erinnert, darf ruhig ein wenig schmalzig gestorben werden.  ;)

Elena

Hm, bei mir wird auch gestorben, ich muss mal schauen, wie. Eher leise, denke ich, oder mit einem "Aaaaaaaaaaaaaaaaah" (hat hier jemand "Die Ritter der Kokusnuss" gesehen?  ;D)

Als Leser hasse ich heroische Sterbeszene, weil ich gegen Kitsch jeder Art allergisch bin. In den meisten Sterbeszenen scheinen die Leute es ganz in Ordnung zu finden, gleich den Löffel abzugeben, und auch wenn ich noch nie gestorben bin, würde ich doch eine etwas andere Reaktion zeigen, glaube ich. Überlegt euch die Panik, die euch überkommt in dem Moment, in dem ihr merkt: jetzt ist es zu Ende. Ein Ertrinkender wird auch nicht sagen, "Oh, schade, na ja, das war's wohl", er wird strampeln und um sich schlagen in Todesangst.
Und ich denke, das geht einem nicht anders, wenn man gerade merkt, wie sich die eigene Lunge mit Blut füllt, weil man ein Pfeil drin hat. Oder wie man verblutet, wobei das ja nun auch wieder eine eher langfristige Sache ist und man am Ende echt nette Erlebnisse haben soll, wenn das Gehirn anfängt, den Geist aufzugeben.

Von einem gehauchten "Fülle den Auftrag aus, auch wenn ich jetzt gehen muss, ich werde dich immer lieben und im Geiste bei dir sein! Unsere Gedanken leben weiter, auch wenn ich jetzt sterbe - argh, nein! Kümmere dich nicht um mich! Es gibt Dinge, die größer und wichtiger sind als mein Leben. Und sag meinem Kind, dass ich es gerne hätte aufwachsen sehen ... Leb wohl! Auf dass wir uns in einer besseren Welt wiedersehen!" halte ich nichts. Dann lieber "Aaaaaaaaaaaaaahhhhhhh!"

Oh, I am slain!

Liebe Grüße,

Elena

Maja

Meine liebste Sterbeszene ist immer noch Hamlets. Hamlet liegt am Boden, und gefühlte vier Stunden lang legt er seinem Freund Horatio dar, daß er jetzt stirbt. Garniert mit Sätzen wie "Horatio, ich sterbe!", "Horatio, ich bin hin" - nicht, daß nicht eigentlich genug Zeit für Horatio wäre, einen Krankenwagen zu rufen oder sowas - aber da die Szene mit Laertes' Worten "O Hamlet, Hamlet, du bist umgebracht" beginnt, weiß Horatio, daß es nur eine Frage der Zeit ist und er eh nichts mehr für seinen Freund tun kann... Wir schrieben seinerzeit eine Parodie mit dem Titel "Doch nicht JETZT, Horatio!", die sich mit genau diesem Thema befaßte. Leider ist sie nicht erhalten geblieben.

Die längsten Letzten Worte meines Lebens hatte ich in einer Aufführung von Wagners "Götterdämmerung". Brunhilde singt, bis die Mandeln bersten, ehe sie sich in den brennenden Rhein stürzt. Und singt. Und singt. Und ich wollte nur noch brüllen "Nu spring endlich, Bruni!" - aber dann, endlich, hat sie es dann doch getan.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Kalderon

Wenn bei mir ein Charakter stirbt, geschieht dies meist innerhalb einer Sekunde. Und meist rollt dann der Kopf über den Boden. Ich würde mir Sorgen machen, wenn er dann noch redete.
Nein... ich versuche solche Reden zu vermeiden. Und wenn man sie schon nimmt, dann wenigstens realistischer gestalten. Ich kenne da mehrere Varianten, die geschrieben werden:

Die erste ist, dass der Charakter im sterben liegt, dem anderen, der trauernd neben ihm sitzt das Ohr dichtschwallt und seinen Text bis zum Ende durchzieht und erst DANN stirbt. Hollywood lässt grüßen. Ja, es kann auch schön sein. Ich mag es jedoch nicht.

Die zweite ist genauso, nur dass der Charakter nicht alles erzählt bekommt. Er stirbt vorher... auch gesehen bei Star Wars: Yoda.
Ist schon besser. Immer noch dramatisch, aber weniger gestellt.

In der dritten Variante krepiert der Charakter nur vor sich hin, während immer noch ein schreiender, winselder Charakter an seiner Backe hängt und um ihn trauert. Ja... hat was... wir kommen näher.

Vierte Variante. Gib ihm den Rest. Keine langen Reden. Der Charakter windet sich unter Schmerzen. Er wird sterben. Klare Sache: Der andere Charakter nimmt die Sache selbst in die Hand und hilft nach. Mal hart mal mild. Wie es gerade passt. Gefällt mir schon recht gut.

Fünfte Variante: Der Charakter stirbt langsam und leise. Ruhig. Ein Ende im Frieden, wenn man so will. Das Gefällt mir auch. Braveheart. Ob reden oder nicht... besser aber wenig. Das finde ich schon gut.

Sechste Variante: Tod. Tja, das geht schnell. Und reden fällt weg.


Liebe Grüße: Kalderon

Isabel

Zitat von: Elena am 01. Februar 2007, 16:14:28
Oh, I am slain!

Ein Klassiker! Die meiner Meinung nach besten letzten Worte aller Zeiten! :rofl:

Extrem lang und nervig finde ich immer noch Trinitys Sterbeszene in "The Matrix Revolutions"... und JA, sie ist sogar an mehreren Stellen von Metallteilen durchbohrt worden und hat trotzdem noch genug Atem, Neo gefühlte zwanzig Minuten lang zuzutexten. :d'oh:

Ich habe bisher nur eine nennenswerte Sterbeszene verfasst: Eine weibliche Figur begeht tragischen Selbstmord. Ihr Lover taucht auf, findet sie zwar noch lebend vor, kann aber nichts mehr tun, um ihren Tod zu verhindern. Dialog findet kaum statt. Ich habe mich darauf beschränkt, zu schildern, was im Inneren des Mannes vorgeht - Panik, Verzweiflung, Fassungslosigkeit, etc. beim Anblick seiner sterbenden Freundin. Ein stiller Tod also, und in dieser Situation fand ich das so am besten.