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Der Einfluss von E-books auf den Leseranspruch

Begonnen von Debbie, 26. Oktober 2013, 15:39:50

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canis lupus niger

#60
Das Problem wird wohl sein, dass die Marketing-Leute wissen, wie man Kunden etwas schmackhaft macht, die Lektoren wissen, was ein gutes Buch ausmacht, und die Finanzabteilung weiß, wie hoch die Gewinne sind oder/und sein sollen. Bloß ist es erforderlich, dass diese drei Abteilungen ihre verschiedenen und einander teils ausschließenden Prämissen (Lektorat: maximale Buchqualität, Marketing: ALLES verkaufen, was der Verlag produziert, Finanzen: möglichst hohe Gewinne erzielen) in Übereinstimmung bringen müssen. Derjenige, der die Entscheidung trifft, in der Regel wohl Verlagsleiter oder Vorstand, hat dann seinen Interessenschwerpunkt bei einer der verschiedenen vorgebrachten Forderungen. Wen würde es wundern, wenn dieser bei "möglichst hohen Gewinnen" liegt. Davon hat der Entscheider persönlich am meisten. Und selbst, wenn er ein selten idealistischer Verlagsmensch ist (XY-Verlag stand immer für anspruchsvolle, spannende Literatur, war ein Trendsetter beim Entdecken und Erschließen neuer Stilrichtungen, wo andere sich auf den Mainstream beschränkt haben.), werden die anderen Vorstandsmitglieder ihn daran erinnern, dass es in der Wirtschaft nicht um Idealismus geht, sondern um Geld, und dass ein anderer Verlagsleiter diesen Zusammenhang eventuell besser verstehen könnte. 
Eine der Ursachen für diese ausschließliche Orientierung auf Gewinnmaximierung ist meiner Meinung nach der Zusammenschluss von ursprünglich unabhängigen Verlagen zu immer größeren Konzernen. Die unter deren Dach zusammengefassten "Töchter" sind alle der gleichen Unternehmenspolitik unterworfen. Was hat der Heyne Verlag zum Beispiel früher für vielfältige, teils skurrile Literatur herausgebracht, unter anderem den "Science Fiktion Story Reader", regelmäßig jedes Jahr einen neuen Band dieser Anthologie. Wäre heute gar nicht mehr vorstellbar, denn damit verdient man ja kein Geld. 

SabrinaQ

Zitat von: Zitkalasa am 06. Mai 2014, 00:03:20
Ich denke mir aber, dass den Marketingleuten im Verlag durchaus klar ist, dass es irgendwo nicht weit her sein kann mit der Qualität bei den Massen, die viele Verlage im Monat raushauen. Aber eben diese Masse macht's auch. *Groschen in's Phrasenschwein wirft* Die schaufeln sich ihr eigenes Grab im vollen Bewusstsein und reden sich selbst ein, dass sie nur Blumen pflanzen wollen.

Naja, das mit den Massen hat sich ja schon stark eingeschränkt. Die meisten großen Verlage haben ihre Programme stark gekürzt (oft um mehr als die Hälfte), ganze Genres rausgenommen und sie konzentrieren sich jetzt wieder auf weniger Titel in weniger breit gefächerten Bereichen. Das ist zwar einerseits für uns Autoren schade, da es damit noch schwieriger wird, einen Vertrag zu bekommen - denn jetzt gibt es viel, viel weniger Programmplätze - andererseits ist es der Qualität sicher förderlich.