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Betalesen ist nichts für Anfänger

Begonnen von Christian Svensson, 03. April 2014, 11:11:46

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FeeamPC

Betaleser sind für einen Autoren, der ehrlich zu sich selbst ist, extrem wertvoll. Niemand schreibt alles im ersten Durchlauf perfekt. Absolut niemand.
Mich hat mal ein Betaleser darauf aufmerksam gemacht, dass die beiden tragenden Erzählstränge einer Geschichte extrem unterschiedlich verteilt waren und damit für den Leser überhaupt nicht klar wurde, wer überhaupt die Hauptperson war. Ich habe daraufhin der Geschichte einen komplett neuen Anfang verpasst, was ihr mit absoluter Sicherheit gutgetan hat. Aber alleine wäre ich nie auf die Idee gekommen. Ich hatte ja den ganzen Weltenbau im Kopf, für mich war das alles sonnenklar. Nur meine Leser, die hatten das nicht ...

Denamio

Zitat von: Lina Franken am 26. Januar 2016, 17:54:47
Von einigen genannten Aspekten bin ich (als Anfänger) auch schon ziemlich überrascht.
Das hier wohl einige Beta-Leser schon von Anfang an einbinden, kannte ich früher nicht. Ich bin davon ausgegangen, dass man am besten selbst erst in 10 Durchgängen alles ausbessert, was nicht passen könnte, bevor man es jemandem zu einer Abschluss-Meinung (das wäre dann wohl Richtung Test-Leser) vorlegt.

Ich glaube fast, dass so die gängige Einstellung dazu ist. Zumindest wenn ich mich da an diverse Ratgeberliteratur erinnere. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet Texte auch schon in früheren Stadien an Betaleser zu geben. Mein Kopf war voll mit Zweifeln: "Was denken die darüber? Der Text kann ja nur Mist sein. Bestimmt passt nichts und sie langweilen sich." Wie so oft bei selbst eingeredeten Ängsten, war es am Ende garnicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Klar waren Textdreher drin, manche Sätze haben keinen Sinn gegeben und Logikfehler waren auch dabei. Aber schon in dem Stadium wurden Aufbaulücken gefunden, die mir nach zehnmal überarbeiten so richtig auf die Füße getreten hätten, weil sie dann schon fest im Text waren.

Zitat
Die Art der engen Zusammenarbeit mit deinem Beta finde ich wirklich sehr schön, aber ich kann auch wiederrum sehr gut nachvollziehen, warum Autoren im stillen Kämmerlein einsam vor sich hin arbeiten: Weil sie zum Beispiel keine andere Option haben. Ich für meinen Teil bewege mich im beruflichen und familiären Umfeld zwischen Menschen, die mit dem Lesen der McDonalds-Speisekarte meist schon geistig überfordert sind und Bücher für die veraltete Version von Handy-Spielen halten... Da bleibt einem sonst nicht viel übrig als sich allein zwischen Büchern zu verkriechen und aus den selbigen auf eigene Faust dazuzulernen.

Das Internet kann in solchen Fällen helfen. Aber es ist absolut legitim, dass Autoren gerne auch für sich alleine werkeln. Manche arbeiten alleine einfach besser und effizienter, andere haben Schwierigkeiten mit anderen Menschen oder das Umfeld stimmt nicht, wie du erwähnst. Wieder andere haben einfach noch nicht die richtigen Personen dafür gefunden, oder experimentieren noch damit, welche Schreibmethode für sie am Besten klappt. Was auch immer der Grund ist, richtig und falsch gibt es da nicht. Wie auch schon bei den Ratgebern, les 12 Bücher darüber und man hat 27 verschiedene Ansätze, die alle für wen anders funktionieren.

Slenderella

Ich gehe sogar so weit, immer 10k an meine Beta Leserin zu schicken. Die überarbeitet mir das dann in der Zeit, wo ich weiterschreiben kann, ich bekomme es zurück, korrigiere, setze ein, fertig.
Diese 100 Durchgänge mache ich einfach nicht.
Wir sind aber auch schon ein paar Jahre ein eingespieltes Team, ich weiß, dass ich mich auf ihre Sachen echt verlassen kann und wir haben auch schon beruflich miteinander gearbeitet, da sie freiberuflich das Korrektorat bei einem meiner Romane gemacht hat, halt über den Verlag (weil ich ihr gesagt habe, sie soll sich mal bewerben, weil sie es so gut macht).

Sie ist auch die einzige Person, die ungestraft in meinem Text rumlöschen darf, Rechtschreibfehler oder Kommafehler muss sie mir nicht erst aufzeigen, damit ich sie dann verbessere, sie korrigiert das einfach. Oder Folgefehler.

Sie kritisiert und bewertet zwar auch, aber sie kümmert sich im allgemeinen darum, dass alle Logik stimmt und keine Wortwiederholungen drin sind, Rechtschreibung und Grammatik korrekt ist, etc. Wenn ihr mal was nicht gefällt (was nicht sooo wahnsinnig oft vorkommt), dann ist das halt so, ist aber natürlich auch subjektiv.
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert