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KJL-Buchpreis der Stadt Oldenburg 2006 NICHT vergeben

Begonnen von Silvia, 11. September 2006, 16:04:20

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Deyourah

Danke! :)

Teils klingen die Titel aber nicht nach Kinderbüchern... Wenn man das so sagen darf...

Elena

Es sind halt auch Jugendbücher dabei, Bücher wie "Marsmädchen" und "Heim" gehen eher in die Richtung.

Das ganze scheint auch eine Entwicklung zu sein. "Die große Flatter" und "Der Bleisiegelfälscher" habe ich auch gelesen, die waren wirklich gut. "Der Bleisiegelfälscher" war bisher einer der wenigen historischen Romane, für die ich mich erwärmen konnte.
In "Bitterschokolade" habe ich mal reingelesen, scheint ein ganz normales Problembuch zu sein, "Marsmädchen" und "Jo im roten Kleid" sind in einem sehr literarischen, ziemlich farblosen Stil verfasst, nicht, was ich als Jugendliche ansprechend gefunden hätte. Jugendbücher für Erwachsene.

Das heißt? Vermutlich muss inzwischen einigermaßen "literarisch" schreiben, und letztendlich kann es keiner sagen. Ich hab meine Idee und mein Projekt, und wenn sie es gut finden, okay, wenn nicht, dann habe ich wenigstens den Roman. Und letztendlich wäre es mir lieber, hundert begeisterte jugendliche Leser zu haben als fünf begeisterte Jurymitglieder.

Liebe Grüße,

Elena

Papiervogel

Na, nur kein Neid!
Da sind eine ganze Reihe toller AutorInnen und erfolgreicher Bücher dabei. Und literarisch zu schreiben ist nicht automatisch dasselbe wie nicht gelesen zu werden!

Papiervogel

Ja, das ist sicher richtig.
Wenn Euch die Namen der bisherigen PreisträgerInnen nichts sagen, könnte das einfach daran liegen, dass Ihr Euch in Nicht-Fantasy nicht so auskennt bzw. Euch nicht dafür interessiert.
Mirjam Pressler z.B. ist durchaus ein "Star" und auf jeden Fall das, was Du wohl unter Dauerbrenner verstehst. Und Tamara Bach ist eine der großen Nachwuchshoffnungen. "Busfahrt mit Kuhn" z.B. ist richtig klasse und sehr innovativ von der Schreibe her!

Elena

ZitatWenn Euch die Namen der bisherigen PreisträgerInnen nichts sagen, könnte das einfach daran liegen, dass Ihr Euch in Nicht-Fantasy nicht so auskennt bzw. Euch nicht dafür interessiert.

Das würde ich so nicht sagen, ehrlich gesagt ich fühle mich dadurch etwas, hm, in eine bestimmte Ecke gedrängt. Ich lese im Verhältnis sehr viel weniger Fantasy als nicht-Fantasy, und natürlich ist mir Mirjam Pressler ein Begriff. "Bitterschokolade" habe ich auch nicht in die Hand genommen, weil ich wusste, dass es den Preis gewonnen hat - das wusste ich nicht. Sondern weil ich es als Jugendliche in der Jugendbuchabteilung gefunden habe, aber ich habe es eben wieder zurück gestellt (wie auch "Jo im roten Kleid" z.B.).

Es gestaltet sich nur schwierig, anhand der bisherigen Preisträger auszumachen, was die  Jury als prämierenswert findet (ich habe gestern Marsmädchen gelesen, und es unterscheidet sich schon extrem von zum Beispiel dem Bleisiegelfälscher). Schelmin hat da schon etwas zu geschrieben ...
Andererseits denke ich, dass es allein deswegen keine Linie gibt und geben kann, weil die Jury jedes Jahr aus anderen Mitgliedern besteht, wenn ich das richtig gesehen habe. Da Tendenzen zu erkennen ist sicher allein deswegen nicht möglich, außer, dass Fantasy den Ansprüchen wohl als Genre allein schon nicht genügt.
Gefordert sind wohl Bücher, die die Lebenswelt der Jugendlichen darstellen, oder was dafür gehalten wird.

Nun gut, wie gesagt: ich habe meine Idee und hoffe, dass die Zeit dafür reichen wird, sie umzusetzen. Alles andere werden wir dann sehen.

Liebe Grüße,

Elena

gbwolf


Ary

Okay, ich kenne mich auf dem KiJuBu-Sektor nicht aus, vor allem auf dem fantasyfreien nicht, wahrscheinlich liegt es daran, dass ich keinen der genannten Preisträger kenne.
Ich habe das Gefühl, die Messlatte liegt da zum einen recht hoch, und zum anderen ... wenn ich mir so durchlese, was für eine Art Bücher da schon prämiert wurde und was für eine Art Bücher da eingereicht wurde, wäre das nichts, was ich als Kind hätte unbedingt lesen wollen. Klingt alles so nach "Problembuch".
Ich frage mich, ob es sinnvoll wäre, neben den ganzen diplomierten Pädagogikherrschaften vielleicht auch mal parallel dazu eine Jugend-Jury zur Auswahl zu prämierender Jugend-Bücher einzusetzen.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Kati

Ich frage mich gerade, weshalb sie einige Autoren und Manuskripte hervorheben und sogar empfehlen, aber den Preis trotzdem nicht verleihen. Wieso einerseits sagen, die Qualität war nicht gut genug aber dann doch vier Manuskripte als empfehlenswert einstufen? Das verstehe ich nicht so ganz, wenn diese vier Manuskripte so lesenswert sind, hätte dann nicht eines davon den Preis verdient? Das muss sich ja auch super anfühlen, wenn sie sagen "Ja, dein Buch war richtig toll und wir empfehlen es, aber den Preis kriegt es trotzdem nicht, dafür hat die Qualität dann doch nicht ausgereicht". Einige der genannten, in den Vorjahren ausgezeichneten Autoren kenne ich und natürlich schreiben die gute Bücher, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass unter so vielen Einsendungen gar nichts dabei war, das eine Auszeichnung verdient hätte. Ansonsten bin ich da bei Aryana. Vielleicht wäre es sinnvoll zumindest ein paar Jurymitglieder hinzuzuziehen, die tatsächlich zur Zielgruppe gehören.

Denamio

#38
Zitat von: Charlotte am 18. Oktober 2016, 15:23:29
Vielleicht wäre es sinnvoll zumindest ein paar Jurymitglieder hinzuzuziehen, die tatsächlich zur Zielgruppe gehören.

Das ist ein guter Punkt, selber wollte ich da auch schon drauf hinweisen. Allerdings haben sie wohl genau das getan. Zumindest eingeschränkt, eins von fünf Jury Mitgliedern wird als Schülerin aufgelistet. Naja und zwei sind Pädagoge, was wohl eine gewisse Neigung zur Problemliteratur erklären könnte.

Aber davon ab finde ich die Umgangsart ziemlich heftig. Nicht nur genug damit, dass sie pauschal eine vernichtende Aussage über alle Einsendungen treffen; Und zwar nicht als entsprach nicht unseren Vorstellungen sondern gleich wegen "mangels Qualität". Der Großteil der Autoren, welche ihre Werke eingeschickt haben, sind im Glück. Ihr Name steht da nicht für alle Ewigkeit bei einem Preis festgebrannt, der mangels Qualität keinen Sieger hatte.
Schlimmer trifft es die Autoren die nun namentlich genannt wurden. Die Intention war vielleicht gut gemeint, aber die Bücher sind jetzt verbrannte Erde und die Autoren damit stigmatisiert. Autsch.

Franziska

Das ist doch der Preis, wo man damit einverstanden sein muss, dass der reale Name genannt wird, oder? Das war für mich schon ein Kriterium, da nicht mitzumachen. Was bringt mir dass, wenn ich unter einem Pseudonym schreibe? Und wenn einen Job hat, bei dem man den Namen nicht veröffentlichen möchte ist das auch doof. So hoch ist das Preisgeld dann auch nicht, dass man davon jahrelang leben könnte. Wenn sie meinen, da ist nichts bei den Einsendungen dabei, was gut genug ist, gut und schön. Dann noch die Namen der Autoren zu nennen finde ich auch dabeben. ::)

In Deutschland fehlt wirklich ein guter Preis für deutschsprachige Jugendliteratur. Der deutsche! Jugendliteraturpreis wird ja immer an amerikanische Bestsellerautoren vergeben.

traumfängerin

Ich habe mir die Begründungen der Jurymitglieder durchgelesen, die durchaus differenziert sind, und für mich hört es sich so an, als wolle man mit der Nicht-Vergabe des Preises ein Statement setzen. Ein Statement gegen den Mainstream der Literatur, ein Statement für Wagnisse, Experimente und eine einzigartige Stimme, die man als Autor entwickelt.

Nach diesen Begründungen bin ich mir unsicher, wie ich die Nicht-Vergabe bewerten soll. Einerseits ist es das, was wir uns wünschen. Wir wollen mit einzigartigen Stoffen, mit neuen Geschichten, die total verrückt und abstrus sind, mit diesen Geschichten wollen wir eine Chance haben. Ich will solche Bücher auch lesen, Bücher, die eben nicht schon immer da waren. In den Begründungen klingt durch, dass die Jury so etwas auch lesen wollte. Somit ist diese Nicht-Vergabe eine Ohrfeige an die Verlage und ein Aufruf dazu mehr zu wagen.

Andererseits jedoch kenne ich die Bücher nicht, die eingereicht wurden. Ich weiß nicht, ob diese wirklich so beliebig waren, handwerklich zwar gut gemacht, nette Figurenentwicklung, gute Sprache, aber eben nicht so besonders, wie man sich das gerne wünschte, bzw. wie die Jury sich das gerne wünschte. Aber Fachjurys tendieren ja gerne mal dazu, ihren Anspruch so hoch zu setzen, dass niemand ihn erreichen kann. Und wer weiß, ob das, was die Fachjury als auszeichnungswürdig ansehen würde auch lesenswert wäre.  ::)

Ary

#41
ZitatIch habe mir die Begründungen der Jurymitglieder durchgelesen, die durchaus differenziert sind, und für mich hört es sich so an, als wolle man mit der Nicht-Vergabe des Preises ein Statement setzen. Ein Statement gegen den Mainstream der Literatur, ein Statement für Wagnisse, Experimente und eine einzigartige Stimme, die man als Autor entwickelt.

Dann sehe ich das Problem aber auch zum Teil in einer Publikumsverlags/Literaturverlagswelt, die eine große Scheu vor Neuerungen, vor Experimentellem und noch-nie-Dagwesenem hat und sich lieber in der Sicherheit des Mainstreams ausruht, der die Verkaufszahlen bringt.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Alana

#42
ZitatUnd wer weiß, ob das, was die Fachjury als auszeichnungswürdig ansehen würde auch lesenswert wäre.

Das ist auch eine Frage, die ich mir oft stelle. Viele deutsche Buchpreise sind in ihrer Auswahl so weltfremd und leserfern ... ja, da werden vielleicht ausgefallene, tolle Bücher ausgezeichnet und solche Preise muss es auch geben, aber die vorhandenen Preise sollten eigentlich eine gute Mischung der deutschen Literatur abbilden und nicht alle auf E-Literatur abzielen. Ich finde die Begründung der Nicht-Vergabe durchaus verständlich und gar nicht negativ gegen die Autoren gerichtet. Vielleicht sieht sich der Preis eher wie der Oscar in den Achievement-Kategorien: die werden eben nur verliehen, wenn jemand wirklich etwas neues, herausragendes geleistet hat und das finde ich durchaus legitim. Das bedeutet nicht, dass das vorhandene nicht gut war.

@Franziska: Immerhin gibt es ja ab diesem Jahr den Jugendbuchpreis von Delia, für deutschsprachige Jugend-Liebesromane. :)
Alhambrana

traumfängerin

Zitat von: Aryana am 18. Oktober 2016, 18:41:25
Dann sehe ich das Problem aber auch zum Teil in einer Publikumsverlags/Literaturverlagswelt, die eine große Scheu vor Neuerungen, vor Experimentellem und noch-nie-Dagwesenem hat und sich lieber in der Sicherheit des Mainstreams ausruht, der die Verkaufszahlen bringt.
Ja, genauso würde ich dieses Statement beurteilen, dass die Fachjury mit der Nicht-Vergabe des Preises machen wollte: Als Kritik an den Publikums-/Literaturverlagen, dass sie eben nichts Neues wagen, und als ihr kleiner Beitrag dafür, dass sich daran etwas ändert.

Aber wie gesagt, ob es tatsächlich so war, dass nichts Innovatives dabei war, oder ob der Anspruch der Fachjury einfach nur zu hoch war, kann ich nicht beurteilen.

Alana

ZitatAls Kritik an den Publikums-/Literaturverlagen, dass sie eben nichts Neues wagen

Mag sein, aber das passt dann für mich nicht ganz zusammen. Denn die Begründung bezieht sich ja vor allem auf außerordentliches Handwerk und originelle Stimme des Autors. Das sind Details, die eher nicht der Grund sind, warum Verlage Manuskripte ablehnen. Die Verkaufbarkeit richtet sich ja eher nach dem Plot und den Figuren, nach dem Genre und den gerade gefragten Trends. Originelle Stimmen mit gut verkaufbaren Stoffen sind ja eigentlich genau das, was Verlage suchen.
Alhambrana