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Autoren in der digitalen Öffentlichkeit: Dos and Don'ts

Begonnen von Calysta, 21. August 2012, 17:48:46

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Calysta

Oft stößt man auf Facebook auf Autoren. Jeder nutzt auf seine eigene Weise die Social-Media-Plattformen. Doch eins wollen sie alle: auffallen, um Leser zu gewinnen.

Drachenfeder und ich haben uns schon lange Gedanken über das Thema gemacht: Wie verhält sich ein Autor korrekt in der digitalen Öffentlichkeit? Was kann/soll er alles preis geben und was lieber verschweigen?
Unsere aktuelle Diskussion wurde von Akif Pirincci (Autor von der Felidae-Reihe) losgetreten, der mit dem Kommentar
Zitat von: https://www.facebook.com/leanderwattig/posts/482472578431989Haha, ich bin bei Heyne, die können gar nix. Heyne-Social-Media-Team bedeutet: Wir sind ein paar vormals Arbeitslose ohne Phantasie und auch sonst nix, die von älteren Herrschaften für ein sauteures Gehalt angestellt worden sind, weil man ihnen erzählt hat, daß "sowas" heute sein muß. Unsere einzige Kompetenz: Wir sind jung, können den Computer einschalten, und haben fünf Freunde bei Facebook.
für etwas Aufruhe gesorgt hat.

Wir fragen uns, wie weit darf ein Autor gehen, und wie sollte er sich im öffentlichen, digitalen Leben (Web 2.0) verhalten? Darf er sagen, was er will - das Netz ist schließlich für jeden offen - oder sollte er einen "Filter" einbauen?

Wir sind gespannt, was ihr davon haltet (das Zitat wurde hier nur als Beispiel aufgeführt).




Edit: Wenn das Thema hier nicht richtig hinpasst, verschiebt es gerne, liebe Mods. Wir wussten nicht, wo wir es sonst hätten posten sollen.

Linda

#1
Ich finde diese Frage immer ganz einfach zu beantworten. Was man nicht will, dass andere öffentlich über einen äußern, das sollte man selbst auch für sich behalten. Öffentlich.
Privat, oder bei persönlichen Nachfragen mag man das lockerer sehen. Manchmal, vor allem, wenn eine 'Warnung' angebracht scheint, muss man dann schon in die Einzelheiten gehen. Aber auch da, am besten sachlich bleiben und nur anonymisierte Beispiele bringen.

Ich sehe da keinen Unterschied zu Äußerungen von Autoren zu Äußerungen von Bäckern oder Schustern. Höflichkeitsregeln im zwischenmenschlichen Umgang sollten auch für social media gelten. Einfach, weil man selbst damit am sichersten fährt.

Aber dass offene Lästereien (und im Falle von Künstlern auch jede Art Kritik) über Kollegen, Arbeitgeber, Konkurrenten, Kunden etc  nicht gut kommt, sollte selbstverständlich sein.
Auch ein (als solches empfundenes) Fehlverhalten Dritter muss man nicht überall ausbreiten, vor allem, wenn man Hintergründe nicht unbedingt kennt.

Auch wenn man sich noch so sehr ärgert, erst denken, dann schreiben (oder reden). Und nie eine Abmachung wie Verschwiegenheit brechen. Letztlich gewinnt man selten etwas, man verliert höchstens den Respekt Anderer.

Und Facebook ist wieder so eine Sache für sich.  :psssst: Ich beobachte zunehmend, eine "Parallelgesellschaft" von Facebookern. Dinge bleiben in den Kreisen und wenn man Glück hat, bekommt man als Außenstehender dann auch irgendwann mal etwas mitgeteilt.
Erschwerdend kommt hinzu, dass Facebook, anders als eine eigene Homepage, eben nicht offen ist und man diese News auch nicht so einfach ergoogeln kann.  Ich gebe zu, mich nervt's und ich verzichte dankend.

