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Charakterentwicklung in Kurzgeschichten

Begonnen von Sturmbluth, 28. Juli 2016, 12:36:26

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Dämmerungshexe

Zitat von: Churke am 28. Juli 2016, 16:38:24
Die KG ist eine Momentaufnahme, sie zeigt die Figur als Verfemten, als Helden, als Volkstribun, als Tyrannen ect....

Das wäre eine Beschreibung oder Darstellung, keine Geschichte.

Die Entwicklung muss ja nicht ins Gegenteil sein, muss nicht mal vollständig sein. Es kann auch nur ein Schritt einer langen Reise sein, aber Bewegung muss da sein.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Fianna

In einer Kurzgeschichte kann man den Wendepunkt oder Endpunkt einer solchen Entwicklung setzen - den entscheidenden Schritt, der zu diesem Status führte. Oder die Entscheidung an sich, und warum sie getroffen wurde.


Das ist ein Kernpunkt, der super in ein Kurzgeschichtenformat passt: warum man etwas tut (oder es unterlässt), wie sich diese Entscheidung faktisch auswirkt und wie das die Figur wiederum beeinflusst.

Man kann siegen, scheitern, verzweifeln, alles in unter 10.000 Zeichen.

Trippelschritt

#17
Zitat von: Sturmbluth am 28. Juli 2016, 16:22:40
Hallo Trippelschritt,
Zitat von: Trippelschritt am 28. Juli 2016, 15:41:31Die "short story" hatte einmal eine allgemeine Form. Heute auch nicht mehr, und die deutsche Kurzgeschichte ist nur noch in der Übersetzung eine short story.
Wie sah denn die allgemeine Form der "Short Story" aus?

Müsste ich jetzt selber nachlesen, um keine Fehler zu produzieren. Es ging los mit Poe und hörte auf, als sich die Kurzgeschichte nicht mehr auf die "American short story" beschränkte, wobei darunter auch britische Geschichte fielen. Aber Du kannst das googeln, schätze ich. Ich habe einfach mal ein par Literaturwissenschaftler gefragt, die ich kannte. Das ist aber leider schon ein paar Jährchen her.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Tanrien

Zitat von: Lothen am 28. Juli 2016, 15:51:15
Ein Element der Kurzgeschichte kann ja auch das offene Ende sein, d.h. unter Umständen ist die Entwicklung des Charakters gar nicht mehr Teil der Geschichte, sondern wird ausgelagert. Das heißt, innerhalb der Geschichte kommt es zum Konflikt, zur Katastrophe, aber wie der Charakter das verarbeitet, wie er sich verändert, das wird höchstens angedeutet und ist der Fantasie des Lesers überlassen.
Stimme ich dir zu. Das ist dann aber natürlich keine Entwicklung, also man würde es nicht "Ja, der Charakter macht eine Entwicklung in der Kurzgeschichte durch" nennen. "Enwicklung" ist ja schon etwas längeres als nur ein einschneidendes Ereignis oder auch der Anstoß zur potentiellen Entwicklung. Deswegen bin ich auch eher der Meinung, dass es nur schwer und eingeschränkt gut und halbwegs glaubhaft geht.

Kurzgeschichten für Kinder und so moralische Fabeln mal ausgenommen und es kann ja sein, dass es in @Grummel s Kurzgeschichte super funktioniert, aber bei
Zitat von: Grummel am 28. Juli 2016, 15:28:39Er ist ein Arschloch.
Im Laufe der Geschichte (ein kleines Tier, der Olm spielt eine wichtige Rolle) ändert sich seine Rolle.
Er wird hilfsbereit, er äußert sich freundlicher und zum Schluß ist er ein liebevoller kleiner Wicht.
wüsste ich gern noch die Aufteilung und wie du die Schritte jeweils darstellst, Grummel? Für meine Ohren klingt das ja schon sehr zusammengestaucht, selbst für eine Kurzgeschichte? Wie viel Platz hat denn der mittlere Teil, wo mehrere Entwicklungsstufen durchlaufen werden? Gerade wenn du den letzten Teil auch noch darstellen musst.

Szazira

Für mich waren (klassische) Kurzgeschichten immer Schlaglichter, die nur einen bestimmten Abschnitt beleuchten. Das Vorher und das Nachher bleibt, sofern es nicht dringend für die Geschichte gebraucht wird, im Dunkeln. Genauso wie alles was über die vorkommenden Figuren nicht zu Verständnis der Geschichte gebraucht wird.

So habe ich es von meinem Deutschlehrer (aber das ist auch schon *rechne* viel zu lange her).

Es kommt auf das Thema der Kurzgeschichte an, ob sich der Charakter entwickeln darf. Geht es um ein Rennen... wohl eher nicht, geht es darum, dass er seiner Angebeteten seine Liebe gesteht, weil er im Lauf der Geschichte den Mut dazu fast, eher schon ;).

Trippelschritt

Für den Punkt Charakteränderung (Entwicklung ist eher langfristig) empfehle ich: Alexander Steele, Creative Writing - Romane und Kurzgeschichten schreiben, Autorenhaus Verlag,
weil in diesem Buch eine Kurzgeschichte von Raymond Carver besprochen wird. Aber der kann wirklich "short stories" schreiben. In der Geschichte geht es um einen Ehemann, der die Welt plötzlich ganz anders sieht, nachdem seine Frau einen Gast hereinführt. Handwerklich eine Meisterleistung.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Grummel

Zitat von: Tanrien am 30. Juli 2016, 17:25:57
Zitat von: Lothen am 28. Juli 2016, 15:51:15
Ein Element der Kurzgeschichte kann ja auch das offene Ende sein, d.h. unter Umständen ist die Entwicklung des Charakters gar nicht mehr Teil der Geschichte, sondern wird ausgelagert. Das heißt, innerhalb der Geschichte kommt es zum Konflikt, zur Katastrophe, aber wie der Charakter das verarbeitet, wie er sich verändert, das wird höchstens angedeutet und ist der Fantasie des Lesers überlassen.
Stimme ich dir zu. Das ist dann aber natürlich keine Entwicklung, also man würde es nicht "Ja, der Charakter macht eine Entwicklung in der Kurzgeschichte durch" nennen. "Enwicklung" ist ja schon etwas längeres als nur ein einschneidendes Ereignis oder auch der Anstoß zur potentiellen Entwicklung. Deswegen bin ich auch eher der Meinung, dass es nur schwer und eingeschränkt gut und halbwegs glaubhaft geht.

Kurzgeschichten für Kinder und so moralische Fabeln mal ausgenommen und es kann ja sein, dass es in @Grummel s Kurzgeschichte super funktioniert, aber bei
Zitat von: Grummel am 28. Juli 2016, 15:28:39Er ist ein Arschloch.
Im Laufe der Geschichte (ein kleines Tier, der Olm spielt eine wichtige Rolle) ändert sich seine Rolle.
Er wird hilfsbereit, er äußert sich freundlicher und zum Schluß ist er ein liebevoller kleiner Wicht.
wüsste ich gern noch die Aufteilung und wie du die Schritte jeweils darstellst, Grummel? Für meine Ohren klingt das ja schon sehr zusammengestaucht, selbst für eine Kurzgeschichte? Wie viel Platz hat denn der mittlere Teil, wo mehrere Entwicklungsstufen durchlaufen werden? Gerade wenn du den letzten Teil auch noch darstellen musst.

Am Anfang steht ein Dialog, am Ende steht ein Dialog. Das gesamte "dazwischen" wir rein über Handlung dargestellt.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"