• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Bin ich verrückt?

Begonnen von Cailyn, 20. Dezember 2013, 17:51:35

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Sternenlicht

#30
In dem Moment, in dem ich vom Schreiben leben müsste, hätte ich wahrscheinlich schlagartig keine Lust mehr dazu. Oder, psychologisch ausgedrückt: wenn die Leute dich dafür bezahlen, muss es etwas Unangenehmes sein  :darth:.
Auch wenn Schreibzeit kostbar ist, würde ich sie trotzdem dafür investieren, einen guten Job zu finden. Ein guter Job eröffnet einem Erfahrungen, Möglichkeiten und Perspektiven, die man nur zu Hause beim Schreiben schwerlich finden dürfte. Mal abgesehen davon sind die Verdienstmöglichkeiten doch sehr eingeschränkt, das würde ich mir nicht antun wollen.

Klecks

Obwohl ich es als Lebensziel habe, vom Schreiben leben zu können, verstehe ich, was du meinst, Sternlicht. Mir würde zwar auf keinen Fall die Lust am Schreiben vergehen, aber es ist sicher eine extreme Art von Druck, wenn man weiß: Wenn sich mein Roman nicht gut genug verkauft, habe ich vielleicht bald finanzielle Probleme.

Es ist mein großer Traum, irgendwann nur noch zu schreiben, aber mit der Verwirklichung würde ich mich theoretisch erst trauen, anzufangen, wenn ich etwas angespart habe und weiß, dass meine Romane sehr erfolgreich sind. Vorher wäre mir Kleckssensibelchen die finanzielle Sorge zu stark.  :gähn:

Davon abgesehen beginne ich im September 2014 die Ausbildung zu meinem Traumberuf. Zwei Träume miteinander verbinden zu können und mit dem Beruf auch noch Geld zu verdienen, das einen absichert, und mit dem Schreiben gelegentlich bei einer Veröffentlichung etwas zu verdienen - japp, so ist mir das lieber.  ;D

Cailyn

Sternenlicht,
Dass es zu viel Druck aufsetzt, kann ich verstehen. Aber ob es auch die Lust am Schreiben tilgt, da bin ich mir nicht sicher. Sowas kann man doch nur sagen, wenn man es ausprobiert hat.
Für mich persönlich hat Schreiben nicht unbedingt Lust als Triebfeder. Klar ist das auch wichtig. Aber eigentlich setze ich mich auch ohne Schreiblust hin und arbeite einfach. Manchmal komme ich dann in diesen erwünschten Schreibfluss und bin happy oder es bleibt halt bei "Arbeit". Doch ich finde das nicht schlimm. Solange man immer dran bleibt, kommen auch immer wieder diese Hochs, wo es rund läuft.

Söfchen

Oh, ich würde gerne nur schreiben wollen. Und wer weiß, wenn ich nicht Verantwortung für drei noch relativ kleine Mäuse hätte, vielleicht würde ich das wirklich versuchen. Aber so... *seufz*

Mit meiner Zweitausbildung bin ich leider noch nicht ganz fertig (gelernt habe ich Großhandelskauffrau, jetzt Erzieherin). Und momentan nervt mich das total. Ich frage mich, warum ich diese Ausbildung unbedingt nochmal anfangen musste. Na ja, es war halt ein weiterer Traum von mir, der sich immer wieder aufdrängte. Jetzt denke ich, warum habe ich nicht etwas gewählt, was irgendwie mit Schreiben zu tun hat?! Na ja, es wird schon seinen Sinn gehabt haben. Irgendwie kommt mir das vielleicht mal zugute. Vielleicht werde ich mal Kinderbücher veröffentlichen und an meinem Jugendroman sitze ich ja schon... Immerhin weiß ich dann in etwa, wie die Kids ticken!  ;D

Fakt ist: Ich kann die Ausbildung jetzt so kurz vor den Prüfungen nicht an den Nagel hängen, um nur zu schreiben, obwohl ich das gerne tun würde. Wir brauchen mein Einkommen, ich kann nicht darauf vertrauen, dass ich mit Schreiberei mal genug Geld für die Familie zusammenkriege. Also muss das Schreiben mehr oder weniger nebenher laufen. Was nicht einfach ist, neben der Lernerei, die Praktika in KiTa usw., dem Haushalt, den Kindern.
Aber ich habe mir fest vorgenommen, jeden Tag am Abend, egal wie spät, mich noch mind. eine Stunde dem Schreiben zu widmen. Erstens ist das Zeit für mich, was mich zufrieden und glücklich macht, und zweitens wird mein Traum wohl sonst nie zumindest ein kleines Stück in Reichweite rücken.

