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Das Phantastische verloren, oder dem Realismus verfallen?

Begonnen von Assantora, 14. Juli 2013, 22:09:49

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Assantora

Ich hoffe, dass ist die richtige Ecke. War mir nicht so sicher, wohin ich damit muss.

Ich schreibe ja schon einige Jahre und mittlerweile ist mir aufgefallen, dass ich offensichtlich nichts mehr herausreißend, phantastisches Gedankengut mehr habe. Meine Geschichten drehen sich immer mehr um die Charaktere, um ihre Hauptaufgabe, und viel weniger um das Drum herum.
Eigentlich eine sehr lobenswerte Entwicklung, aber was mich persönlich stört, ist die Tatsache, dass meine Geschichten und die darin spielenden Geschichten immer weniger phantastische Elemente beinhalten.
Meine ersten Kurzgeschichten, die schon ziemlich lang waren handelten von wirklich extremen Fantasy-Elementen. Werwolf gegen Vampir, ein Fluch, der einem Mann zwingt so weit zu gehen und diesen einer unschuldigen Person zu übertragen. Eine Geschichte über ein Mädchen, welches von Wesen aus der Zeit geholt wird, damit sie eine schreckliche Katastrophe zu verhindern vermarg, oder einfach die Geschichte über einen Handschuh, der eine Macht über andere ausüben kann, aber so seine Tücken hat.
Inzwischen drehen sich die meisten Geschichten bei mir um Krieg, Verfolgung und der Verhinderung von Straftaten. Ich habe das Gefühl, unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet zu sein. Und eigentlich will ich das nicht. Ich möchte meine Charaktere viel lieber in fremde, bizarre und absonderliche Gefilde führen, anstatt in einer Umgebung, die vor tausend Jahren beinahe in einem normalen Europa möglich gewesen wäre.
Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der eine solche Veränderung durchmacht, auch wenn das kein Grund ist, sich darüber zu freuen. Ich will mich eigentlich auch nicht beschweren, weil meine Storys auch überladen waren, dafür sind sie jetzt recht leer und das wirklich schlimme ist, dass ich kaum mehr neue Ideen bekomme, was man phantastisches noch in eine Welt einbauen kann. Ich kann mit einigen Motiven nichts anfangen, wie fliegende Städte, oder eine Welt, in der der Himmel die ganze Zeit pink ist, aber eigentlich sollte doch genügend Potenzial da sein, auch in meinen Augen, extrem phantastische Umgebungen zu schaffen, dass gelingt mir nicht mehr.
Früher war es nebenbei auch leicht, neue Konzepte für kurze Geschichten zu erfinden, flogen mir ja teilweise entgegen. Heute muss ich Ideen aus dem Schatten zwingen.
Kennt ihr dass? Und wie geht ihr damit um?
Ich bin persönlich von mir ein wenig enttäuscht. Ich bin ein helles Köpfchen und eigentlich habe ich eine blühende Phantasie, aber wenn es um konkrete Dinge geht, ist bei mir Schicht im Schacht.

Churke

Ehrlich gesagt mag ich Geschichten, die ein bisschen "geerdet" sind. Abstruse Welten mit ausgefallenen Settings machen alleine noch keine gute Story. Ich finde auch, wenn man das Phantastische zurückhaltend einsetzt, lässt sich damit eine größere Wirkung erzielen. Horror ist, wenn es jedem passieren könnte. 
Weshalb bist du eigentlich unzufrieden. Findest du deine Geschichten nicht gut? Ich denke auch, man soll nichts Phantastisches "einbauen", es muss einfach zur Geschichte gehören.

Ryadne

Hallo Assantora,

bemerkenswerterweise ist mir erst gestern beim Plotten auch aufgefallen, dass meine Geschichten immer fantasy-unlastiger werden, zumindest, wenn es um Romanprojekte geht. Wenn es um einzelne Aspekte geht, finde ich das schade; beispielsweise hatte ich früher einen Farbentick, der mir irgendwie abhanden gekommen ist. Da ich den früher als eine Art Markenzeichen von mir empfunden habe, finde ich es schade, ihn offenbar verloren zu haben. Aber wenn es nicht um solche Details geht, sondern um das "größere Ganze", sehe ich in dieser Entwicklung kein Problem. Man entwickelt sich eben weiter und landet dabei in anderen Richtungen.

