• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Allerweltsformulierungen

Begonnen von Coppelia, 11. April 2013, 06:07:18

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Alessa


Ich verwende beim Draft auch Allerweltsformulierungen, damit der Schreibfluss nicht unterbrochen wird. Bei der Editierung formuliere ich aber diejenigen um, die an der Stelle ruhig einmal den Lesefluss unterbrechen können. Wobei ich dann trotzdem immer ein zwiespätliges Verhältnis zu neuen Eigenkreationen habe. Nicht das es mir keinen Spaß macht, neue Formulierungen zu finden, und so den eigenen 'Stempel' aufzudrücken. Aber diese Stellen unterbrechen immer den Lesefluss, da der Leser die Ausdrücke nicht kennt. Sie sind ihm nicht vertraut, weshalb sein Geist erst mal auf Wanderschaft geht. Das sind Momente, in denen er versucht ist, den Roman zur Seite zu legen und sei es nur, um ins Bad zu verschwinden. Mir persönlich geht es jedenfalls an solchen Stellen so.
Aus dem Grund verteufel ich keinen Roman, nur weil er Allerweltsformulierungen enthält. Wichtiger ist mir, dass mich ein Buch fesselt und ich mich nicht von ihm trennen kann, bis ich es durchgelesen habe.

Zit

#16
Fast denke ich ja, dass nicht die Formulierungen an sich das Problem sind. Sondern dass sie nur als Standartbeschreibung heran gezogen werden statt etwas anderem.
Beispiel: Wenn jmd. etwas für riskant hält, kann er ja anderes machen als die Luft einzuziehen. Er könnte die Augenbrauen heben, den Kopf schütteln, die Hände heben, "No way!" ausspucken und sich abwenden.
Oder (verhaltene) Wut. Gibt ja mehr Möglichkeiten als nur zufällig etwas in der Hand zu haben und es fest zu umklammern. (Auf die weißen Knöchel kann man ja auch dann und wann verzichten, denke ich.) Mancher reagiert vll. hochtrabent oder lässt sich nichts anmerken.

Also, hinter den "Allerweltsformulierungen" stehen eher Allerweltsaktionen, die wir zwar alle verstehen -- aber in der Realität nicht alle anwenden. Charakter zeigt sich ja auch in den Aktionen.
Ich hoffe, ihr versteht mich.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Cailyn

#17
Ich fände es jetzt trotzdem (obwohl alles etwas relativiert wird) interessant zu lesen, wer denn welche Formulierungen nicht mag. Mir würde das beim Schreiben helfen, auch wenn jeder halt wieder anderer Ansicht ist.

Was ich persönlich immer gähnend langweilig finde, sind diese:
- Prusten... ausser in einem Jugendbuch, dort finde ich es wieder passend, ansonsten kommt mir prusten immer zu niedlich rein
- "jem. schnürte es vor Angst die Kehle zu" (schnarch, schlaf, dösen....bei dieser Metapher lösch ich das Licht und leg mich ins Bett)
- Windhauch: ich weiss nicht warum, aber immer wenn in einer Story das Wort Windhauch im metaphorischen Sinn gebraucht wird, möchte ich das Buch weglegen


Aber es gibt auch alte, abgegriffene Metaphern oder Ausdrücke, die mich nie stören, z.B.
- schnell wie der Blitz
- wie ein Wahnsinniger
- federleicht


Die gefallen mir einfach, egal, ob ich sie schon hundert Mal gelesen habe.

Sternenlicht

Zitat von: Verwirrter Geist am 11. April 2013, 22:21:56
Ich finde allzu origenelle Wendungen viel schlimmer.

Aus sprachwissenschaftlicher Sicht betrachtet, haben Allerweltsformulierungen auch den entscheidenen Vorteil, dass die entsprechenden Assoziationen schon gebildet sind und der Inhalt vom Konsumenten apperzativ ergänzt wird. Wenn man mit all zu ungewöhnlichen Formulierungen kommt, muss der Leser also eine Leistung erbringen, die ihn aber letztlich zum gleichen Ergebnis führt. Das verschleppt imho Tempo.

