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Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...

Begonnen von Manja_Bindig, 25. Oktober 2006, 14:26:29

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Silvia

Oh - willkommen im Club  :rofl: Bei mir dümpelt auch noch ein Chara namens Finn im Hinterkopf herum, der mal irgendwann eine eigene Geschichte haben will.

Termoniaelfe

Ne eigene Geschichte wird mein Finn nicht bekommen, aber er darf am Schluß ja die Hauptprota küssen


Felsenkatze


Manja_Bindig

Wähähähä...

Shia macht schon wieder, was sie will!
JEtzt ist sie von ihrem Folterknecht geflohen... verdammtes Mistweib! Die soll aaufpassen, dass ich ihr nicht noch den anderen Flügel ausreiße!

Silvia

Mein Finn war ein Wolfswandler  ;) Na, da bestehen immerhin keine Verwechslungsgefahren.

Espérance

Ja, das Eigenleben von Figuren kann ab und an ganz schön anstrengend werden.

Bei meinem letzten Projekt, hatte ich einen Charakter, der sich plötzlich zum Witzbold aufschwingen wollte, obwohl er ein durch und durch ernsthafter Charakter sein sollte. Da kamen dann solche Dialoge heraus wie:

Frage: "Wodurch unterscheidet sich Tierart A von Tierart B?"
Antwort er: "Durch die Schwanzlänge."

Was rein biologisch eine absolut korrekte Antwort war aber nun... *hüstel* es liest sich schon etwas bescheuert....

Als ich es ihm dann endlich geschafft habe die Flausen auszutreiben, bekam dann meine Protagonistin einen Trotzanfall und wurde immer sarkastischer *seufz*

Und jetzt verlangen zwei Figuren auch noch eigenhändige Handlungsstränge, obwohl sie dafür gar nicht vorgesehen sind....  :wums:


Coppelia

Ich hab eine wichtige Nebenfigur in meinem neuen Projekt, bei der es ganz eindeutig ist, dass sie der Hauptfigur die Show stiehlt.
So ein junger Bursche, so ordentlich, mit nur einer Hand - und jeder Menge verborgenen Fähigkeiten. Blendend intelligent, beherrscht Schrift, ist wahrscheinlich latent magisch begabt, hat einen Sinn für Politik, und die Frauen fahren auf ihn ab. Und zu allem Überfluss ist er auch noch freundlich und bescheiden. Meine arme Hauptfigur. Gut, dass er so ein Sunnyboy ist ...  ::) Ich hab schon überlegt, den anderen zur Hauptfigur zu machen, aber das geht vom Geschichtenkonzept nicht.

Grey

gnaaah.

Da haben wir uns SO viel Mühe gegeben ... Für einen unserer Hauptcharas ein Mädchen gebastelt, das seine Freundin werden sollte, weil er doch immer so einsam ist ... fangen an uns drüber zu unterhalten ... und was macht SIE?

Brennt mit dem Elfen durch.
... armer Kayorhu ...  :-\

Solatar

Ne, also wirklich...kann mir nicht passieren.
Die machen was ich will, wäre ja noch schöner, wenn die einfach täten, was sie wollen. Wo kämen wir denn da hin?

Und wenn doch,  :hand: dann folgt die Strafe auf dem Fuß  :pfanne:.
Tod oder Schlimmeres. Einer hat den Verstand verloren und eine der allzu eigenwilligen Heldinnen landete im allerletzten Hafenbordell und bedient seither olle, ranzige Geifersäcke. Das hat sie nun davon.
Die überlegen sich das dann schon zweimal, bevor sie bei mir ein Eigenleben entwickeln

Füchslein

@ Solatar: Na, bei dir möcht' ich echt kein Chara sein! ;)

Meine haben defintiv ein Eigenleben, obwohl ich es anfangs nicht für möglich gehalten hätte. Das Beste war ja, als einer in meinem Roman aufgetaucht ist, der nichts, aber auch gar nichts da drin zu suchen hatte. Natürlich hab ich erstmal versucht, ihn da raus zu bekommen und ihn auf den nächsten Roman zu vertrösten, für den er eingeplant war. Aber er hat sich gewehrt und zwar so hartnäckig, dass ich schließlich nachgeben musste (will ja nicht nur streiten, sondern irgendwann auch wieder schreiben ;) ). Also Plan B: einfach drauf los schreiben und später alles wieder neu schreiben; ich hatte ja keine Ahnung, was ich mit ihm anfangen sollte. Und Seiten später hat sich plötzlich herausgestellt, dass er eine wichtige Rolle übernommen hat und ich mir das Neu-Schreiben getrost sparen konnte. Seither vertraue ich ihnen. ;)

Drachenkind

Was macht ihr Mitstreiter, wenn eure Figuren einfach machen, was sie sollen?
Meine enthüllen mir dauernd Details über sich, die ich noch nicht kannte, marschieren in Richtungen, in die ich gar nicht wollte bzw. weigern sich strikt, dort hinzugehen, wo ich sie dem Plot nach hinhaben wollte.

