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"Hobbyschreiber" und Professionalität?

Begonnen von Fianna, 03. September 2012, 12:35:36

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Fianna

Mir kommt es so vor, als wäre mir in den letzten Tagen dieses Wort überproportional begegnet. Vielleicht ist es ja nur Einbildung. Wenn ich es bemerkte, kam immer noch hinterher geschoben "(das ist keine Wertung)" - wirkte aber irgendwie nach pc (political correctness,  das muss man jetzt eben sagen).

Generell taucht das Wort immer wieder mal auf, und ein ganz subjektiver Eindruck (den ich einfach nach dem Lesen generell hier zurückbehalten habe), ist, dass "Hobbyschreiber" ja eher bei keine-Vorschuss-oder-langsam-abrechnenden-Verlagen landen.
Oder dies und jenes anders machen / nicht beachten / nicht machen.

Keine Ahnung, irgendwie fühle ich mich von der subjektiv gefühlt überproportionalen Häufung etwas herunter gemacht.

Einige grandiose qualitätsvolle Bestseller aus meinem Regal sind von "Hobbyschreibern" geschrieben worden. Die Autoren gehen einem richtigen, anderen Beruf nach und zwar auch beim 3. erfolgreichen Buch oder mehr.

Manche Menschen wollen eben keine freiberufliche Arbeit oder kurzfristige Arbeitsverträge haben (und das mit den Arbeitsverträgen kann man evt auch übertragen auf Auftragsbücher), und macht sie das weniger professionell?

Oder nur in dem Fall, wenn sie noch nicht bei Goldmann oder Heyne oder Bastei Lübbe einen oder mehrere Romane veröffentlicht haben?