Und dann sieht mein Plan so aus: Evlt. Halbtagsjob, Rest schreiben und wenn die Kids aus dem Gröbsten raus sind: Häuschen auf dem Land und NUR schreiben!  :rofl:

Alana

@Sternlicht: Das dachte ich auch immer. Tatsächlich ist meine Motivation jetzt so hoch wie nie, da ich Deadlines habe, und tatsächlich jemand auf den Kram wartet, den ich produziere. Man organisiert sich dann viel besser und es ist wahnsinnig befriedigend zu sehen, wie schnell die Projekte plötzlich fertig werden. Ich merke aber auch, dass man immer wieder Zeit zum reifen braucht, bei mir ist es zumindest so. Dann hab ich mal ein paar Tage, wo ich unproduktiver bin, weil ich mehr über alles nachdenke, als tatsächlich zu plotten oder zu schreiben. Aber das gehört halt auch zum Prozess dazu.

ZitatFür mich persönlich hat Schreiben nicht unbedingt Lust als Triebfeder. Klar ist das auch wichtig. Aber eigentlich setze ich mich auch ohne Schreiblust hin und arbeite einfach. Manchmal komme ich dann in diesen erwünschten Schreibfluss und bin happy oder es bleibt halt bei "Arbeit".

Genauso ist es bei mir auch, wobei es mir eigentlich immer Spaß macht, und das hatte ich noch bei keiner einzigen Beschäftigung bisher.

Alhambrana

HauntingWitch

Ich bin nicht ganz sicher, ob das wirklich hierhin passt, aber ich wollte nicht gleich einen neuen Thread aufmachen. Wir hatten vergleichbare Diskussionen ja auch schön öfter an verschiedenen Orten.

Es geht mir im Moment auch nicht darum, vom Schreiben leben zu können und was das bedeutet. Das kann ich momentan nicht und solange brauche ich einen Brotjob, so viel ist klar. Sicher ist auch, dass das Schreiben für mich über alles geht. Diese zwei Punkte mal vorweg.

Wie einige von euch ja mitbekommen suche ich mal wieder einen Job. Einen, der mich zufriedenstellt. Aber es gibt Tage wie heute, da denke ich mir, dass das vielleicht gar nicht möglich ist. Dass es den guten Brotjob nicht gibt, weil der einzige, der mich wirklich interessiert, nun ja, halt die Schriftstellerei ist. Ich weiss, es klingt wahnsinnig. Aber ich habe ein Jahr damit verbracht, mich über alle möglichen Jobs und Weiterbildungen zu informieren, um herauszufinden, was ich eigentlich genau will - ob es noch einen anderen Traumjob für mich gibt, einen sicheren, in dem man eine Anstellung findet. Einen, von dem ich in jedem Fall leben kann und der mich möglichst auch noch glücklich macht.

Ich habe festgestellt: Den gibt es nicht. Es gibt ihn einfach nicht. Alle Möglichkeiten, die ich gefunden habe, interessierten oder überzeugten mich nicht. Und letztendlich: Wenn ich gewisse Weiterbildungen machen wollen würde, müsste ich das Schreiben um die fünf Jahre lang zurückstellen und könnte so wieder nicht daran arbeiten, mich als Autorin zu etablieren. Abgesehen davon, dass diese Sachen mich ja alle nicht so richtig begeistern können. Nun gibt es zwar Jobs, die ich interessant finde und von denen ich denke, dass ich damit leben kann. Aber das ist immer nur so etwas Halbherziges. Wie gesagt, zufriedenstellend reicht schon, weil ich einfach mit jedem Tag, jedem Inserat und jeder Firma, die ich sehe, überzeugter werde, dass den "so richtig tollen" oder gar "Traumjob" nicht gibt. Weil mir nichts wirklich toll vorkommt, ausser das Schreiben.

Habt ihr solche Gedanken auch?

Zit

#36
.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Cairiel

Witch, lass dich mal bitte ganz fest  :knuddel:

Das Gefühl, besser gesagt, die Gewissheit, die du da beschreibst, kenne ich unglaublich gut. Genauso ist es mir jahrelang ergangen. Immer wieder bin auch ich mit der Frage konfrontiert worden, was ich nun eigentlich machen will/soll, weil von irgendwas muss man ja leben, und genau wie du wollte ich nie einfach irgendeinen Job, sondern einen, mit dem ich mich identifizieren kann, der mich ausfüllt und mich glücklich macht. Nicht bloß irgendetwas Halbherziges. Irgendwann war ich mir auch sicher: So etwas gibt es für mich nicht. All meine gleichaltrigen Freunde haben mit der Zeit etwas gefunden, sind irgendwo angekommen, nur ich quälte mich immer noch mit denselben Fragen herum wie nach meinem Schulabschluss. Und über allem schwebte der Gedanke: Eigentlich weiß ich ja, was ich werden will und schon immer werden wollte: Schriftsteller.

