• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Kleidungsstile

Begonnen von Smaragd, 28. Januar 2010, 13:35:58

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

funkelsinlas

Also ich muss sagen, wenn man schreibt: Trug Hose(oder sonst was) in der und der Farbe, Hut, Mütze etc., dann ist es der unnötigste Infodump der Welt! Weglassen.
Aber Kleidung zu beschreiben ist sehr wichtig! Wenn sie einen Stand kennzeichnet zum Beispiel. Dann sollte man aber auch öfters zeigen, dass die Leute in der Geschichte diese Kleidung automatisch mit demjenigen verbinden. Das klassische Beispiel ist der rote Mantel mit Pelzsaum für Könige.
Auch wichtig ist Kleidung bei anderen Kulturkreisen. Hierdurch lässt sich die Andersartigkeit so herrlich herausarbeiten. Da werden Taboos gebrochen und der Prota weiß nicht, wie er das anziehen soll. Aber andernfalls fällt er auf wie ein bunter Hund. Kaum etwas sagt so viel über eine Kultur aus wie die Kleidung. Aber nur dann, wenn sie organisch in den Text eingebunden ist

Fianna

Ich habe da zuerst an stigmatisierte Farben gedacht (gelb für Huren) oder besondere Stände (purpurne Farbe; kann man nicht alleine anziehen). Auffallend ist auch, dass Frauen gewisser Stände in Europa früher beinahe ausschließlich Kleidung trugen, in der man sich schlecht bewegen kann.
Da hatte doch Marion Zimmer Bradley in ihrem Darkover-Universum diese Ketten-Armbänder für Hand/Arm, die verhindern, dass eine Frau die Hand benutzt.

Oder Haartracht/Kopfbedeckungen: junge Mädchen dürfen das Haar offen tragen, sobald sie verheiratet sind, gehört eine Haube drauf! Im alten Ägypten gab es die Jugendlocke (auf einem kahlrasierten Schädel), die einem Alter & Status einer Person anzeigte.

Man kann auch viel damit aussagen, indem eine Person eine Frisur/Farbe sonstwas trägt, die eigentlich unter ihrem Stand ist. Für die Leute innerhalb dieser Kultur ist das direkt skandalös, innovativ oder bedeutet auf jeden Fall etwas Bestimmtes. Für den Leser muss man diesen Bruch dann sichtbar machen.

Ich mag es eigentlich nicht, wenn der Protagonist neu in einem Kulturkreis ist und dann alles erklärt bekommt, aber diese Situation ist ganz praktisch, um solche Dinge aufzulösen.
Oder man nimmt den Sidekick, der fremd ist und voller Unschuld irgendwelche Beobachtungen erzählt, in denen sich jedoch revolutionäre Dinge verbergen - und gar nicht weiß, wie ihm geschieht, wenn der Protagonist ihn auf einmal interessiert und sehr bedrängend befragt, ob denn wirklich Person X dies und jenes getragen hat oder ob er die Personen eventuell verwechselt hat...

Churke

Zitat von: funkelsinlas am 28. August 2015, 19:16:03
Also ich muss sagen, wenn man schreibt: Trug Hose(oder sonst was) in der und der Farbe, Hut, Mütze etc., dann ist es der unnötigste Infodump der Welt!

Äh, nicht unbedingt.
Wenn eine Frau eine Hose trägt, ist das eine wesentliche Information.
Wenn ein Mann im alten Rom eine Hose trug, bekam er ein Bußgeld. Für eine Pelzmütze übrigens auch. Keine barbarischen Kleidungsstücke!
Und wenn sich ein Mann im 16. Jahrhundert schlicht und schwarz kleidete, war er wahrscheinlich ein Protestant.

Dämmerungshexe

Also ein paar Infos über die Kleidung der Figuren geben glaube ich nicht nur Aufschluss über Stand, Konventionen, Ideale und Charakter, sondern verleihen auch der Erzählung an sich etwas Farbe. Ich persönlich stelle mir manche Szenen einfach prachtvoll und knallbunt vor, andere sind zurückhaltender - das trägt wesentlich zur Atmosphäre bei.

Es hängt wohl auch davon ab, was genau man als Autor will - dreht sich die Erzählung vor allem um die Figuren und ihre Handlungen, dann sind solche Details eher Nebensache, bis sie eine spezielle Bedeutung bekommen, wie Churke gesagt hat.
Will ich hingegen eine ganze eigene Welt im Kopf des Lesers entstehen lassen, dann finde ich es sehr wichtig, dass solche Details gegeben werden. Natürlich gibt es auch Unterschiede bei den Lesern selber. Manche malen sich so etwas gerne selbst aus, andere müssen es lesen, um es sich vorstellen zu können.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

funkelsinlas

@Churke : Das meinte ich ja mit wichtigen Infos, die Bedeutung haben. Aber oft liest man ja auch eine komplette Personenbeschreibung ohne einen tieferen Sinn dahinter. Das finde ich unnötig. Kleidung nur mit Bedeutung oder einer späteren Wiedererkennung.

jokergirl

Passt jetzt nicht hundertprozentig, aber ich habe auch keinen besseren Thread dafür gefunden: HIER sind ein paar Photos verschiedenster Kleidungsstile von Einwanderern um die Jahrhundertwende. Manche davon sind echt fantastisch inspirierend, und man sieht, wie unterschiedlich die Stile selbst verwandter oder benachbarter Kulturen um die Zeit noch waren, und wie verschiedene Klassen sich unterschiedlich kleideten. Das ist sicher was, was man in einem Fantasybuch auch noch betonen kann (und sich natürlich von den Bildern inspirieren lassen)!

Hat noch wer solche Bildsammlungen, bitte gern her damit.  :bittebittebitte:

;)