Das macht mich irgendwie traurig. Abgesehen  davon ist es doch so ein schönes Forum, aber dieser Beiklang manchmal...  :(


~~~

Dieser Eindruck ist bei mir über mehrere Wochen entstanden, und ich kann nicht jetzt 2 oder 3 Diskussionen raussuchen, die das hervorgerufen haben. Vielleicht könnte ich ja das Forum durchforsten und finde dann einige Diskussionen, die vermutlich am meisten für diesen Eindruck verantwortlich waren.
Aaber das möchte ich auch gar nicht. Wenn ich jetzt Zitat mit Namen etc hier reinzitieren würde, würden sich die Schreiber dieses Zitats sicher angegriffen fühlen.

Und ich will ja keinen Stress, ich will eine Diskussion ;-)
Also diskutieren wir. Habt ihr auch eine Meinung dazu?

(Hoffentlich nicht als Erstes  ":hand: Dasgehört in ein anderes Unterboard"  ^^)

Schreinhüter

Ja, das macht sie weniger professionell. Aber nur im Sinne des Wortes Profession, also Arbeit und Brotverdienst. Eigentlich kommt es mir eher andersherum vor, denn wir Hobbyschreiber verstecken uns eher hinter dem Begriff, um nicht die volle Kritik ab zu bekommen. Freilich, es wird oft gemauscht mit diesen Begriffen und sicherlich kann es dem ein oder anderem so vorkommen, als würde er hier im Forum umringt von Professionellen, die einem auf die Mütze hauen wollen. Das Wort an sich täuscht allerdings nicht über die begriffliche Gestaltung des Alltages hinaus. Was ist denn schon professionell? Wie kann ein Hobby sich von dem freischälen und erwachsen zu einer ermüdend nüchternen Diagnose, nämlich Gewinn. Das muss man für sich selbst in Einklang bringen.
Ich für meinen Teil sah es nie als Hobby. Das Schreiben wurde mir in meine Wiege gelegt, es ist Teil von mir. Kaum ein Wort kann an dem Gefühl der Erfüllung kratzen. Noch kann ein Ranking mir abbilden, in welcher Liga ich spiele. So zu denken, fesselfrei von dem was andere sagen eben, hilft im Übrigen nicht nur bei so empfindlichen Künstlerthemen.

Grummel

Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36

Keine Ahnung, irgendwie fühle ich mich von der subjektiv gefühlt überproportionalen Häufung etwas herunter gemacht.

Warum fühlst du dich davon runter gemacht? Signalisierst du damit, dass du dich selber zu den Hobbyschreibern zählst? Wenn das so ist, dann stimme ich dir zu.
Kleines Zitat: "Der Tintenzirkel wurde im Dezember 2001 als Online-Selbsthilfegruppe für Fantasy-Autoren und solche, die es werden wollen, gegründet."
Ich zum Beispiel, würde mich niemals als Hobbyautor bezeichnen. Nachwuchsautor wäre in Ordnung. Weil hier der Nachwuchs nicht vom Alter bestimmt wird, sondern für meinen Teil durch die handwerkliche Reife.
Ohne definierte Beispiele in Form von Posts und Threads wird das hier nicht in eine Disskusion ausarten, sondern in reines Gefasel. Ich glaube kaum, dass einer der vielen Autoren in diesem Forum in Wort und Schrift einen anderen herabstellen will oder so etwas wissentlich getan hat.
Aber ich finde es trotzdem wichtig, dass du dich traust deinem "subjektiven" Empfinden Audruck zu verleihen. Denn das Ziel hier im Zirkel soll ja sein, dass wir uns austauschen und bereichern.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Fianna

Zitat von: Grummel am 03. September 2012, 12:55:24
Warum fühlst du dich davon runter gemacht?
Irgendwie implizierte es für mich, dass man weniger "gut" arbeitet.
Ja, die meisten "Hobbyschreiber" in diesem arbeiten mit Vorlauf, also machen keine Auftragsarbeiten. (Wobei das eben das ist, was mir an dem Begriff aufstößt: viele Auftrags-und-Vorschuß-Autoren sind ebenfalls "nur Hobbyschreiber"; die habe ich im Zirkel selten angetroffen, denke jedoch, dass es stark an dieser Bewerbungspflicht liegt)
Sie schreiben nicht 2 Bücher pro Jahr.
Sie kennen den Markt nicht so gut oder sprechen i.d.R. (also HS in diesem Forum) nicht mit Agent/Verleger ab, was sie als nächstes schreiben sollen.

Aber das macht doch ihre Arbeitsweise nicht weniger gut.
Irgendwie habe ich das gelegentlich "zwischen den Zeilen" rausgelesen :-(

Und nein, ich habe keine Komplexe, dass ich nicht gut genug arbeite  ;D diese gefühlte Suggestion habe ich wirklich erst durchs Lesen bekommen, und das hat mich etwas erschreckt.


(Zum Glück kam noch kein "Das ist das falsche Board"-Post  ;D)

Grey

#4
Hallo Fianna,