Ich schreibe deshalb in der Vergangenheitsform, weil sich das vor kurzem geändert hat. Ich erzähle einfach mal, wie es bei mir war - es muss nicht zwingend heißen, dass das bei anderen auch so funktioniert, aber meine eigene ist alle Erfahrung, die ich damit habe: Es fing damit an, dass ich mich gezwungenermaßen mehr auf mein Studium konzentrieren musste, das ich zugunsten meiner Schreiberei ziemlich hatte schleifen lassen. Ich musste mich immer mehr in Wirtschaft und Geopolitik hineinknien, wenn ich es schaffen wollte, und plötzlich hat es Klick gemacht. Auf einmal habe ich verstanden, wovon die Rede war - schlimmer noch, zumindest, was Geopolitik betrifft, hat mich das auf einmal ernsthaft interessiert. Vor ein paar Tagen bin ich in die Buchhandlung gegangen, habe das neue Buch von Patrick Rothfuss, meinem Lieblingsfantasyautor zurzeit, in die Hand genommen - und wieder zurückgelegt, weil ich mir nur ein Buch leisten konnte und ich das neue über die Zustände in der Welt von Peter Scholl-Latour sehr viel interessanter fand.  :o  :versteck:

Und als ich dann ein Stellenangebot als Übersetzer (das studiere ich) im Bereich Geopolitik gefunden habe, war das für mich wie ein Sechser im Lotto. Nein, noch besser. Ich wusste, dass ich genau das machen will. Abgesehen von Schriftsteller und reicher Pferdehofbesitzer, aber das geht ja leider nicht ohne einen echten Lottogewinn.

Ich hoffe, es entmutigt dich nicht, wenn ich das erzähle, denn eigentlich will ich damit genau das Gegenteil erreichen: Noch vor ein paar Wochen hätte dein Posting genau so von mir stammen können. Und plötzlich, auf einmal, bin ich über genau das gestolpert, das ich gerne machen will.
Wenn ich es mir genau überlege, war es gar nicht so plötzlich oder zufällig. Ich war einfach durch mein Studium gezwungen, mich in etwas reinzuknien, und als ich es dann immer mehr konnte, ist die Leidenschaft dafür von selbst gekommen. Es ist ein gutes Gefühl, Dinge zu wissen, und je mehr ich erfahren habe, desto mehr wollte ich wissen, desto mehr habe ich recherchiert; es war ein richtiger, positiver Teufelskreis. *gg*

Dass das für mich funktioniert hat, muss aber natürlich noch lange nicht heißen, dass das bei dir auch der Fall ist. Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit für dich, einen Brotjob zu suchen, der dich nur wenig fordert und wenig anstrengt, sodass du am Feierabend noch viel Energie fürs Schreiben hast? Warst du schonmal beim Berufsberater? Gäbe es vielleicht ein Studium, das dich interessiert und das du noch machen könntest, ehe du dich auf irgendwas festlegst, sofern du die Möglichkeit dazu hast?

Ryadne

Zitat von: Witch am 21. März 2015, 16:49:34
Habt ihr solche Gedanken auch?

Witch, ich glaube, solche Gedanken und Gefühle sind für viele von uns sehr vertraut. Aber mir ist es zuletzt ähnlich wie Cairiel ergangen. Entschuldige, wenn ich jetzt etwas aushole:

