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Drehbuch schreiben: wie der Film im Kopf zu einem Film aus Worten wird

Begonnen von Inea, 12. August 2020, 11:55:23

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Inea

Da ich kein passendes Thema gefunden habe, lege ich nun einfach mal ein neues an. Ich hoffe, Titel und Platzierung innerhalb des Threads sind richtig und es passt ansonsten alles :)

Ich würde mich sehr gerne mehr mit dem Thema "Drehbuch schreiben" auseinandersetzen: Wie sind die Parallelen zum Roman? Was sind die Unterschiede?
Welche bestimmten Dinge muss man besonders beachten? Und welche Ressourcen könnt ihr empfehlen, um einen ersten groben Überblick darüber zu bekommen, wie man das ganze Thema am besten angeht?

Welche Erfahrungen habt ihr bereits mit Drehbüchern? Und wie seid ihr auf die Idee gekommen, Drehbücher zu schreiben?

Ich persönlich kam das erste Mal mit dem Thema Drehbuch in Blake Snyders Buch "Rette die Katze" in Berührung. Das ist nun einige Wochen mehr, aber seit dem lässt mich das Thema nicht mehr los.

Churke

Mein erstes Drehbuch habe ich im Französischunterricht gelesen. "Lacombe Lucien".  :jau:

Zitat von: Inea am 12. August 2020, 11:55:23
Wie sind die Parallelen zum Roman? Was sind die Unterschiede?

Der Film ist ein visuelles Medium. Ein Drehbuchautor muss so denken und schreiben und besonders darf er sich handwerklich und dramaturgisch keine Fehler erlauben.

Da man die Geschichte nur durch Handlung und Dialog erzählt, bleiben innere Tatsachen häufig im Dunkeln - und sollen das auch. Das Drehbuch betrachtet Figuren von außen, der Roman betrachtet sie von innen.

Trippelschritt

Auch wenn ich noch nie ein Drehbuch geschrieben habe, habe ich doch einige gelesen. Das Wichtigste ist, dass ein Drehbuch nur aus zwei Elementen besteht: Dialogen und Regieanweisungen. Und bei Regieanweisungen hält man sich am besten zurück, weil die Regisseure dieses Feld gern selbst ausfüllen. Also ganz einfach möchte man meinen. Aber ...

In einigen Punkten ist der Unterschied zum Roman nicht sehr groß, denn es gilt, eine Geschichte zu erzählen. Alles was es so an Erzähltechniken gibt, gilt für Roman und Drehbuch. Vor allem Plot & Characters.

Dann muss der Drehbuchautor auf einige wichtige Dinge verzichten, die Romanautoren so lieben. Innere Mono- und Dialoge zum Beispiel. Gekonnte Beschreibungen, denn die übernimmt die Kamera. Und es gibt nur eine Perspektive, die eines Beobachters. Die allerdings in allen Distanzen.

Wer noch nie ein Drehbuch gelesen und Appetit auf eine volle Dröhnung hat, dem empfehle "Downton Abbey, the complete Scripts" von Julian Fellowes. Harper Collins hat es punbliziert. Ob es sie auf deutsch gibt, weiß ich nicht. Zusätzlich zu Drehbuch sind auch noch allerlei Anmerkungen zu dem Film, den Darstellern und auch einigen Öffentlichkeitsreaktionen enthalten. Es ist dreibändig, aber um herauszufinden, wie Drehbuchschreiben geht, wenn man Romane schreiben kann, reicht der erste Band völlig.

Frohes Studieren
wünscht
Trippelschritt

Felix Fabulus

Zitat von: Inea am 12. August 2020, 11:55:23
Da man die Geschichte nur durch Handlung und Dialog erzählt, bleiben innere Tatsachen häufig im Dunkeln - und sollen das auch. Das Drehbuch betrachtet Figuren von außen, der Roman betrachtet sie von innen.

Da widerspreche ich: Romanautoren haben die Möglichkeit, Figuren ebenfalls nur von aussen betrachten, wenn sie wollen.
Das berühmte "Show don't tell" verlangt unter anderem, dass wir innere Konflikte von Figuren durch ihre Handlungen zeigen, anstatt durch ellenlange innere Monologe.

Ganz ähnlich verhält es sich beim Drehbuch. Taten können wir durch Regieanweisungen zeigen.
Dialogzeile: T: "Ich liebe dich."
Anweisung: T. schneidet F. die Kehle durch.
Steht das eine ohne das andere da, ergibt sich eine vollkommen unterschiedliche Deutung der Situation.

Und freilich ist der Subtext in Dialogzeilen eine Möglichkeit, Inneres zu zeigen. Drehbuchautoren haben nur Regieanweisungen und Dialoge, um Regisseur*in zu zeigen, was im Innern der Figur vorgeht. Das macht es schwierig. Und ebenfalls schwierig: Die Erzählzeit ist viel kürzer. 90 Minuten Film sind 90 Normseiten an hauptsächlich Dialog.
Wortwebereien aus der Geschichtenmühle, gespeist vom Ideensee, der Fantasie und dem Bächlein Irrsinn.

Churke

Zitat von: Felix Fabulus am 25. August 2020, 15:09:10
Da widerspreche ich: Romanautoren haben die Möglichkeit, Figuren ebenfalls nur von aussen betrachten, wenn sie wollen.

Wenn sie wollen. Eine nicht unerhebliche Einschränkung und eher die Ausnahme als die Regel.
Freilich kannst du auch in einem Roman Dinge einfach geschehen und Figuren einfach handeln lassen. Aber kommst du beim Leser damit durch? Nimmt man es dur ab? Bauen die Leser eine Beziehung zu deinen Figuren auf?