Gruß,
Linda

Avery

#2
Puh, das ist wirklich eine gute Frage. Ich denke ganz generell, dass jeder - egal ob Öffentlichkeitsperson oder Privatmann - seine digitalen Ergüsse filtern sollte. Ich möchte auf Facebook, Twitter und Co. nicht über das komplette Liebesleben einer Person informiert werden. Ich will auch nicht wissen, ob sein Mittagessen zu salzig war oder ob er gerade Langeweile hat. Natürlich gibt es Menschen, bei denen mich so etwas interessiert. Aber dass sind dann meine privaten Freunde, denen ich lieber Nachrichten schicke, eine SMS schreibe oder mit denen ich mich ganz klassisch treffe.
Darüberhinaus mag ich es allgemein nicht, wenn man öffentlich über Menschen oder z.B. Verlage in einem solchen Tonfall herzieht. Wenn es einem so schlecht gefällt, kann man gerne bei der entsprechenden Person/dem Verlag Kritik äußern und auch mal bei den guten Freunden Dampf ablassen. Aber der Kommentar von Akif Pirincci zählt für mich eindeutig nicht zum Thema "(Konstruktive) Kritik äußern". Sondern eher zur Rubrik "Öffentlich das Maul Zerreißen".

Um das Ganze noch einmal speziell auf Öffentlichkeitspersonen (Autoren) zu übertragen: Ich finde es sympathisch, wenn man hin und wieder interessante, private Eindrücke von ihnen erhält, aber es sollte sich in Maßen halten und nicht Überhand nehmen. Denn in erster Linie folge ich Autoren bei Facebook, Twitter etc., um von ihren Neuheiten zu erfahren. Von Aktionen rund um die Romane, den Verlag, geplante Projekte, ihre Schreibblockaden, Inspirationsquellen usw. Und wenn jemand schlechte Erfahrungen mit einem Verlag gemacht hat, möchte ich das zwar auch gerne wissen, aber bitte auf eine sachliche Art, die keinen Lästercharakter hat.


Kurzum: Autoren dürfen meiner Meinung nach gerne mehr von sich preisgeben als ihren Vornamen, sollten sich aber bewusst sein, dass sie eine Art Vorbildsfunktion haben und das Internet nie vergisst.

Rosentinte

Ich finde durchaus, dass Autoren zwischen ihrem "Professionellen Ich" und dem Privatmenschen unterscheiden sollten, auch wenn das manchmal nicht so leicht fällt. Klar habe ich nichts dagegen, wenn jemand ab und zu einen Link postet, wenn die Website neu gemacht wird oder wenn ein neues Buch erschienen ist. Aber wenn ich mit einer privaten Person befreundet bin und ständig Werbung für den Autoren bekomme - das nervt.
Z.B. bei Facebook kann man das ja auch so unterscheiden, dass es die offizielle Fansite des Autors gibt und die private Chronik. Privat kontrolliert man, wer im Freundeskreis ist und kann dann unter Freunden offener sein (wobei das Zitat so oder so gar nicht geht), als Autor muss man seriös sein.
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Ryadne

Wow, das hat der Kerl echt abgelassen? Hui, da muss aber einer entweder viel Geld verdienen und zu viele Freunde haben oder mit dem ganz falschen Fuß aufgestanden sein.

Das ist natürlich ein sehr komplexes Thema und ich finde es schwer zu beantworten. Grundsätzlich sollte man sich in der digitalen Öffentlichkeit jedenfalls meines Erachtens genauso höflich verhalten wie in der realen, da es da letztlich gar keinen Unterschied gibt, außer, dass die digitale vielleicht ein noch besseres Gedächtnis hat. Und dass die genannte Äußerung nicht sehr freundlich war, ist klar - also das ist für mich ein absolutes "don't", aber das hat nichts mit Social Media zu tun.

Ansonsten... ja, wie Linda schon schreibt, man solle sich immer genau überlegen, wieviel (Meinung) man preisgibt und meint, der Öffentlichkeit zumuten zu müssen. Der Vorteil von Social Media ist ja eigentlich, dass man erst denken und dann schreiben kann, nur manchmal klappt das offenbar nicht so. Finde auch einige Äußerungen, die Kai Meyer auf seiner Facebook-Website getätigt hat, nicht in Ordnung - da wird immer mal munter über Kollegen gelästert, über Journalisten und was weiß ich nicht alles. Vieles erscheint bei Facebook und Co. durch die Einzeilerei sehr unreflektiert und das sollten Autoren sich klar machen - und auch jeder andere.