Danke, das trifft es für mich exakt  :jau:. Die Geschichte steht im Vordergrund. Wenn der Autor es schafft, sie auch noch originell zu erzählen, ist das super, aber sehr leicht wirken solche Bemühungen eher kontraproduktiv und bringen mich aus dem Lesefluss.
Gilt meiner Meinung nach auch für "show, don't tell". Mich persönlich nervt es, wenn völlig unwichtige Dinge sätzelang mühselig umschrieben werden, statt "einfach zu sagen, was Sache ist"  :wart:.

Eliyanor Aruval

Ich denke, es kommt wie immer darauf an, welches Publikum man mit welcher Art von Geschichte erreichen will. Ich muss zugeben, dass ich bei meinem Buch kaum darauf achte, wie ich etwas schreibe, sondern es so schreibe, wie meine Hände es halt gerade tun. Da passiert es auch schonmal, dass jemand zum Beispiel einen Gegenstand "so fest packt, dass er ihm ins Fleisch schneidet" oder das Kleid oder die Haare einer Frau "wie ein Wasserfall an ihr herabfallen". Da geht es nicht um sprachliche Schönheit, sondern darum, gezielt ein Bild im Kopf der Leser zu erzeugen. Und das funktioniert nicht, wenn ich Formulierungen benutze, die die Leser noch nie zuvor gehört haben.
Ich denke, wenn ich es so schreibe, wie es mir zuerst in den Sinn kommt, ist es am natürlichsten und die Leser nehmen es am einfachsten in sich auf. Mir ist es auch nicht so wichtig, dass die Leser nun lange über eine Formulierung nachdenken und wie schön doch meine Art zu schreiben ist, es ist viel wichtiger, dass sie über das, WAS da beschrieben wird, nachdenken, was für eine Aussage hinter dem Ereignis steckt. Darum ich ändere auch nur etwas, wenn mich jemand auf eine bestimmte Stelle, die er sprachlich geradezu hässlich findet, anspricht. Ich finde, man sollte nicht künstlich irgendwelche verschönten Formulierungen einbauen, um gebildet zu klingen oder so. In meinem Freundeskreis nennen wir so etwas "rumfappen", angelehnt an ein englisches Wort ;) Wenn man eben so sehr seine Bildung präsentiert, dass die Leute glauben könnten, man hole sich zu seiner Bildung einen runter. So ist das Wort entstanden.
Naja, damit will ich nun nicht sagen, dass ein Roman keine sprachliche Schönheit haben darf. Um ganz ehrlich zu sein, würde ich meine Geschichten am liebsten in fast schon biblischem Stil schreiben. Aber dann kann ich mich auch gleich mit einem Schild mit "Will work for food" in eine Einkaufsstraße setzen, denn, so schade das auch ist, sowas lesen dann nur irgendwelche Germanistikprofessoren oder Linguisten, oder so Freaks wie ich. Kunst ist natürlich nicht da, um vielen Menschen zu gefallen und ich würde zum Beispiel nie meinen Plot abändern, weil ich Angst habe, dass der sich nicht gut verkauft oder so.
Aber die meisten Künstler haben denke ich auch ein Bedürfnis, dass ihre Kunst gesehen und genossen wird und dafür muss man sie so gestalten, dass viele Menschen bereit sind, sie sich anzusehen, aber ohne die Aussage zu verändern. Deswegen versuche ich zumindest, mein Buch vond er Verpackung, also der Sprache her, so zu schreiben, dass ein durchschnittlicher Bürger, der lesen und schreiben kann, versteht, was die Leute in dem Buch tun und nicht erst irgendwelche Metaphern übersetzen muss, und das, was dann die Intellektuellen erfreut, die auf "seltene" Formulierungen verzichten müssen, steht dann zwischen den Zeilen. :)

Sanjani

Ich habe eine zeitlang sehr gerne Hohlbein gelesen, aber nach dem dritten oder vierten Buch wurde es dann langweiliger, weil irgendwie immer dasselbe passiert ist. Und das ist auch ein Aspekt, den ich hier noch mit hineinbringen möchte. Standardformulierungen sind ja oft mit bestimmten Handlungsteilen verwoben und gerade bei Hohlbein fand ich die Formulierungen deshalb so öde, weil sie oft in demselben Zusammenhang vorkamen und oft ähnliche Dinge passierten. Z. B. "er brach in die Knie" war eine Formulierung, die ich anfangs mochte, aber jedes Mal, wenn sie auftauchte, wurde jemand zusammen geschlagen, und dadurch wurden die ständigen Wiederholungen für mich extrem deutlich.