Was macht man mit denen?

Ich musste letztens ein ganzes Kapitel einfügen, weil meine Hautcharas sich mit verschränkten Armen hinsetzten und sicih weigerte, so weiter zu machen, wie ich es vorgehabt hatte.

An einer anderen Stelle wollten zwei unbedingt ein romantisches Element in der Geschichte haben - und zwar für sich. Ich habe ihnen geduldig erklärt, dass das angestrebte Lesealter 10-12 sei und sich Zehnjährige nicht für sowas interessieren. Die beiden behaupteten, sie seien aber der Story nach nun mal ungefähr 14 und wollten bitte schön etwas Romantik haben.
Was soll ich machen? Ich ließ sie in eine Disco gehen.

Was macht ihr mit widerspenstigen Charas?

;)
Drachenkind


Maja

ZitatWas macht ihr Mitstreiter, wenn eure Figuren einfach machen, was sie sollen?

Ich nehme an, du meinst "wollen"?
Früher habe ich viel deswegen gejammert. Heute lasse ich sie gewähren, schreibe fleißig mit und freue mich, daß ich so gut voran komme. Gut, mancher Plot hat sich dadurch in eine andere Richtung bewegt als ursprünglich geplant - aber ich kann inzwischen ganz gut damit umgehen und kenne meine Figuren so gut, daß ich ihre wahrscheinlichsten Handlungen vorhersehe und damit planen kann. Ich weiß, wie sie ticken, wie sie reagieren, und wann sie sich das Leben nehmen wollen.

Diese Alleingänge passieren ja nicht, während ich schreibe. Sie passieren, während ich denke. Dann habe ich immer noch die Chance, alles über den Haufen zu schmeißen und zu ändern. In Wirklichkeit sind es ja doch alles Aktionen, die von mir selbst ausgehen, auch wenn ich immer sage "Das hat der Chara selbst entschieden" - es ist doch in Wirklichkeit so, daß ich selbst diesen oder jenen Schritt für plausibler halte. Darf nicht dem Chara die Schuld geben, wo ich es selbst bin. Und daher auch nicht jammern und die Figuren beschimpfen. Alles mein eigenes Werk, und meine eigenen Gedanken.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

saraneth

#72
Also ich versuche, wenn ich merke, dass etwas so nicht klappt wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, mir noch mal ganz genau anzuschauen, ob das, was ich schreiben wollte auch so in dem Kontext angebracht ist oder ob die andere Möglichkeit nicht viel besser ist. ;)

Teils musste ich allerdings auch ein ganzes Kapitel renovieren, damit der Eigenwille meiner Charas erfüllt werden konnte. Im Nachhinein habe ich dann allerdings auch festgestellt, dass es sich so besser angehört hat und ich im Allgemeinen viel zufriedener mit dem Geschreibsel war.

Bei mir passieren die Änderungen in der Handlung nicht im Kopf, sondern während ich schreibe. Deswegen fällt es mir auch so schwer mich an meinem Plot entlangzuhangeln, weil es immer wieder etwas gibt, was ich einfach schreibe und dann habe ich wieder die Handlung umgeworfen und muss den Plot an gewissen Stellen ändern, um den neuen Schritt plausibel zu machen.

Lg

Cailin

Was ich gegen ihre Eigeninitiative mache? Gelächter!
Wenn ein gut 1,90 m Typ (den du trotz seiner Ecken und Allüren nicht von der Bettkante schubsen würdest)  vor dir steht, und dich mit vor der Brust verschränkten Armen mit einem Blick ansieht, der ganz klar sagt: "Glaubst du allen ernstes, dass ich mache, was du willst? - Vergiss es, Mädel, du weißt so gut wie ich, dass es läuft, wie ich will" , dann beschränkst du dich darauf, ihn und den Rest aus den haarigen Situationen wieder raus zu schreiben, in die sie sich gebracht haben.

Wobei ich meist eh in einem 'Rausch' schreibe und gar nicht merke, wenn's abdriftet. Meist passiert das bei Dialogen. Ein Wort gibt das andere und wenn die Herrschaften fertig sind, hab ich eine geile Szene die leider in eine andere Richtung gelaufen ist, komme aber auf Teufel komm raus nicht mehr dorthin zurück, wo ich eigentlich hin wollte, ohne alles zu zerreißen. Also lass ich's stehen - und muss meistens feststellen, dass ihre Pläne besser in die Story passen, als meine Ursprünglichen.

Manja_Bindig

Ich lass sie machen. Ganz einfach.
Ich gehe durch, was sie haben wollen, überlege, wie ich es in den Plot einbaue oder ob ich es als Gimmick nebenher einbastle und lass sie dann in diesem Rahmen agieren, wie sie spaßig sind.
(Früher hab ich sie einfach laufen lassen und musste zusehen, wie ich im Endeffekt wieder auf den Plot zurückkomme - da ist meine jetztige MEthode sehr viel entspannter.