Davon ab bin ich generell jemand, der Zurückhaltung schätzt ;) Das heißt, ich finde, auch bei Social Media sollte sich der Autor ruhig mal fragen: Muss ich das jetzt wirklich verkünden? Hat das Relevanz für meine Tätigkeit, unter der ich mich hier anpreise? Oder nerve ich nicht vielleicht nur meine Fans/Freunde/whatever. Das wirkt auf mich dann eher selbstverliebt.

Ja, so viel erst mal von meiner Seite. Allgemein zur Facebook-Nutzung von Autoren hab ich mal 'ne ganze Seminararbeit geschrieben und darauf einzugehen, würde den Rahmen sprengen und vom Thema abweichen, deshalb lass ich das erstmal und schau, wohin die Diskussion hier so führt ;)

Thaliope

#5
Ich glaube, man sollte sich - von Anfang an - daran orientieren, was man für ein Gesamtbild abgeben will. Und da unterscheiden sich Autoren schon irgendwie von Privatmenschen, weil ihr öffentliches Auftreten so etwas wie eine künstliche Persönlichkeit schafft.
Und da sollte ganz am Anfang die Frage stehen: Was für einen Eindruck will ich machen? Will ich polarisieren und Aufmerksamkeit kriegen? Dann ist es sicherlich sinnvoll, mal ordentlich was vom Stapel zu lassen. Am besten gut kalkuliert - und immer in dem Bewusstsein, dass man damit dann leben muss, weil es im Netz halt nicht so schnell verschwindet. Es gibt da so Autoren, die meinen, mit möglichst vielen unflätigen Ausdrücken Aufmerksamkeit erhaschen zu müssen. Muss man sich halt echt fragen, ob man damit dann auf lange Sicht leben will :)
Will man hingegen ein braves, insgesamt nettes und freundliches Bild abgeben, muss man natürlich noch mehr drauf achten, was man so von sich gibt und alle Gefühlsäußerungen dreimal filtern.
Bei Autoren, noch dazu bei erfolgreichen, interessieren sich halt mehr Leute nachhaltig dafür, was man so im Netz von sich gibt ...


EDIT: Oh, und ich muss mich Rosentinte anschließen: Werbung wird so leicht nervig! Da muss man inzwischen echt aufpassen, dass man es in seinem sozialen Netz nicht übertreibt. Auf einige Pappenheimer reagiere ich da inzwischen echt allergisch.


Ary

Ich habe mich lange gesperrt, Facebook zu benutzen, habe inzwischen meinem Alter Ego Tina Alba dort jetzt doch nach langem und zähneknirschenden Zögern einen Account gebastelt, der noch ganz jungfräulich und inhaltslos ist, weil ich mich erst mal orientieren muss. Ich habe keine Ahnung von Facebook. Da muss ich mich erst mal durchgraben. Allerdings wird es dort außer meinem Geburtstag dort nichts zu finden geben, was Tina Alba mit der Privatperson dahinter verbindet - und auch das Geburtsdatum passt nicht ganz, denn Tina ist ein Jahr älter als ich. Dass mehrere Personen am 17. Mai Geburtstag haben, ist allerdings nicht so ungewöhnlich, ich kenne allein in meinem Bekanntenkreis zwei weitere. Nicht dort stehen wird, wo Tina wohnt, was sie neben dem Schreiben noch alles tut und vor allem nicht, was und wo sie in ihrem Nicht-Autorenleben arbeitet. Da bin ich nach wie vor paranoid. Auch Fotos von Tina wird es nicht geben. Ihr Avatar ist der Scan einer Werbepostkarte für eine Veröffentlichung, und dabei wird es auch bleiben. Die einzigen Fotos, die es in meinem Facebookaccount geben wird, wind Bilder von Büchern, Lesungs-Locations und Werbematerial. Keine Bilder von Menschen, weder von mir noch von Bekannten und Freunden, keine Con-Fotos und keine Lesungsfotos.
Ich werde das Ding dafür nutzen, was auch Avery schon geschrieben hat: Informationen finden und weitergeben, Leser gewinnen, werben. Und auch wenn, wie Linda sagte, die Infos vielleicht im gar nicht so kleinen Mikrokosmos Facebook verbleiben, spreche ich damit im Zweifelsfall doch Leute an, die ich außerhalb der Plattform nicht erreichen würde. Zudem habe ich mich schon oft darüber geärgert, dass Infos zu Ausschreibungen oft bei Facebook gepostet werden und ich sie mangels Account dort nicht lesen konnte.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Berjosa

Facebook ist nun ziemlich öffentlich, wird auch in anderen Medien wahrgenommen und erreicht große Mengen von Leuten. Aber vielleicht lohnt es sich, ab und zu daran zu denken, dass auch der Tintenzirkel ein Teil der digitalen Öffentlichkeit ist.
Wahrscheinlich lesen hier nicht automatisch und regelmäßig so viele Menschen mit wie bei Facebook, aber viel von dem, was hier gepostet wird, kann gefunden und weiterverbreitet werden. Gut, viele, die hier schreiben, sind nicht so bekannt wie Akif Pirincci, aber erstens kann sich das ändern, und zweitens finden Suchmaschinen auch unprominente Namen. Ich bin schon vor einigen Jahren von einer Kundin auf meine Mitgliedschaft hier und Infos aus meinem Fragebogen angesprochen worden ...

Rigalad

#8
Interessanterweise gab es in einem anderen Autorenforum vor kurzem eine recht ähnliche Diskussion speziell über Facebook. Viele waren dort der Meinung, dass es dem Leser genügt, wenn er eine Autorenhomepage findet, wo er eben Informationen über den jeweiligen Autoren lesen kann.
Ich sehe das etwas gespalten. Gerade die jüngeren Generationen sind in einigen sozialen Netzwerken tätig und verbringen dort viel Zeit. Und eben dort wollen sie sich dann, wenn sie gern und viel lesen, auch mit ihren Autoren vernetzen. Es schafft vermutlich ein Gefühl von "Nähe", das man beim bloßen Anschauen einer Homepage nicht hat. Selbst ich, die nur in einem Kleinverlag veröffentlicht hat und dementsprechend annähernd null bekannt ist, habe schon einige Anfragen von Lesern über Facebook bekommen. Deswegen denke ich, dass man sich mit ein wenig Geschick die Social Media durchaus zu eigen machen kann, wenn man denn möchte.
Ob das am Ende auch verkaufsfördernd ist? Das wäre mal interessant zu wissen.
Aber um mal auf die Ausgangsfrage des Threads zurückzukommen: Wenn ich Autor sein möchte, muss ich mich nach außen hin auch professionell verhalten. Und das bedeutet in erster Linie, wie in allen anderen Arbeitsgebieten auch, dass ich es unterlassen sollte, über meinen Geldgeber herzuziehen oder über das "System" überhaupt. Dafür gibt es andere Plattformen oder Gesprächspartner. Ich glaube, wenn mein Autohändler über den Hersteller ablästern würde, würde ich mir auch dreimal überlegen, ob ich da noch einmal ein Auto kaufe.
Ansonsten kann ich mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ein Mindestmaß an Höflichkeit und Freundlichkeit sollte vorhanden sein.


@Ary

Ich respektiere deine Vorgehensweise völlig und kann es gut verstehen, wenn man sich scheut, Daten im Internet frei zu geben. Ich glaube aber, dass ein gesundes, gefiltertes Posting dazu führt, dass man dem Leser sympathischer wird und ihn so eher an sich "bindet", als wenn man ihn nur informiert. Man kann ja auch vermeintlich Privates posten, ohne dass es am Ende wirklich etwas über einen aussagt. :)

pink_paulchen

Ein tolles Beispiel zum Auftreten eines Autors in der Öffentlichkeit ist Scott Sigler. Das ist ein Autor, der anfangs seine Bücher als Podcasts kostenlos (werbefinanziert) veröffentlicht hat. Er hat sehr viel in sozialen Netzwerken beworben und wurde quasi ein Geheimtipp.
Danach hatte er eine treue Anhängerschaft von Fans. Als er nach seinem Erstling (den es zunächst nur für die Ohren gab) die weiteren Romane auch in Verlagen veröffentlichte, gab es für die Fans immer das Bonuskapitel, den Extra Soundtrack, den Videotrailer... halt das, wo man als Fan denkt: toll, der macht was nur für mich.
Und genau zu dieser Vermarktungsstrategie passt eben auch der Mensch Scott. Mit dem kann man abends auf facebook chatten, der schickt einem zum Geburtstag Horrorgrüße und den beten alle Fans deshalb als "future dark overlord" an.
Authentisch und erfolgreich. Für mich der Paradeautor was das angeht.
Bei dem ist es total normal, dass er über bestimmte Entwicklungen des Buchmarkts äußerst kritisch spricht. Das erwarten die Fans fast von ihm. Trotzdem bleibt natürlich insofern Loyalität, als er sagt: ich mach hier mein Ding, das ist das Geilste. Der Rest schlägt sich irgendwie durch, das geht mich halt nix an.
(wo ich meinen Post nochmal lese stelle ich fest: jede Faser von mir ist Sigler-Junkie und ich kann das überhaupt nicht abstellen, diese Huldigung)

Ryadne

Zitat von: Berjosa am 22. August 2012, 08:40:13
Facebook ist nun ziemlich öffentlich, wird auch in anderen Medien wahrgenommen und erreicht große Mengen von Leuten. Aber vielleicht lohnt es sich, ab und zu daran zu denken, dass auch der Tintenzirkel ein Teil der digitalen Öffentlichkeit ist.
Wahrscheinlich lesen hier nicht automatisch und regelmäßig so viele Menschen mit wie bei Facebook, aber viel von dem, was hier gepostet wird, kann gefunden und weiterverbreitet werden.

Da sagst du was! Ich muss zugeben, anfangs habe ich den Tintenzirkel einfach als ein neues Forum angesehen, in dem ich mich eben unter Pseudonym anmelde. Aber inzwischen lässt sich das recht einfach mit meinem Namen verbinden, dabei bin ich erst seit 6 Monaten hier! Es ist natürlich auch hier Sache des Einzelnen, wie viel er von sich preisgibt, aber es ist im Prinzip wie bei Facebook: Ein Bekannter verrät der weiten Welt (ok, hier ist die nicht direkt so weit), wo man wohnt, welche Uni man besucht, wann man mit ihm schwimmen gegangen ist. Und flupps, hat man selbst ohnehin nicht mehr in der Hand, wieviel andere über einen wissen. Inzwischen habe ich bei Facebook sogar meinen Wohnort angegeben, was mir vorher undenkbar erschien. Aber einige meiner Freunde haben ohnehin die Angewohnheit, minütlich zu posten, mit wem sie sich gerade wo befinden, da wird einem die Entscheidung aus der Hand genommen, so etwas nicht von sich preis zu geben. Und man selbst kann wenigstens einstellen, wer den Wohnort sehen kann.
Was ich aber derzeit echt als Problem ansehe, ist die Impressumspflicht, die ja auch bei Facebook besteht. Also meine Adresse will ich nun wirklich nicht bei Facebook finden, da erscheint eine Autorenseite dort gleich viel unattraktiver!

Aber zum TZ. Hier ist es eben ähnlich. Einmal verraten, welche Geschichte man zu einer Ausschreibung eingesendet hat, ist der Name schnell klar und man (ich?) wird nachlässiger, selbigen nicht zu verraten. Manchmal macht mich das auch hier unsicher, wenn ich z.B. Fragen zu Verträgen oder so in öffentlich einsehbaren Threads stelle. Da ist der TZ schon nah an Facebook und sogar noch öffentlicher, da ich Facebook nur für meine Freunde zugänglich mache. Aber naja, damit muss man irgendwie leben lernen. Ansonsten muss man sich damit zufrieden geben, ein irgendwie unreales Pseudonym in den Weiten des Internets zu bleiben, was bei einer Community wie z.B. dieser schon irgendwo schade wäre.

Zitat von: Rigalad am 22. August 2012, 10:09:42
Ob das am Ende auch verkaufsfördernd ist? Das wäre mal interessant zu wissen.

Insgesamt gesehen - ein ziemlich klares Ja! Mir fehlen Fremddaten, aber ich habe dazu die Verkaufsdaten von Büchern verglichen, die auf herkömmlicheren Wegen vermarktet wurden und von Werken, die von Autor und Verlag aktiv über Facebook beworben wurden. Es ist häufig zu sehen, dass solche Werke deutlich bessere Verkaufszahlen haben. Beispiel Kai Meyer: Die Sturmkönige-Trilogie wurde über sein Forum, über Plakate und die Verlagshomepage beworben. Hatte nach Aussagen des Autors ein ordentliches Werbebudget. Dennoch blieb sie hinter den Erwartungen zurück, ganz anders als die Arkadien-Trilogie, die massiv über Facebook und einen Blog beworben wurde. Das kann natürlich auch an anderen Sachen liegen - dem Trend zur Romantasy etwa. Aber es ist schon auffällig.

Und für kleine Verlage ist Facebook ohnehin eine Goldgrube. Nicht nur die Leser werden hier leichter angesprochen, auch Kontakte zwischen Autoren und Verlagen oder Fandom und Autoren werden hier viel einfacher geknüpft.

Ja, das kommt jetzt allerdings leicht vom Thema ab, tut mir Leid.  :)

zDatze

#11
Authentisch! Danke, pink_paulchen, das ist das Wort nach dem ich die ganze Zeit gesucht habe.
Ich finde es unglaublich wichtig, dass man seinen (zukünftigen) Lesern nicht ein Ich vorspielt, das man gar nicht ist. Auch wenn das Internet es einfach macht, sich eine andere Identität zu basteln. Damit sage ich jetzt nicht, dass man sein RL überall ausbreiten soll; ich finde es ganz legitim, wenn man diesen Part "ausblendet". Aber gerade wenn man in die Verlegenheit kommt "Gefühlsäußerungen dreimal zu filtern", sollte man überlegen, ob man das mit dem Social Media nicht bleiben lassen sollte.

Auf WriterUnboxed gab es gestern dazu einen sehr interessanten Artikel: Social Media Suicide.

Thaliope

#12
Zitat von: zDatze am 22. August 2012, 12:05:43
Authentisch! Danke, pink_paulchen, das ist das Wort nach dem ich die ganze Zeit gesucht habe.
Ich finde es unglaublich wichtig, dass man seinen (zukünftigen) Lesern nicht ein Ich vorspielt, das man gar nicht ist. Auch wenn das Internet es einfach macht, sich eine andere Identität zu basteln. Damit sage ich jetzt nicht, dass man sein RL überall ausbreiten soll; ich finde es ganz legitim, wenn man diesen Part "ausblendet". Aber gerade wenn man in die Verlegenheit kommt "Gefühlsäußerungen dreimal zu filtern", sollte man überlegen, ob man das mit dem Social Media nicht bleiben lassen sollte.

Auf WriterUnboxed gab es gestern dazu einen sehr interessanten Artikel: Social Media Suicide.

Warum ist das eine Verlegenheit? Ich nenne das Professionalität. Ich finde, man sollte sich einfach Gedanken machen, ob das wirklich alle über einen wissen sollen, was einem gerade so durch den Kopf geht - weil es sich zu einem Gesamtbild summiert und einfach länger Bestand hat, als wenn es einem mündlich irgendwo rausrutscht.
Das kann ja trotzdem authentisch sein - nur eben ausgewählt und gefiltert. Ich würde mal behaupten, dass die meisten Profis, so authentisch sie auch rüberkommen mögen, sich Gedanken darüber machen und vorfiltern, was sie in die Öffentlichkeit stellen und was nicht. Alles andere wäre ziemlich dumm. (Und ich würde sogar behaupten, dass diese Heyne-Aussage vom Herrn Pirincci kalkuliert war ...).
LG
Thali

zDatze

@Thali: Ich finde ja auch, dass man sich Gedanken darüber machen soll, was man ins Internet stellt. Da sind wir ganz derselben Meinung. :)
Vielleicht sollten wir noch kurz klären, was du konkret mit "Gefühlsäußerungen" gemeint hast. Für mich wäre das z.B. eine Aussage wie "Romantasy/Vampire/Magie find ich zum Kotzen".

Thaliope

@zDatze: Gut zu wissen, dass wir über dasselbe reden  :knuddel:

"Romantasy/Vampire/Magie find ich zum Kotzen!" ist in meinem Verständnis durchaus eine Gefühlsäußerung. Noch dazu eine recht deutliche :) Das heißt nicht, dass man so etwas partout nicht schreiben darf, man sollte sich nur darüber klar sein, dass man damit eine bestimmte Zielgruppe verprellt oder provoziert und sichergehen, dass man das auch tatsächlich möchte.
Und mehr meine ich mit "Filtern" eigentlich nicht. Nur darüber nachdenken, wie das zu dem Bild passt, das man von sich geben möchte. So wie man ja auch bei einem Fernsehinterview nicht in die Kamera rülpsen würde (na gut, ich vielleicht schon ...  :darth:) und wenn's noch so authentisch wär.

LG
Thali