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Der richtige Zeitpunkt um aufzugeben?

Begonnen von Mrs.Finster, 11. Juli 2011, 16:54:59

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Ilargi

Kaixo,

als ich mal in einer Krise steckte und auch ans Aufgeben dachte, da ist mir erstens die Sache mit den Boustern eingefallen und zweitens, was ich in meinem ersten Post hier vergessen hatte, kam in der Zeit mal wieder Sister Act 2 ins Fernsehen und da sowieso nichts anderes lief habe ich mir den Film nochmal angeguckt. Da erwähnt Whoppi Goldberg als Schwester Mary-Clarence ein Buch von Reiner Maria Rilke und behauptete das da folgendes drin stehe: "Wenn du früh morgens aufwachst und an nichts anderes denken kannst als ans schreiben, dann bist du ein geborener Schriftsteller." Aufgrund diesen zitates habe ich mir dann mal das Buch aus der Bibliothek ausgeliehen und gelesen.

Es hat mir sehr geholfen mich zu entscheiden, vielleicht kann es dir ja auch helfen und wie Schwester Mary-Clarence so schön zu ihrer Schülerin sagte: "Lesen sie das Buch!" ;D

Ach ja, das Buch heißt: "Briefe an einen jungen Dichter"

lg

Ilargi

Kerimaya

Stan Lee, DER Comicautor schlechthin, hat vor kurzem auch auf Twitter was Schönes zum Thema geschrieben
Zitat
I cannot tell thee to write, or no. If thou hath the soul of a scrivener, no words of mine, no power on Earth will stop thee!

Telas

Aufzugeben, das hört sich für mich immer so an, sich mit der Niederlage abzufinden. Das ist etwas, was ich gar nicht gerne tue.
Ich habe nach meiner ersten, beendeten Geschichte auch gedacht, das tue ich mir nicht mehr an und habe ca. 3 Jahre nichts getan, was mit Schreiben zu tun hatte. Aber ich glaube, man kann etwas, dass einen für lange Zeit begleitet hat und das einem immer viel Spaß gemacht hat, nicht für immer über Board werfen. So war es bei mir auch. Die Lust zum Schreiben holte mich wieder ein. Aktuell ist diese Lust, sowohl zeitlich als auch motivationsbedingt, wieder einmal ziemlich am Boden. Ich habe mir auch schon überlegt, meine Aktivitäten im schriftstellerischen Bereich wieder komplett einzustellen, vielleicht erneut über Jahre hinweg. Aber noch habe Material zur Korrektur, das hält mich momentan davon ab.

@ Mrs. Finster. Wenn Schreiben dein halbes Leben ist, wirst du es auch nicht aufgeben können, selbst wenn du es wolltest. Man kann nicht einfach eine hundertachtzig Grad Drehung machen, weil man sich dann selbst verleugnen würde. Auch wenn das jetzt schon gefühlt hundert Leute vor mir gesagt haben, wenn es nicht läuft, sollte man einfach an ganz andere Dinge denken. Erzwingen lässt sich nichts. Aber eine so starke Leidenschaft, wie du sie zum Schreiben hast, wird dich immer wieder einholen, das garantiere ich dir ;).