Ein bisschen kann ich verstehen, dass du dir manchmal wünschst, wieder einen ordentlichen Fantasy (oder Phantastik)-Overkill reinzubringen. Manchmal geht es mir so, wenn ich die High Fantasy-Romane nochmal zur Hand nehme, auf die ich vor zehn Jahren stand und die mich in so einen Nostalgiestatus versetzen. Aber das sind immer nur Momente und solange ich nicht ein grundsätzliches Atmosphäre-Problem habe sondern mehr ein "Genre-Atmosphären-Problem", gehen die auch wieder vorbei.

Warum genau vermisst du denn das Phantastische in deinen Geschichten bzw. warum wünschst du es dir so sehr zurück?

Naudiz

Ich habe vor ein paar Jahren eine ähnliche "Verwandlung" durchgemacht wie du, Assantora. Meine Frühwerke waren allesamt vollkommen überladen mit phantastischen Elementen. Mittlerweile sind diese zwar schon noch vorhanden, aber eben in einem sehr überschaubaren Maßstab. Meine Settings sind nun sehr, sehr nahe an der historischen Realität, ebenso wie die Storylines an sich. Und - es kommt bei den Testlesern an. Sehr gut sogar.

Was ich damit sagen will: In meinem Fall war es eine deutliche Verbesserung, dass die phantastischen Elemente in den Hintergrund getreten sind. Zu viele davon haben schon so einige Geschichten mit Potenzial gekillt, nicht nur meine eigenen, sondern durchaus auch die von befreundeten Autoren. Meine Faustregel ist seit einigen Jahren deswegen: Weniger ist mehr.

Hast du denn das Gefühl, dass deine Geschichten ohne das Phantastische schlechter sind als mit?

Christopher

Kann ich so bestätigen. Das "überladene" stört eher. Mir fallen spontan einigen Erstlingswerke (oder zumindest frühe Werke) von Autoren ein, die total überladen sind. Bereits im nächsten Buch hatte sich das gelegt und: es hat mir deutlich besser gefallen.
Be brave, dont tryhard.

Grey

Tja, ich weiß nicht. Ich habe dieses Phänomen inzwischen bei mehreren Leuten beobachtet, und ich habe eine Vermutung dazu: Nämlich, dass man mit dem Älter-/Reiferwerden auch in der realen Welt immer mehr spannende Erfahrungen macht. Sprich, man erkennt viel besser, welches Potential ein realistisches Setting bietet und entwickelt dementsprechend dazu passende Ideen. Mal abgesehen davon, dass es vermutlich ganz normal ist, wenn man viele Jahre nur Fantasy geschrieben hat, dass man dann auch mal was Neues ausprobieren will. Kann doch gut sein, dass man von den realistischen Geschichten irgendwann auch wieder die Nase voll hat. ;)

Drachenfeder

Zitat von: Grey am 15. Juli 2013, 08:54:02
Mal abgesehen davon, dass es vermutlich ganz normal ist, wenn man viele Jahre nur Fantasy geschrieben hat, dass man dann auch mal was Neues ausprobieren will. Kann doch gut sein, dass man von den realistischen Geschichten irgendwann auch wieder die Nase voll hat. ;)

Sehe ich ganz genauso. Ich habe mit High Fantasy angefangen, bin dann zur Urban und momentan will ich hauptsächlich nur historisches mit phantastischem verknüpfen. Ich schließe aber nicht aus, dass ich irgendwann wieder in fiktive Welten abtauche.



Coppelia

#7
Es könnte auch sein, dass die junge, überschäumende Fantasie mit zunehmendem Alter nachlässt, vor allem, wenn man nicht mehr so viel Gelegenheit hat, sie zu trainieren, weil man eben seinen Mann/seine Frau in der Realität stehen muss. Oder auch einfach so.

Ich kann zwar auch beobachten, dass ich zu realistischeren Settings und zu durchschnittlicheren (nicht im negativen Sinn) Figuren neige. Aber
ZitatNämlich, dass man mit dem Älter-/Reiferwerden auch in der realen Welt immer mehr spannende Erfahrungen macht. Sprich, man erkennt viel besser, welches Potential ein realistisches Setting bietet und entwickelt dementsprechend dazu passende Ideen.
... klingt etwas danach, als könne es im Umkehrschluss ein Zeichen von Naivität sein, in einem gewissen Alter immer noch gern Fantasy mit starkem Fantasyanteil zu schreiben. Das hoffe ich doch nicht. ;) Immerhin haben einige Fantasyelemente einen hohen Symbolwert, den rein realistische Elemente nicht aufbringen können. Natürlich ist sowas auch nicht jedermanns Sache!