tatsächlich sehe ich die Dinge etwas anders als du es beschreibst, und ich habe auch nicht das Gefühl, dass hier im Forum die Unterteilung so geschieht, wie du es schilderst (was wiederum, aber das wirst du dir schon denken, *mein* subjektiver Eindruck ist).

Eine Formulierung deines Beitrags hat mich vor allem stocken lassen:

Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 12:35:36
Einige grandiose qualitätsvolle Bestseller aus meinem Regal sind von "Hobbyschreibern" geschrieben worden. Die Autoren gehen einem richtigen, anderen Beruf nach und zwar auch beim 3. erfolgreichen Buch oder mehr.

Das klingt nun, als wolltest du sagen, Autor sei kein "richtiger" Beruf? Das sehe ich nun aber ganz anders, denn ob nun Vollzeit oder Teilzeit in Verbindung mit einem anderen Beruf, Veröffentlichen ist Arbeit. Und ich finde auch nicht, dass Autoren, die schon mehrere Romane in Publikumsverlagen veröffentlicht haben, noch Hobbyschreiber sind. Sie verdienen Geld mit dem, was sie tun - und zwar in einem Maß, dass sie es zumindest als Zuverdienst einrechnen. Und sie werden darüber hinaus ganz sicher einen gewissen Einblick ins Verlagswesen und die dortigen Vorgänge erworben haben, was m.E. durchaus als professionelles Wissen zu werten ist. Sie gehen also dem Beruf Autor nach.

Hobbyschreiber hingegen sind für mich die, die einfach schreiben, für sich selbst, aus Spaß, um Geschichten zu erzählen und - ganz wichtig, denn schreiben aus Spaß tun wir ja alle - ohne Absichten, sich wirklich einen guten Teil des Lebensunterhalts damit zu verdienen. Das bedeutet *nicht*, dass ein Hobbyschreiber sich nicht professionell mit Verlagen, Agenturen und Veröffentlichungen auseinandersetzen kann. Die Grenzen sind da ja nicht starr, es gibt zweifellos etliche Mischformen, und daher sehe ich auch keinen wirklich Sinn darin, so eine scharfe Trennlinie zu ziehen.

Letztendlich ist es also nur eine Begriffsfrage: Sagt man statt Profiautor lieber Berufsautor, ist es wieder eine individuelle Sache, wieweit man sich professionell mit dem Schreiben und Veröffentlichen auseinandersetzt oder es eben sein lässt. Berufsautoren tun es, weil sie es müssen, weil es zu ihrer Arbeit gehört. Hobbyautoren tun es, wenn sie wollen.

Zitat von: Schreinhüter am 03. September 2012, 12:52:03
Ich für meinen Teil sah es nie als Hobby. Das Schreiben wurde mir in meine Wiege gelegt, es ist Teil von mir. Kaum ein Wort kann an dem Gefühl der Erfüllung kratzen. Noch kann ein Ranking mir abbilden, in welcher Liga ich spiele. So zu denken, fesselfrei von dem was andere sagen eben, hilft im Übrigen nicht nur bei so empfindlichen Künstlerthemen.

Schön gesagt. :)

Malinche

#5
Hm, ich glaube, da muss zunächst einmal klargemacht werden, wen oder was man als Hobbyschreiber versteht. In meiner persönlichen Definition mache ich die Unterscheidung nämlich nicht danach, ob jemand seinen Lebensunterhalt ausschließlich mit dem Schreiben verdient oder eher mit einem anderen Beruf, sondern ich würde die Unterscheidung eher bei den Erwartungshaltungen ansetzen.

Ein Hobbyschreiber ist für mich daher jemand, der das Schreiben primär als Hobby sieht und von sich aus keine Professionalität anstrebt in dem Sinne, dass er dem Schreiben einen größeren Stellenwert in seinem Leben einräumen möchte als einem Hobby. Das ist eine Einstellung, die ich genauso legitim finde wie wenn jemand Schreiben als seine absolute Passion begreift und am liebsten davon leben würde, wenn er es nur könnte. Diese Einstellung bringt aber - und das ist auch wiederum meine persönliche Meinung - eben mit sich, dass ein Hobbyschreiber sich stärker auf den Prozess des Schreibens an sich konzentriert und sich weniger intensiv mit den Entwicklungen des Buchmarkts, mit Verlagen und Agenturen auseinandersetzt, weil er eben eine dahingehende Professionalisierung seines Hobbys nicht anstrebt. Ich würde behaupten, dass jemand, der sich selbst als reiner Hobbyschreiber begreift, nicht unbedingt versuchen wird, einen Agenturvertrag zu bekommen, weil das nicht seiner Art des Umgangs mit dem Schreiben entspricht. Das ist vielleicht wie ein Fußballspieler, der selbst zwar auch gern auf dem Spielfeld steht, aber natürlich nicht versucht, beim nächsten Bundesligisten unter Vertrag genommen zu werden, weil er sein Hobby nicht zum Lebensmittelpunkt machen will.

Wenn es darum geht, bei was für Verlagen "Hobbyschreiber" unterkommen, wenn sie veröffentlichen wollen:

ZitatGenerell taucht das Wort immer wieder mal auf, und ein ganz subjektiver Eindruck (den ich einfach nach dem Lesen generell hier zurückbehalten habe), ist, dass "Hobbyschreiber" ja eher bei keine-Vorschuss-oder-langsam-abrechnenden-Verlagen landen.
Oder dies und jenes anders machen / nicht beachten / nicht machen.

Ich halte das für relativ logisch. Ketzerisch gesagt würde ich behaupten, dass man an große Publikumsverlage mittlerweile fast nur noch über Agenturkontakte herankommt, und das setzt wiederum eine intensivere Auseinandersetzung mit den Mechanismen des Buchmarkts und eine andere Erwartungshaltung an das eigene Schreiben voraus. Ich würde deshalb schon unterschreiben, dass Hobbyschreiber möglicherweise eher bei kleinen Verlagen bzw. im schlimmsten Fall bei Druckkostenzuschussverlagen oder BoD unterkommen (oder ihre Sachen in neuester Zeit als eBooks herausbringen, aber das ist eine andere Diskussion), weil diese Veröffentlichungsmöglichkeiten mit weniger Aufwand zu erreichen sind. Beziehungsweise - um seriöse Kleinverlage hier nicht mit anderen Modellen in einen Topf zu werfen - auch für jemanden ohne Agentur erreichbar sind.

Über die Qualität eines Hobbyschreibers sagt der Begriff meiner Meinung nach nicht zwingend etwas aus, denn auch jemand, der das Schreiben als Hobby begreift, kann Wert auf seine stilistische und handwerkliche Entwicklung legen, reflektiert schreiben, nach Kritik und Austausch suchen und sich bewusst sein, dass man als Schreiberling eigentlich in einem ständigen Lernprozess steht.

Es gibt auch Hobbyschreiber, die das Schreiben so sehr als Hobby sehen, dass sie zu reflektierter Textarbeit nicht bereit sind. Das ist aber eigentlich nur dann problematisch, wenn sie sich in einen öffentlichen Raum - wie z.B. Textkritikforen - begegnen, um Feedback zu erhalten, und ihre Erwartungshaltung dann mit der anderer Autoren kollidiert, die - auch als Hobbyschreiber z.B. - anders an das Schreiben herangehen.

Professionelle Schreiber in dem Sinne, dass sie nur vom Schreiben leben, sind doch tatsächlich die wenigsten - und daher würde ich die Grenze nicht unbedingt dort ziehen, sondern bei der eigenen Erwartungshaltung und Selbstwahrnehmung. Denn da liegt der eigentliche Unterschied, denke ich.

Kritisch sehe ich persönlich nur Schreiber, die veröffentlichen wollen, ohne zu Textarbeit und Selbstreflektion bereit zu sein - das wären dann eher die Hobbyschreiber, die sich direkt an Druckkostenzuschussverlage und BoD wenden (was im Umkehrschluss nicht heißt, dass dort nur solche Leute veröffentlichen) bzw. nur für die Schublade oder den engsten Freundeskreis schreiben.

Und dann würde ich zwischen Leuten unterteilen, die a) das Schreiben als reines, aber leidenschaftlich geprägtes Hobby betreiben, sich aber nicht unbedingt mit Themen auseinandersetzen, die jenseits von handwerklichen und schreibprozessbezogenen Aspekten liegen, bzw. b) sich vorstellen können, ihr Schreiben langfristig gesehen auf eine professionelle Ebene zu bringen, ohne dass dies bereits der Jetzt-Zustand sein muss, und die auf eine solche Professionalisierung aktiv hinarbeiten.

In diesem Sinne denke ich, dass es viele Hobbyschreiber gibt, die auf einem sehr hohen Niveau schreiben. Ich finde auch nicht, dass eine Veröffentlichung in einem Kleinverlag ohne Vorschuss weniger wert ist, da es viele überaus seriöse und engagierte Kleinverlage gibt. Professionalität, wie sie von dir beschrieben wird, Fianna, sehe ich eher als äußere Umstände, die keineswegs allein durch die eigene schreiberischen Qualität erreicht werden bzw. umgekehrt nicht unbedingt etwas über diese Qualität aussagen. Für mich hat es daher nichts Abwertendes, von Hobbyautoren zu sprechen, weil ich persönlich damit in erster Linie eine Erwartungshaltung und Einstellung meine und keine qualitative Wertung des Schreibprodukts. Wie erwähnt, würde ich innerhalb von Hobbyschreibern noch einmal nach der Ernsthaftigkeit und der Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Schreiben unterscheiden. Insgesamt sind die Grenzen fließend, auch was die Frage betrifft, wer wo veröffentlicht - und ob überhaupt.

»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Rhi

Hmm...ich bin erst kurze Zeit hier im TiZi, aber so richtig aufgefallen ist mir das mit den Hobbyschreibern ehrlich gesagt nicht. Ich würde das Schreiben zwar auch zu meinem Hobby zählen, das wertet es in meinen Augen aber ganz und gar nicht ab. Und ich würde mich -wie Grummel schon gesagt hat- auch eher als Nachwuchsautor bezeichnen...
Bisher hatte ich auch noch nicht das Gefühl, dass die Hobbyautoren kritisiert wurden, sie würden nicht so gut schreiben, wie die Auftragsautoren...
Schade, dass du dich mit diesem Begriff so unwohl fühlst, aber gut, dass du dich traust, es anzusprechen.
Vielleicht kommt es auch daher, dass ich hier noch gar nicht alle Threads geschafft habe zu durchforsten, aber mir ist das so noch nicht aufgefallen.
Ich denke, es kommt doch darauf an, dass man Spaß am Schreiben hat. Das verbindet uns doch hier alle, egal ob Hobbyschreiber, Nachwuchsautor, Auftragsschreiber oder hauptberuflicher Autor...

Ich hoffe, ich konnte das jetzt einigermaßen begreiflich rüberbringen  :rofl:

Ary

Ich sehe mich selbst trotz Veröffentlichungen nur in Klein-und Kleinstverlagen nicht mehr als reiner Hobbyschreiber, habe mich aber auch in der Zeit, als ich nur für mich selbst geschrieben habe, nie "nur" als Hobbyschreiber gesehen. Ich finde es aber auch nicht abwertend und würde mich nicht angegriffen fühlen, wenn mich jemand als Hobbyschreiber bezeichnet. Ich kann vom Schreiben nicht leben, das, was ich an den Veröffentlichungen verdient habe, reicht noch nicht mal, um zu sagen, es ist mein zweites Standbein. Es ist ein nettes kleines Zubrot, aber mehr auch nicht, noch nicht.
Was aber nicht heißt, dass ich nicht mehr will. Es hat einfach nur noch nicht geklappt.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Fianna

#8
Zitat von: Grey am 03. September 2012, 13:11:34
Eine Formulierung deines Beitrags hat mich vor allem stocken lassen:

Das klingt nun, als wolltest du sagen, Autor sei kein "richtiger" Beruf? Das sehe ich nun aber ganz anders,
Da habe ich mich aber schlecht ausgedrückt. Vermutlich genauso wie die Leute, die mir ein komisches Gefühl gegeben haben ;-)

Meine ungeschickte Formulierung "richtiger Beruf" bezog sich einfach auf die schnellere Verbindung von Arbeit-Bezahlung.

Zitat von: Grey am 03. September 2012, 13:11:34Und ich finde auch nicht, dass Autoren, die schon mehrere Romane in Publikumsverlagen veröffentlicht haben, noch Hobbyschreiber sind. Sie verdienen Geld mit dem, was sie tun - und zwar in einem Maß, dass sie es zumindest als Zuverdienst einrechnen. Und sie werden darüber hinaus ganz sicher einen gewissen Einblick ins Verlagswesen und die dortigen Vorgänge erworben haben, was m.E. durchaus als professionelles Wissen zu werten ist. Sie gehen also dem Beruf Autor nach.
Das klingt für mich so, als würdest Du in dem Wort HS ebenso wie ich eine Wertung sehen.
Ich hatte diese Autoren mit eingeschlossen in dem Sinne der Einteilung, die ich im Forum bemerkte. Eine Userin schrieb erläuternd, dass diese sich durch etwas anderes hauptfinanzieren und anderswo noch eine Geldquelle haben, also nicht so darauf angewiesen sind. Gemäss dieser Definition und im Sinne "Ich habe aus dem Forum folgendes herausgelesen :-( " habe ich denBergiff ebenfalls auf die groß veröffentlichten Autoren mit Hauptberuf angewendet.


Zitat von: Grey am 03. September 2012, 13:11:34Letztendlich ist es also nur eine Begriffsfrage: Sagt man statt Profiautor lieber Berufsautor, ist es wieder eine individuelle Sache, wieweit man sich professionell mit dem Schreiben und Veröffentlichen auseinandersetzt oder es eben sein lässt. Berufsautoren tun es, weil sie es müssen, weil es zu ihrer Arbeit gehört. Hobbyautoren tun es, wenn sie wollen.

Schön gesagt. :)
Das gefällt mir auch :-)  irgendwie funktioniert hier Zitat-im-Zitat nicht automatisch, ich werds nachher mal editieren und reinschummeln.

Fianna

Zitat von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11
Professionalität, wie sie von dir beschrieben wird, Fianna, sehe ich eher als äußere Umstände, die keineswegs allein durch die eigene schreiberischen Qualität erreicht werden bzw. umgekehrt nicht unbedingt etwas über diese Qualität aussagen. Für mich hat es daher nichts Abwertendes, von Hobbyautoren zu sprechen, weil ich persönlich damit in erster Linie eine Erwartungshaltung und Einstellung meine und keine qualitative Wertung des Schreibprodukts. 

Das war ja gerade nicht meine Umschreibung, sondern mein verständnis von der Umschreibung anderer  :D

Zitat von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11
Ein Hobbyschreiber ist für mich daher jemand, der das Schreiben primär als Hobby sieht und von sich aus keine Professionalität anstrebt in dem Sinne, dass er dem Schreiben einen größeren Stellenwert in seinem Leben einräumen möchte als einem Hobby. Das ist eine Einstellung, die ich genauso legitim finde wie wenn jemand Schreiben als seine absolute Passion begreift und am liebsten davon leben würde, wenn er es nur könnte. Diese Einstellung bringt aber - und das ist auch wiederum meine persönliche Meinung - eben mit sich, dass ein Hobbyschreiber sich stärker auf den Prozess des Schreibens an sich konzentriert und sich weniger intensiv mit den Entwicklungen des Buchmarkts, mit Verlagen und Agenturen auseinandersetzt, weil er eben eine dahingehende Professionalisierung seines Hobbys nicht anstrebt. Ich würde behaupten, dass jemand, der sich selbst als reiner Hobbyschreiber begreift, nicht unbedingt versuchen wird, einen Agenturvertrag zu bekommen, weil das nicht seiner Art des Umgangs mit dem Schreiben entspricht. Das ist vielleicht wie ein Fußballspieler, der selbst zwar auch gern auf dem Spielfeld steht, aber natürlich nicht versucht, beim nächsten Bundesligisten unter Vertrag genommen zu werden, weil er sein Hobby nicht zum Lebensmittelpunkt machen will.
Hm, da würde ich widersprechen. Ich würde z.B. niemals ein Vollzeitautor sein wollen (angenommen, die Optionn stünde offen), aber beobachte den Buchmarkt, die veröffentlichungsmöglichkeiten, interessiere mich für Agenturen und davor noch für alle erdenklichen Möglichkeiten, besser zu schreiben. (Ich hoffe, mein Laptop kann gerettet werden, da sind ca. 100 Lesezeichen mit Schreibtipps etc gespeichert).

Zitat von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11Ich halte das für relativ logisch. Ketzerisch gesagt würde ich behaupten, dass man an große Publikumsverlage mittlerweile fast nur noch über Agenturkontakte herankommt, und das setzt wiederum eine intensivere Auseinandersetzung mit den Mechanismen des Buchmarkts und eine andere Erwartungshaltung an das eigene Schreiben voraus. Ich würde deshalb schon unterschreiben, dass Hobbyschreiber möglicherweise eher bei kleinen Verlagen bzw. im schlimmsten Fall bei Druckkostenzuschussverlagen oder BoD unterkommen (oder ihre Sachen in neuester Zeit als eBooks herausbringen, aber das ist eine andere Diskussion), weil diese Veröffentlichungsmöglichkeiten mit weniger Aufwand zu erreichen sind.
Vielleicht hänge ich mit den falschen Leuten rum - oder den richtigen, in Bezug auf gleiche Wellenlänge etc - die streben langzeitmäßig die Dinge aus den ersten Sätzen dieses Zitats an, wollen jedoch niemals Vollzeit-Autoren sein. Naja, die meisten.

Zitat von: Malinche am 03. September 2012, 13:14:11Über die Qualität eines Hobbyschreibers sagt der Begriff meiner Meinung nach nicht zwingend etwas aus, denn auch jemand, der das Schreiben als Hobby begreift, kann Wert auf seine stilistische und handwerkliche Entwicklung legen, reflektiert schreiben, nach Kritik und Austausch suchen und sich bewusst sein, dass man als Schreiberling eigentlich in einem ständigen Lernprozess steht.
Ich glaube, langsam kriege ich es zu fassen: die Aussagen "Hobbyschreiber sind mit solchen veröffentlichungen ja zufrieden" hat sich vermutlich mit ganz anderes Posts von anderen Usern vermischt und mir impliziert, Hobbyschreiber würden tendenziell nicht an sich arbeiten.


Fianna

Upps, hier steckt in OpenOffice noch eine Antwort an Grummel, bevor Grey und Malinche ihre langen tiefgründigen Posts geschrieben habe.
Da habe ich den Grummel mit Copy&Paste beiseite gepackt, weil ich mit neuem Tab keine Zitate machen konnte.

Entschuldigung Grummel,das ist keine Wertung - wirklich nicht!  :bittebittebitte:

Zitat von: Grummel am 03. September 2012, 12:55:24
Ohne definierte Beispiele in Form von Posts und Threads wird das hier nicht in eine Disskusion ausarten, sondern in reines Gefasel. Ich glaube kaum, dass einer der vielen Autoren in diesem Forum in Wort und Schrift einen anderen herabstellen will oder so etwas wissentlich getan hat.
Gerade deswegen mag ich keine Zitate suchen gehen, das gibt dann nur böses Blut.

Kann man nicht auch mit reinem "Gefasel" eine sinnvolle Diskussion führen?

~~~~ 


Dann werfe ich mal einen neuen Ansatzpunkt in die Diskussion ein: ich lese gerne bei Autoren über ihre bürgerlichen Berufe nach. Teilweise ist das etwas schwierig zu finden, da manche Autoren eher den Eindruck erwecken möchten, als seien sie Nur-Schreiber. Ich dagegen sehe es gar nicht negativ, wenn mein bewunderter Autor "nur" in seiner Freizeit schreibt, sondern empfinde es als interessant, was ich über ihre/seine Berufe finde.
Es heisst ja auch, man könne nur über das gut schreiben, was man kennt.


DAS wäre ja auch ein anderer Ansatzpunkt, den man bringen könnte: HS haben mehr Erfahrung mit allen möglichen Dingen, und das bereichert ihr Schreiben.
Sowas habe ich leider nicht so sehr hier rausgelesen :-(


Ach Mist, jetzt hab ich ja wieder die die Brücke zu den nicht-zitierten Zitaten geschlagen ^^


Also wieder zurück: interessiert ihr euch nur für das Werk an sich ("Der Tod des Autors") oder schaut ihr auch nach dem "Lebenslauf" eines Autors? Macht ihr das vor oder nach dem Lesen und beeinflusst das irgendwie, wie ihr das Buch lest?

Wenn ihr beispielsweise WISST, Michaela Müller hat Geschichte studiert - lest ihr dann den historischen Krimi mit mehr Wohlwollen, als wenn auf dem Klappentext steht, sie wäre Hausfrau oder Mathematikerin oder sowas (gewesen)?

Linda

Liebe Fianna,

da ich diesen Begriff erst gestern gebraucht habe - ja, ich unterscheide, und meine Aussage, was Bewertung von Hobby- und Berufsschreibern angeht, bleibt bestehen. Es ist keine direkte Wertung oder Qualitätsaussage weder über den Menschen noch seine Werke oder Ziele. Hobbyautoren können durchaus mehr Zeit und Mühe in ein Werk stecken und ohne Termindruck auch "Besseres" produzieren als Profiautoren (wobei Besseres nun mal subjektiv ist). Natürlich trifft auch das Gegenteil zu.
Aber auch Profis können Herzblut und mehr in ein Projekt investieren, sie müssen sich dabei aber auch noch ständig Sorgen um ihre Finanzierung machen. Deswegen glaube ich, sind sie bei Fragen wie Vorschuss, Rechteabtretung u.ä. kritischer. Sie müssen es sein, denn oft geht es ums wirtschaftliche Überleben. Es ist, anders gesprochen, ein Selbständigenproblem, das Angestellte nicht verstehen.

Um mal ein Zitat abzuwandeln: Wir sind alle Autoren und haben, denke ich, den gleichen Horizont. Aber trotzdem eine unterschiedliche Perspektive.

Wenn ich Kurzgeschichten für Kleinverlage schreibe (oder für Fanprojekte übersetze), mache ich das in der Freizeit als Hobby. Geld kommt dabei idR. ohnehin nicht herum. Es geht um Spaß, Fandom, Dabeisein, Sachen ausprobieren. Ehe ich 1999 den Geisterwolf veröffentlichte, hatte ich seit 18 Jahren geschrieben, und ca. zehn davon auch in Fanzines veröffentlicht. Ich habe selbst Anthologien und Magazine als Hobby herausgegeben. Ich habe mich immer als Autorin gesehen. Erst seit einigen Jahren bin ich aber Profi-Autorin.

Gruß,
Linda

Grey

#12
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 13:23:45
Das klingt für mich so, als würdest Du in dem Wort HS ebenso wie ich eine Wertung sehen.

Nein, keine Wertung. Wie könnte ich? Ich kann sehr gut verstehen, dass es viele Leute gibt, die nicht vom Schreiben leben wollen, die es lieber als eine befreiende, erfüllende Freizeitbeschäftigung sehen, mit der sie vom Alltag abschalten können. Das muss jeder selbst wissen, und es macht das Schreiben nicht besser oder schlechter oder gar mehr oder weniger wertvoll. Es machen auch viele Menschen Sport, aber nicht jeder will es hauptberuflich tun. Das heißt aber nicht, dass man nicht gut sein kann oder weniger dahintersteht. Das habe ich auf keinen Fall sagen wollen. Es ging mir vielmehr darum, dass Berufsautor und Hobbyautor vermutlich viel mehr als unterschiedliche Gedankenansätze zu sehen sind, wie ja auch Malinche schrieb. Aber nicht darum, dass eines besser und das andere schlechter ist.

Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 13:37:16
DAS wäre ja auch ein anderer Ansatzpunkt, den man bringen könnte: HS haben mehr Erfahrung mit allen möglichen Dingen, und das bereichert ihr Schreiben.

Das wieder finde ich zu pauschal, denn einerseits sind, wie bereits gesagt, nicht nur Vollzeitautoren Berufsautoren. Und zum anderen wird man sich natürlich auch als Vollzeitautor mit allen möglichen Dingen beschäftigen. Wie in jedem anderen Beruf kann man als Autor Hobbies haben, sich für Dinge interessieren, Dinge kennen.
Auf der anderen Seite bin ich aber auch eine derjenigen, die immer dafür plädiert, selbst mit dem Berufswunsch "Autor" eine Ausbildung zu machen, die eben nichts mit Schreiben zu tun hat. Gar nicht mal so als "Ausweichmöglichkeit", sondern um den Horizont zu erweitern. Von daher steckt da doch ein Denkansatz dahinter, den ich durchaus unterstützen würde. Für alle Autoren, ob nun professionell oder nicht. ;)

Linda

#13
Zitat von: Fianna am 03. September 2012, 13:37:16

Wenn ihr beispielsweise WISST, Michaela Müller hat Geschichte studiert - lest ihr dann den historischen Krimi mit mehr Wohlwollen, als wenn auf dem Klappentext steht, sie wäre Hausfrau oder Mathematikerin oder sowas (gewesen)?

Nope. Dann läse ich überkritisch, denn dann wären Fehler kein Unwissen, sondern methodische Schlamperei.

Die wirklich wichtigen, prägenden Dinge im Leben eines Menschen Autors landen selten in Biographien, eben weil sie privat sind und es auch bleiben sollen. Es sind die Brüche, die der Kunst oft förderlich sind (jedenfalls wenn sie einen Menschen nicht zerstören).
Und es sind die vielen kleinen Gegebenheiten und Erfahrungen die formen, der duftende Streuselkuchen der Oma, die rauhe Rinde des Apfelbaums, an der man sich das Knie beim Klettern blutig gerissen hat, die Lieblingslektüre ...

Klar macht sich ein Studium toll, am besten mit Doktortitel und noch dem Orden der Ehrenlegion  ;)

Aber über den wirklichen Menschen dahinter erfährt man meiner Ansicht nach am meisten durch das Werk.

Ansonsten gilt: Papier ist geduldig - Internet noch mehr.  Autorenbios sind heute Marketinginstrumente, und so sehen sie auch aus. Nicht blenden lassen. Da fährt man mit einem gesundem Misstrauen am besten.

Alana

#14
Ich habe noch nie in solchen Begriffen gedacht, muss ich zugeben. Ich sehe aber in den Begriffen Hobbyautor und Berufsautor keine Wertung sondern wirklich nur einen Bezug auf die Ziele des Autors oder seine tatsächliche Lebenssituation. (Hobbyschreiber und Profiautor könnte ich dagegen schon irgendwie als wertend einstufen oder verstehen, dass man es so empfindet).
Hier im Forum kann ich den Eindruck aber überhaupt nicht bestätigen. Gerade das Forum und die Mitglieder vermitteln mir immer wieder den Eindruck, dass da kein Standesdünkel besteht, nur weil jemand schon veröffentlicht hat. Nirgends wurde mein Selbstbewusstsein als blutiger Anfänger so unterstützt wie hier. Die, die schon selbst veröffentlicht haben, freuen sich genauso über die kleinen Erfolge von anderen oder sprechen Mut zu, völlig unabhängig davon, was derjenige schon erreicht hat, genau wie die anderen Mitglieder. Das ist zumindest mein Eindruck.

Was für eine Biografie ein Autor vorzuweisen hat, interessiert mich als Leser überhaupt nicht und ein schlecht recherchiertes Buch verzeihe ich (bis zu einem gewissen Grad) dann, wenn es Spaß macht und gut geschrieben ist, oder aufgrund des Genres, aber nicht, weil jemand nicht das richtige studiert hat.
Alhambrana