Valaé

Huhu.
Ich habe mich zwar noch nie irgendwo beworben (wie auch, ein fertiger aber unüberarbeiteter Roman reichen dafür eben nicht aus ;-)) aber ich bin ja auch noch sehr jung (20). Und ich habe mich schon sehr viel in Gedanken mit der Frage nach dem "Warum eigentlich?" oder dem "Was machst du, wenn eine Absage kommt?".
Die Antwort: Ich weiß es nicht. Heulen vielleicht. Meinen Freund ummaulen bis er mich nicht mehr hören kann. Die (für mich in diesem Moment) unfähigen Leute hinter der Entscheidung verfluchen. Mehr wahrscheinlich nicht.
Ich denke,  Absagen und Niederlagen, wahrscheinlich bis zum Erbrechen - das ist das, wofür wir uns entscheiden, wenn wir uns dafür entscheiden, unsere Werke anzubieten. Bestimmt ist es für das Ego eines Schriftstellers am Besten, wenn er für sich selbst und für FReunde oder das Internet schreibt - die Resonanz die man dort bekommt ist doch zu 90% positiv. Aber da ist ja noch dieser Traum... dieser ganz große Traum. Der Traum vom veröffentlichten Buch. Von DEM Durchbruch. Von DER großen Veröffentlichung. Bestseller! Verfilmung! Alle schlagen sich um DEIN Werk. Seien wir ehrlich. Daran glauben wir doch nicht wirklich o.o.
Es ist schön, davon zu träumen. Aber passieren wird es nicht. Versuchen kann man es ja trotzdem. Wir wären nicht Autoren, wenn wir für so einen Versuch nicht verrückt genug wären.
Natürlich habe auch ich den Traum, einmal von meinen Werken leben zu können. Klar, wer nicht? Ich wäre auch bereit zig andere schreiberische Tätigkeiten zu tun, um vom Schreiben leben zu können. Aber ganz ehrlich? Ich würde jetzt nicht studieren (Germanistik/Multimedia mit Hoffnung auf eine spätere Tätigkeit im PR Management) wenn ich wirklich erwarten würde, dass das klappt.
Ich merke bei mir an vielen Stellen noch, dass ich im Moment sowieso noch zu sehr "Jungspund" bin, um wirklich Erfolg zu haben. Das merkt man daran, dass ich ziemlich auf den Markt pfeife und schreibe was mir passt. Das kann ja als Veröffentlichung gar nicht gut gehen  ::). Und ich habe auch noch lange nicht die Disziplin um so schnell so viel zu schreiben wie es von einem Berufsautor erwartet werden würde. DAs liegt aber auch daran dass ich in meiner Teenie-Zeit keine Möglichkeit hatte mich mit Freunden usw auszuleben, das hole ich jetzt nach.
Aber selbst wenn all dem nicht so wäre. Wenn ich schon wahnsinnig erfahren wäre (oder mir so vorkommen würde) und meiner Meinung nach DEN Roman in der Hand hielte, der allem entspricht: Als unveröffentlichter Autor eine VEröffentlichung bekommen? Harte Nuss. Eine große Veröffentlichung auch noch? Wohl nahezu unmöglich.
Ich persönlich bin ein Freund des... naja ich nenne es gerne "realistischen Traums". Ich habe einen Traum. Ich schätze ihn. Ich male ihn mir in den schillerndsten Farben aus. Ich werde ihn auch versuchen. Ich werde bangen und zittern und heulen und keifen wenn es nicht klappt. Dafür bin ich Mensch.
Aber: Es geht keine Welt unter, wenn es nicht klappt. Ich komme wieder. Und wieder. Und wieder. Es wird Zweifel geben, so wie hier eben gerade. Es wird Momente geben, wo ich alles hinschmeißen will. Aber ich komme wieder. Irgendwann schaffe ich es vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber wenn ich es nicht schaffe, dann hatte ich wenigstens etwas, was ganz viele Menschen nicht haben: Ich hatte einen Traum. Ich etwas, wofür ich kämpfen wollte. Bis an mein Lebensende, wenn es so kommt.
Natürlich träume ich auch nicht unbedingt von einer kleinen Veröffentlichung die bald wieder weg ist. Aber wenn es die Realität ist, und das wird sie sein wenn ich wirklich etwas veröffentlichen kann, dann ist es sie.
Ich sehe es so, dass ich von dem großen Erfolg träumen kann. Ihn versuchen kann. Natürlich wird es mir etwas ausmachen, wenn es nicht klappt. Aber klein bekommt man mich davon nicht. Aufhören zu schreiben würde ich nur wegen Absagen nicht und ich glaube auch, dass das eine Reaktion direkt auf eine Absage ist. Wenn ich jemals so denken sollte (gut möglich) dann werde ich eine Pause einlegen. Ich werde mir die Zeit nehmen, die ich brauche. Es wird wieder kommen. Ich kenne mich. Es kommt immer wieder. Ich werde das Schreiben nicht abstellen können.
Ich muss sogar teilweise sagen, dass ich das gegenteilige Problem an manchen Stellen habe: Einen Druck, den ich nicht will. Mein Freund ist unglaublich überzeugt von meinen Werken und immer wenn mal die Sprache darauf kommt, das mal zu Veröffentlichen... oder wenn ich mal scherzhaft davon rede dass wir etwas bestimmtes wohl nur mit übelstem Honorar aus meiner Schreibarbeit bezahlen könnten- was für mich nichts anderes ist als Spaß, ein Scherz, ich erwarte so etwas nicht!- dann sieht er mich so ernst an, dass ich merke für ihn ist es kein Scherz. Er gibt mir mehr als das GEfühl, an mich zu glauben. Er gibt mir das Gefühl, so etwas von mir zu erwarten. Das ist für mich ehrlich gesagt richtig heftig, weil ich mich davon unter Druck gesetzt fühle. Sehr sogar. An einer Absage würde ich wohl eher verzweifeln, weil ich denken würde, ihn enttäuscht zu haben. Werde mal mit ihm reden müssen. Ich möchte nicht, dass er mir dieses Gefühl gibt.
Ich kann letztendlich eigentlich nur zwei Sachen sagen: Ich wäre enttäuscht, wenn ich nichts veröffentliche. Klar, wer nicht? Aber trotzdem - all die Stunden, in denen meine Charaktere zu mir kommen (sind wir nicht alle ein wenig schizophren?^^), die Geburtsstunde einer neuen Idee, das Feuer eines neuen Projektes, mitten in der Nacht nicht aufhören zu  können zu schreiben. Von allem und jedem inspiriert zu werden, das tüfteln an einem Plot, das Reden mit anderen darüber. Ist das nicht der eigentliche Traum? Wenn man das hatte - waren all die Stunden dann umsonst, nur weil man ncihts veröffentlicht? Wofür mache ich es, wenn nicht dafür? Für den mickrigen Lohn den Autoren verglichen mit ihrer Arbeit bekommen?  Schreiben ist ein irrationales Hobby. Es ist, rein wirtschaftlich betrachtet, unrentabel, unvernfünftig, Zeitverschwendung. Aber es muss doch immer ein paar Verrückte geben. Und nur wer diese Verrücktheit kennt, weiß sie zu schätzen und der weiß auch, dass es mehr Lohn gibt als Anerkennung, als Annahme bei einem Verlag, als Geld,  als Ruhm. Es gibt das Gefühl, etwas zu tun, was einen fesselt und gefangennimmt. Es gibt das Gefühl eines... Rausches. Und das ist eines der schönsten Gefühle überhaupt. Autoren sind Süchtige. Wie andere Süchtige können sie aber auch nicht aufhören ;-).
Daher stimme ich vor allem dem einen Rat zu: Versuch es doch^^. Wenn Schreiben wirklich ein großer Teil deines Lebens ist, dann wird es sowieso nicht klappen.

Kath

Irgendwie fühle ich mich schon seit gestern dazu genötigt, in diesen Thread zu schreiben, weil ich schon häufiger aufgegeben habe. Nicht das Schreiben, dafür aber andere Dinge, die mir einst am Herzen gelegen haben und die ich inzwischen doch ad acta gelegt habe. Selten ohne Schmerzen und manches Mal sogar mit dem Verlust von Bekanntschaften.
Und doch muss ich sagen: Jede einzelne Entscheidung war die richtige. Natürlich denke ich gelegentlich noch immer an die entsprechenden Zeiten und Projekte zurück und durchaus auch mit ein wenig Wehmut, aber es geht mir jetzt wesentlich besser.

Deshalb würde ich auf die Threadtitelfrage grundsätzlich antworten: Der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn dir dein Bauchgefühl sagt, dass Aufgeben das beste für dich ist.
Alle Grübelei ist nur Prokrastination. Das machen wir hier im Tintenzirkel ja wahnsinnig gerne (hey, wollte ich nicht eigentlich genau jetzt schreiben? ;) ), aber wenn bereits mit dem Gedanken gespielt wird, etwas aufzugeben, dann sollte man es auch tun.
Manchmal dauert der Abschied ja doch nur ein paar Tage, bis man eben doch weitermachen möchte. Wenn dieser Fall eintritt, dann hast du vielleicht ein paar Tage Schreibzeit verloren, insgesamt aber nur gewonnen. Allein schon eine Leidenschaft wiederzuentdecken ist purer Gewinn.
Und wenn besagter Fall nicht eintritt, dann war das Bauchgefühl, dann war die Entscheidung für das Aufgeben die absolut richtige.

Rigalad

Zitat von: Kath am 12. Juli 2011, 21:23:09
Der richtige Zeitpunkt ist dann, wenn dir dein Bauchgefühl sagt, dass Aufgeben das beste für dich ist.

Das ist genau das, was ich auch sagen würde. Ich denke, man muss unterscheiden, ob man schreibt, weil es einen erfüllt, oder ob man schreibt aus praktischen Gründen. Das eine schließt das andere nicht unbedingt aus, aber wenn das eine ohne das andere nicht ausreicht, dann kann man sich durchaus die Frage stellen, ob man so zufrieden ist.
Ich schreibe gern, ich mag meine Ideen und meine Charakteren, himmele Nathan gerne an und habe beim Putzen oder Saugen die tollsten Einfälle. Aber wenn ich wüsste, dass ich damit nie, nie etwas veröffentlichen würde, dann wüsste ich nicht, ob ich so viel Zeit meines Lebens nur damit verbringen würde, Geschichten zu schreiben, die niemand mit mir teilen würde.

Die Frage ist dann einfach, wie viel Zeit man sich gibt. Gebe ich nach zehn Absagen auf? Nach hundert? Wenn ich 30 bin? 50? Ich denke, das muss jeder für sich entscheiden. Für manche ist es nie zu spät, während andere vielleicht irgendwann zu sehr am Selbstbewusstsein gerüttelt bekommen.
Denn ja, ich glaube, dass das richtige Autorendasein hart ist. Sehr hart. Es ist nicht "Miss Potter". Aber das Gefühl der Ablehnung ist auch hart. Dass man das irgendwann nicht mehr erträgt, verstehe ich. Aber das muss jeder für sich selbst ausmachen.
Am besten mit besagtem Bauchgefühl.