Bei mir ist es wohl so, dass ich die komplexe Welt allmählich besser durchschaue und deswegen viele Ideen schnell als "unrealistisch" aussortiere. Goblins leben in der Welt? Was wird das für Konflikte mit den Menschen auslösen, wahrscheinlich eine Menge Rassismus! Ein Volk lebt unter der Erde? Wo baut es sein Essen an? usw. Das sorgt dafür, dass ich meist mit sowas gar nicht erst anfange oder es aus alten Geschichten streiche.

Ich habe auch noch meine sehr exotischen Fantasywelten, wenn auch meine "Hauptwelt" ziemlich realistisch ist. Aber meine Plots sind nicht mehr so, wie ich sie als Jugendliche entworfen hätte. Glaube ich.
Urban Fantasy halte ich persönlich eher nicht für Bücher mit realistischem Setting. Allerdings kommt es da auf das jeweilige Buch an. Jedenfalls fände ich das Kämpfen von Engeln und Dämonen in Hamburg viel unrealistischer als politische Intrigen in Kessel. ;)

Fianna

#8
Ich habe jetzt aus dem Eingangsposting nicht erkennen können, inwiefern
Zitat von: Assantora am 14. Juli 2013, 22:09:49
Inzwischen drehen sich die meisten Geschichten bei mir um Krieg, Verfolgung und der Verhinderung von Straftaten.
dieses jetzt in der realen Welt verhaftet ist? Kommen in den Plotplanungen moderne Feuerwaffen, (deutsche) Gesetze oder Ähnliches vor?

Wenn es um grundsätzliche (moralische) Konflikte geht: die kann man doch wunderbar ebenso in einer Fantasywelt umsetzen.
Vielleicht lese ich meine eigene Meinung in Deinen Beitrag hinein, aber es klingt nach menschenbevölkerter Fantasy, und das ist doch überhaupt nicht schlimm. Es müssen ja nicht überall Elfen, Zwerge und wasweißichnoch herum streifen.

Ich habe auch einige Plots, in denen praktisch nur Menschen vorkommen (in einer Nebenfigur habe ich z.B. einen verstoßenen Elb, von dem aber auch niemand die Identität kennt. Er hat in der Außenwahrnehmung vermutlich übermenschliche Kräfte, aber man weiß nicht, was er ist. Nur der Leser erfährt es natürlich.)
Das alleine ist für mich kein Ausschlußkriterium aus der Fantasy.

Bedingt spiegelt Greys Aussage meine Meinung wieder: man muss nicht Vampire und Werwölfe in einem uralten Konflikt aufeinander stoßen lassen, sondern kann Szenarien entwickeln, in denen es mehr um das Zusammenspiel von Personen gibt, um ethische/moralische/juristische/soziale/sonstige Konflikte, die sich aus ihrer Interaktion ergeben - so etwas kann man sowohl in ein historisches Setting, als auch in eine Gegenwartsgeschichte als auch in ein phantastisches Setting einbetten.

Ich entscheide mich dabei meist für ein phantastisches Setting, kürzlich kam mir jedoch der Gedanke, ob ich es nicht historisch umsetzen sollte. Da ich mich aber einerseits in dieser Zeit/Ort-Kombination nicht auskenne, andererseits jedoch die Zielgruppe sich kaum für historische Authenzität interessiert, habe ich mich (vorläufig) dazu entschieden, das ganze phantastisch umzusetzen. (Das Projekt hat erstmal lange Wartezeit, bis es dran kommt; vielleicht entscheide ich mich ja um.)



Mich stört in letzter Zeit ohnehin etwas die Fixiertheit auf Genregrenzen: innerhalb eines Genres können Romane/Autoren sich unterscheiden wie Tag und Nacht, hingegen können Romane/Schreiber verschiedener Genre enorm viel gemeinsam haben und quasi "auf einer Linie" liegen.

Grey

Zitat von: Coppelia am 15. Juli 2013, 09:53:01
Aber... klingt etwas danach, als könne es im Umkehrschluss ein Zeichen von Naivität sein, in einem gewissen Alter immer noch gern Fantasy mit starkem Fantasyanteil zu schreiben. Das hoffe ich doch nicht. ;)

Nein, das meinte ich überhaupt nicht. Ich meine nur, dass man seine eigene Lebenswelt besser kennenlernt, wenn man älter und reifer wird, und dass es einem so vermutlich auch leichter fällt, dort eine spannende Geschichte anzusiedeln. Dass man im Lauf seines Lebens Erfahrungen anhäuft, ist ja nicht zu vermeiden. Und dann kommt man vielleicht auch einfach eher mal auf den Gedanken, auch Geschichten ohne viele Phantastische Elemente interessant sein könnten. Und wenns nur mal zur Abwechslung ist. :)

dat xrüsli

Ich kann mir auch vorstellen, dass die Abkehr von allzu abstrusen Fantasyelementen mit der medialen Entwicklung des (übergeordneten) Genres zusammenhängt. Gerade wenn man sich auch für den Büchermarkt interessiert oder sogar dafür schreibt, lässt man sich unbewusst davon beeinflussen, selbst wenn man in einem anderen Subgenre schreibt. Und wenn wir uns mal ansehen, was momentan in der Fantasy als "in" gilt, dann spiegelt sich doch genau diese Entwicklung darin wieder.

Denn moderne Fantasy handelt von mysteriösen Wesen wie Vampiren, Dämonen und Engeln, die mit weltlichen Problemen konfrontiert werden und die phantastischen Elemente werden eher unterschwellig und mit einem Hauch Übernatürlichkeit oder gar Horror / Mystery eingearbeitet.
Vor fünfzehn oder zwanzig Jahren mochten riesige Fantasywelten wie Mittelerde und die Schilderungen epischer Abenteuer und Schlachten das Genre bestimmt haben, heute ist es dagegen eher Urban Fantasy und selbst diese spielt sich nicht mehr auf demselben phantastischen Niveau ab wie noch zu Zeiten von Harry Potter.

Soll heißen: Das Genre an sich hat sich verändert, ist realitätsnäher geworden. Und wir Fantasyautoren ziehen da einfach mit.

et cetera

Ich habe das bei mir auch beobachtet, sehe darin aber in erster Linie einen Reifeprozess. Früher habe ich auch schon mal eine Stadt in die Wolken gesetzt, weil das so hübsch fantastisch und spektakulär war, heute würde ich erst einmal darüber nachdenken, warum die Stadt schweben kann und warum sie das tun sollte. Und dann stelle ich fest, dass ich Frage 1 zwar noch irgendwie beantwortet bekomme (Fantasy halt ;D), ich aber bei Frage 2 keinen vernünftigen Grund finde. Und dann lasse ich es eben und setzte die Stadt wieder auf den Boden. Mit den Fantasyelementen sehe ich es daher wie mit allen anderen Elementen auch: Sie müssen plausibel sein und in die Geschichte hinein passen. 

Assantora

Zitat von: Churke am 14. Juli 2013, 22:47:07
Weshalb bist du eigentlich unzufrieden. Findest du deine Geschichten nicht gut? Ich denke auch, man soll nichts Phantastisches "einbauen", es muss einfach zur Geschichte gehören.
Nicht gut, ist vielleicht nicht der passende Begriff, aber ich mag einfach diese Elemente, die ich selber scheinbar nicht mehr zusammengebastelt bekomme. Meine Bastelwelt ist auch nicht mehr so phantastisch, wie sie mal war. ich mache mir da eher Gedanken über das politische System eines Landes Gedanken, was mal gar nicht im Vordergrund stehen sollte.
Es stört mich einfach, dass, wenn ich Magie weg nehme, vieles in extrem irdischen Umgebungen funktionieren könnte. Klar, es ist noch immer Fantasy, aber wie soll ich sagen: Ich will mehr.

Zitat von: Ryadne am 14. Juli 2013, 23:02:45
Warum genau vermisst du denn das Phantastische in deinen Geschichten bzw. warum wünschst du es dir so sehr zurück?
Diesen Overkill, den du beschrieben hast, hat bei mir eine wahre Flut an Inspiration ausgelöst. Es war ein Sturzbach und mittlerweile ist es ein kleiner dümpelndes Bächlein. Ich habe im Moment auch kein aktuelles Projekt und bräuchte dringend was zu tun  ::)

@ Naudiz
ZitatHast du denn das Gefühl, dass deine Geschichten ohne das Phantastische schlechter sind als mit?
Die Frage musste ich mir gerade durch den Kopf gehen lassen und wenn ich ehrlich bin, muss ich die Frage mit Ja beantworten. Die Geschichten, die mir sofort in den Sinn kommen sind genau die Geschichten, die ein extremes Fantasy-Element in sich tragen. Da fällt mir zum Beispiel eine Geschichte ein, wo es ein Wasservolk gibt. So ein wenig The Abyss mit Davy Jones gemixt  ;D Ich weiß sonderbare Kombo.

@ Coppelia
ZitatDas sorgt dafür, dass ich meist mit sowas gar nicht erst anfange oder es aus alten Geschichten streiche.
Genau dass ist vielleicht einer der Gründe: Alles muss erklärt werden. Dabei habe ich hier ein Buch liegen, in dem Tiere Gift im Maul absondern und wenn es auf dem Boden tropft dampft es wie Säure. Bitte was?
Vielleicht bin ich zu erklärungswütig geworden, kann das sein? Muss ich denn alles erklärt haben?

Zitat von: Fianna am 15. Juli 2013, 09:57:40
Ich habe jetzt aus dem Eingangsposting nicht erkennen können, inwiefern dieses jetzt in der realen Welt verhaftet ist? Kommen in den Plotplanungen moderne Feuerwaffen, (deutsche) Gesetze oder Ähnliches vor?
Nein, dass meine ich so nicht. Es ist zwar nicht schlimm, aber anstatt Phantastische Elemente, die mich inspirieren sind es reale Vorgänge, also die Beziehungen zwischen zwei Menschen und so. Aber das solche Situationen, wie eine Meute Jugendliche, mit der die Polizei ganz schön Probleme hat, mich eher inspirieren, als das weite Gebiet der Phantasie ist ein wenig störend.

Zitatsondern kann Szenarien entwickeln, in denen es mehr um das Zusammenspiel von Personen gibt, um ethische/moralische/juristische/soziale/sonstige Konflikte, die sich aus ihrer Interaktion ergeben - so etwas kann man sowohl in ein historisches Setting, als auch in eine Gegenwartsgeschichte als auch in ein phantastisches Setting einbetten.
Genau dass ist der Kern meines Problems. Es ist die Austauschbarkeit. Ich kann einen Konflikt in einer Fantasy-Welt packen. Dort habe ich meine Regeln, die ich anwenden kann, mehr Freiheit, mehr Möglichkeiten, die Konflikte aufzubauschen, oder zu beenden, aber es ist dennoch möglich, das Setting so zu verändern, dass praktisch die gleiche Geschichte auch an einem realen Ort passieren könnte. Oder ich bin einem Irrtum aufgesessen, das weiß ich jetzt nicht so genau.

@ datxrüsli
ZitatUnd wir Fantasyautoren ziehen da einfach mit.
Dann sind wir Knechte? Na toll!  ::) ;)

Fianna

Zitat von: Assantora am 15. Juli 2013, 22:09:55
Genau dass ist der Kern meines Problems. Es ist die Austauschbarkeit. Ich kann einen Konflikt in einer Fantasy-Welt packen. Dort habe ich meine Regeln, die ich anwenden kann, mehr Freiheit, mehr Möglichkeiten, die Konflikte aufzubauschen, oder zu beenden, aber es ist dennoch möglich, das Setting so zu verändern, dass praktisch die gleiche Geschichte auch an einem realen Ort passieren könnte.
Und genau das finde ich so spannend.
Okay, ich kann einen Konflikt über zu starke Anpassung einer Gesellschaft in ein historisches Setting packen - da gibt es sicher die eine oder andere Zeit, in der eine lang existierende Gesellschaft zu schwerfällig auf Veränderungen reagiert hat und die Kultur zum Untergang verurteilt hat.
Ich kann es aber auch auf Vogel-Mensch-Mischwesen übertragen, oder aber auf ein kleines (menschliches) Herzogtum... Das ist doch normal. Konflikte können überall statt finden.