In zwei Wochen endet mein Studium und das letzte Jahr über musste ich mich zwangsläufig damit auseinandersetzen, wie es danach weitergehen sollte, was ich machen wollte. Und ich hatte keine Ahnung. Es gab eine Vielzahl von Sachen, die ich mir vage vorstellen konnte, aber nichts, bei dem ich dachte - ja, das ist mein Traumjob. Es gab durchaus eine Traumvorstellung, nämlich zu promovieren und nebenher freiberuflich zu arbeiten - idealerweise als Autor, vielleicht auch als Texterin, Journalistin, Referentin oder so (hatte ich neben dem Studium alles mal durchprobiert). Aber spätestens, nachdem ich ein paar Monate versucht hatte, neben dem Studium meinen Lebensunterhalt aus freiberuflichen Tätigkeiten zu finanzieren, musste ich mir eingestehen, dass ich einen Plan B brauchte. Außerdem, was mir dabei auch bewusst geworden ist: Das Freiberufler-Dasein kann verdammt einsam sein! Ich brauche nun wirklich nicht ständig Leute um mich, aber der Arbeitsalltag macht mir mit Kollegen deutlich mehr Spaß. Ich mag das Gefühl, mit anderen zusammen an Projekten zu arbeiten, etwas zu etwas "Größerem", Gemeinsamen beizutragen. Ich bin offenbar nicht der einsame Wolf, für den ich mich früher gehalten habe. ;D
Also bin ich jede Jobbörse durchgegangen, die ich finden konnte und habe mich auf alles beworben, was halbwegs interessant klang. Ich hatte diverse Vorstellungsgespräche und Einstellungstests, oft, ohne so richtig zu wissen, um was es bei den Jobs eigentlich ging. Und plötzlich war da einiges dabei, was ich mir gut vorstellen konnte, woran ich vorher aber einfach nie gedacht hatte. Die drei Stellen, die am Ende meine Favoriten waren, hatten alle was mit der Kombi Redaktion oder Lektorat + Bildung und Didaktik zu tun. Ich hatte zwar ein Praktikum in der Museumspädagogik gemacht, das mir gut gefallen hatte, aber ich hätte mir vorher trotzdem nicht vorstellen können, dass dieses Themenfeld (also Didaktik & Co.) mein Ding sein könnte. Aber mit den konkreten Aufgabenfeldern erschien mir das auf einmal spannend.

Am selben Tag, an dem ich für eine dieser Stellen eine Zusage bekommen habe, musste ich mich auch entscheiden, ob ich ein wissenschaftliches Sachbuch schreiben wollte oder nicht. Das Angebot stand und auch, wenn es mich nicht reich gemacht hätte, hätte es mir doch ein paar Türen geöffnet und mich meinem Traum Promovieren+Freiberuflerdasein ein Stück näher gebracht. Ich habe mich aber lieber für die Stelle entschieden (beides zusammen wäre kaum gegangen wegen des straffen Sachbuch-Zeitplans). Das hatte verschiedene Gründe, auch ganz praktische. Aber auch idelle. Nach den Vorstellunsgesprächen hatte ich auf einmal richtig Lust auf diese ominöse Büroarbeitswelt. Ich wollte zumindest mal ausprobieren, ob das was für mich ist, ob ich das schaffen kann, auch körperlich; und sei es nur, um Erfahrungen zu sammeln. Ich will weiter nebenberuflich als Schriftstellerin arbeiten und der Traum, irgendwann mal davon leben zu können, ist auch noch da. Aber ich will auch Alternativen ausprobieren, Erfahrungen sammeln, und mich nicht vom Buchmarkt abhängig machen, um dann in zehn Jahren festzustellen, dass ich Chancen verpasst habe, um einer Idee nachzurennen, die mir mein Hobby versaut hat. Denn auch, wenn ich damit Geld verdiene, ist das Autoren-Dasein für mich doch ein Freizeitgefühl. Schriftstellerisches Schreiben ist für mich Entspannung, Cons sind Urlaub. Ich habe Angst, dass mir dieses Gefühl verloren geht, wenn ich in finanzielle Abhängigkeiten gerate.  Das Schreiben ist für mich ebenso wie für dich, Witch, sehr wichtig. Aber gerade deshalb habe ich Angst, es mir kaputt zu machen, indem ich mich davon abhängig mache. Klingt vielleicht paradox, ist aber so.

Nun ja, seit einer Woche arbeite ich jetzt also als Volontärin im Büro. Nach so einer kurzen Zeit will ich nicht Begriffe wie Traumjob verwenden, zumal ich noch gar nicht sagen kann, ob man mich da als geeignet empfindet, ob ich physisch geeignet bin und ich nach der Probezeit übernommen werde und all sowas. Aber bisher fühle ich mich sehr wohl und auch, wenn ich nach dem Umzug meine Freunde und Familie vermisse (die ich aber zum Glück oft besuchen kann), habe ich doch endlich mal das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und das, obwohl mir das vor einem Jahr nicht als die richtige Entscheidung erschienen wäre.

Was ich damit sagen will, Witch: Es gibt so viele Möglichkeiten, die einem gar nicht bewusst sind bzw. die einem ganz anders vorkommen, bevor man sie nicht mal ausprobiert hat (und sei es nur in Form eines Vorstellungsgesprächs). Ich weiß auch gerade nicht, welchen Ausbildungshintergrund du hast. Aber so oder so habe ich in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass sich manchmal mehr Möglichkeiten bieten, als man denkt (bzw. als ich gedacht hätte). Die Schriftstellerei ist etwas, was wir schon kennen, mit dem wir uns wohl fühlen und das wir deshalb als so erstrebenswert ansehen. Aber es gibt eben auch vieles, was wir noch nicht kennen und was ebenfalls etwas für uns sein kann. (Vorausgesetzt, wir kommen in körperlicher und psychischer Hinsicht auch mit den Rahmenbedingungen aus.  ::))

Zitat von: Witch am 21. März 2015, 16:49:34
Aber ich habe ein Jahr damit verbracht, mich über alle möglichen Jobs und Weiterbildungen zu informieren, um herauszufinden, was ich eigentlich genau will - ob es noch einen anderen Traumjob für mich gibt, einen sicheren, in dem man eine Anstellung findet. Einen, von dem ich in jedem Fall leben kann und der mich möglichst auch noch glücklich macht.

Als ich mich über Internet, Arbeitsagentut etc. über die Berufe informiert habe, die mich halbwegs interessiert haben, klangen sie für mich auch nicht so toll und ich bin zu einigen Vorstellungsgesprächen eher aus Pflichtbewusstsein gegangen. Aber die Berufe wurden je nach Stelle ganz anders interpretiert und mit einigen dieser Interpretationen konnte ich mich dann doch gut anfreunden. Bei der einen Stelle hätte ich gerne als Lektor/Redakteur/wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet, bei der anderen nicht. Es war ganz unterschiedlich.

Zitat von: Witch am 21. März 2015, 16:49:34
Wenn ich gewisse Weiterbildungen machen wollen würde, müsste ich das Schreiben um die fünf Jahre lang zurückstellen und könnte so wieder nicht daran arbeiten, mich als Autorin zu etablieren.
Ich werde wohl oder übel auch ein paar Abstriche machen müssen beim Schriftstellerdasein. Werde vermutlich nicht mehr ganz so viele Cons besuchen, nicht mehr so viele Versuche wahrnehmen, an Lesungen zu kommen und natürlich nicht mehr so viel zum Schreiben kommen. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich es nicht komplett zurückstellen muss. Die meisten Schriftsteller arbeiten schließlich nicht hauptberuflich als solche. Ich denke, man kann sich da durchaus auch etablieren, wenn man das Hauptaugenmerk in der Woche auf dem Brotjob hat. Auch, wenn es vielleicht etwas länger dauert.

Alana

@Witch: Mir geht es genauso wie dir. Für mich gibt es im Moment keinen anderen Job, der mich glücklich und zufrieden macht. Nun bin ich im Moment in der glücklichen Lage, dass ich tatsächlich hauptberuflich schreibe und mich derzeit sogar ohne meinen Mann damit (sehr schlecht, aber immerhin) über Wasser halten könnte. Trotzdem habe ich genau die Gedanken immer wieder. Schreiben ist einfach eine wahnsinnig unsichere Zunft, heute noch mehr als früher. Man hat zwar mehr Möglichkeiten, wenn es mit den Verlagen schief geht, aber dafür gibt es den Stammautor, der relativ sicher bei einem Verlag untergekommen ist, im Prinzip nicht mehr. Bis auf die großen Megabestsellerautoren ist niemand vor Misserfolg sicher und davor, abgesägt zu werden und plötzlich ohne Verlag dazustehen. Das klingt jetzt sehr fies, das soll es eigentlich gar nicht, ich schreibe nur, wie es sich aktuell für mich anfühlt. Schreiben als Beruf wird immer ein Kampf sein. Selbst nach einem oder zwei Bestsellern (die ich noch nicht hatte), kann man wieder ganz nach unten zurückfallen. Zudem ist Schreiben ein echter Knochenjob, wenn man davon leben will. Ich hatte seit 1,5 Jahren so gut wie keinen Urlaub mehr, habe am Strand gearbeitet, habe über Weihnachten gearbeitet. Um sich irgendwie über Wasser zu halten, muss man drei bis vier Romane pro Jahr in einem großen Verlag veröffentlichen.

Trotzdem ist das Schreiben der einzige Job, den ich machen will. Ich arbeite gerne 7 Tage die Woche, mal ein Wochenende ohne halte ich kaum aus. Es ist gefährlich, weil man sich auch mit einer Tätigkeit, die einem Spaß macht, prima einen Burn Out erarbeiten kann, und es nicht mal merkt, weil man je gern arbeitet. Man muss also gut auf sich aufpassen und ich glaube, dass es wirklich von Vorteil ist, wenn man wenigstens einen Teilzeitjob hat, auf den man notfalls zurückfallen kann, wenn man mal nicht genug Verträge bekommt oder man einen Gang zurückschalten muss.

Was ich sagen will: Ich beneide unheimlich diejenigen unter uns, die einen Brotjob haben, den sie halbwegs mögen, und den sie in Teilzeit machen können, während sie gleichzeitig teilzeit als Schriftsteller arbeiten. Und ich weiß ganz ehrlich nicht, ob ich, auf mich allein gestellt, ohne meinen Mann, den Mut hätte, hauptberuflich Schriftsteller zu sein. Sollte es schief gehen ... ich habe nichts, auf das ich zurückfallen kann. Und das ist wirklich kein schönes Gefühl.
Alhambrana

Angela

Ich habe ja Pharmazie studiert und ein paar Jahre als Apothekerin gearbeitet. Bei mir war es so, dass ich das Studium an sich, so schwer es auch war, inhaltlich schon mochte und konnte, ich verkaufe auch gern, das habe ich schon als Kind im Laden meiner Eltern gemacht, aber die Arbeit in der Apotheke war dann so überhaupt nicht mein Ding.
Es ergab sich, dass meine Eltern ihre Pension verkaufen wollten, aber keinen vernünftigen Preis dafür bekamen, weshalb sie mich gefragt haben, ob ich sie übernehmen wolle. Ich bin mit Pension machen aufgewachsen und es war schrecklich. Meine Mutter hat es gehasst, Gäste zu haben, es gab nur Ärger und Frust deswegen. Ich musste auch schon von ganz klein auf mitarbeiten, Staubsaugen und Wischen, was ich überhaupt nicht mochte und immer noch nicht mag.
Dann habe ich aber aus persönlichen Gründen doch das Haus übernommen und musste feststellen: Mein Job macht mir Spaß, denn ich mag meine Gäste, ich mag es, mit ihnen zu reden und wenn mir mal einer querkommt, muss ich ihn nicht wieder in mein Haus lassen. Wir putzen alles selbst, wir machen fast alle Umbauten selbst, auch das liegt mir, weil ich gerne mit den Händen arbeite und mich dreckig mache, was mir vorher nie wirklich klar war.
Was ich damit sagen will: Oft weiß man erst, was einem liegt, wenn man es ausprobiert hat, hineingeschnuppert hat.
Was Alana da schreibt, halte ich für sehr wichtig. Manche haben ja Dinge, auf die sie zurückfallen können, im Notfall, aber sonst ist das schon schwer. Mein Mann und ich haben verschiedene Einkommensquellen, mehrere Nebenberufe, sozusagen, das beruhigt mich auch immer ein wenig, wenn zum Beispiel die Vermietung mal nicht so gut aussieht.

Sternsaphir

Ich bin eher ein bodenständiger Mensch. Mein Hobby zum Beruf machen, wollte ich nie, da ich sonst fürchte, irgendwann keinen Spaß mehr daran zu haben.
Ich würde also immer nebenbei schreiben und einen Job haben, um halt auch eine finanzielle Absicherung zu  haben.
Bedauern tue ich diesen Schritt nicht, da ich der Meinung bin, dass man auch mal Dinge tun muss, die einem nicht gefallen oder die einem völlig fremd sind.
Kurz nach dem Abi war ich total auf Kunst fixiert, ich wollte einen künstlerischen Beruf erlernen. Doch schon mein Lehrer riet mir davon ab und so lernte ich eher etwas Bodenständiges und studierte nachher sogar Naturwissenschaften. Aber durch diese vielen Herausforderungen und Anreize hatte ich immer frischen Wind im Kopf und bekam genug Inspirationen zum Schreiben. Vielleicht würde ich sonst in meinem eigenen Sumpf versacken, würde ich mich komplett nur auf das Schreiben konzentrieren.
Und bei mir hat sich im Laufe der Jahre ein ungeschriebenes Gesetz eingeschlichen: Kreiere ich etwas 100% mit allem Herzblut, wird es von kaum jemanden beachtet oder für schlecht empfunden. Tue ich es nur nebenbei oder gar mit Unlust oder Wut, sind viele Leute davon begeistern.  ???

DoroMara

@Witch: Zuerst einmal ein ganz grosser  :knuddel:.

Ich kann dich so gut verstehen: Es so frustrierend, wenn man einen neuen Job sucht und irgendwie gar nicht dazu stehen kann.

Darum versuche ich mal etwas ganz anderes: Ich habe am Freitag, als wir essen gingen, nur mit einem halben Ohr zugehört und trotzdem: Warum kannst du nicht ein halbes Jahr aussetzen und NUR schreiben? Klar, auf den ersten Blick tönt das utopisch, doch vielleicht gibt es ja Möglichkeiten. So weit ich mich erinnern kann (ich hörte wirklich nur mit einem halben Ohr zu, vielleicht war das ganz anders!), war es für dich keine Option, Arbeitslosengeld zu beziehen und daneben zu schreiben. Und wenn du es dir trotzdem mal überlegst? Nur überlegen! In unserer Gesellschaft beziehen wir so viel Selbstwert aus der Arbeit und dem Geld, das wir verdienen. Vielleicht verbauen wir uns darum gerade auch etwas.

HauntingWitch

Danke für eure lieben Worte und Knuddler.  :knuddel:

Zitat von: Cairiel am 21. März 2015, 17:55:30
Ich hoffe, es entmutigt dich nicht, wenn ich das erzähle, denn eigentlich will ich damit genau das Gegenteil erreichen:

Nein, keine Angst. Solche Stories heitern mich immer total auf. Nur schon zu sehen, dass es doch geht, dass es möglich ist... Dass andere auch etwas gefunden haben. Das hilft.  :knuddel:

Zitat von: Cairiel am 21. März 2015, 17:55:30Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit für dich, einen Brotjob zu suchen, der dich nur wenig fordert und wenig anstrengt, sodass du am Feierabend noch viel Energie fürs Schreiben hast? Warst du schonmal beim Berufsberater? Gäbe es vielleicht ein Studium, das dich interessiert und das du noch machen könntest, ehe du dich auf irgendwas festlegst, sofern du die Möglichkeit dazu hast?

Diesen Job habe ich jetzt. Und ich drehe durch, weil ich nicht nicht denken kann, verstehst du, was ich meine? Ich bewundere meine Kolleginnen, die können einfach stupide tun, was ihnen vorgesetzt wird, sagen: Ich habe gemacht, wie verlangt, ich bin nicht verantwortlich, Schulterzuck. Ich kann das nicht. Das Ergebnis ist eine Katastrophe, weil ich kein Fachwissen und keine Kompetenzen habe und man trotzdem alles auf mich abschieben will. Nein, das geht nicht. Ich brauche etwas, wo ich selber denken muss, nein, darf und gefordert bin. Bei der Berufsberatung war ich noch nicht. Studium ist für mich momentan keine Option, aus verschiedenen Gründen (aber das würde sehr ausführlich, im Detail darauf einzugehen).  ;)

Zitat von: Ryadne am 21. März 2015, 19:39:28
Was ich damit sagen will, Witch: Es gibt so viele Möglichkeiten, die einem gar nicht bewusst sind bzw. die einem ganz anders vorkommen, bevor man sie nicht mal ausprobiert hat (und sei es nur in Form eines Vorstellungsgesprächs). Ich weiß auch gerade nicht, welchen Ausbildungshintergrund du hast. Aber so oder so habe ich in letzter Zeit die Erfahrung gemacht, dass sich manchmal mehr Möglichkeiten bieten, als man denkt (bzw. als ich gedacht hätte). Die Schriftstellerei ist etwas, was wir schon kennen, mit dem wir uns wohl fühlen und das wir deshalb als so erstrebenswert ansehen. Aber es gibt eben auch vieles, was wir noch nicht kennen und was ebenfalls etwas für uns sein kann. (Vorausgesetzt, wir kommen in körperlicher und psychischer Hinsicht auch mit den Rahmenbedingungen aus.  ::))

Ja, ein bisschen merke ich das schon auch. Gerade diese Woche wurde mir etwas empfohlen, von dem ich nie dachte, dass es mich interessieren könnte. Aber so, wie die Person das beschrieben hat, klang es doch recht spannend. Aber es ist halt nicht so ein: Wow, wie toll, das will ich. Sondern eher so: Hey, klingt gut, das könnte doch auch etwas sein. Ich weiss, das ist für viele kein Unterschied, aber für mich schon. Und es macht mir halt auch ein bisschen Angst, etwas komplett anderes zu suchen. Einerseits will ich das, andererseits weiss ich nicht, ob ich das wirklich packen würde. Naja, meine Unterlagen sind jetzt jedenfalls eingereicht. Sorry, wenn ich abschweife.

@Alana: Danke für deine Worte. :knuddel: Das gibt mir nochmals eine realistischere Sichtweise. Versteht es nicht falsch, es ist nicht so, dass ich glaube, dass ich jetzt von heute auf morgen vom Schreiben leben könnte (und träumen tun wir ja alle ein bisschen ;)). Ich strebe auch nicht ein Leben auf dem schmalen Grat an und ich möchte mir auf jeden Fall ein Kissen zum zurückfallen bewahren (sprich, ich mache auch noch einen Teilzeitjob, wenn ich einmal mit Schreiben etwas verdiene). Die Ausbildung dazu habe ich, einen Erfahrungsschatz, auf den ich verweisen kann, auch. Glücklicherweise findet man hier in der Schweiz in meinem Job immer irgendetwas. Mein momentanes Problem ist, ich möchte nicht irgendetwas und das, was ich am meisten möchte, ist schreiben, und was ich sonst möchte... Ist alles so vage. Daher dieses Gefühl. Also, keine Sorge, ich habe keine utopischen Vorstellungen oder so etwas. Nur dieses Gefühl, das kommt immer mal wieder und wenn es da ist, macht es mich fertig. Übrigens Alana, ich bewundere deinen Mut und deine Ausdauer, Mann im Rücken hin oder her.  :knuddel:

@DoroMara: Das war glaube ich RockSheep oder Erdbeere, die das gesagt hat, aber ja, ich stimme da voll zu. Das geht nicht, da fühle ich mich daneben. Wie das klingt... Aber ich war nach der Lehre drei Monate arbeitslos und kam mir da schon doof vor, obwohl ich ja nichts dafür konnte. Dann war ich das nach meinem letzten Job, vier Monate und ich habe fast eine Krise bekommen. Ich fühlte mich plötzlich wie eine Aussätzige, übertrieben gesagt. So eine, die dem Staat auf der Tasche hockt. Nein, das will ich nicht. Ich habe auch schon überlegt, mich solange als Temporistin durchzuschlagen, aber mein Stellenvermittler (der sich da ein wenig auskennt) hat gesagt, der Markt sehe schlecht aus im Moment und ich solle nicht kündigen, bevor ich etwas anders habe. Und da das letztes Mal schon böse ausgegangen ist...

Auch euch anderen vielen lieben Dank. Manchmal frage ich mich auch, ob das Leben nicht einfacher wäre, wenn ich den Traum einfach vergessen könnte. Einfach sagen könnte, was soll's, ich mach's ja für mich, also ob es nun in der Schublade liegen bleibt oder nicht... Aber das kann ich genau, bis mich die nächste Ausschreibung packt oder ich das nächste Manuskript fertig habe, wenn überhaupt. Ich muss gerade ganz stark an George Orwell denken: "...driven by demons..." Wenn ich besser drauf wäre, fände ich es lustig.

Klecks

Da schon alles gesagt wurde, was ich Ermutigendes hätte sagen können, wiederhole ich nicht alles, sondern drücke jeden, dem es gerade so geht.  :knuddel:  Ich habe ja auch den Traum, vom Schreiben leben zu können, weil das Schreiben das einzige ist, das mich wirklich glücklich macht, und es ist mein Traumberuf, das, was ich allem voran machen will. Ich habe zwar das Glück, auch einen Traum-Brotjob gefunden zu haben (zumindest die Ausbildung dazu), aber der ist psychisch und körperlich sehr anstrengend und das Schreiben wird für immer das sein, was ich lieber mache. Ich werde mein Leben lang viel lieber schreiben als dem Brotjob nachzugehen. Trotzdem muss ich mir von irgendwas mein Leben finanzieren, deshalb führt keinen Weg um den Brotjob herum.  :d'oh:

Und Witch, dazu, diesen Traum zu vergessen: Ich weiß, es ist gerade schwer, und es ist sowieso viel leichter gesagt als getan, das weiß ich, aber versuch es nicht so zu sehen, dass dieser Traum dich ausbremst und dich deprimiert (nicht der Traum an sich, sondern dass du ihn noch (!) nicht erreichen konntest) und sehe es stattdessen so, dass er dir den Ansporn und die Kraft dazu gibt, weiter hartnäckig für dein Ziel, diesen Traum irgendwann zu verwirklichen, zu arbeiten, egal, wie man dieses Arbeiten jetzt definiert.  :knuddel: