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Motivation oder der Kampf gegen Zahlen

Begonnen von Nebeldiener, 22. Dezember 2014, 18:49:14

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pyon

Zitat von: Nebeldiener am 22. Dezember 2014, 18:49:14
1. Gehört ihr zu der Gruppe »Nur noch 2'000, dann habe ich 20'000 geknackt«, oder zur Gruppe »Ich will nur noch diese Kussszene fertig schreiben, dann höre ich auf«?

Ja! Definitiv!
mich motiviert es ungemein, wenn ich von diesen Zahlen angetrieben werde, deshalb kann ich im Nano auch immer recht viel schreiben, kriege aber unterm Jahr nur selten wirklich viel hin, was mich persönlich aber auch selbst sehr nervt, immerhin sehe ich ja jeden November, dass ich eigentlich mehr leisten kann!
Aber bei mir sind es nicht nur die Zahlen. Ich glaube nicht, dass es funktionieren würde, wenn ich mit einem Excel-Sheet versuchen würde den Nano zu simulieren. Die Zahlen sind wichtig, aber noch viel wichtiger ist die Konkurrenz. Zu sehen, wie viel andere schon geschrieben haben und wer von ihnen mir dicht auf den Fersen ist, motiviert mich noch ein wenig mehr!  ;D


Zitat
2. Glaubt ihr, dass Schreiben nach Zahlen die Geschichte negativ beeinflusst? Kann man sich zu stark auf Zahlen konzentrieren und so den Kern des Schreibens aus den Augen verlieren?[/i]

Jaein.
Also ich denke schon, dass man aufmerksamer schreibt, wenn kein Druck dahinter ist, aber ich verliere dabei auch schnell den Faden und verirrte mich in Unsinnigkeiten oder halte mich viel zu lange an kleinen Absätzen auf, die ich beim späteren Überarbeiten gar nicht mehr als so große Hürde sehe.
Natürlich mag es auch Autoren geben, bei denen dieser Druck in dem Geschriebenen erkennbar ist, Autoren, die einfach ihre Ruhe brauchen

Veldrys

Ich habe zwar mehrere Male an Nano mitgemacht und auch gewonnen, aber im Allgemeinen mag ich Druck nicht. Druck verbinde ich mit wissenschaftlichen Arbeiten, die meist zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein und eine Mindestzahl an Wörtern enthalten müssen, davon habe ich in Studium und Beruf genug!

Meine Fantasyromane sind mein Hobby, an das ich anders herangehen will, ein Ausdruck meiner Kreativität.

Ich mag auch keine Wörter-Ziele. Ich kann stundenlang schreiben, tausende Wörter pro Tag tippen und mich ganz in meiner Geschichte verlieren – aber am besten gelingt mir das, wenn ich mir kein bestimmtes Ziel setze und mich nicht selbst unter Druck setze. Ich erreiche am meisten, indem ich mir selbst keinen Stress mache.

Ich schreibe so gerne, dass ich keinen zusätzlichen Ansporn brauche. Ich setze mich oft freiwillig hin.

Wenn ich versuche, unter Druck zu schreiben und eine bestimmte Wortzahl zu erreichen, kommt oft Mist heraus oder ich verwende unnötig viele Wörter, um eine Szene zu beschrieben, um meine Wortzahl zu erhöhen. Darum werde ich meine Nano-Romane wahrscheinlich nie jemandem zeigen. Sie gefallen mir nicht.

Wenn ich einfach so schreibe, hört sich das, was ich schreibe, von Anfang an besser an.

Coehoorn

Ich gehöre auch eher zu denen, die gerne mal schauen was sie geschafft haben aber ich kann nicht auf Teufel komm raus jetzt mal eben tausend Wörter tippen. Ich habe das einmal versucht und das meiste dann wieder gelöscht weil es qualitativ ziemlicher Mist war.

Wenn ich schreibe, dann gibt es Phasen wo ich wenig schreibe und es gibt Phase, wo ich eine Seite nach der nächsten runter rattere, weil ich dann im Schreibfluss bin und nicht groß nachdenken muss.

FeeamPC

Ich arbeite eindeutig besser mit Zielvorgane, das heißt, ich kämpfe nicht, gegen, sondern mit den Zahlen am besten.
Keine Ahnung, wo ich das ursprünglich gelesen habe (irgendeine englischsprachige Autorenseite), aber ich habe eine Tabelle, in die ich meine täglichen Wortzahlen eintrage, und zwag EGAL für was sie geschrieben wurden, Buch, Webseite, facebook ...
Tagesziel sind mindestens 350 geschriebene Wörter, an fünf Tagen die Woche, Wochenende frei.
Alles in allem kriegt man auch mit nur 350 Wörtern am Tag im Jahr ein ganzes Buch zusammen, und meist werden es sowieso mehr Wörter, wenn man erst mal schreibt. Auf jeden Fall aber finde ich es sehr motivierend, jeden Tag in die Tabelle zu sehen und festzustellen, dass ich das Tagessoll immer erfüllen konnte.
Und durch die sehr flexiblen Vorgaben (alles Geschriebene zählt) ist die Gefahr, in eine Schreibblockade zu rutschen, nicht gegeben.

Ary

Ich habe mich bis auf den NaNo mit seinem ganz eigenen Flair vom Wörterzählen und Kampfschreiben verabschiedet. Der erste T12 war toll, den zweiten schaffte ich mit Mühe und Not, und den dritten habe ich aufgegeben. Ich habe gemerkt, dass ich irgendwann nur noch Wörter schrieb, aber keine Texte mehr. Um Wörter zu schinden, habe ich unbewusst meinen Stil verändert, meine Texte wimmelten vor Redundanzen und Bandwurmsätzen, insgesamt verloren meine Texte an Straffheit und Klarheit und wurden laberig und schwurbelig. Fragt Fee, sie hat mir geholfen, einen solchen Labertext zu kürzen.
Ich habe zwar noch einen TiNo-Zähler in der Signatur, aber ich glaube,auch der wird fliegen. Das Rot demotiviert mich, es schreit mich an, dass ich schreiben "muss". Muss ich aber gar nicht, ich will es- aber nicht unter Wortzahlendruck, sondern unter der Prämisse, dass ich meinen Stil wiederfinden und für mich gute Texte schreiben will, die mich zufriedenstellen.
Mein neues Kampfschreiben sieht so aus, dass ich mich dazu trete, mein Dokument wenigstens einmal am Tag zu öffnen und das zuletzt Geschriebene zu lesen, damit ich den Draht zum Projekt nicht verliere. Kommt dann die Lust zu schreiben, dann schreibe ich, kommt sie nicht, versuche ich, wenigstens einen Satz zu schreiben und hoffe, dass der eine Satz noch ein paar Freunde mitbringt. Das klappt ganz gut.
Und wenn nicht - dann nicht. ich lasse mir den Spaß an der Sache nicht mehr von Wortzahlen und roten Balken nehmen.  ;D
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Sipres

Ich hab das auch mal mit einer Tabelle versucht, aber es hat mich eher gebremst. Immer wieder hab ich mich dazu genötigt gefühlt, unbedingt meinen Soll zu erfüllen. Jetzt schreibe ich einfach so und zwinge mich nicht mehr, 500 Wörter aufs virtuelle Papier zu bringen. Und siehe da, pro Tag mindestens 1k Wörter. Keinen Ansporn zu haben ist für mich der beste Ansporn.

FeeamPC

Ich glaube, der Knackpunkt bei meiner Methode ist, dass eben nicht nur das Buch zählt, sondern auch Sachen wie facebook. Null Bock auf Buch? Dann eben langes Gelaber (oder posten im Tintenzirkel). Aber man schreibt, und genau dazu ist die Tabelle für mich da, nicht mehr und nicht weniger. Wer rastet, der rostet. Rost abbürsten kann man von Hand genauso wie mit der ultraschnellen Schleifmaschine. Im Ergebnis bekommt man rostfrei. Bzw. eine schöne Tabelle fürs Ego.

Sturmloewin

Also das pure Wörter-Zählen tut meinen Texten glaube ich auch nicht gut, da ich wie Aryana dann gar nicht mehr richtig schreibe, sondern nur noch so viele Wörter wie möglich aneinanderreihe.
Allerdings halte ich die Idee mit dem Dokument-einmal-am-Tag-öffnen für eine gute Idee und denke, ich werde das vielleicht mal versuchen.
FeeamPCs Variante ist natürlich auch eine Möglichkeit und könnte was für mich werden. Ich denke, das werde ich auch mal versuchen.
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"