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Wenn die Ideologie des Autors Einfluss auf die Kaufentscheidung seiner Werke hat

Begonnen von Nirahil, 02. Dezember 2013, 11:57:22

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Snöblumma

Ich weiß nicht, wenn ich diesen Thread durchlese, vermischen sich hier glaube ich zwei Punkte:
1) Wie gehe ich persönlich mit Büchern/Kunst/Musik um, wenn mir nicht das Buch AN SICH sondern die politische Meinung des Autors missfällt?
2) Wie geht eine Gesellschaft mit Menschen um, die Meinungen vertreten, die nicht unbedingt tolerant sind und die Demokratie in Frage stellen?

Zu Punkt eins kann ich nur sagen, dass ich aus demselben Grund, den Thea genannt habe, Bücher (oder auch andere Kunst) nicht boykottiere, nur weil mir der Autor missfällt. Ich lese Karl May, ich liebe Felix Dahn, ich mag einfach ihre Bücher. Ich versuche, die Menschen an sich davon zu trennen - und wenn ein Buch mir in irgendeiner Weise aufstößt, finde ich es deswegen entweder so schlecht, dass ich es weglege (SoG wäre da ein Beispiel oder auch Twilight. In beiden passt mir das Frauenbild nicht, also lese ich es einfach nicht nochmal), oder ich versuche, es vor dem Hintergrund seiner Zeit zu lesen und zu verstehen, wieso der Autor manche Dinge so darstellt, wie ich es aus meiner heutigen Perspektive nie tun würde (Karl May). Manchmal kann es dafür hilfreich sein, zu wissen, wie der Autor politisch so steht, siehe Malinches Beispiel. Es kann zum Verständnis und zur Interpretation eines Buches beitragen.

Wenn der Autor nun einfach nur Mormone ist und konservativ, ich über den "normalen" High Fantasy-Patriarchismus keine Botschaften in den Büchern finde - so what? Vielleicht hat er sie nur gut verpackt, vielleicht bin ich zu blöd, sie zu verstehen, vielleicht trennt er Buch und Leben? Ich schreibe selber Erotik mit stark ausgeprägtem SM-Anteil, mag sein, dass meine starke Trennung daher kommt. Ich hasse nichts mehr als Rückschlüsse Autor-Buch und vice versa. Für  mich sind das zwei voneinander getrennt zu sehende Dinge, die sich natürlich irgendwie beeinflussen, aber letztlich nicht beeinflussen müssen. In einem Buch steckt immer auch ein Teil von mir, klar, aber wo? Und was davon? Wie gesagt, solange mir die Message des Buches an sich nicht sauer aufstößt, ist es mir schnuppe, was der Autor tut. Bei SoG ist es mir genauso egal dass die Autorin eine unbescholtene Hausfrau ist wie es mir bei Twilight egal ist, dass man die konservativ geprägte Sicht der Autorin überall sieht - ich finde die Bücher einfach doof, weil sie meinem Weltbild nicht entsprechen. Ende. Bewusst boykottieren würde ich ein Buch aber nie, selbst wenn ich etwas mir aufstoßendes über den Autor wüsste - solange es mich eben nicht aus dem Buch anspringt.

Punkt 2 sehe ich ähnlich wie pink_paulchen. Auch Idioten dürfen sagen, was sie wollen, und ich kann ihnen dann vielleicht im persönlichen Gespräch meine Meinung sagen, aber wirkliche "öffentliche" Konsequenzen sollten da nicht folgen. Ob ein Shitstorm von links oder von rechts kommt, ob er über einem Schwulen ausgelebt wird, über einem Nazi, einem vermeintlichen Nazi, einem vermeintlichen Kommunisten oder einem Querdenker ist mir eigentlich schnurz. Wenn Menschen öffentlich diskutieren (Talkshow o.ä.) dürfen sie sich gerne persönlich gegenseitig fertig machen, aber ich als Dritter habe da nichts zu melden. Ich kann mich selbst engagieren, im persönlichen Gespräch - aber jemanden bewusst und öffentlich vom politisch-gesellschaftlichen Diskurs ausschließen nur weil er eine mir nicht genehme Meinung vertritt finde ich immer bedenklich. Bei Nazis mögen wir uns mehrheitlich einig sein, aber wo hören wir auf damit? Alle, die ein traditionelles Familienbild leben und befürworten? Alle, die Frauen am Herd sehen wollen? Alle, die Frauen für die Krone der Schöpfung halten? So etwas wird schnell gefährlich und ich glaube daran, dass eine Demokratie auch Idioten aushalten muss. Und zwar nicht nur aushalten, sondern auch akzeptieren in ihren idiotischen Meinungen. Die Überlegenheit freier Demokratien beweist sich meines Erachtens nur, wenn wir nicht in eine Diktatur der Mehrheit und ihrer vermeintlichen political correctness abgleiten, sondern nur, indem wir auch unseren Feinden alle Rechte zugestehen. Jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen und dafür nicht fertig gemacht (!) zu werden, jeder hat eine Menschenwürde - auch die, die sie anderen nicht zusprechen. Es ist eben nicht mehr Auge um Auge. Die Vielfalt der Meinungen ist gerade die Stärke der Demokratie. Nur in Reibungsverlusten mit anderen Ansichten können wir es schaffen, das für uns derzeit beste herauszuarbeiten - und da gehört meines Erachtens auch das Reiben an unbequemen und unangenehmen Minderheiten. Selbst die Parolen der Nazis finde ich in gewisser Hinsicht wichtig, um die Gesellschaft weiterzuentwickeln: Wenn wir genau hinschauen, können wir selbst darin noch mögliche Probleme entdecken, die wir gerne ignorieren. Wieso sind Nazis oft da stark, wo die Wirtschaft schwach ist? Wieso lassen sich junge, weiße Männer aus den armen, abgelegenen Regionen der Republik so leicht dafür einnehmen? Gerade darin sehen wir einen Teil unseres eigenen gesellschaftlichen Versagens in Form von gekürzten Geldern für Jugendzentren, beispielsweise. Ich weiß von mehr als einem Jugendzentrum, das dicht gemacht wurde, nur um dann in Form von privaten Iniativen, hinter denen rechte Kreise steckten, neu aufgemacht zu werden, natürlich besser und schöner als zuvor. Aber mit einfach nur Igitt-Rufen und wegschauen lösen wir diese strukturellen Probleme nicht, die junge Menschen in die Hände verblendeter Menschenfänger treiben. Wir stärken nur deren Gefühl, die einzig wahren Outlaws zu sein. Das bedeutet niemals nie nicht, diese Parolen gut zu finden, aber sie zu analysieren und zu sehen, wo dieses Gedankengut herkommt, kann auch helfen, Strategien dagegen zu entwickeln und die Gesellschaft ein Stück voranzubringen.

Und, zusammenfassend gesagt: Ja, mir ist das Recht auf Meinungsfreiheit in gewisser Hinsicht wichtiger als das "Wohl" ganzer Menschengruppen. Sagen darf jeder, was er will. Auch öffentlich. Auch öffentlichkeitswirksam. Wenn es mir nicht passt, kann ich mich dagegen wehren - auf dieselbe Art und Weise. Vom Reden alleine ist noch niemand gestorben, die Menschen sterben, weil diese Reden auf fruchtbaren Boden fallen. Und das können sie nur, weil wir das zulassen. Erziehung, Bildung und Jugendarbeit sind meines Erachtens tausendmal wirkungsvoller gegen solche Auswüchse als verbotene Meinungen.

Und ich denke, wir sollten hier das "Stell dir vor..."-Argument etwas runterfahren. Wir wissen hier nichts voneinander. Niemand weiß, wer im Forum aus welchen Gründen diskriminierende Erfahrungen gemacht hat. Ob Hautfarbe/Sexualität/sexuelle Orientierung/Zugehörigkeit zu einer Jugendkultur - es gibt so viele Gründe, ausgeschlossen und diskriminiert worden zu sein, und die ein oder andere Erfahrung hat sicher jeder schon hinter sich. Und auch wenn wir uns vielleicht vornehmen, es selber anders zu handhaben, hat sicher jeder von uns schon mal mehr oder weniger bewusst andere Menschen in Schubladen gesteckt. Wir können auch gar nicht anders, und solange wir bereit sind, die Ansichten zu revidieren, ist meines Erachtens auch nichts verwerfliches daran. Und ich fände es schade, wenn das hier in einem "Ich wurde aber diskriminiert wegen..."-Wettbewerb ausarten würde...

Churke

Zitat von: Kati am 02. Dezember 2013, 20:52:33
Und ja, da opfer ich mal die verletzten Gefühle des armen Rassisten/Homophoben/etc.. Ich will bestimmt keine Zensur. Aber ich möchte, dass mit problematischen Meinungen kritischer umgegangen wird.
"Problematische" Meinungen gibt es nur in autoriäten Staaten.

Zitat von: Kati am 02. Dezember 2013, 20:52:33
Ich lese das so, dass du mir vorwirfst, ich wollte eine Zensur... ich will keine Zensur, bei Weitem nicht, ich will, dass Leute kapieren, dass es absolut oberdumm ist Schwulsein eklig zu finden. Oder rassistisch zu sein. Oder etwas gegen Behinderte zu haben. Oder, oder, oder.
Zensur?  :rofl: Die Entwicklung ist, die Leute unter Druck zu setzen, dass sie die richtigen Meinungen zu haben und die Leute mit den falschen Meinungen zu boykottieren haben. Alles freiwillig, natürlich. Wer nicht mitboykottiert, gerät unter Rechtfertigungsdruck und muss aufpassen, dass er nicht kaltgestellt wird. Das ist Aldous Huxleys sanfter Totalitarismus.



Nachtblick

Was das ganze Gekrähe nach unendlicher Meinungsfreiheit angeht, möchte ich erinnern: Es gibt den Straftat der Beleidigung und der Volksverhetzung. Es gibt Gesetze zur Hate Speech, also Hassrede. Es ist in Deutschland strafbar, den Holocaust zu leugnen. In den ganzen Anthologieausschreibungen, die hier im Tintenzirkel zu finden sind, findet sich fast immer die Klausel, die darauf hinweist, dass rassistische und gewaltverherrlichende Texte nicht zugelassen werden, selbst wenn das nicht heißt, dass solche Texte nicht anderweitig veröffentlicht oder gut getarnt werden. Es ist keineswegs alles immer akzeptabel oder gar legal.

Wie schon Kati gesagt habe, glaube ich, dass viele sich keinen Begriff davon machen, was Diskriminierung eigentlich ist. Diskriminierung bedeutet nicht, dass sich über einen im Internet lustig gemacht wird oder ein paar alte Menschen Vorurteile hegen. Sexismus, Rassismus, Xenophobie, Homophobie, Transphobie usw. töten systematisch. Tut nicht so, als gebe es nur ein paar olle Nazis und den ein oder anderen Homohasser, und als ob das Schlimmste, was Minderheiten zu befürchten haben, wäre, von Einzelpersonen doof gefunden zu werden. Es geht hier um Leute, die ein System unterstützen, und um ein System, dass Menschen vernichtet und dabei noch freundlich lächelnd von einer Mehrheit in Schutz genommen wird, weil Meinungsfreiheit.
Seht euch mal in Geschichtsbüchern um. Seht euch die Weißen um, die gegen den Civil Rights Act Schilder hochrecken. Rassisten werden ihr rassistisches Benehmen so lange aufrecht erhalten, wie sie damit ohne soziale Ächtung durchkommen können. Und das ist, warum wir heute alle eine recht eindeutige Meinung über Nazis haben. Nazis sind geächtet. Homophobe wandern langsam auch in die Ecke, und sie kriegen Schiss und schlagen zurück.
Ich überlege mir zweimal, ob ich Menschen irgendwie unterstütze, die aktiv für das System und aktiv gegen mich arbeiten. Egal, wie schön diese Leute in den Auszeiten von ihrem Hass Kerzenziehen und Gedichteschreiben können. Egal, ob sie Hunde lieben und auf Fleisch verzichten.

Danke an Kati, für die sinnvollsten Beiträge hier. :jau:

Kati

Nachtblick: Danke.  :)

Churke: Weißt du, wenn du nichts Konstruktives zu einer Diskussion beizutragen hast, schreib doch einfach mal gar nichts. Du drehst den Leuten die Worte im Munde um und hast eigentlich nichts Sinnvolles beizusteuern und so führt man keine Diskussion. Wenn du provozieren möchtest, okay, aber nicht mal das klappt mehr. Es ist einfach nur noch albern in meinen Augen. Ich weiß nicht, wieso manche Leute glauben gegen political correctness zu sein, wäre verwegen oder cool. Es geht dabei nicht darum alles richtig zu machen. Es geht darum, einen gewissen Respekt vor Menschen zu haben. Allen Menschen. Egal welcher Hautfarbe, Sexualität, in welchem Körper sie stecken oder dergleichen. Und den scheinst du nicht zu haben. Aber das ist nicht cool, das ist traurig.

Snö: Nachtblick hat es ja schon gesagt. Ich glaube manchmal, viele Menschen verkennen den Ernst der Lage. Es geht ja nicht nur darum, dass homosexuelle Ehen in vielen Teilen der Welt noch verboten sind. Das ist das Thema, das in den Medien groß ist, aber die hässlicheren Sachen hört man leider nie. Es gibt immer noch sehr viele Morde an Transmenschen, Schwulen, Lesben und POC. Es ist leider immer noch keine Ausnahme, das sowas passiert, sondern an vielen Orten an der Tagesordnung. Wenn wir sagen, dass diese Art von Meinung töten kann, übertreiben wir leider nicht, deshalb weiß ich nicht, wieso du das "Wohl" der Menschen in Klammern setzt. Es geht nicht nur darum, nicht ausgelacht werden zu wollen, oder nicht heiraten zu dürfen. Es geht tatsächlich um das Wohl der Leute. Es geht darum, dass viele Minderheiten bis heute Ende 2013 keinen sicheren Platz in der Gesellschaft haben, weil sie wegen ihrer Identität Probleme im Job kriegen, benachteiligt werden... homosexuellen Paaren werden die Kinder weggenommen, schwarze Menschen werden zu viel schlimmeren Strafen verurteilt als Weiße. Und über allem die hate crimes, deren Statistik erschreckend hoch ist. Menschen werden jeden Tag überall dafür umgebracht, wen sie lieben, welche Hautfarbe sie haben oder so. Aber davon hört man leider sehr selten etwas in den Medien und stattdessen wird darüber berichtet, welches Kleid Jennifer Lawrence auf dem roten Teppich anhatte. Das ist eines der Probleme.

Mit Konsequenzen meinte ich keinesfalls eine Zensur oder das Verbieten von Meinungen. Ich meine mit Konsequenzen, dass ein Orson Scott Card nicht jahrelang versuchen darf Homosexualität zum Verbrechen zu erklären und damit davon kommt, ohne, dass etwas passiert. Da geht es dann um mehr als bloße Meinungen und Meinungsmache. Ich meine mit Konsequenzen, dass wir alle kritischer werden und die Probleme so sehen, wie sie eben bestehen und sie nicht herunterspielen oder uns einreden lassen, sie wären nicht so wichtig. Ich versuche noch mal zu erklären, was ich vorhin schon gesagt habe: Zu sagen, das Recht eines Menschen zu sagen "Schwule sind eklig, ich finde, sie sollten nicht heiraten dürfen" über das Recht eines Schwulen zu stellen, der seinen Freund heiraten will, finde ich bedenklich. Den Menschen von der Seifenkiste zu holen und zu sagen: "Du, das war jetzt aus den und den Gründen nicht okay, lass uns da mal kritisch drüber diskutieren" tut dem Menschen nicht weh. Es verletzt vielleicht seine Gefühle. Aber, dass der andere seinen Freund nicht heiraten darf, bedeutet ihm ein Recht wegzunehmen, das die Mehrheit der Menschen hat. Und da sollte deutlich sein, was davon schlimmer ist.

Ich kann nur nochmal wiederholen, was ich eigentlich vorhin schon deutlich gemacht habe. Ich rede nicht von Zensur oder dem Aufzwingen von Meinungen. Ich habe ganz im ersten Beitrag mal geschrieben: Wenn jemand homophob ist, aber damit niemanden belästigt, niemandem irgendwelche Rechte abspricht und niemanden mit seiner Meinung überfällt, ist mir das herzlich egal, so einer ist nicht gefährlich. Aber andere sind es. Besonders berühmte Leute, die Vorbilder für andere sind und denen viele Menschen zuhören. Und noch was kann ich nur nochmal sagen: Wenn die Meinung eines Menschen ganz klar deutlich macht, dass er mich hasst und mir bestimmte Rechte absprechen will, dann muss ich diese Meinung nicht respektieren, nicht tolerieren und schon gar nicht freundlich abnicken. Weil dieser Mensch MICH nicht respektiert, toleriert und freundlich zu mir ist. Und während mein Protest ihm nichts anhaben kann, sorgt seine Meinung dafür, dass ich Nachteile im Leben habe, die er und andere Mitglieder der Mehrheit niemals kennen werden.

Vielen Menschen ist leider nicht klar, dass sie als Teil der Mehrheit in vielen Dingen einen Vorteil haben. Und dass genau diese Mehrheit die Nachrichten macht, Geschichtsbücher schreibt und uns in dem, was wir denken beeinflusst. Natürlich gibt es viele Wege, auf die man diskriminiert werden kann, da hat Snö recht. Und wenn ich mit meinen Vergleichen jemandem auf die Füße getreten bin, tut mir das Leid. Aber ich sehe nicht ein, wieso jemand wie Card seine Meinung fast unkritisiert sagen darf,  aber Leute, die gesellschaftliche Probleme ansprechen, sich die abenteuerlichsten Vorwürfe anhören müssen. Die Mehrheit spricht halt über die Minderheit und genau das ist das Problem. Hate crimes, sehr reele Diskriminierung und Probleme aus den Nachrichten und Diskussionen fern zu halten, sorgt nicht dafür, dass sie sich in Luft auflösen und nicht mehr da sind. Es sorgt nur dafür, dass nicht betroffene Menschen sich unbesorgt zurücklehnen können und nachts schlafen können, weil "so schlimm ist es ja doch gar nicht".

Churke

Zitat von: Kati am 02. Dezember 2013, 23:00:18
Churke: Weißt du, wenn du nichts Konstruktives zu einer Diskussion beizutragen hast, schreib doch einfach mal gar nichts. Du drehst den Leuten die Worte im Munde um und hast eigentlich nichts Sinnvolles beizusteuern und so führt man keine Diskussion.

Vielleicht sind staatsphilosophische Argumente ja zu hoch für dein Bauchgefühl. Ich frage mich, welches Menschenbild du hast, wenn du schreibst:
ZitatBesonders berühmte Leute, die Vorbilder für andere sind und denen viele Menschen zuhören.
Damit sprichst du den Zuhörern die Fähigkeit ab, sich ein eigenes Urteil zu bilden. Falls dem so wäre, müsste man sich ernsthafte Gedanken über unsere Staatsform machen, denn wie könnte man dann erlauben, dass so leicht beeeinflussbare Leute wählen und politisch mitbestimmen? Es gehört zur Theorie der Meinungsfreiheit, dass in einer offenen Diskussion (und nicht etwa in zeitgeistiger Indoktrination) die richtige Antwort als Ergebnis gefunden wird. Deshalb gibt es, wie ich oben schrieb, in einem freiheitlichen Staat keine "problematischen" und keine "gefährlichen" Meinungen. Sie werden sich nicht durchsetzen und als falsch abgelehnt. Das kann man natürlich anders sehen, muss dann aber auch die Konsequenz akzeptieren, dass die Demokratie daraus folgend eine systemisch disfunktionale Staatsform ist. Autoritäre und totalitäre Staaten, die ihre ihre Untertanen (um-)erziehen wollen (Meinungsbildung von oben nach unten), fürchten gefährliche Meinungen wie ansteckende Krankheiten.



Malinche

:wache!: Ihr Lieben,
wir diskutieren hier ein durchaus schwieriges und brisantes Thema, und es ist natürlich und legitim, dass wir das kontrovers tun, dass wir nicht alle Meinungen teilen, die von anderen aufgebracht werden, und nicht alle Argumente unterschreiben wollen. Trotzdem, oder gerade deswegen: Bitte bleibt sachlich. Hier sind viele interessante Punkte angeführt worden, und ich finde es schade, dass sich die Tendenz abzeichnet, dass die Diskussion sich hochschaukelt und eskalieren könnte. Darum: Argumentiert, diskutiert, widersprecht euch auch gerne, aber tut das fundiert, sachlich und insbesondere in gegenseitigem Respekt. Davon lebt eine gute Diskussion, und davon lebt auch unser Miteinander hier im Forum. Danke.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Kati

Entschuldigung, falls irgendetwas, das ich geschrieben habe, vielleicht unsachlich klang oder sogar angreifend. Das habe ich nicht so gemeint. Nicht Snö gegenüber und auch nicht Pi_Pa gegenüber. Das sind eher generelle Aussagen und ich werde mich hüten, irgendwem seine Meinung absprechen zu wollen, aber ich finde, sowas muss diskutiert werden. Das Thema geht mir aus vielen Gründen sehr nah und ich wollte eigentlich bloß verdeutlichen, dass ich es wichtig finde, sich ernsthaft damit zu beschäftigen und nicht alles zu glauben, was in großen Zeitungen dazu berichtet wird. Falls ich irgendwem auf die Füße getreten bin, tut mir das wirklich Leid. Über das Internet klingt einiges wahrscheinlich doch nochmal anders, als man es eigentlich wollte, aber das hier ist für mich nicht bloß ein theoretisches Thema, weil ich so viele Menschen sehe, die es betrifft und die darunter leiden. Ich wollte niemanden angreifen, sondern einfach noch mal ein paar mehr Denkanstöße mit einbringen, weil ich das Gefühl habe, das Problem wird von vielen gar nicht richtig eingeschätzt und auch UNTERschätzt. Aber ich wollte niemanden angreifen.

Bloß zu Churke möchte ich weiter nichts sagen. Das gehört hier nicht her und ich hätte wohl nicht antworten sollen, aber das war etwas, was mir schon sehr lange auffällt und ich möchte es auch ungern zurücknehmen. Ich hätte es anders ausdrücken können, aber jetzt steht es eben so da. Es kommt aber nicht wieder vor.

Tanrien

Man könnte ja mal anfangen, in die ersten Posts auch sowas einzubinden wie "Wir diskutieren hierdrüber, NICHT über diese Aspekte:". Ist ja nicht das erste Mal, dass sich diese Art von Diskussion, nämlich eine, die in irgendeiner Weise mit Homophobie, Sexismus, etc. zu tun hat, hochschaukelt und dann eskaliert. Wäre also sinnvoll. (Wird aber nie passieren und dann sind wieder genau die gleiche Leute hier auf beiden Seiten mit genau den gleichen Argumenten und dem gleichen Derailing.  :omn: )

Ich habe das Gefühl, der ökonomische Aspekt ist bisher noch nicht deutlich genug herausgekommen und sich deswegen hier zwei Stränge vermischen, die man getrennt betrachten muss. Es gibt ja einen Unterschied zwischen jemanden wegen Unsymapthie nicht oder trotzdem zu lesen, und jemandem das Forum und die Mittel für die Verbreitung seiner Meinung nicht bezahlen zu wollen.

Bei Leuten wie Card kommt ja dazu, dass ihnen ihr Forum und ihre Mittel wirklich erst (auch) durch ihre Bücher gegeben werden. Die Meinungen haben sie und werden sie weiter haben - aber ihre Aussagen haben so eine Verbreitung, weil Leser ihnen das Geld in den Rachen werfen und damit erst die Medien auf sie "aufmerksam machen", in gewisser Weise. Ein Autor, der sich nicht verkauft, wird nicht interviewt, etc. Bei Card kommt dann natürlich noch die Verwendung des Geldes für die aktive Unterstützung von z.B. Prop8 dazu.

Also auf der kleinen Ebene mache ich weniger einen Unterschied: Ich lese eher viele Bücher nicht, weil ich die Autoren schlicht nicht mag, unabhängig von ihrer Meinung, und ich lese ein paar Autoren auf dem kleinen Level nicht, weil ich über irgendeine Weise von ihrer Einstellung erfahren habe, aber die findet man ja wirklich nur selten raus, eben weil das Geld ihnen nur ein sehr kleines Forum schafft - vielleicht führen sie einen Blog, den ich nie gefunden habe und nie finden werde, etc. Aber ich vermute, darüber reden die meisten hier eher, nämlich darüber, einen Autor wegen seiner Meinung oder wegen etwas anderem (Schreibt Erotik? Versaut!) eher unsympathisch zu finden und deswegen etweder trotzdem zu lesen oder bewusst nicht zu lesen.

Aber dann gibt es ja die große Ebene, wo es dann meist um echt viel Geld geht. Jemand hier unsympathisch wegen (Nicht-)Meinungsgründen? Kann man ignorieren und wie auf der kleinen Ebene handhaben.

Aber was, wenn man gleichzeitig merkt, dass Autoren absichtlich ihre Einstellung, "ihr Leben", wie das von manchen hier im Thread genannt wurde, und ihr Werk verbinden und sozusagen ihr Werk bzw. den Gewinn davon selbst instrumentalisieren? Da weiß man dann eher von den Einstellungen, weil großes Geld = großes Forum & große Mittel = große Verbreitung der Meinung und das dann genauso zu behandeln wie einen Autor, der einem unsympathisch ist und was man dann ignorieren kann, verkennt die Dynamik des Geldes. Geld gibt ein Forum und es gibt Macht. Es geht ja dann nicht mehr um "Meinung macht Unsympathisch (aber man kann sagen: Trennung Leben/Werk, oder eben nicht)", sondern um "Autor benutzt Forum/Gewinn vom Werk für Verbreitung von Hass". Und da ist doch deutlich ein Unterschied zu sehen.

Hier wird in der Diskussion teilweise so getan, als ginge es nur um Unsympathie, deswegen vermutlich auch diese Vergleiche mit Erotik-Schreiben und dass man als Autor deswegen unsympathisch gefunden werden kann und niemand die anderen Sachen liest (oder so), was uns hier auch passieren könnte. Aber das stimmt ja nicht, es geht bei Card im Kern nicht um Unsympathie und damit kann man den Fall Card zwar angehen, aber man wird am Ende nicht verstehen, warum es trotz der Entscheidung für "Trennung Leben/Werk" sinnvoll sein kann, Card monetär nicht zu unterstützen, sondern seine Bücher und Filme vielleicht eher sich anderweitig zu besorgen, wenn man sie unbedingt lesen will.

Den Geld-Aspekt kann man vielleicht damit vergleichen, ob man Firmen unterstützen will, deren Mitarbeiter regelmäßig in Bangladesh in ihren Fabrikhallen sterben oder wie damals bei dem pleite gegangenen Drogeriemarkt an der Bildung eines Betriebsrats gehindert werden oder wo die Kleidung der Firma gern von Neonazis getragen wird. Kann man boykottieren, muss man nicht, aber man kann wenigstens nachvollziehen, warum Leute es wollen/tun, auch, wenn man es selbst nicht macht und die Diskussion läuft eher nicht auf "Die Firma ist mir zwar unsympatisch, aber ich mag diese ihre Gemüsebrühe, deswegen kaufe ich sie und kann absolut nicht verstehen, warum du sie nicht kaufst, weil Meinungsfreiheit!" hinaus. Weil es nicht um Unsympathie geht, sondern darum, jemandem mit Geld ein Forum bzw. die Mittel zu geben. (Wohlgemerkt, ich kaufe auch bei H&M ein, aber ich kann nachvollziehen, wenn Leute es wegen der Bezahlung der Arbeiter nicht tun. Das muss ich nur mit mir selbst ausloten können, aber ich muss auch verstehen, warum ich deswegen z.B. von Freunden aus den Phillipinen angegangen werden kann.)

(Jetzt ist es natürlich auch so, dass Aufmerksamkeit z.B. durch illegale Downloads ja auch ein Forum erschafft, aber ich würde sagen, dass Aufmerksamkeit ohne Geld den Leuten wenigstens nicht auch noch Mittel für die aktive Verbreitung ihrer Meinung in die Hand gibt. Und auf dem Buchmarkt, anders als bei Blogs/im Internet/in den Medien allgemein, geht es ja schon noch um (potentielles/n) Geld/Gewinn (der Verlage), das das Forum schafft und weniger um diese vom Geld entfernten Blasen, wie sie im Internet beispielsweise entstehen um Leute mit einer Meinung.)

Dann gibt es nochmal die Sache, dass das Werk selbst problematisch ist, siehe Karl May, also die Verbreitung des Werks selbst problematisch sein kann; oder dass es um einen schon toten Künstler mit problematischer Meinung geht, wo man dann gucken kann, wie wird der Gewinn aus den Werken heute verwendet und wie werden die Werke des Künstlers heute verwendet. Aber das sind andere Fälle als bei Card oder bei z.B. Tom Cruise oder oder oder. Das alles in der Diskussion auf Unsympathie zu reduzieren und den ökonomischen Aspekt zu ignorieren oder gegebenenfalls auf der Diskussionsebene nur als "vielleicht gibt man ihm indirekt Geld für seine Meinung?!" abzutun, sorgt dann für den Konflikt und ich denke auch für den Streit in den letzten Posts. Weil dann reden wir auf der einen Seite über Unsympathie und auf der anderen Seite, krass gesagt, um das eigene Überleben, und dass das dann eskaliert, ist klar.

Klecks

Ich bin auch eine derjenigen, die kein Buch lesen könnten, wenn sie wüssten, dass ein Autor dahinter steht, der eine extreme, für mich falsche Ideologie oder Meinung hat. Ich verlange von keinem Autor, dass er in seinem Privatleben genau meine Meinung hat, aber sobald es auf irgendeine Weise menschenverachtend - zum Beispiel homophob oder rassistisch - wird, kenne ich da keine Gnade. Regelrecht genüsslich mache ich um die Bücher solcher Autoren dann einen großen Bogen, denn in jedem Buch steckt zumindest das Herzblut des Verfassers, und denke mir: "Schlechte Menschen schreiben schlechte Bücher".

Denn wenn in jedem Buch Herzblut steckt, vergiftet dieses Herzblut das Werk - das ist meine feste Überzeugung und da kann die Welt der Literatur die betreffenden Autoren noch so hypen oder auszeichnen oder gut finden. Ich bin ein Klecks. Und Kleckse können nicht nur Schokolade erschnüffeln, sondern auch ideologisches Gift.  :hand:

Nirahil

Zitat von: Tanrien am 03. Dezember 2013, 04:41:25
Man könnte ja mal anfangen, in die ersten Posts auch sowas einzubinden wie "Wir diskutieren hierdrüber, NICHT über diese Aspekte:". Ist ja nicht das erste Mal, dass sich diese Art von Diskussion, nämlich eine, die in irgendeiner Weise mit Homophobie, Sexismus, etc. zu tun hat, hochschaukelt und dann eskaliert. Wäre also sinnvoll. (Wird aber nie passieren und dann sind wieder genau die gleiche Leute hier auf beiden Seiten mit genau den gleichen Argumenten und dem gleichen Derailing.  :omn: )
Es tut mir leid, wenn das Startposting von mir nicht präzise genug formuliert war. Ich hatte absolut nicht die Absicht, durch schwammige Formulierungen eine Grundsatzdiskussion loszutreten und ich hatte auch ehrlich gesagt keine Ahnung, welche Ausmaße diese Diskussion annimmt. Ich werde in Zukunft vorher darüber nachdenken, wie die Thematik entsprechend einzugrenzen ist.

Zitat von: Tanrien am 03. Dezember 2013, 04:41:25
Hier wird in der Diskussion teilweise so getan, als ginge es nur um Unsympathie, deswegen vermutlich auch diese Vergleiche mit Erotik-Schreiben und dass man als Autor deswegen unsympathisch gefunden werden kann und niemand die anderen Sachen liest (oder so), was uns hier auch passieren könnte. Aber das stimmt ja nicht, es geht bei Card im Kern nicht um Unsympathie und damit kann man den Fall Card zwar angehen, aber man wird am Ende nicht verstehen, warum es trotz der Entscheidung für "Trennung Leben/Werk" sinnvoll sein kann, Card monetär nicht zu unterstützen, sondern seine Bücher und Filme vielleicht eher sich anderweitig zu besorgen, wenn man sie unbedingt lesen will.
An der Stelle möchte ich für mich persönlich aber widersprechen. Ich wollte nichts abtun, ignorieren oder außen vor lassen - ich wusste es schlichtweg nicht besser. Natürlich hätte ich mir vorher Gedanken darüber machen sollen, was in diesem Thema grundsätzlich noch drin steckt, aber allein wäre ich vermutlich trotzdem nicht auf alle Eventualitäten gekommen. Dafür habe ich in dieser Diskussion jetzt eine Menge dazu gelernt, unter anderem, ein Thema erst vollständig zu durchdenken. Man mag es Fettnäpfchen nennen, oder von mir aus auch Dummheit, richtig wäre es ja, aber bewusst etwas außen vor lassen war definitiv nicht meine Absicht, als ich das Thema gestartet habe.

Ich komme aber trotzdem zu dem Schluss, dass all die angesprochenen Themen wichtig sind, und zwar im Kontext. Es zeigt doch vor allem, warum wir etwas ablehnen, kritisch betrachten, warum wir so handeln, wie wir handeln. Und mir persönlich zeigt es ehrlich gesagt einiges auf, was mir noch nicht bewusst war. Meiner Meinung nach ist es wichtig, solche Dinge auch in einer Diskussion anzusprechen, die auf den ersten Blick nicht in diese Richtung geht, weil am Ende doch alles irgendwo zusammen hängt. Mir hilft es zumindest immens, über meinen Tellerrand zu blicken.
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

Tanrien

Zitat von: Nirahil am 03. Dezember 2013, 07:13:47
Es tut mir leid, wenn das Startposting von mir nicht präzise genug formuliert war. Ich hatte absolut nicht die Absicht, durch schwammige Formulierungen eine Grundsatzdiskussion loszutreten und ich hatte auch ehrlich gesagt keine Ahnung, welche Ausmaße diese Diskussion annimmt. Ich werde in Zukunft vorher darüber nachdenken, wie die Thematik entsprechend einzugrenzen ist.
Bezog das auch nicht auf dich speziell, auch, wenn es teils so formuliert war. Ist eher meine allgemeine Frustration - hier ist ja nichts mehr zu retten, geht echt um die Zukunft. :) Es gab, wie gesagt, solche Diskussionen - und halt echt immer die gleichen, mit den gleichen Argumenten, teils Wort für Wort, mit den gleichen Leuten - schon öfters, und wenn man das halt sieht, wie sich das zweimal, dreimal so entwickelt, kann man bei Anfangsposts bzw. bei Themen schon die "Gefahrenzonen" entdecken.

Ich bin auch der Meinung, dass die Diskussion gut ist und die einzelnen Aspekte beleuchtet werden müssen. Ich hätte den Post jetzt auch nicht schreiben können, ohne die ganze Diskussion einmal ganz zu lesen und zu reflektieren, und damit zu versuchen, das auseinander zu brechen. Das Problem ist halt, dass es, gerade, weil es ja öfters vorkommt immer entlang der gleichen Diskussionslinien, auch leicht in... Animosität zwischen den Teilnehmern über, sieht man ja daran, wie heftig das hier besprochen wird, dabei geht es im Thema gar noch nicht mal darum, welche Auswirkungen Homophobie hat und eben gerade sowas wie die Diskussion, warum Homophobie schlecht ist, muss nicht geführt werden bzw. wurde schon in x Threads geführt und führt hier nur dazu, dass vom eigentlichen Thema abgelenkt wird.

Malachit

Ich habe mir jetzt nicht alle Kommentare durchgelesen und möchte nur kurz meine Sichtweise darlegen.

In den meisten Fällen interessiert mich zuerst einmal das Werk des Schriftstellers. Die meisten Autoren drängen nun auch nicht unbedingt in die Öffentlichkeit, sondern wollen ihre Meinung durch ihre Werke vermitteln, so dass es nicht so schwer ist, den Autoren als Mensch zu "verdrängen".
Allerdings gebe ich zu, dass ein dominantes Auftreten in der Öffentlichkeit oder einfach, dass ein Autor mir unsympathisch ist, durchaus dazu führen können, dass mir Werke mancher Autoren vermiest werden. Ich würde dann nicht unbedingt von Boycott sprechen, aber die Bücher sind dann nicht meine erste Wahl.

Wenn ich so an mich denke, dann versuche ich schon, durch meine Geschichten meine Einstellung zu verbreiten (das hehre Ziel der Weltverbesserung  ;) ). Geht man davon aus, dass andere Autoren ebenso handeln, muss man schlussfolgern, dass auch sie ihre politischen Meinungen verbreiten - deutlich oder unterschwellig. Das wiederum wäre für mich ein Grund, die Werke z.B. rassistischer Autoren nicht zu lesen. Dumm nur, dass ich das Ausmaß dieser Meinungsverbreitung durch das Medium Buch erst beurteilen kann, wenn ich das Buch gelesen habe. Da beißt sich die Katze also in den Schwanz.

Dennoch nehme ich mir generell das Recht heraus, manche Bücher nicht lesen zu wollen - wobei dir Gründe dafür vielseitig sein können. Allerdings maße ich mir dann auch nicht an, über diese Bücher reden zu können oder sie gar beurteilen zu können.

Luna

Mir geht es da ähnlich wie Thea und Adam. Ich trenne, wie gesagt, auch zwischen Autor und Werk, kann aber diejenigen verstehen, die das nicht können. Das Werk, die Geschichten sind es, die mich interessieren, solange die Autoren mir nicht in den Büchern ihre mormonischen Heilslehren oder andere Lehren und Überzeugungen um die Ohren hauen, mit denen ich nicht einverstanden bin. Es ist, finde ich, auch sehr schwierig, wo da die Grenze ist, Autoren aufgrund ihrer Einstellung zu boykottieren. Um nochmal auf Brandon Sanderson zurückzukommen. Der Typ ist auch Mormone und gehört sogar der selben Kirche "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" an wie Card. Im Gegensatz zu ihm kamen von Sanderson aber keine schwulenfeindlichen Äußerungen. Weiß ich, dass er nicht doch politische Parteien, die die Homoehe ablehnen, unterstützt? Er war vielleicht nur so schlau, das nicht öffentlich zu machen. Tja, und wenn ich seine Sturmlich Chroniken nun weiter lese, schiebe ich dem Autor auch Geld in den Rachen. Es ist zumindest anzunehmen, dass er damit diese Kirche unterstützt, die Schwulsein für eine Sünde hält. Also unterstütze ich damit auch eine Gemeinschaft, die mir zuwieder ist. Soll ich jetzt Pro Forma alle mormonischen Autoren meiden? Gerade bei besagten Sturmlicht Chroniken, bei der mir noch keine dieser Lehren, untergekommen ist, würde mir sehr sehr viel entgehen. Das ist die andere Seite.

Grey

Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 12:01:06
Um nochmal auf Brandon Sanderson zurückzukommen. Der Typ ist auch Mormone und gehört sogar der selben Kirche "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" an wie Card. Im Gegensatz zu ihm kamen von Sanderson aber keine schwulenfeindlichen Äußerungen. Weiß ich, dass er nicht doch politische Parteien, die die Homoehe ablehnen, unterstützt? Er war vielleicht nur so schlau, das nicht öffentlich zu machen.

Deswegen sagte ich ja: Ab dem Punkt, wo ein Autor öffentlich und vielleicht sogar aggressiv mit seinen Ansichten hausieren geht, hebt er m.E. selbst die Trennung zwischen Künstler und Werk auf. Und genau das ist für mich der Moment wo ich persönlich nicht mehr über Autor und Text unabhängig voneinander urteilen kann. Ich habe Barilla-Nudeln auch nur nach ihrer Qualität im Vergleich zu anderen Pastasorten beurteilt, bis der Chef sich entschieden hat, seine Ansichten über Ehemodelle in einem Interview öffentlich zu machen. Er selbst hat diese Wertungen in Bezug auf seine Marke ins Spiel gebracht, also beziehe ich sie auch in meine Entscheidungen mit ein. Und egal wie lecker ich Barilla-Nudeln auch finde, ich muss wirklich nicht auf gute Pasta verzichten, wenn ich mich dann entscheide, diese Marke nicht mehr zu konsumieren. ;)

Und wo man die Grenze zieht, wann man sich entscheidet, dass eine Äußerung oder Ansicht schlimm genug ist, daraus Konsequenzen zu treffen, was den Konsum angeht - dafür gibt es natürlich keine Regel, das muss jeder für sich selbst wissen. Aber ich finde es schon wichtig, zumindest darüber nachzudenken, ehe man die Trennung von Werk und Künstler pauschal absolut macht. Fürs eigene Gewissen. Was man dann draus macht, bleibt ja jedem selbst überlassen.

Malachit

Zitat von: Grey am 03. Dezember 2013, 12:36:24ich muss wirklich nicht auf gute Pasta verzichten, wenn ich mich dann entscheide, diese Marke nicht mehr zu konsumieren. ;)
Und ebenso sehe ich es mit Büchern auch. Wenn ich mich entscheide, ein bestimmtes Buch aus welchen persönlichen Gründen auch immer nicht zu lesen, selbst wenn das Buch gut sein soll, geht die Welt nicht unter. Wie viele wundervolle Bücher gehen uns durch die Lappen, weil wir erst gar nicht auf sie aufmerksam werden? Um die trauere ich viel mehr.
Zu 100 % kann es sowieso keine Trennung zwischen Autor und seinem Werk geben, weil Schreiben immer etwas Subjektives ist.