Davon abgesehen ist es m. E. ein kontinuierlicher Übergang zwischen Standardfloskel und origineller Formulierung und man hat da schon einen gewissen Spielraum, ohne dass das Lesetempo gleich gebremst wird. Die Worte prallten an ihm ab ist standard, die Worte perlten an ihm ab vielleicht eher nicht. Ein Schauer rieselte über seinen Rücken standard, der Schauer streichelte seinen Rücken vielleicht nicht usw. Ich persönlich benutze schon Standardformulierungen, aber ich versuche diese auch ein bisschen abzuwandeln, sodass sie noch auffallen können, ohne dass der Leser gleich anhält und überlegen muss, was gemeint ist. Gefährlicher als den Standardbaukasten finde ich ja schon fast den eigenen Baukasten, aus dem man sich immer wieder bedient :)

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Feuertraum

#21
Zitat von: Sanjani am 09. August 2013, 21:22:20
Die Worte prallten an ihm ab ist standard, die Worte perlten an ihm ab vielleicht eher nicht. Ein Schauer rieselte über seinen Rücken standard, der Schauer streichelte seinen Rücken vielleicht nicht.

LG Sanjani

Ich muss gestehen, dass ich die Veränderung von "prallten" auf "rieselten" jetzt nicht unbedingt prall finde. Das Prallen zeigt dem Leser ja etwas von Härte und Konsequenz auf. Da empfinde ich ein "rieselte" als schwach, als Sanftheit.
Und das stört mich dann, weil ich eben Härte in dieser Szene erwarte. Natürlich ließe sich dies auch wieder umformulieren, aber eben in etwas, was genau diese "Ignoranz" widerspiegelt.

Ich ziehe einmal einen Vergleich mit den so genannten Mainstreamradiosendern: Die meisten Radiohörer lassen die Kiste laufen und hören dabei Dudelfunkmusik, Musik, die sich den Charts rumwuselt, die Chancen haben, in die Top 100 zu kommen, die einfach auf Masse gebügelt sind.
Man hatte testhalber mal Musik eingestellt, die sich extrem vom Mainstream unterschied. Mit dem Ergebnis, dass die Zuhörer nach recht kurzer Zeit den Raum verlassen haben.

Ich glaube, der Hörer respektive Leser ist derweil so erzogen worden, dass er positiv annimmt, was er kennt und dass er ablehnt, was für ihn ungewohnte Gefilde sind. "Was der Bur net kennt..." Mal eine etwas spezielle Formulierung ist in Ordnung, das ist wie eine hochfeine Praline zum ansonsten bekannten Vollmilch-Schoko-Stückchen. Aber zuviel des Guten kann meiner unbescheidenen Meinung nach den Geschmack verderben.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Eliyanor Aruval

Zitat von: Feuertraum am 11. August 2013, 17:13:00
Ich muss gestehen, dass ich die Veränderung von "prallten" auf "rieselten" jetzt nicht unbedingt prall finde. Das Prallen zeigt dem Leser ja etwas von Härte und Konsequenz auf. Da empfinde ich ein "rieselte" als schwach, als Sanftheit.
Und das stört mich dann, weil ich eben Härte in dieser Szene erwarte. Natürlich ließe sich dies auch wieder umformulieren, aber eben in etwas, was genau diese "Ignoranz" widerspiegelt.

Das mit der Sanftheit könnte aber natürlich auch wieder gewollt sein. Bei "prallen" denke ich an jemanden, der stur mit bösem Blick irgendwo steht oder geht und sich nicht umstimmen lässt, egal wieviele logische Argumente ihm an den Kopf geworfen werden. Bei "perlen" denke ich entweder an jemanden, der ganz melancholisch und weltfern irgendwo liegt oder sitzt und zwar hört, was die Leute sagen, aber einfach wegen seiner Trauer gerade nicht in der Lage ist, das alles überhaupt zu erfassen, oder an jemanden, der fröhlich wie Heidi durch die Gegend hüpft und singt und egal was man negatives sagt, er bleibt einfach immer weiter fröhlich. Denn dann ist die Person ja nicht abwehrend, sondern lässt sich nur nicht die Laune vermiesen.

