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Recherche - Kann ich so einfach fragen?

Begonnen von HauntingWitch, 31. August 2013, 18:14:01

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HauntingWitch

Ich bin unsicher. Für mein neues Projekt muss ich einige sehr spezifische Fragen recherchieren. Teilweise lässt sich über Google etwas finden, aber eben nur teilweise und man weiss ja nie, wie seriös bzw. korrekt die Informationen aus dem Internet dann sind. Nun gibt es ja für bestimmte Themen Institutionen, die sich damit auskennen. Aber kann man da so einfach fragen?

In meinem Fall wäre das aktuell eine Jugendberatungsstelle. Vielleicht haben sie sogar irgendwelche Infoblätter oder Flyer oder können Bücher empfehlen oder so. Ich überlege eine E-Mail zu schreiben, in der ich erwähne, dass ich eine Arbeit schreibe. Aber was mache ich, wenn sie es genauer wissen wollen? Ich habe ja nun keine Veröffentlichungen oder etwas, das beweisen würde, dass ich Autorin bin. Die glauben mir das doch nie. Ist das dann nicht ein wenig heikel?

Habt ihr Erfahrungen mit so etwas?

Malinche

#1
Erfahrungen konkret habe ich nicht, aber warum nicht mit offenen Karten spielen? Ob du schon etwas veröffentlicht hast oder nicht, ist ja nun nicht wesentlich, und ich glaube nicht, dass die dich ins Kreuzverhör nehmen. Also, wenn ich eine Mail von jemandem bekommen würde, der mir sagt, dass er ein Buch schreibt und dafür Infos braucht, würde ich das so hinnehmen.
Und du denkst ja an Infomaterial wie Flyer und Bücher, willst also keine hochgeheimen Unterlagen einsehen oder persönliche Daten von Jugendlichen haben. Ich denke, das ist nicht so heikel. :) Und ich an deren Stelle würde mich einfach freuen, wenn jemand mit so einer Anfrage auf meine Institution zukommt und demonstriert, dass er gewillt ist, sich wirklich tiefgehend mit dem Thema auseinanderzusetzen, über das er da schreiben will. Ob es nun gleich veröffentlicht wird oder nicht, aber ich denke, wenn man in seiner Recherche Expertenwissen in Anspruch nehmen und zu berücksichtigen bereit ist, stößt das doch eher auf offene Ohren als auf komplettes Misstrauen.

Von daher würde ich ganz entspannt die Wahrheit sagen, auf Nachfragen mehr von deinem Projekt erzählen und wie gesagt ruhig bleiben. Nicht die Veröffentlichungen machen dich zur Autorin, sondern die Ernsthaftigkeit, mit der du arbeitest. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sanjani

Hallo Witch,

ich bin mir nicht ganz sicher, was du mit heikel meinst, also ob das in Richtung tabuisiertes Thema geht, wo niemand gern drüber spricht (dann würde ich dich aber erst recht bestärken :) ) oder in Richtung Dinge, die einen in Schwierigkeiten bringen könnten, z. B. über Bombenbau recherchieren oder wie bringe ich jemanden am besten um ohne Spuren zu hinterlassen - ich fantasiere hier gerade ein bisschen. Was wären denn konkret deine Befürchtungen?

Ich habe für eines meiner Werke mal Schädigungen an den Stimmbändern recherchiert und wie man dauerhaft zu solchen kommen könnte :) Ich kam damit aber nicht so richtig weiter. Auf einer Webseite schrieb eine ich glaube Gesangspädagogin o. ä. über Stimmschädigungen und ich habe sie kurzerhand angemailt, habe ihr erklärt, dass ich ein Buch schreibe und was mich genau interessiert, ob sie mir da weiterhelfen kann. Die Resonanz war sehr positiv. Sie hat mir ausführlich geantwortet und aus der Antwort konnte man herauslesen, dass sie sich zumindest ein paar Gedanken über meine Frage gemacht hat. Ich würde das jederzeit wieder machen. Ich meine, das Schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass jemand sagt: Für so einen Quatsch hab ich keine Zeit. Und dann suchst du dir halt eine andere Institution, die deine Fragen beantworten könnte.

In diesem Sinne nur Mut!
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Kerimaya

#3
Aus eigener Erfahrung würde ich dir raten: Frag ruhig nach, Witch! Menschen sprechen IMMER gerne über ihren Job, egal ob sie ihn mögen oder nicht. Und sie freuen sich immer, wenn ihnen jemand Fragen dazu stellt.
Ich hatte im vorletzten Jahr ein Date mit einem Kriminalkommissar in Bernkastel-Kues, wegen eines Romans, von dem bisher nur ein Exposé existierte und von dem nicht einmal sicher war, ob der jemals einen Verlag findet. Der KK war wirklich nett, und hat mir brav für knapp 2 Stunden Rede und Antwort gestanden und von seinem Alltag erzählt.
Also, trau dich und mail die Jugendberatungsstelle einfach mal an, oder nimm das Telefon zur Hand :) Sei selbstbewusst und sag, dass du Autorin bist und genau recherchieren möchtest - du musst dich nicht klein machen. Im schlimmsten Fall wirst du eine freundliche Absage bekommen, im besten Fall (von dem ich ausgehe) bekommst du Antworten auf deine Fragen.

Nika

Ich habe selbst für eine Kurzgeschichte schon wegen Informationen, die ich im Netz nicht finden konnte, nachgefragt. Bisher wurden mir alle Anfragen (auch international) immer sehr nett beantwortet und Rückfragen gab es nie. Ich habe nur in der Fragestellung erwähnt, dass ich an einem betreffenden Buchprojekt arbeite.

Jarek

Ich kann mich den anderen nur anschließen: frag einfach nach! Gerade Institutionen oder Berufsgruppen, deren Arbeit in der Öffentlichkeit oft wenig bekannt wird, sind meistens sehr gerne bereit, auf Nachfragen zu antworten.
Ich habe früher viele freundliche Auskünfte erhalten, als ich fürs Fernsehen gearbeitet habe und für eine... naja, nicht gerade für Tiefgründigkeit bekannte Fernsehsendung recherchiert hat. Als Autor hättest du sicher einen besseren Ruf als ich damals ;)

Pestillenzia

Ich schließe mich an: frag einfach. Ich hab rein auf gut Glück der Rechtsmedizin in München und Würzburg nachgefragt, die waren sehr freundlich und hilfsbereit. Der Würzburger Leiter hat mich sogar zu sich eingeladen. Die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung habe ich auch wegen ein paar eher ungewöhnlichen Fragen angeschrieben und auch die waren sehr hilfsbereit.

Nachweise, dass ich wirklich Autorin bin, wollte übrigens niemand.

HauntingWitch

Danke euch. Dann werde ich das machen.

Ich hatte sogar gestern Abend in einer Bar schon ein kleines Erfolgserlebnis: Ein Bekannter von mir, der in der Psychologie arbeitet, hat mir auf meine Fragen hin bereitwillig Tipps gegeben.  :)

Malinche

Na, das klingt doch gut, Witch!

Ich hab jetzt übrigens auch so etwas gemacht und ein Berliner Fotolabor angeschrieben. Da habe ich auch gesagt, dass ich für ein Jugendbuch recherchiere, in dem es um Fotografie geht, und gefragt, ob es irgendwie möglich ist, ihre Dunkelkammer zu "besichtigen". Und nun bin ich sehr hibbelig, was die Antwort sein wird.  :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Fianna

#9
Ich würde es etwas umgekehrt machen und zuerst einmal das wissenschaftliche Fachgebiet feststellen (Sozialwissenschaft, Psychologie...) und mit Hilfe der Unibibliothek(arin) nach entsprechender Literatur suchen.
Wenn Du die reine Informationsbasis geklärt hast (in deinem Fall vielleicht Entwicklung/Theorien zu mögliche Ursachen/Erfassung/Statistiken --> Quellen dazu notieren), kannst Du immer noch bei Jugendberatungsstellen oder Ähnlichem vorbeigehen und die "emotionale" oder "praxisnahe" Seite in Erfahrung bringen...

Ich bin eigentlich ein großer Vertreter von "Frag einfach!", aber ganz ohne andere Informationssuche bereitet mir das Bauchschmerzen.

Aphelion

Zitat von: HauntingWitch am 31. August 2013, 18:14:01
Ich bin unsicher. Für mein neues Projekt muss ich einige sehr spezifische Fragen recherchieren. Teilweise lässt sich über Google etwas finden, aber eben nur teilweise und man weiss ja nie, wie seriös bzw. korrekt die Informationen aus dem Internet dann sind.
Dann solltest du diese Informationen nicht über Google suchen, sondern in einer Bibliothek. :) Nur weil etwas gedruckt ist, ist es allerdings nicht zwingend seriöser...

Die Frage, die ich mir hier stellen, ist allerdings, ob deine gesuchten Informationen wirklich so spezifisch sind. Bei Jugendberatungsstellen halte ich es um ehrlich zu sein eher für unwahrscheinlich, dass man die Infos nicht auch (schnell) woanders herbekommen könnte.

Es sei denn, du willst über die eine Beratungsstelle an genau dem Ort X schreiben, wie sie real existiert.

Ich sehe es wie Fianna: Wenn man nicht selbst weiterkommt, kann man ruhig fragen. Aber nur über Google zu suchen finde ich ein bisschen wenig eigene Anstrengung, wenn ich ehrlich bin.

Malinche

Ich gebe euch zwar grundsätzlich Recht, dass man natürlich auch eigenständig recherchieren sollte und andere Quellen als Internet nutzen, wenn das geht. Allerdings wissen wir nicht, welche spezifischen Fragen Witch vorschweben und welche Informationen sie konkret benötigt, und deswegen finde ich es etwas grenzwertig, wenn wir jetzt alle wie die Kastenteufelchen aufspringen und ihr zuschreien, dass sie schlecht recherchiert.  :no: Es ist legitim und richtig, auf die Möglichkeit weiterer Quellen hinzuweisen - gerade z.B. die Unibibliothek finde ich da nicht schlecht -, aber lasst uns das bitte nicht unter der Prämisse tun, das betreffende Mitglied habe sich von vornherein zu wenig Mühe gegeben. Das können wir nicht beurteilen und das ist hier auch definitiv nicht mein Eindruck.

Zumal ich es für absolut legitim halte, sich an Experten zu wenden, die einem in Bezug auf weiterführende Literaturrecherche Hinweise geben. Denn die schwebt Witch ja auch durchaus vor, wenn ich das richtig verstehe. Und bevor man sich bei einem Fachthema, wo man vielleicht Aspekte wie die Seriosität, Relevanz oder Aktualität bestimmter Quellen nicht sicher einordnen kann, völlig verrennt - dann doch lieber erst fragen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Aphelion

#12
Zitat von: Malinche am 02. September 2013, 16:39:52
[...] wenn wir jetzt alle wie die Kastenteufelchen aufspringen und ihr zuschreien, dass sie schlecht recherchiert.  :no:
Ich scheine einen anderen Thread gelesen zu haben. ;) Aber ohne Spaß: Den Eindruck hatte ich nicht und falls du z.B. mich (mit)meinen solltest, distanziere ich mich hier ausdrücklich von der Richtigkeit deiner Unterstellung.

ZitatDas können wir nicht beurteilen
Nimm's nicht persönlich, aber ich habe ausdrücklich dazu geschrieben: Zumindest ich kann es mir bei diesem konkreten Thema nicht vorstellen, dass eine Frage zu jenem Thema so spezifisch sein kann, dass man nicht selbst die gesuchten Infos findet ... Und ich schreibe so etwas nicht ohne Grund. ;) Das ist schon etwas anderes, als eine pauschale Unterstellung.

Eine pauschale Unterstellung habe ich wiederum von niemandem hier gelesen ... Immerhin war es die Angabe der Threaderstellerin, sie habe lediglich eine Google-Suche bemüht. Und auf diese Fragestellung bezogen sich die Antworten.

Eine allgemeine Suchmaschine mit Begriffen zu füttern ist für den Anfang nicht schlecht und jeder muss erst einmal seine "Quellen" finden - auch Recherchieren muss man lernen.

Auch wenn Mitarbeiter aus verschiedenen Branchen auf Anfragen sehr nett reagieren: Es stresst, es nervt, es stielt Zeit. Auch wenn man sich die Zeit dann nimmt, tragen solche Anfragen nicht unbedingt zur Versüßung des Arbeitstages bei. Unter dieser Prämisse finde ich es nicht zu viel verlangt, auch über den Rand von Google zu blicken. Und sei es, dass man (in Foren) herum fragt. :)

Malinche

Ich wollte auch niemandem etwas unterstellen, aber ich hatte schon den Eindruck, dass die letzten Beiträge hier in die Richtung driften - und bin deshalb, vielleicht ein wenig zu vorsorglich, dazwischengegrätscht. Wie gesagt, grundsätzlich bin ich eine große Verfechterin der Bibliotheksrecherche und würde sie auch jedem ans Herz legen.
Es gibt aber eben auch durchaus Infos, bei denen entweder Internetrecherche tatsächlich sinnvoller ist (z.B. im Hinblick auf die Aktualität) oder eben eine Absprache mit fachlichen Experten, bevor man sich blind ins "Vergnügen" stürzt. (Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung.) Was hier der Fall ist, kann ich persönlich natürlich auch nicht pauschal beurteilen, und das muss Witch auch letztlich selbst entscheiden. Ich finde es wie gesagt auch gut, dass wir hier noch auf Alternativen hinweisen, aber ich hatte den Eindruck, dass das teilweise ein wenig zu sehr unter der Prämisse geschehen ist, Bibliotheksrecherche sei immer der richtige erste Weg. Und dass sich das so pauschal nicht sagen lässt, darauf bezog sich auch eigentlich nur mein Posting. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sanjani

Hallo zusammen,

Zitat von: Aphelion am 02. September 2013, 18:51:01
Nimm's nicht persönlich, aber ich habe ausdrücklich dazu geschrieben: Zumindest ich kann es mir bei diesem konkreten Thema nicht vorstellen, dass eine Frage zu jenem Thema so spezifisch sein kann, dass man nicht selbst die gesuchten Infos findet ... Und ich schreibe so etwas nicht ohne Grund. ;)

Oh, da würde mir spontan schon das eine oder andere einfallen und ich schreib das auch nicht einfach so daher. :)

Zitat
Auch wenn Mitarbeiter aus verschiedenen Branchen auf Anfragen sehr nett reagieren: Es stresst, es nervt, es stielt Zeit. Auch wenn man sich die Zeit dann nimmt, tragen solche Anfragen nicht unbedingt zur Versüßung des Arbeitstages bei.

Das geht dir möglicherweise so, ist auch völlig legitim. Mir geht es anders. Ich finde es meistens nicht stressig und auch nicht nervig und es ist eine Abwechslung zum Alltag. Wenn ich mir selber einteilen kann, wann ich mir Zeit für so etwas nehme, finde ich das ok. Es gibt da sicher beides.

Zitat
Unter dieser Prämisse finde ich es nicht zu viel verlangt, auch über den Rand von Google zu blicken. Und sei es, dass man (in Foren) herum fragt. :)

Es kommt doch auch immer auf den Aufwand an. Ich finde es nicht verwerflich, wenn man eine "Abkürzung" nimmt und einen Fachmann befragt, bevor man 1000 Seiten Fachliteratur liest, die man vllt dann eh nicht versteht, und das nur um ein paar einfache, aber spezifische Fragen beantworten zu können.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)