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Genrewechsel - Auszeit vom Phantastischen?

Begonnen von Arne, 06. November 2013, 22:03:04

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Arne

@Grey: Da über dem Forum ganz groß "Das Fantasyautorenforum" steht, war ich unschlüssig, ob dieser kleine Thread nicht per se Off Topic ist. Aber die Weisen haben gesprochen ;-)

@Malinche: Mein jüngster Roman ist eine klassische Entwicklungsgeschichte im Schatten eines was-wäre-wenn in Bezug auf eine tatsächliche Staatspleite der USA. Ich lasse darin einige Charakterideen aufleben, die ich im Zuge meiner phantastischen Bücher gesammelt habe.

Insgesamt glaube ich, dass es ein Autor, der aus dem Phantastischen kommt, sogar leichter hat, eine gewisse Qualitätsschwelle in der Welt der realistischen Geschichten/Welten zu erreichen. Das liegt ganz einfach daran, dass wir es gewohnt sind, unsere Ideen sehr stark auf Schlüssigkeit in sich zu überprüfen. Es braucht schon ein gewisses Geschick, den Leser dazu zu bringen, seine Skepsis hinter sich zu lassen und die phantastischen Elemente hinzunehmen und als stehende Basis zu akzeptieren.
Ich freue mich auf jeden Fall sehr, diese neue Herausforderung anzugehen. Im weiter gespannten Prinzip brauche ich ja "nur" einen Ersatz für die eingebauten Konflikte, die mir die phantastischen Elemente zuvor gegeben haben. Und die Welt ist wahrlich komplex genug, um darin spannende Konflikte finden zu können.

@Luna: "The Way of Kings" ist wirklich großartig. Allein die wirklich mal von Grund auf neu entworfene Flora und Fauna einer schlichtweg etwas anders als unsere vertraute Welt funktionierenden Welt ist faszinierend. Für seine Magiesysteme ist Brandon Sanderson ohnehin berüchtigt - im positivsten Sinne natürlich. Die Qualität seiner Bücher schwankt zwar mitunter, aber ich lese ihn gern. Und ich höre gerne den Podcast von ihm und drei Weiteren www.writingexcuses.com. Es lohnt sich, auch die alten Folgen zu hören, da man so nicht nur sehr wertvolle Aspekte des Schreibens mitbekommt und die eigenen Herangehensweisen damit schärfen kann. Es ist auch ein interessanter Einblick in den Weg mehrerer junger Autoren hin zum Erfolg, teilweise nach ganz oben.

zDatze

#16
Realistische Geschichten reizen mich von Zeit zu Zeit immer wieder und sie gehen mir auch leichter von der Hand als meine phantastischen Projekte. Das mag durchaus auch an meinem Leseverhalten liegen, welches Genre präsenter ist und welche Ideen sich gerade in meinem Kopf tummeln. Grundsätzlich finde ich ja, dass man nicht nur in mehreren Genres lesen, sondern sich auch schreiberisch austoben sollte.

ZitatInsgesamt glaube ich, dass es ein Autor, der aus dem Phantastischen kommt, sogar leichter hat, eine gewisse Qualitätsschwelle in der Welt der realistischen Geschichten/Welten zu erreichen. Das liegt ganz einfach daran, dass wir es gewohnt sind, unsere Ideen sehr stark auf Schlüssigkeit in sich zu überprüfen.
Da muss ich jetzt aber widersprechen. Ich glaube, dass gerade in ralistischen Geschichten/Büchern die Schlüssigkeit nicht so im Vordergrund steht, da man es aus dem eigenen Leben gewohnt ist, dass eben auch unschlüssige Dinge passieren. Zufälle kann man - meiner Meinung nach - in einem realistischen Buch leichter verpacken. In einem phantastischen Roman wird das schnell angekreidet, weil dort eben gerade auf Schlüssigkeit gepocht wird, da die Welt vom Leser viel schneller als inkonsistent angesehen wird.

Wenn es dir primär ums Veröffentlichen geht und das Genre zweitrangig ist, dann wäre vielleicht der Thread Trends und Übersättigung noch intressant für dich.

Ansonsten bleibt eigentlich nur noch eins zu sagen: Gutes Gelingen!

HauntingWitch

Zitat von: Arne am 07. November 2013, 20:28:21
Insgesamt glaube ich, dass es ein Autor, der aus dem Phantastischen kommt, sogar leichter hat, eine gewisse Qualitätsschwelle in der Welt der realistischen Geschichten/Welten zu erreichen. Das liegt ganz einfach daran, dass wir es gewohnt sind, unsere Ideen sehr stark auf Schlüssigkeit in sich zu überprüfen. Es braucht schon ein gewisses Geschick, den Leser dazu zu bringen, seine Skepsis hinter sich zu lassen und die phantastischen Elemente hinzunehmen und als stehende Basis zu akzeptieren.

Das denke ich nicht. Gerade bei einem realistischen Roman hat doch der Leser einen viel höheren Anspruch daran, dass das alles auch tatsächlich der Realität entspricht. In meiner Fantasy-Welt kann ich etwas hinzufügen oder entfernen, je nachdem wie ich es gerade brauche, sofern ich die innere Logik meiner Welt beibehalte. Bei einem realen Setting kann ich das nicht. Kleinigkeiten wie ein Café oder einen Park kann man vielleicht erfinden, aber sobald es um Strukturen u.ä. geht, bin ich eingeschränkter. Arbeit ist ein Beispiel. In meiner fiktiven Stadt kann ich meinen Protagonisten praktisch arbeiten lassen, was er möchte, ich kann ja eine Institution/ein System o.ä. einrichten, dank dem auch dieser Job möglich oder sogar normal ist. In meiner realen Stadt kann ich das nicht, denn es ist nun einmal nicht jede beliebige Tätigkeit zum Geld verdienen geeignet. Also muss man bei realistischen Sachen viel mehr Feinheiten beachten, denn der Realismus-Leser hat den Anspruch, dass das übereinstimmt. Sonst würde er nämlich zum Fantasybuch greifen.  ;) Daher finde ich persönlich Realismus eigentlich schwieriger. Es braucht zwar weniger Worldbuilding usw., aber es hat auch mehr Tücken.

Fianna

#18
Vermutlich bezieht er das mit der Schlüssigkeit auf den Weltenbau. Jedes Element, dass man als Autor festlegt (z.b. ein stehendes Heer - oder das Fehlen eines Heeres) sind direkt mit vielen anderen Dingen verbunden. Wenn ich mir also als weiteres Element etwas aussuche, was dazu nicht passt - weil die diesem Element zugrunde liegenden Strukturen oder Gegebenheiten den bisher festgelegten widerspricht - ist es nicht mehr schlüssig.

In realistischen/zeitgenössischen Settings entfallen solche Überprüfungen, da das Zusammenspiel aller Elemente und Strukturen und die Funktionstüchtigkeit der Welt durch ihre Existenz erwiesen ist.

Aphelion

Insgesamt denke ich, dass man es sich als Autor in jedem Genre leicht oder schwer machen kann - auch wenn man das mal nur auf das Setting bezieht. In einem Realwelt-Setting kann man Stammbäume, verschiedene Wohnorte eines Charakters, die komplette Biografie etc. entwerfen, bei einem Fantasy-Charakter kann man sich umgekehrt auch nur über das nötigste Gedanken machen.

Man kann sich als Fantasy-Schreiber genau überlegen, wo ein Fabelwesen wie bluten kann (= sich über Anatomie Gedanken machen: Blugefäße, Muskeln, Nerven), aber man kann auch bei einem normalen Menschen banalste Fehler beim Bluten einer Person in einen Roman einbauen.

Zitat von: Fianna am 08. November 2013, 14:22:25
Vermutlich bezieht er das mit der Schlüssigkeit auf den Weltenbau. Jedes Element, dass man als Autor festlegt (z.b. ein stehendes Heer - oder das Fehlen eines Heeres) sind direkt mit vielen anderen Dingen verbunden.
Das ist aber auch bei Realwelt-Settings der Fall: Wenn ich über ein Kriegsgeschehen schreibe (und sei es nur, dass meine eigentliche Story am Rande des Krieges statfindet), dann kann ich mir solche Details auch nicht aussuchen - und sie sind auch in der Realität oft nicht so einfach zu recherchieren, sodass man manchmal auch bei Realwelten vor dem Problen steht: Ich weiß X, ich weiß Y, aber was ist mit Z? Über Z kann ich nichts recherchieren, aber muss/kann/soll es auch existieren?

Wir haben weiß Gott genug reale Kriege - und Kriege haben es so an sich, dass man als Normalsterblicher nicht an alle Informationen herankommt. ;)

Das Beispiel würde ich eher auf leicht/schwer zu schreibende Situationen beziehen, die sowohl in einem realen als auch in einem phantastischen Setting auftreten können. :)

Fianna

Da bin ich jetzt aber mal wieder grandios missverstanden worden. Was Du beschreibst, ist ein reines Recherche-/Informationsangebotsproblem, und das ist ja was ganz anderes, als das was ich meinte. Mein Beitrag ging nach den ersten Sätzen auch eigentlich komplett weg vom Thema Militär.
Mir ist leider noch kein besseres Beispiel eingefallen, um meine Weltenbau-Methode zu erklären, daher muss es das stehende Heer einfach nochmal tun...



Stehendes Heer --> erheblicher Kostenaufwand --> gut organisierte Steuern-Abgabenentrichtung

Aus dem letztgenannten Punkt folgern direkt aber auch:
* Strukturierte Verwaltung/Zentralregierung
* "Grosse" Alphabetisierung, entsprechendes Bildungssystem (Steuereintreiber sind in der Regel keine Privilegierten, und in den meisten Fällen werden genau diese mit einem phantastischen Bildungssystem erreicht - oder wer einen bestimmten Beruf ergreifen soll, wie Priester, Magier, Barde...)
* effizientes Rechtssystem


In einer realen Welt bereitet einem das Plotten viel weniger Aufwand, weil alle solche Strukturen vorhanden sind. Man recherchiert da höchstens, inwiefern es sie gibt oder wie sie genau arbeiten. Man muss sich nicht grossartig mit Logik auseinandersetzen (der TE wählte hierfür das Wort "schlüssig").

Man muss sich in einem realen Setting keine Gedanken über Justizirrtüme machen, da deren Existenz allgemein anerkannter Fakt ist.
In einer phantastischen Welt dagegen muss ich - sofern die Strukturen, z.b. gutes Justizsystem, anderen Elementen oder einfach nur dem Plot entgegen stehen - eine Erklärung finden, die über "Bürokratenfehler" hinaus geht - oder der muss geshowt statt getellt werden.


Je nach Anforderungen von Plot oder anderen Elementen wird das Ganze aber komplizierter und Lösungen unserer Welt sind nicht 1:1 übertragbar oder erschliessen sich aufgrund der veränderten Umstände gar nicht; Unlogisches in der Welt, die sich zu einem grossen Teil schon logisch aus den verwendeten Elementen oder dem Plot ergeben, lassen sich nicht durch eine Einfall-Lösung in einen schlüssigen Zusammenhang bringen.
Da muss man ganz schön herumschrauben, dass es passt (i.d.R. fällt da dann noch jüngere/ältere Geschichte des Landes/der Welt oder interessante Details mit ab, die man verwenden kann) und genau das - dieses "schlüssig machen" aller Dinge - entfällt bei einem realistischen Setting.
Da hat man nur Rechercheprobleme - die viele Weltenbauer nebenbei bemerkt noch als Sahnehäubchen dazu bekommen.
(Wieviele km man mit einem Pferd schafft, ohne es tot zu reiten, wie ein Schwert geschmiedet oder ein Teppich geknüpft wird, ist wohl den wenigsten aus dem Stegreif in ausreichender Detailfüle bekannt - das waren jetzt auch nur-mal-so Beispiele, sicher die klassischsten, die es gibt.)

Arne

#21
Ho! Wer hätte gedacht, dass diese kleine Bemerkung so unterschiedlich aufgefasst wird. Letztlich war es mit dem Schwerpunkt auf den Gedanken gemeint, woher der Schreibende kommt. Hat er bislang ausschließlich im Realen geschrieben, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das automatisch in ihm durchlaufende Überprüfen des Plausiblen und Schlüssigen die meiste Zeit nicht weit über das automatische "geht das wirklich so/kenne ich das so/hat es das schon gegeben?" hinaus geht. Dass zugleich gerade im Realen ein akribisches Überprüfen und Hinterfragen nötig ist - mitunter sogar kritischer als im Phantastischen - steht dabei außer Frage. Aber es geht hier nicht um das Gegenüberstellen der jeweiligen Maximalherausforderung, sondern um den eher subtilen Unterschied in der Breite.
Und diesen Unterschied sehe ich darin, dass der Schreiberling, der sich im Phantastischen die Hörner abgestoßen hat, sich oft an ganz anderen Stellen besonders tiefergehend die Frage der Plausibilität stellt, da er auch das entsprechende Gerüst bereitstellen muss. Zudem muss er sich nicht nur um das Gerüst seiner phantastischen Ergänzung selbst Gedanken machen, er muss es auch im richtigen Maß und an den richtigen Stellen etablieren - zusätzlich zu allen realistischen Aspekten, die er natürlich auch ausreichend einführen und nachvollziehbar halten muss. Dadurch sollte man doch gelernt haben, Systematiken noch eine Spur besser zu verstehen und in der Geschichte zu etablieren als jemand, der sich ausschließlich vorhandener Systematiken und Alltagszusammenhänge bedient, bei denen man sich zumeist auch auf vorhandene Erfahrungen des Lesers verlassen kann.
Im Endeffekt hat sich von den zwei Schreibenden - Phantast und Realist - der Phantast eine weitere Art des Hinterfragens antrainiert, die über den normalen Fakentcheck hinausgeht. Sozusagen ein kleiner, zusätzlicher Blickwinkel auf die Frage "Geht das so?". Ich will nicht sagen, dass der Unterschied besonders groß ist. Aber ich denke doch, dass so die Plausibilitätsprüfung von Systemen, Zufällen und Ereignissen eine Spur natürlicher von der Hand geht.

...und nebenbei stimme ich Fianna vollkommen zu, die ihren Post schrieb, während dieser hier entstand ;-)

Aphelion

#22
@ Fianna:

Der Punkt ist: Logisch erschließen muss man sich "Fakten" in beiden Fällen. Ich würde dir zustimmen, wenn es um komplett Neue Dinge gehen würde ... Aber es geht nur um Bekannte Dinge in unterschiedlichen Settings.

Selbst bei technischen Konstruktionen in SciFi findet keine tatsächliche Konstruktionsleistung statt (bzw. wohl in den wenigsten Fällen), da die Dinge nur logisch *wirken* müssen. Ich bestreite nicht, dass es diese Ausnahmen gibt. ;) Aber ein jursitsische Instanz ist keine wirkliche Neuentwicklung, egal in welchem Setting, wie auch die bloße Existenz von militärischen Strukturen.

Edit: Alles andere ist erschließen von latenten Strukturen ... Und das imho keine eigene Geistesleistung, es ist bloßes Schlussfolgern. Insofern ist es auch nicht schwerer eine Schlussfolgerung für ein erfundenes Setting zu ziehen, als das gleiche für ein reales Setting zu tun.

Churke

Zitat von: Arne am 08. November 2013, 17:59:26
Dass zugleich gerade im Realen ein akribisches Überprüfen und Hinterfragen nötig ist - mitunter sogar kritischer als im Phantastischen - steht dabei außer Frage.
Sollte es. Aber hat sich mal jemand die Mühe gemacht, die Krimi-Kommissare mit echter Polizeiarbeit zu vergleichen? Das Kolportieren von Halb- und Nichtwissen zieht sich durch alle Genres.

gbwolf

Zitat von: Luna am 07. November 2013, 11:35:07die mit "Zeitreisen sind in Deutschland nicht verkäuflich" abgetan wurde
Es ist ganz schön Ott-Topic, aber mir ging diese immer wiederkehrende Diskussion um die Verkäuflichkeit von Zeitreisen nicht aus dem Kopf. Vor allen, als ich heute sah, dass bei Ullstein die erste Zeitreise-Krimiserie für Erwachsene erscheint: http://www.vorablesen.de/buecher/dreikoenigsmord

Ratzefatz

#25
ZitatEs ist ganz schön Ott-Topic, aber mir ging diese immer wiederkehrende Diskussion um die Verkäuflichkeit von Zeitreisen nicht aus dem Kopf. Vor allen, als ich heute sah, dass bei Ullstein die erste Zeitreise-Krimiserie für Erwachsene erscheint: http://www.vorablesen.de/buecher/dreikoenigsmord

Und noch mal Zeitreise (interessanterweise auch bei Ullstein, allerdings schon 2007): http://www.amazon.de/Die-Hexe-General-Fran-Henz/dp/354826686X

LG
Ratzefatz
,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

Fianna

Zitat von: Aphelion am 08. November 2013, 18:27:52
Aber ein jursitsische Instanz ist keine wirkliche Neuentwicklung, egal in welchem Setting, wie auch die bloße Existenz von militärischen Strukturen.
Das war nur ein Beispiel... ein vereinfachtes, plakatives Beispiel, in dem es darum ging, dass an einem Faktum viele andere dranhängen, was nicht immer (und in realen Settings gar nicht) berücksichtigt wird bei der Planung.

Zitat von: Aphelion am 08. November 2013, 18:27:52Edit: Alles andere ist erschließen von latenten Strukturen ... Und das imho keine eigene Geistesleistung, es ist bloßes Schlussfolgern. Insofern ist es auch nicht schwerer eine Schlussfolgerung für ein erfundenes Setting zu ziehen, als das gleiche für ein reales Setting zu tun.
Ein Übersetzer, der aus bekannten Wörtern einen flüssigen Text schreibt, hat keine eigene Geistesleistung vollbracht?
Dann ist doch sehr irritierend, wie viele schlechte Übersetzungen es gibt, wenn das eh nicht so schwer ist.

Ein Architekt, der passgenau ein Haus auf die Wünsche des Kunden konstruiert, hat keine eigene Geistesleistung vollbracht - weil die Gesetze von Statik, die Eigenschaften von Baumaterialien und ihr Wechselspiel ja bekannt sind und er nur schlußfolgern muss?

Luna

Zitat von: Nadine am 03. Dezember 2013, 10:33:47
Es ist ganz schön Ott-Topic, aber mir ging diese immer wiederkehrende Diskussion um die Verkäuflichkeit von Zeitreisen nicht aus dem Kopf. Vor allen, als ich heute sah, dass bei Ullstein die erste Zeitreise-Krimiserie für Erwachsene erscheint: http://www.vorablesen.de/buecher/dreikoenigsmord
Na das ist ja ein Ding :). Vielleicht wird dadurch ja ein neuer Trend eingeleitet und Zeitreiseromane sind plötzlich sehr gefragt. Da könnte Thea ihr Schätzchen ja doch noch unterbringen :) [/OT]

Cailyn

Danke für das interessante Thema. Das beschäftigt mich auch von Zeit zu Zeit.
Bei mir ist es so, dass ich eigentlich keine Auszeit vom - per Definition - Phantastischen brauche, sondern teilweise einfach das Bedürfnis habe, nebst meiner HighFantasy-Geschichte auch mal einen anderen Wortschatz zu gebrauchen. Mittelalterwelten fordern halt schon eine andere Sprache. Und zwischendurch hab ich Lust, wieder mal in moderner Sprache zu schreiben, gerade was Dialoge angeht.

Fianna,
ZitatIn einer realen Welt bereitet einem das Plotten viel weniger Aufwand, weil alle solche Strukturen vorhanden sind. Man recherchiert da höchstens, inwiefern es sie gibt oder wie sie genau arbeiten...
Was ist denn für dich "Plotten"? Ich glaube, wir verstehen darunter was vollkommen anderes. Für mich ist der Plot vor allem die Handlung und hat nichts mit den Strukturen einer Welt oder dem Setting zu tun.

Aphelion
ZitatMan kann sich als Fantasy-Schreiber genau überlegen, wo ein Fabelwesen wie bluten kann (= sich über Anatomie Gedanken machen: Blugefäße, Muskeln, Nerven), aber man kann auch bei einem normalen Menschen banalste Fehler beim Bluten einer Person in einen Roman einbauen.
Naja...also das mit den potentiellen Fehlern kommt auch bei einem Roman in der realen Welt nur in spezifischen Genres oder Situationen zum Tragen.
In einem Kriminalroman, wo forensische Genauigkeit gefordert ist, oder wenn der Protagonist einen medizinisches Fachwissen besitzt oder in einem Roman, wo ein Unfall oder eine Krankheit im Vordergrund steht - da ist es sicherlich von Nöten, dass z.B. eine Wunde/Bluten korrekt beschrieben wird. Aber in allen anderen Romanen, die in der realen Welt spielen, kann man eine blutende Wunde auch "lockerer" beschreiben, zum Beispiel aus Sicht eines Protagonisten, der ja auch kein medizinisches Fachwissen hat.

Fianna

Cailyn,
das Plotten ist nur das Planen des Handlungsverlaufs.
Aber in einer Fantasywelt geht das bei mir Hand in Hand mit dem Weltenbau, denn wennbich einige Dinge als gegeben annehme, weil sie essentiell für den Plot sind, definiert das direkt die Welt - und zwar nicht nur in dem oberflächlichen Punkt, der im Plot benannt wurde. Da hängen immer andere Dinge mit dran, z.b. Bildung, Ethik, Politik, Selbstverständnis...
... und wenn ich mehrere Dinge im Plot festlege, kann es sein, dass mir das ein widersprüchliches Setting bereitet. Kulturen sind wie Uhrwerke, es greifen viele Zahnräder ineinder. Wenn ich also beim Plotten etwas festlege, habe ich nicht nur das Zahnrädchen "Stadtwache" oder "Medizinischer Stand" festgelegt, da hängen direkt viele andere Dinge dran. ~ viele andere Zahnräder werden.im Uhrwerk positioniert.
Und wenn ich noch etwas im Plot festlege, weil ich diese Sache/Institution/Tradition/was-auch-immer für den Plot brauche, positioniere ich weitere Zahnrädchen - die in ihrer logischen Abfolge, in den anderen Dingen, die da dran hängen, vielleicht mit den andeten kollidieren.
Oder der Plot würde in der Welt so nicht funktionieren, so dass ich also noch etwas an der Welt schrauben muss; z.b. habe ich in einem Projekt häufige Machtwechsel gehabt, die zu der instabilen aktuellen und extrem plotrelevanten politischen Situation geführt haben. Mit einem (starken) Militär ist der Plot direkt geschrottet, so dass ich also das Militär "wegerklären" muss. Ich schraube also an der Welt, so dass sich ein stimmiges Setting für den Plot ergibt. Das gibt wiederum Hintergrund zu der Welt und Input für den Feinplot. Bei der Entwicklung desFeinplots setze ich wiederum Dinge in der Welt fest... Da die Eckpunkte der Handlung stehen, gibt es da normalerweise keine Rückkopplung mehr zwischen Weltenbau und Plotten.

Aber wenn ich fertig mit Plotten bin, ist ein grosser Teil des Weltenbaus schon abgeschlossen. Das läuft bei mir parallel. Ich kann doch nicht einfach plotten und darum eine Welt bauen; die Protas, Antas etc sind Produkte ihrer Kultur, ihrer Welt, und auch der Plot legt schon wichtige Dinge fest oder setzt Widersprüche, die es aufzulösen gilt... Wenn ich erst nur plotte und dann einen Weltenbaubogen hernehme zum Ausfüllen, der abgesehen von grundlegendsten Dingen wie "Monarchie" noch leer ist - das kann nicht funktionieren.