Bei allem anderen stimme ich dir weitestgehend zu (wobei das oben auch nicht als Widerrede, sondern mehr als Ergänzung gedacht war, ich vermute, das wusstest du auch so schon ;) )

Sanjani

@Feuertraum: Die Veränderung muss natürlich passen, das hatte ich eigentlich für selbstverständlich gehalten :) Prallen und perlen vermitteln natürlich unterschiedliche Nuancen in dem Bild, das man transportiert, und dessen sollte man sich bewusst sein.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

serenade

Allerweltsformulierungen? Folgende Ausdrücke habe ich kürzlich gelesen und im Zusammenhang als übertrieben empfunden:
- seine Kehle schnürte sich zu
- Schweiß brach ihm aus allen Poren
- sie hatte Schmetterlinge im Bauch
- er zitterte am ganzen Leib
- leuchtete in allen Regenbogenfarben
Abgedroschen ist auch, wenn sich Leute ständig die Augen reiben, rot werden oder die Haare zurückstreichen (es kommt aber, wie die Vorredner gesagt haben, auf die Dosis an).
Außerdem stört es mich generell, wenn häufig Ausrufezeichen und zu viele Adjektive /plakative Ausdrücke verwendet werden (z.B.: irrsinnig schnell; rasend; tobender Sturm; gigantischer Wasserstrudel; endlose Weite usw.)
Show, don't tell :)

Lavendel

Man sollte da wirklich aufpassen - und zwar darauf, dass man nicht krampfhaft gängige Formulierungen meidet, nur weil sie eben gängig sind. Man könnte denken, ein Text müsse interessanter werden, wenn man statt "zitterte am ganzen Leib/Körper" irgendeinen total kreativen Vergleich heranzieht. Es ist eher das Gegenteil der Fall. Solche Passagen wirken so gut wie nie elegant, sonder ganz einfach sperrig. Schweiß zum Beispiel kann vornehmlich zwei Dinge, nämlich ausbrechen und fließen - möglicherweise auch noch (hervor-)quellen, wenn man denn will. Jemand kann viellcht vor Schweiß kleben und man kann schweißnass sein, aber dann hört es schon fast auf. Der Versuch, da was anderes zu schreiben geht höchstwahrscheinlich in die abgedroschene Hose.

Es ist natürlich immer störend, wenn eine Figur ständig das gleiche tut - oder noch schlimmer, wenn alle Figuren ständig die gleichen Dinge tun. Wenn also auf jeder zweiten Seite jemand rot wird oder sich die Haare hinters Ohr streicht.
Das sollte aber nicht dazu führen, dass sich niemals jemand das Haar hinters Ohr streichen oder dass niemals jemand einfach rot werden darf. "Er wurde rot" oder "Er lief rot an" ist unmissverständlich, wirft im Normalfall niemanden aus dem Lesefluss und ist die schnörkelloseste Art die Sache auszudrücken.

Es gibt sicher Romane, zu denen etwas poetische Formulierungen gut passen, aber in bestimmten Genres ist das auch wieder völlig unangebracht. Generell ist es fast immer die bessere Alternative, feststehende Wenungen so zu lassen, wie sie sind. Man bewahrt eben einen klaren Kopf, man macht jemandem Beine, tut oder ist etwas mit Leib und Seele, man behält etwas im Auge und so weiter und so weiter. Ein Schauer streichelt einem einfach nicht den Rücken hinunter. Er läuft. Ausnahmsweise rinnt er auch mall. Es gibt nun mal feststehende Phraseologismen. Punkt, aus. Es ist keine Alternative ständig das Rad neu zu erfinden. Dadurch wird man kein guter Autor - eher ein schlechter. Wir sind nicht dazu da, die Sprache neu zu erfinden. Sie ist unser Baukasten, und die Bauteile, Wortschatz (auch Phrasen, Phraseologismen und Redewendungen), Grammatik oder Syntax, sind wie sie sind. Wenn man sie auseinandersägt und anders wieder zusammenklebt, sieht das Endergebnis halt aus wie gewollt und nicht gekonnt.

Und jetzt viel Spaß beim Phrasenzählen. ;)

Sanjani

Hallo Lavendel,

grundsätzlich stimme ich dir zu, aber ich finde, du mischst da verschiedene Dinge in einen Topf.

Zitat von: Lavendel am 12. August 2013, 17:50:49
behält etwas im Auge und so weiter und so weiter. Ein Schauer streichelt einem einfach nicht den Rücken hinunter. Er läuft. Ausnahmsweise rinnt er auch mall. Es gibt nun mal feststehende Phraseologismen. Punkt, aus.

Ich verstehe nicht ganz, wieso man hier so streng sein sollte. Irgendjemand hat diese Sachen ja mal erfunden und sie wurden gängig, weil viele Leute sie benutzten, das ist ja aber hoffentlich nicht das Ende der Fahnenstange?
Wenn man z. B. Schauer im Wörterbuch nachschlägt (hier Wiktionary), dann steht da nur körperliche Reaktion bei Angstgefühlen. Das schreibt ja aber niemand: Ich empfand eine körperliche Reaktion / ein Zucken meiner Haut :)
Ich wüsste aber auch nicht, was da im streng biologischen Sinne laufen oder rinnen könnte. Schauer als kurzer Niederschlag (falls es aus dieser Bedeutung stammen sollte) kann für mich allerhöchstens prasseln, aber auch nicht laufen oder rinnen. Und gerade Angst ist ja was sehr Subjektives, und ich finde, je subjektiver etwas ist, desto mehr Freiheiten kann man sich nehmen. Es kommt m. E. ja auch darauf an, ob man einen Sachverhalt beschreibt, eine Redewendung benutzt oder einen bildhaften Vergleich heranzieht, wobei die Grenze zwischen letzteren m. E. sehr fließend ist.

Bei Schweiß und Rotwerden usw. stimme ich dir natürlich zu, aber das beschreibt m. E. einen Sachverhalt. Ich sehe, wie jemand rot wird oder wie ihm der Schweiß auf die Stirn tritt.
Dinge wie "einen klaren Kopf bewahren" sind fest stehende Redewendungen, auch dagegen ist nichts zu sagen, außer vielleicht, dass das eigentlich auch nur eine Metapher ist.
Der Schauer oder der Kloß im Hals oder der Ring um die Brust usw. sind für mich Bilder, mit denen man physiologische Empfindungen beschreibt, die von Personen sehr subjektiv wahr genommen werden. Ich kenne keine zwei Leute, bei denen sich Angst oder Traurigkeit gleich anfühlt, und die Freiheit nehme ich mir als Autor dann auch.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

serenade

Nur falls es missverstanden wurde: Ich wollte in meinem obigen Beitrag nicht sagen, dass man die genannten oder ähnliche (feststehende) Ausdrücke überhaupt nicht verwenden darf/soll. Momentan lese ich allerdings ein Buch, in dem solche Ausdrücke quasi aneinandergereiht werden - und das ist dann einfach zu viel des Guten.
Ich habe auch bestimmt nicht gemeint, dass man feststehende Wendungen aufbrechen solle. Es stimmt natürlich: Schweiß kann nur ausbrechen, fließen usw. Auf keinen Fall sollte man andere (unglückliche) Verbkombinationen ausprobieren. Aber es wird langweilig und abgedroschen, wenn der Protagonist zum zehnten Mal in eine brenzlige Situation gerät und wir erfahren, dass er schon wieder einen Schweißausbruch hat und (z.B. wie Coppelia sagt) sich an etwas klammert, das seine Fingerknöchel hervortreten lässt ;)
Krampfhaftes Vermeiden von Redewendungen, sodass der Leser merkt, dass die resultierenden Formulierungen schräg wirken, ist das andere Extrem. Dazu will ich bestimmt nicht raten.

Zit

Bei zu vielen Redewendungen wünsche ich mir dann und wann, dass wieder auf einfache Feststellungen zurück gegriffen wird. Statt "er brach in Tränen aus" lieber ein "er weinte". Je nach Situation und Vorbereitung durch andere Formulierungen kann so etwas einfaches durchaus sehr ergreifend sein. Aber vorallem, weil es durch seine einfache Unmissverständlichkeit besticht.

Zitat von: LavendelWenn man sie auseinandersägt und anders wieder zusammenklebt, sieht das Endergebnis halt aus wie gewollt und nicht gekonnt.

Da fällt mir ein Spiel ein, das ich letztens gesehen habe: Sprücheklopfer. Allerdings nimmt es nicht ganz die Art von Phrasen auf, über die wir hier reden, wenn ich es genau betrachte. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt