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Muster bei Liebesgeschichten

Begonnen von Franziska, 04. September 2013, 12:07:12

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Fianna

Nein, es gibt typische Muster, man kann sie nur abwandeln.
Z.B. kann man Romeo-et-Juliet variieren, indem man das ganze in ein SciFi-Setting pflanzt. Oder man nimmt keine verfeindeten Familien, sondern unterschiedliche Stände, die in dieser Gesellschaft in einem ähnlich entgegen gesetzten und potentiell gewalttätigen Verhältnis stehen.

Oder man nimmt Othello, macht aus dem ganzen eine platonische Liebe bzw. Freundschaft und verpflanzt das Ganze in ein Schul-Setting, dann hat man einen passenden Plot, der auch noch wichtige Werte und pädagogische Werte vermittelt.

Vielleicht sollte man im Jugendbuch nur die Morde rausmachen ;)

~~~~~

Indem man ein Muster in ein ungewöhnliches Genre oder ein anderes Setting verpflanzt o.Ä., einen Genremix macht, kann man mit den immer gleichen Mustern spielen und jedes Mal trotzdem ein anderes tolles Buch schaffen.
Oder neben dem beherrschen Liebes-/Freundschaftsthema gibt es ein zweites dominantes Thema, das dem Ganzen (in Kombination mit anderen vorher Faktoren?) wieder eine ganz andere Note verleiht.

Guddy

#16
Genau das hatte ich ja mit dem Individuellen implizieren wollen :) Klar, man kann und sollte das Muster abwandeln und zu etwas eigenem machen. Letztlich bleibt es ja dabei, dass es das Muster bedient.
Meine eigene Romanze im Projekt ist ein Mix aus zwei oder drei der hier aufgeführten Muster, aber ich habe weder bewusst darauf hingearbeitet, noch dem ausgewichen. Das Setting, die Charaktere und vieles mehr macht es so oder so zu was eigenem.
So halte ich das zumindest, wenn das jemand anders hält ist das auch kein Problem *g* Hatte mich nur gefragt, ob man ein Muster überhaupt vermeiden KANN. Das Rad neu zu erfinden halte ich zumindest für schwer. Lasse mich da aber gern eines besseren belehren.

Echt: sitze gerade in der Bahn und kämpfe mit der Handy-Tastatur, also nicht wundern wenn ich ein paar dämliche Fehler erst spät korrigiere  :engel:

Snöblumma

#17
Letzten Endes entsteht der Konflikt in einer Liebesgeschichte ja nur, wenn die beiden nicht zusammen sein können, aus welchem Grund auch immer. Der kann gern etwas dramatischer sein als im wahren Leben, aber er muss da sein.

Ich differenziere da ganz gern zwischen äußeren und inneren Hindernissen.

Äußere Hindernisse sind für mich Dinge wie:
- Standesdünkel, Vorurteile (Prinzip: "Alles, bloß kein Ausländer" - Standesdünkel in modern eben), gesellschaftliche Normen.
Finde ich immer noch hochaktuell. Selbst wenn wir heute theoretisch jeden heiraten dürfen, den wir heiraten wollen - wie realistisch ist es wirklich, dass ein gutbürgerliches Mädl den frisch eingewanderten Armutsflüchtling (am besten noch anderer Hautfarbe) nach Hause bringt und alles ist sofort Friede, Freude, Eierkuchen? Eben.

- bereits bestehende Beziehungen, die aus irgendeinem Grund nicht sofort beendet werden können.
Da können dann Bindungen an den noch vorhandenen Partner eine Rolle spielen, finanzielle Aspekte, solche Dinge eben. Auch hier lässt sich viel spielen.

- ganz profane Hindernisse wie Entfernung, Raum und Zeit und so weiter.

Solche Hindernisse werden m.E. auf der Handlungsebene des Romans gelöst, finden sich also meist im äußeren Plot wieder. Das Paar kämpft gegen die rassistische Oma, den bösen Erbonkel, der die Unterstützung streicht, wenn seine Nichte nicht den von ihm erkorenen Erben heiratet, übersteht die Scheidung vom Ex-Partner oder sucht schlicht und ergreifend nach einer Wohnung, um zusammenzuziehen.

Innere Hindernisse sind für mich Motive, die eher auf der Ebene der subjektiven Entwicklung der Figuren angesiedelt sind und die ich eher dem inneren Plot zu schreibe, also der Figurenentwicklung. Hierhin packe ich Dinge wie:
- Angst, den anderen zu verletzen.
- dunkle Geheimnisse.
- Angst vor Enttäuschung, schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit, Bindungsängste.
- Angst vor dem Partner, Angst vor dem Verlust, Angst vor Verletzlichkeit.

Hier stehen in aller Regel am Anfang der Geschichte entsprechende Ängste einer/beider Beteiligten. Einer hat schlechte Erfahrungen gemacht, der andere Angst, dem Partner zu schaden - beide wollen diese Ängste natürlich nicht zugeben. Im Zuge der äußeren Geschichte werden sie gezwungen, diese Ängste zu überwinden, um sich am Ende auch voll und ganz auf den Partner einzulassen.

Der Konflikt eskaliert in dem Moment, in dem die äußere Handlung ihren Höhepunkt erreicht. Die Wendung im Bereich der inneren Entwicklung habe ich persönlich dann danach - nachdem der "äußere Feind" der Beziehung aus dem Weg geräumt wurde, schaffen die beiden es endlich (und meist nach einer klitzekleinen dramatischen Einlage), sich auch ihre Gefühle zu gestehen und dazu zu stehen, voreinander und vor der Welt. Und das ist dann das Happy End.  :wolke:

Soweit man eben ein Happy End möchte. Für mich gehört ein Happy End aber so unausweichlich wie nichts sonst zu einem guten Liebesroman, da bin ich schnulzig bis zum bitteren Ende.  :wolke: Darum mag ich Romeo und Julia auch eigentlich gar nicht so gerne...  :'(

Eleanor

ZitatSoweit man eben ein Happy End möchte. Für mich gehört ein Happy End aber so unausweichlich wie nichts sonst zu einem guten Liebesroman, da bin ich schnulzig bis zum bitteren Ende.  :wolke: Darum mag ich Romeo und Julia auch eigentlich gar nicht so gerne...  :'(

Snö du sprichst mir wirklich von ganzem Herzen aus der Seele! Ich freue mich, dass es noch ein paar beinharte Romantiker alter Schule gibt  :vibes: Klar haben tragische Liebesgeschichten wie Romeo und Julia auf jeden Fall ihre Existenzberechtigung, aber ich kann es einfach nicht genießen, wenn ich weiß, wie schlecht es für die Beteiligten :d'oh: Bei Liebesgeschichten bin ich irgendwie so ein richtiger Weichkeks. Dass sie sich am Ende nicht kriegen, weil alles irgendwie schief bzw. im Sande verläuft muss ich nicht unbedingt auch noch im nächsten Buch, das ich aufschlage persönlich bestätigt bekommen, durfte ich schon außerhalb der Seiten kennenlernen. Ich achte aber trotzdem darauf, dass bei meinem Projekt nicht die Liebesgeschichte allzu belanglos wird. Auch wenns der Klassiker (sie streiten sich, obwohl sie sich doch ganz toll finden) ist versuche ich das ganze wenigstens so zu gestalten, dass es nicht zu klischeehaft wird.

Ein weitverbreitetes Liebesgeschichten Muster ist auch im Moment: Das Mädchen findet sich selbst ziemlich hässlich bzw. unscheinbar und kann sich leider nicht im geringsten erklären, wieso die Jungs so auf sie abfahren, siehe Twilight :seufz: Aus diesem Grund finde ich das Buch ziemlich nervig. Das erinnert mich ein bisschen an diese Teenagerfilme, in denen das hässliche Entlein einzig und alleine ihre Brille abzunehmen brauchte und schwupp die wupps ein richtig heißer Feger zu werden. Kann sein, dass ich das als Brillenträgerin etwas zu persönlich nehme  ;), aber ich habe das Muster wirklich schon öfter gesehen.

Amber

#19
Zitat von: Eleanor am 28. Januar 2014, 16:57:29
Ein weitverbreitetes Liebesgeschichten Muster ist auch im Moment: Das Mädchen findet sich selbst ziemlich hässlich bzw. unscheinbar und kann sich leider nicht im geringsten erklären, wieso die Jungs so auf sie abfahren, siehe Twilight :seufz: Aus diesem Grund finde ich das Buch ziemlich nervig. Das erinnert mich ein bisschen an diese Teenagerfilme, in denen das hässliche Entlein einzig und alleine ihre Brille abzunehmen brauchte und schwupp die wupps ein richtig heißer Feger zu werden. Kann sein, dass ich das als Brillenträgerin etwas zu persönlich nehme  ;), aber ich habe das Muster wirklich schon öfter gesehen.

Ich kann das auch überhaupt nicht haben. So wie bei "Eine wie keine" oder "Verliebt in Berlin" oder in diesem furchtbaren Video von Taylor Swift, "You belong with me" hieß das glaube ich. Ich nehme das persönlich und fühle mich da als sehbehinderter Mensch irgendwie beleidigt, weil damit ja impliziert wird, dass Brillen und alles was damit gemeinhin assoziiert wird - Intelligenz, Bildung - bei Frauen hässlich sind und man sie unbedingt loswerden sollte.

Guddy

#20
Ich glaube, dass das weniger ein Muster, denn mangelhafte Logik ist, oder? Zumindest miteinander gekoppelt. Solche Dinge halte ich in den meisten Fällen einfach für albern.  :hmmm:

Klecks

In Liebesgeschichten im Bereich YA fällt mir immer unangenehm das Muster auf, dass alles getan wird, damit es nicht zum Sex kommt. Das ist ein Punkt, der mich immer wahnsinnig stört. Nicht wegen der Tatsache, dass es keine erotischen Szenen gibt, sondern weil es immer so wirkt, als sei es verwerflich, wenn es schließlich dazu kommt.  ::)

Rynn

#22
Zitat von: Klecks am 28. Januar 2014, 17:26:46
In Liebesgeschichten im Bereich YA fällt mir immer unangenehm das Muster auf, dass alles getan wird, damit es nicht zum Sex kommt. Das ist ein Punkt, der mich immer wahnsinnig stört. Nicht wegen der Tatsache, dass es keine erotischen Szenen gibt, sondern weil es immer so wirkt, als sei es verwerflich, wenn es schließlich dazu kommt.  ::)
Das ist aber vor allem ein Problem im deutschen Jugendbuchbereich, weil der dem amerikanischen "Upper YA" oft nicht so richtig gerecht wird und man bei uns irgendwie immer etwas jünger schreiben muss. Auf dem amerikanischen Buchmarkt kann ich dir Dutzende Beispiele nennen, in denen Sex vorkommt. Davon wurden aber auch einige übersetzt, ob jetzt von John Green, Kody Keplinger oder Huntley Fitzpatrick. (Im Buch von Kody Keplinger hat die Protagonistin sogar einfach nur Sex, um sich abzulenken, ohne etwas für den Typen zu empfinden, insgesamt sind es so, geschätzt, fünf oder sechs Sexszenen, nicht alle sehr detailliert, aber trotzdem.)
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Fianna

Ich lese es ja weniger und bekomme das eher Filmmässig mit, aber mich stört immer ein Schema (?), dass Sex ohne Liebe verwerflich ist. Mädchen müssen ernste Absichten gehabt haben oder sogar bewusst getäuscht worden sein; Sex nur weil es Spass macht haben nur Schlampen.

Natürlich kann ich es mir einbilden, weil ich in dem Bereich nicht so aktiv bin, aber so wirkte es auf mich. (Als ehemalige jugendliche Pro-Familia-Beraterin geht das für mich natürlich gsr nicht.)

Franziska

Ich finde das auch ein ganz interessantes Thema, Unterschide deutsche und amerikanische YA-Bücher. Aber da das vom Thema des Threads abweicht, will jemand einen eigenen Thread aufmachen?

Tanrien

Zitat von: Franziska am 28. Januar 2014, 23:40:45
Ich finde das auch ein ganz interessantes Thema, Unterschide deutsche und amerikanische YA-Bücher. Aber da das vom Thema des Threads abweicht, will jemand einen eigenen Thread aufmachen?

Hier ist der Thread zu deutscher/amerikanischer Fantasy: http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,13941.0.html
Fände das aber auch interessant, ob nun im eigenen Thread oder nicht, gerade, wenn es um Sexszenen in YA geht.

Rynn

#26
Ja, die Unterschiede zwischen Jugendbuch und YA sind meiner Meinung nach deutlich. Obwohl ich auch YA sage, wenn ich von meinen Jugendbuchtexten spreche, habe ich oft den Eindruck, die ganze Palette des YA-Bereichs wird bei uns nicht so richtig geschrieben – höchstens übersetzt. Wir sind da, was die erlaubten Themen angeht, irgendwie noch eingeschränkter.

Um noch einmal ein Extrembeispiel zu nennen, was in YA-Literatur auch erlaubt ist: In Tabitha Suzumas Forbidden
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog