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Vorurteile über Autoren

Begonnen von Nebeldiener, 26. Dezember 2012, 00:44:11

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Nebeldiener

Schönen Abend lieber Tintenzirkel

Als ich gerade die ersten zwei Seiten des Autorenmund-Treads  und dessen wunderbar lustigen Gespräche zwischen Autoren und nicht Autoren gelesen hatte, viel mir auf, dass sich nicht Autoren das Autorsein viel zu einfach vorstellen.
Vielleicht ist das ein Grund, warum ich es lieber für mich behalte, dass ich schreibe?

Schlimm war es für mich, als meine alte Klasse (vor ca. 1-2 Jahren) durch einen dummen Zufall (hab meinem besten Freund erzählt, dass ich schreibe und meine Mitschüler haben es dummerweise auch mitbekommen ;D) herausgefunden hatte, dass ich Schreibe. Sie wollten dann unbedingt den Teil lesen, den ich schon geschrieben habe.
Danach hatten sie mich immer ein bisschen mit dem Volk (welches ich für diese Geschichte erfunden habe, oder besser gesagt noch erfinden werde) hochgezogen und sich lustig gemacht. Gut, kann ich verkraften. Schlimmer fand ich aber, dass ich da nicht gross weitergekommen bin, da das Ausmass der Geschichte in meinem Kopf immer grösser wurde und ich erst weiter schreiben wollte, wenn ich den gesamten Umfang wüsste.
Meine Mitschüler hingegen konnten sich gar nicht vorstellen, dass das Autorsein so komplex ist und halt nicht alles beim Schreiben selber passiert. Deshalb hatten sie immer wieder gefragt, ob ich nun weitergekommen sei und wann ich dann endlich fertig sei. (Was aber nicht wirklich im positiven Sinn, wie: "Deine Geschichte ist so toll, ich will unbedingt weiterlesen..." gemeint war, sondern sie wollten es eher lesen, weil jemand in ihrer Klasse schreibt.)

Ein anderes Beispiel ist, dass der Sohn der Schwester meiner Mutter Kameramann werden will und  Filme dreht. Nun hat sie sich gedacht, dass ich ja das Drehbuch schreiben könne und er könnte dann das Drehbuch verfilmen ::)

Durch meine Erfahrungen, die ich gemacht habe, erzähle ich es lieber nicht mehr, dass ich schreibe. bis ich etwas handfestes in den Händen habe.

Meine Vorurteile, die ich selber erfahren habe:

- Ein Buch ist in ein paar Wochen von der Idee, bis zu der Überarbeitung komplett fertig
- Berühmt werden ist gar nicht so schwierig, also: Buchschreiben - Abschicken - Veröffentlichen - Bestseller
- So etwas wie Plotten oder die Idee (ich vergleiche es gerne mit einem Wein) reifen lassen ist unwichtig. Computer anstellen, Word öffnen und drauflosschreiben genügt vollkommen.


Habt ihr auch so Vorurteile erfahren oder Leute kennengelernt, die eure Arbeit eher belächeln als wirklich ernst zu nehmen? Wenn ja, welche?

(Wenn es so einen Thread schon gegeben habt entschuldige ich mich, hab über die Suche auf die Schnelle nichts finden können...)

Lg
Nebeldiener

Janika

Zitat von: Nebeldiener am 26. Dezember 2012, 00:44:11
- Berühmt werden ist gar nicht so schwierig, also: Buchschreiben - Abschicken - Veröffentlichen - Bestseller
- So etwas wie Plotten oder die Idee (ich vergleiche es gerne mit einem Wein) reifen lassen ist unwichtig. Computer anstellen, Word öffnen und drauflosschreiben genügt vollkommen.