Und dass einem vielleicht nicht unbedingt viele übernatürliche Wesen einfallen, die da eine Rolle spielen, finde ich nicht schlimm. Wenn man erstmal genauer ins Planen kommt, gerät man doch früher oder später schon an bestimmte phantastische Elemente. Die müssen doch nicht immer so dominant sein, dass in jeder Szene komisch aussehende Viecher durch das Setting springen.
Es ist trotzdem Fantasy, vielleicht eine bodenständigere Art von Fantasy - aber da das meist Hand in Hand mit Realismus und Logik geht, finde ich das sehr schön.

(Mit Realismus und Logik meine ich z.B.: wer ewig keinen Krieg führen muss, hat nicht mal eben quasi alle Soldaten zur Hand. Man unterhält kein stehendes Heer, das so groß ist, wenn man keinen Krieg führen will. Das ist in Friedenszeiten viel zu teuer, was sollen die die ganze Zeit machen, um die Burg marschieren und gut aussehen?)


Snöblumma

Ich würde mir darum nicht den Kopf machen. Dinge verändern sich eben, aber ich denke, wenn man einmal für Fantasy gebrannt hat, wird man dieses Genre nie so ganz los. Vielleicht ist es mal stärker, mal wieder schwächer, aber das ist wie Kaffee. Einmal angefixt, schafft man es höchstens auf Grüner-Tee-Ersatzstoff, aber so ganz ohne? Ne, ne, ne.

Mir selbst geht es so, dass ich inzwischen meilenweit von den High-Fantasy-Welten meiner Schreibanfänge entfernt bin. Damals konnte es nicht episch genug zugehen, bloß keine Geschichte ohne Magie (aber definitiv ohne Elfen und Zwerge, weil man wollte ja nicht einfach den Herrn der Ringe kopieren, sondern etwas nie Dagewesenes schaffen), dann kam die Düsterphase, dann die Heldenphase, dann die historische Fantasy-Phase... und so weiter, und so weiter. Bei mir hat es sich halbwegs analog zu meinen Lesegewohnheiten entwickelt. Inzwischen kann ich mich kaum noch in epische Welten à la George Martin vertiefen, während ich vor zehn Jahren in dieser komplexen Geschichte aufgegangen wäre. Das hat bei mir definitiv etwas mit dem Älterwerden zu tun, vor allem auch damit, dass ich einfach nicht mehr die Kapazitäten habe wie zu Schulzeiten. Damals hatte ich nachmittags frei und vormittags konnte ich schreiben. Heute sitze ich auf Arbeit, kann nicht mal eben nebenbei elfenähnliche Wesen entwerfen, und habe ganz andere Dinge im Kopf. Manchmal finde ich das schade, dann wieder sehe ich darin die Chance: Ich kann mich jetzt mehr darauf konzentrieren, Figuren zu zeichnen, die früher zwischen dem Weltenbau verschwunden sind. Mit der Epik halte ich es jetzt wie mit dem großen Plan, irgendwann einmal ganz toll recherchierte, fundierte Historienromane zu schreiben: Alles hat seine Zeit. Und gerade eben habe ich einfach nicht die Zeit dafür, eine komplette eigene Welt zu entwerfen, mich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen, nebenbei ein Göttersystem zu bauen, und dann noch einen Plot zu stricken. Mir reicht die Arbeit, die ich mit einem fundierten Plot in unserer Welt habe.

Weltenbauen werde ich definitiv wieder, da bin ich mir sicher, genauso wie ich im NaNo regelmäßig zu meinen Helden zurückkehre und zumindest versuche, düstere Epik zu schreiben (aus der dann meistens Lovestories werden *hüstel* - was soll's). Ich erzähle die Geschichten, die mir mein Leben gerade eingibt, und im Augenblick scheint sich das alles auf Liebe verschworen zu haben.

Ach ja, und in diesem NaNo versuche ich mich an Steampunk. Ohne Recherche, ohne Ahnung, ohne alles. Einfach aus Spaß. Vielleicht wird die nächste große Liebe draus. Vielleicht bleibt es ein Strohfeuer. Aber solange ich Geschichten erzählen kann, mache ich mir wirklich keine Sorgen darübe, ob in unserer Welt, in einer fantastisch angehauchten Welt, in alternativen historischen Settings oder in einer ganz anderen Welt. Letztlich bleiben es doch (nur?!) Geschichten, und solange ich meine Charaktere ein Stück begleite, freue ich mich darüber. Der Rest kommt von ganz alleine.