Oh ja, und da setze ich noch obendrauf: enn man erstmal drauflosgeschrieben und seinen Bestseller produziert hat - ist man auch im Handumdrehen reich und im Fernsehen und so weiter und so fort, das Buch wird natürlich verfilmt, es gibt goldene Special Editions, Signierte Exemplare werden super wertvoll und man hat Vorteile davon, den Autoren/die Autorin zu kennen, und ist dadurch auch ein Stück weit fame, während Autor/in (ja, lacht nicht, das hab ich schon gehört!) nach Hollywood zieht!
:d'oh:
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Maja

@Nebeldiener
Meinst du Vorurteile von oder Vorurteile gegenüber Autoren? Das war mir gerade nicht ganz klar, ich glaube, du meinst etwas anderes, als du im Betreff geschrieben hast.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Linda

#3
 Hallo,
ich betätige mich erst mal als Sprachpolizist: :wache!:

Es muss wohl eher Vorurteile über Autoren heißen. Viele unerfahrene Autoren haben sicherlich Illusionen über den Beruf, aber hier geht es doch wohl um die Fremdeinschätzung.

Und noch was zum Thema:

-Einige Leute gehen davon aus, dass Autoren gerne deren Ideen aufgreifen und sie durch die Arbeit des Autors ('also bitte, so ein Buch nach fremder Idee schreiben, das ist doch keine Mühe, ich würde es ja machen, aber dann fehlt mir die Zeit für meine Streichholzheftesammlung') dann selbst mit reich und berühmt werden. Quasi als Trittbrettfahrer.

-Autoren bekommen unbegrenzt kostenfreie Exemplare und können auch die entfernten Bekannten der Bekannten damit komplett versorgen. Ja, klar.

-Sobald das Buch fertig ist, geht es zum Verlag, der das auch sofort veröffentlicht, egal wie gut/schlecht oder bekannt/unbekannt der Verfasser ist. Und das dauert dann vielleicht 8 Wochen oder so, incl. Lektorat und Antwortzeiten.

-Der Buchladen hält dein Buch jahrelang im Sortiment. Natürlich, wenn du Ken Follett heißt, oder so.

Alessa

#4
Als ich wieder anfing mit Schreiben, habe ich das lange Zeit stillschweigend in meinem Kämmerlein getan. Es waren eben halt die Vorurteile, die mich davon abgehalten haben, ehrlich zuzugeben, was ich denn tue. Obgleich ich bis dato noch keine Vorurteile gehört hatte, war mir instinktiv klar, dass mir welche um die Ohren fliegen, wenn ich denn zugebe, mit was ich meine Zeit verbringe.

Irgendwann wurde mir dann aber klar, dass ich mich einfach nicht verstecken möchte. Die erste Person, die ich einweihte, war meine Mutter. Ihre Zustimmung war mir von vornherein bewusst. Die kam auch, genau wie die Ablehnung von meinem Vater. Aber die erfolgte, weil man Vater der realistischere von meinen Eltern war. Ihm war bewusst, dass es eben nicht so funktioniert: Idee, schreiben und dann landet der nächste Bestseller im Bücherladen. Doch so dachte meine Mutter.

Ich habe ein Jahr gebraucht, um meine Mutter von der fixen Idee abzubringen. Letztlich habe ich es auch nur geschafft, weil ich sie mit eingebunden habe. Sie ist meine allererste Betaleserin, von daher weiß sie jetzt, welche harte Arbeit in einem Manuskript steckt.

Dann war es mein Lebensgerfährte, der mich schockierte. Er erzählte doch tatsächlich in unserem Bekanntkreis von meiner Schreiberei. Das erste Mal hatte ich das dringende Bedürfnis, mich unter dem Tisch zu verkriechen. Bis ich dann mitbekommen habe, dass er dies nicht aus lauter Bedenkenlosigkeit tat, sondern weil er Stolz auf mich war/ist. Klar, dass ich dann Vorurteile zu hören bekam, die da lauteten: Mensch, dann gibts ja bald einen Film von deinen Romanen und ihr könnt nach LA ziehen.  ::) Hach, manchmal träume ich auch!

Aber die Realität hat halt wenig mit Träumen zu tun. Ich habe dann noch andere Vorurteile gehört: Hast du es einmal in den Olymp des Verlagswesens geschafft, dann reißen sie sich um deine Romane! - war eines der Dinger, die Lachanfälle bei mir verursachten - natürlich in stiller Abwesenheit des Sprechers.

Trotzdem verstecke ich mich nicht mehr und gebe ehrlich zu, dass ich Schreibe, wenn ich gefragt werde, was ich tue. Ich bin da wohl zu rebellisch, um auch nur einzusehen, mich für etwas verstecken zu müssen, was ich mit Leib und Seele tue. Wer Voruteile hat, soll sie behalten und wer ehrlich an meiner Schreibe und dem Weg von der Idee bis hin zu einem Verlag interessiert ist, dem verwehre ich die Antworten auch nicht.

Runaway

Das kenne ich auch alles ... meine Bekannten stellen sich auch schon vor, daß ich mal eine Berühmtheit bin. Die meinen das total lieb, weil sie wenig über den Veröffentlichungsprozeß wissen, aber selbst bei meiner Kleinverlagsveröffentlichung hieß es wirklich aus jeder Ecke: Das mußt du signieren, das ist bestimmt mal total viel wert.
Ach je. ;D

Aber eigentlich muß ich noch was anderes dringend loswerden bezüglich all dieser Vorurteile und den Erfahrungen, die man als Schreiber so mit seiner Umwelt macht.
Zitat von: Nebeldiener am 26. Dezember 2012, 00:44:11
Durch meine Erfahrungen, die ich gemacht habe, erzähle ich es lieber nicht mehr, dass ich schreibe. bis ich etwas handfestes in den Händen habe.
Das ist für mich der völlig falsche Schluß. Ist mir doch egal, was die anderen Leute sich in ihren Hirnwindungen denken. Ist mir doch egal, für wie bescheuert die das halten. Das ist deren Problem, nicht meins. Unfug lasse ich sofort an mir abprallen. Ich werd nicht mein Verhalten ändern und mich verschämt hinter Schweigen verstecken, nur weil der Horizont anderer Leute begrenzt ist  :ätsch:

Janika

Zitat von: Dani am 26. Dezember 2012, 11:46:45
Das kenne ich auch alles ... meine Bekannten stellen sich auch schon vor, daß ich mal eine Berühmtheit bin. Die meinen das total lieb, weil sie wenig über den Veröffentlichungsprozeß wissen, aber selbst bei meiner Kleinverlagsveröffentlichung hieß es wirklich aus jeder Ecke: Das mußt du signieren, das ist bestimmt mal total viel wert.
Ach je. ;D

Oh, ja, da weiß ich auch noch was zu zu berichten! Meine Mutter hat mir eine Zeit lang mal verbieten wollen, die fein säuberlich abgetippten Kladde-Notizbuchseiten durchzustreichen und irgendwann sogar wegzuschmeißen - das dürfe ich nicht, die müsse ich luftdicht einschweißen, die würden doch mal total wertvoll! :rofl:
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Alia

Zitat von: Janika am 26. Dezember 2012, 12:37:16
Oh, ja, da weiß ich auch noch was zu zu berichten! Meine Mutter hat mir eine Zeit lang mal verbieten wollen, die fein säuberlich abgetippten Kladde-Notizbuchseiten durchzustreichen und irgendwann sogar wegzuschmeißen - das dürfe ich nicht, die müsse ich luftdicht einschweißen, die würden doch mal total wertvoll! :rofl:
Das finde ich irgendwie total süß  ;D

Snöblumma

Zitat von: Linda am 26. Dezember 2012, 01:08:18
-Autoren bekommen unbegrenzt kostenfreie Exemplare und können auch die entfernten Bekannten der Bekannten damit komplett versorgen. Ja, klar.

Ganz genau.  ::) Kostenfreie Bücher für alle, die der Autor je persönlich getroffen hat!


Zitat
-Sobald das Buch fertig ist, geht es zum Verlag, der das auch sofort veröffentlicht, egal wie gut/schlecht oder bekannt/unbekannt der Verfasser ist. Und das dauert dann vielleicht 8 Wochen oder so, incl. Lektorat und Antwortzeiten.
Richtig. Ist ja alles nicht so schwer. Ende drunterschreiben, abschicken, Bestseller. So einfach kann es sein!

Lemonie

ZitatOh, ja, da weiß ich auch noch was zu zu berichten! Meine Mutter hat mir eine Zeit lang mal verbieten wollen, die fein säuberlich abgetippten Kladde-Notizbuchseiten durchzustreichen und irgendwann sogar wegzuschmeißen - das dürfe ich nicht, die müsse ich luftdicht einschweißen, die würden doch mal total wertvoll! :rofl:

Das finde ich aber auch süß... Hatte das mal mit Freundinnen von mir, die haben mir ein Notizbuch zum Geburtstag geschenkt und einen Kommentar reingeschrieben, so nach dem Motto "Hier unser Beweis, dass wir mit dir befreundet waren und maßgeblich zum Erfolg beigetragen haben, wenn du mal berühmt bist". :D Klar gibt es auch Leute, die stellen sich das wirklich so einfach vor, aber die meisten meinen es eher weniger ernst und da finde ich es immer irgendwie nett. ;)

Linda

Zitat von: Snöblumma am 29. Dezember 2012, 08:57:19
Richtig. Ist ja alles nicht so schwer. Ende drunterschreiben, abschicken, Bestseller. So einfach kann es sein!

es wär lustiger, wenn es nicht so daneben wäre.

canis lupus niger

Zitat von: Janika am 26. Dezember 2012, 12:37:16
Oh, ja, da weiß ich auch noch was zu zu berichten! Meine Mutter hat mir eine Zeit lang mal verbieten wollen, die fein säuberlich abgetippten Kladde-Notizbuchseiten durchzustreichen und irgendwann sogar wegzuschmeißen - das dürfe ich nicht, die müsse ich luftdicht einschweißen, die würden doch mal total wertvoll! :rofl:

Nja, also meine Kladden habe ich tatsächlich aufgehoben, muss ich zugeben. Nicht, weil ich ihnen irgendeinen materiellen Wert beigemessen hätte, sondern einen ideellen, einfach, weil die Handschriften so unheimlich viel Arbeit gemacht haben. Säuberlich in gleichfarbigen Ringordnern (je fertigem Buch) habe ich sie ja ohnehin liegen.   :versteck:

Aber immerhin befinden sie sich in ganz gewöhnlichen Umzugskartons auf dem Dachboden.

Fianna

#12
Zitat von: Linda am 02. Januar 2013, 13:31:36
es wär lustiger, wenn es nicht so daneben wäre.
In einem anderen Autorenforum habe ich mal die Fragen eines Programmierers zu Veröffentlichungen gelesen. Im Laufe des Gesprächs stellte er weitere Fragen, und die letzendliche Situation sah so aus:
a) praktisch keinerlei Schreiberfahrung
b) keinerlei Betaleser/Feedback-Erfahrung
c) er möchte veröffentlichen
d) um gut nebenbei Geld zu verdienen
e) er hat gemessen, wie lange er schreibt, und seinen Words-per-hour-count errechnet (wollte das gerne vergleichen)
f) er wollte wissen, wieviel Geld man so für seine Buchverträge bekommen kann, um dann seinen Stundenlohn auszurechnen, bevor er entscheidet, ob er loslegt.




So eine Denkweise scheint für Programmierer üblich zu sein.



Woher die Vorstellung hat, dass Bücher schreiben bzw. veröffentlichen so leicht ist, wurde nicht thematisiert. Abervdas fiel mir da spontan ein, als ich das Zitat und Lindas Antwort las.

Nebeldiener

@ Fianna

:rofl:

Kommt aber auch noch bisschen drauf an, ob er Sachbücher (z.B. übers Programmieren) oder Belleristik schreiben will.

Und ein Buch veröffentlichen ist halt auch nicht wie "nebenbei" einen Artikel für eine Zeitung zu schreiben, wo man, je länger der Artikel ist, mehr Geld bekommt.

Fianna

Oh, das hab ich wohl nicht klar genug formuliert: es ging um Fantasy.