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Der Einfluss von E-books auf den Leseranspruch

Begonnen von Debbie, 26. Oktober 2013, 15:39:50

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Fianna

Reader gibt es inzwischen für 50 €. Wer den Aufwand scheut, zur Bibliothek 2 x hin zu fahren (zum Holen und zurückbringen) sowie es in der Frist zurück zu bringen, der weicht vllt lieber auf 0,99-€-Ebooks aus.
Von denen es übrigens auch viele gute gibt, sei es nun als Einführungspreis oder weil der Anbieter (Indie bzw. Verlag) sich preispolitisch an die Zielgruppe anpasst. Bei Verlagen waren es aber "nur" Anthologien oder Kurzromane, und da eben von Kleinverlagen.

canis lupus niger

#46
Als semi-begabte Möchtegern-Autorin, die ihr Debüt -vermutlich mangels Stil- in keinem anständigen Verlag unterbringen konnte, sehe ich ein, dass es besser wäre, den Leseranspruch durch meine Machwerke in Zukunft nicht weiter negativ zu beeinflussen.

Es mag als mildernder Umstand gelten, dass auch Semi-Begabten glücklich sind, wenn ihre Machwerke gelesen werden. Und wenn dieses Produkt, obwohl anständige Agenturen und Verlage das Manuskript nicht einmal ansehen wollten, trotz ihres mangelnden Stils fast ausschließich positive Kritiken bekommen, dann ist das sehr verwirrend und kann schon mal dazu führen, dass auch Semi-Begabte wider besserer Einsicht weder mit dem Schreiben, noch mit dem Veröffentlichen aufhören mögen. Dies vor allem dann, wenn die positiven Kritiken nicht nur von leicht zufriedenzustellenden Lesern stammen, die eigentlich alles mögen, was sie lesen, sondern auch von erfahrenen und renommierten Kritikern wie Erik Schreiber.   

Für Kinder und Jugendliche aus unterprivilegierten Familien ist es relativ wenig wahrscheinlich, dass sie überhaupt lesen.

Kaeptn

@canis: Nun stell dein Licht mal nicht so unter den Scheffel ;)

@Thema: Ich denke die Frage sollte auch heißen: "Der Einfluss des Preises auf den Leseranspruch". Ich zumindest senke mit dem Preis automatisch meine Erwartungen, vor allem an Satz und Stil. Wenn ich 15 Euro für ein Paperback oder gar 25 für ein Hardcover bezahle, will ich gefälligst ein High-End-Produkt und zwar äußerlich wie innerlich. Aber wenn ich 99 cent bezahle, erwarte ich nur Groschenheftniveau - wenn der Unterhaltungswert stimmt, ist das doch ok.

Aber klar, es gibt da wirklich Leute, die schreiben wie sie sprechen, das ist dann wirklich kaum noch zu ertragen. Mittlerweile sind aber so viele ernsthafte Indies unterwegs, dass solche Sprachverdreher eher die Minderheit sind und man sie meist schon an der Inhaltsangabe erkennt, sodass man sie leicht aussortieren kann.

Amberle

Ich frage mich auch, ob diese wenig-Leser, um die es hier hauptsächlich geht überhaupt mit solchen Bücher in Berührung kommen.
Erstens bräuchten sie einen E-Reader. Zwar könnten ein paar wegen wohlwollender Verwandten einen haben, aber das werden eher die wenigsten sein. Und auf dem Handy lesen macht nun wirklich keinen Spaß :gähn:
Dann müssten sie sich noch auf die Suche nach entsprechenden Billigbüchern machen. Und die stehen normalerweise nicht direkt auf der Startseite.
Soweit ich mich erinnere läuft die Bücherauswahl bei solchen Leuten entweder über Werbung, über die Stapel bei Thalia oder die Bücher in der Schulbibliothek. Und die sind in fast allen Fällen von Verlagen.
Ich würde mir wenn überhaupt Sorgen um die Vielleser machen, deren Rechtschreibung und Grammatik noch nicht so fest sind.

canis lupus niger

#49
Zitat von: Kaeptn am 02. Mai 2014, 07:54:50
Wenn ich 15 Euro für ein Paperback oder gar 25 für ein Hardcover bezahle, will ich gefälligst ein High-End-Produkt und zwar äußerlich wie innerlich. Aber wenn ich 99 cent bezahle, erwarte ich nur Groschenheftniveau - wenn der Unterhaltungswert stimmt, ist das doch ok.

Richtig schlimm ist, dass man manchmal auch im Hardcover für 25 Euro oder im Paperback für 15 Euro aus einem namhaften Verlag schlecht lektorierte und -korrigierte Texte bekommt. Habe ich selber erst mehrfach erleben müssen. Ich meine, dass gerade große Verlage es sich und ihren bekannten Autoren (und den Kunden selbstverständlich auch) schuldig sind, weitgehend fehlerfreie Texte zu drucken. Und auch Übersetzungen sollten noch einmal durchgesehen und korrigiert werden.

@kaeptn
Na, wenn ich doch weiter oben ausdrücklich als Beispiel für semi-begabten Veröffentlicher genannt worden bin, wenn auch als eine eher besserer von diesen ...
Ein bisschen verletzend finde ich diese Wortwahl schon.

Linda

Zitat von: canis lupus niger am 02. Mai 2014, 16:44:18
Richtig schlimm ist, dass man manchmal auch im Hardcover für 25 Euro oder im Paperback für 15 Euro aus einem namhaften Verlag schlecht lektorierte und -korrigierte Texte bekommt. Habe ich selber erst mehrfach erleben müssen. Ich meine, dass gerade große Verlage es sich und ihren bekannten Autoren (und den Kunden selbstverständlich auch) schuldig sind, weitgehend fehlerfreie Texte zu drucken. Und auch Übersetzungen sollten noch einmal durchgesehen und korrigiert werden.

natürlich. Jede Übersetzung wird auch noch mal lektoriert und danach gibt es einen reinen Korrektur-Leseschritt. Aber die Arbeitsverdichtung gerade in den großen Verlagen hat enorm zugenommen, es gibt immer mehr Titel mit immer weniger Leuten, und nicht jeder kann das als Nebenverdienst-Job betreiben, und sich relativ Zeit nehmen.

* Großer Punkt.

Allgemein zum Thema:
  Das Hauptproblem der ganzen Selfpublish/E-Book etc pp-Chose sehe ich darin, dass oft Autoren, (ja, und Verlage) die einfach noch nicht so weit sind, auf den großen Markt drängen. Damit tun sie sich und auch den Lesern selten einen Gefallen, denn nicht alles, was geht, ist auch gleich empfehlenswert.
  Ich sage nun nicht, dass Schreiber tunlichst erst nach 20 Jahren Erfahrung aus ihrem Zimmerchen kommen sollen. Aber erste, literarische Schritte finden meiner Ansicht nach besser in einem geschützten Raum statt, in einer Szene, ohne sich gleich mit den Big Names und Profis messen lassen zu müssen.  Früher haben Fanzines und Magazine Veröfentlichungsmöglichkeiten und Feedback geboten, heute  entsprechende Plattformen. Die Kritik kann dort nicht weniger hart sein, aber sie ist eben erst mal auf einen kleineren Kreis beschränkt. Michael Schuhmacher ist auch nicht direkt in einen Formel 1-Boliden gestiegen...

SabrinaQ

Zitat von: Linda am 02. Mai 2014, 17:47:26Ich sage nun nicht, dass Schreiber tunlichst erst nach 20 Jahren Erfahrung aus ihrem Zimmerchen kommen sollen. Aber erste, literarische Schritte finden meiner Ansicht nach besser in einem geschützten Raum statt, in einer Szene, ohne sich gleich mit den Big Names und Profis messen lassen zu müssen. 

Da kann ich dir so halbwegs zustimmen, auch wenn ich ein Gegenbeispiel bin. Ich setzte mich an meinen ersten Schreibversuch, es wurden 1.000 Seiten, ich informierte mich über Agenturen und Verlage, wurde genommen und alles nahm seinen Lauf. Mittlerweile habe ich acht Romane geschrieben (davon mehrere ziemlich umfangreiche), alle bekamen einen Vertrag und meine Erfahrung ist dementsprechend größer (auch wegen der vielen Lektorate mit fast immer einem anderen Lektor, wo man auch dazulernt). Wenn ich mir jetzt meinen Erstling ansehe, würde ich ihn gerne neu schreiben oder zumindest gründlich überarbeiten. Ich liebe die Story immer noch, hätte sie heute aber wohl anders geschrieben.
Andererseits hat mich aber genau dieser Weg zu dem gemacht, was ich bin, als Mensch und Autorin. Er hat mir auch den Weg für die zukünftigen Romane geebnet und die Erfahrungen würde ich auch nicht missen wollen. Und ist man mit älteren Projekten nicht immer unzufrieden? Ich denke, wenn man sein zwanzigstes Buch schreibt, würde man das zehnte auch gerne wieder anders schreiben. Man entwickelt sich ja immer weiter.

Beim Selfpublishing habe ich bisher eine einzige Autorin für mich entdeckt, von der ich absolut begeistert bin und wo ich keinen Unterschied zu Verlagsbüchern merke (außer die Cover sind nicht so meins, aber das ist Geschmacksache). Die anderen waren meistein Griff ins Klo, auch wenn ich zugeben muss, dass ich noch nicht allzu viele versucht habe (30 oder 40 ca.)

Und zum Thema Fehler in Verlagsbüchern: Neulich las ich einen Roman eines Bestsellerautors, großer Verlag, einer meiner Lieblingsautoren und nicht nur einmal stolperte ich über den falschen Charakternamen. Beide Charaktere fangen mit demselben Buchstaben an, gehören aber in eine andere Welt. Es war ziemlich nervig, wenn da plötzlich der falsche stand. Vom Autor erfuhr ich dann dass es da einen ziemlichen Zeitdruck gab. Schade.

Was mir auch aufgefallen ist: Oft baut man gerade beim Lektorat oder beim Korrigieren wieder neue Fehler ein. Wenn der Lektor zB. die gesammelten Korrekturen aller Testleser zusammenfügt, kommt es durchaus vor, dass dabei wieder neue eingebaut werden, ein Buchstabenverdreher drinnen ist, ein fehlender Buchstabe/fehlendes Wort usw. und das ist dann die Finalversion und sieht sich niemand mehr an.

Ich hatte auch schon einmal den Fall, wo selbstständig im Text geändert wurde, ohne die Änderungen zu markieren. Ich stolperte darüber, weil ein Charaktername von mir falsch geschrieben war, ich aber wusste, dass ich meinen Charakter nicht falsch schreibe. Ich sah nach und entdeckte, dass da einfach ohne Markierung umgeschrieben wurde. In diesem Fall ließ ich mir das Manuskript noch einmal nach allen Korrekturen zeigen, ehe ich es freigab. Da war dann das Vertrauen nicht mehr so gut, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.

Linda

#52
Zitatndererseits hat mich aber genau dieser Weg zu dem gemacht, was ich bin, als Mensch und Autorin. Er hat mir auch den Weg für die zukünftigen Romane geebnet und die Erfahrungen würde ich auch nicht missen wollen.

Es war dein individueller Weg, da bin ich der letzte, der das kritisiert.  Ich finde im Gegenteil den Hand zu "Karriere-Abkürzungen" in Form von Self publishing, Schreibbibeln und -Kursen bedenklich. Aber bei der heutigen "man kann alles lernen in 30 Tagen" und verSuperstarten Gesellschaft sollte es einen nicht wundern, dass solche Angebote boomen.
  Die einzigen Regeln beim Schreiben sollten die der Grammatik und Rechtschreibung sein. Alles andere funktioniert entweder, oder es funktioniert nicht. Und das sollte ein Autor tunlichst selbst für sich ausprobieren.

Zitat von: SabrinaQ am 03. Mai 2014, 09:09:57
Was mir auch aufgefallen ist: Oft baut man gerade beim Lektorat oder beim Korrigieren wieder neue Fehler ein. Wenn der Lektor zB. die gesammelten Korrekturen aller Testleser zusammenfügt, kommt es durchaus vor, dass dabei wieder neue eingebaut werden, ein Buchstabenverdreher drinnen ist, ein fehlender Buchstabe/fehlendes Wort usw. und das ist dann die Finalversion und sieht sich niemand mehr an.

das ist klassisch. Ich arbeite ja nun auch auf der anderen Seite des Schreibtischs (:darth:) und habe da gewisse Einblicke. Im Schnitt kommt für je 10 korrigierte Fehler 0, 5 - 1 Einarbeitungsfehler rein (von geübten Leuten. Die Quote von Ungeübten will ich gar nicht wissen). Auch das ist ein Grund, weshalb man bei der Fahnenkorrektur keine größeren Umstellungen machen soll, sondern nur knallharte Fehler behebt.
Dass bei einer Finalversion noch so viel gemacht wird, wundert mich etwas, ich kenne nur, das zuletzt die Verbesserungen des Korrekturlesers und die letzten Funde des Autors angepasst werden.
  Apropos Fahnenkorrektur: Ich lasse mir die Fahnen sowohl ausgedruckt, wie auch als Datei geben wenn möglich (letzteres jage ich ganz simpel durch die Rechtschreibprüfung), und stehe mit einem runden Dutzend Tippfehler eigentlich ganz gut da.
Auch hilfreich sind gute Freunde (und rasche Leser), die den Text noch nicht in zig Varianten kennen.

ZitatIch hatte auch schon einmal den Fall, wo selbstständig im Text geändert wurde, ohne die Änderungen zu markieren. Ich stolperte darüber, weil ein Charaktername von mir falsch geschrieben war, ich aber wusste, dass ich meinen Charakter nicht falsch schreibe. Ich sah nach und entdeckte, dass da einfach ohne Markierung umgeschrieben wurde. In diesem Fall ließ ich mir das Manuskript noch einmal nach allen Korrekturen zeigen, ehe ich es freigab. Da war dann das Vertrauen nicht mehr so gut, wie ihr euch sicher vorstellen könnt.
Nicht dokumentierte Änderungen sind eigentlich ein No Go. Die Freigabe sollte aus diesem Grunde immer erst ganz zum Schluss erfolgen.
Ärgerlich finde ich vor allem Fehler in Klappentexten, die das Marketing sich irgendwie aus dem Exposé zusammenkürzt, obwohl man selbst fehlerfreie Texte abgibt. (hier noch mal Darth hoch 2) Aber das ist wieder ein anderes Thema...

canis lupus niger

#53
Zitat von: Linda am 02. Mai 2014, 17:47:26
natürlich. Jede Übersetzung wird auch noch mal lektoriert und danach gibt es einen reinen Korrektur-Leseschritt. Aber die Arbeitsverdichtung gerade in den großen Verlagen hat enorm zugenommen, es gibt immer mehr Titel mit immer weniger Leuten, und nicht jeder kann das als Nebenverdienst-Job betreiben, und sich relativ Zeit nehmen.

Das war ja auch kein Vorwurf an die Lektoren und Korrektoren.  Aber (Personal-)Zeit ist Geld, und das wird vom Unternehmer natürlich gerne eingespart. Das kann in einem Verlag gar nicht anders sein, als in jedem anderen Wirtschaftsunternehmen auch. Aber wenn man ein Produkt, hier: ein Buch, teuer anbietet, mit dem Argument, dass dieses Produkt besser ist als das von Billiganbietern (hier: Self-Publisher, bzw. Dienstleister oder  DKZV), dann muss der teure Anbieter in die Herstellung seines Produktes auch entsprechend mehr investieren, als ein Billiganbieter das tut/täte/könnte. Nur dann ist der höhere Preis auch gerechtfertigt. Um konkret zu werden: Eine "Lied von Eis und Feuer"-Übersetzung vonBlanvalet MUSS für die 15 Euro je Paperback einfach besser lektoriert und korrigiert sein, als der Roman eines Self-Publishers. Da darf dann eben kein Student im Nebenjob dran sitzen, sondern man muss den Text von einem oder sogar mehreren (teuren) Germanisten (sorgfältig = viele Stunden = richtig teuer) lesen lassen. Die Einnahmen sollten diese Kosten rechtfertigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die paar tausend Euro, die ein erstklassiger Korrektur-Durchgang vielleicht kostet, den gesamten Gewinn eines neuen "Lied-von-Eis-und-Feuer"-Bandes aufzehren würden. Da bleibt für den Verlag bestimmt immer noch was bei über.

Wenn die Mövenpick-Restaurants ihre Zutaten beim Aldi einkaufen würden, eventuell sogar die abgelaufenen zum Sonder-Rabatt, und sie von ungelernten Aushilfskräften zusammenrühren ließen, würde kein Kunde einsehen, dass er für dieses Essen doppelt oder dreimal so viel bezahlen soll, wie im Imbiss. Jedes Unternehmen muss Gewinne machen, klar. Aber teure Produkte dürfen nicht nur teuer sein, um die maximale Gewinnspannen zu finanzieren, und Werbebudgets, die Konkurrenten aus dem Markt drängen können. Davon haben nämlich nicht die Kunden Vorteile, sondern nur die Unternehmen. Und warum sollten Kunden das dann bezahlen wollen?

SabrinaQ

Zitat von: Linda am 03. Mai 2014, 11:58:26
Nicht dokumentierte Änderungen sind eigentlich ein No Go.

Das dachte ich bis dahin auch. Ist mir aber auch nur das eine Mal passiert.

Zitat von: Linda am 03. Mai 2014, 11:58:26
Ärgerlich finde ich vor allem Fehler in Klappentexten, die das Marketing sich irgendwie aus dem Exposé zusammenkürzt, obwohl man selbst fehlerfreie Texte abgibt. (hier noch mal Darth hoch 2) Aber das ist wieder ein anderes Thema...

Ich hatte in der ersten Auflage meines Debüts einen Riesenfehler auf der Buchrückseite in der Überschrift des Klappentextes. Wunderschön und groß stand da in goldener Schrift: "Die magische Elfenköngin". Mann, da war ich zerstört. Das erste Mal das eigene Buch in Händen und dann das. Wurde für die nächsten Auflagen dann aber zum Glück ausgebessert.

Linda

Zitat von: canis lupus niger am 03. Mai 2014, 12:47:21
Um konkret zu werden: Eine "Lied von Eis und Feuer"-Übersetzung vonBlanvalet MUSS für die 15 Euro je Paperback einfach besser lektoriert und korrigiert sein, als der Roman eines Self-Publishers. Da darf dann eben kein Student im Nebenjob dran sitzen, sondern man muss den Text von einem oder sogar mehreren (teuren) Germanisten (sorgfältig = viele Stunden = richtig teuer)
[...] Jedes Unternehmen muss Gewinne machen, klar. Aber teure Produkte dürfen nicht nur teuer sein, um die maximale Gewinnspannen zu finanzieren, und Werbebudgets, die Konkurrenten aus dem Markt drängen können. Davon haben nämlich nicht die Kunden Vorteile, sondern nur die Unternehmen. Und warum sollten Kunden das dann bezahlen wollen?

das ist absolut richtig und legitim. Wenn mehr Kunden ihre Beschwerden an die richtige Adresse (Verlag) senden würden (ganz knapp mit den wichtigen Angaben: Buchtitel, Seitenzahl, Fehler, Preis, Unzufriedenheit) und ihren Unmut kundtun würden, dann würden die Verlage ja in Zugzwang geraten. Aber die meisten Menschen schlucken lieber ihren Groll und ärgern sich, statt Konsequenzen zu ziehen. Bücher einfach nicht mehr kaufen, ist keine lehrreiche Lektion für Verlage. Die hauen dann eher noch mehr raus, in der Hoffnung, den Geschmack der Leser wieder zu treffen.
Der einzelne Titel muss einen höheren Stellenwert erhalten.
Lektoren und Korrektoren wären dankbar, wenn sie mehr Zeit in Bücher und Textarbeit stecken können. Übersetzer könnten sich mehr Zeit nehmen, wenn die Programme nicht so dicht aufeinander folgten.  Buchhändler müssten nicht dauernd neu ein- und ausräumen, weil dauernd neue Titel drängen. Leser würden keine Berge ungelesener Bücher horten, dafür zeitig Nachfolgebände kaufen können...

Da folgt ein Rattenschwanz nach, aber der Kunde ist der König und muss seinen Willen deutlich machen.

Maria

Es würde dann etwas bewegen, wenn diese Beschwerden wirklich bis zu den Verantwortlichen vordringen würden. Aber bis ein Verlagsleiter eines großen Publikumsverlags auch nur einen Leserbrief in die Hand bekommt, sitzen noch andere Leute vor ihm, die empfangen, sortieren, löschen, weiterleiten oder ablegen.
Es müsste schon ein wirklich wirkungsvoller Protest von vielen Lesern zum gleichen Problem sein und die Gefahr bestehen, dass massiv öffentlich sichtbar Kritik geübt würde, dann vielleicht würde sich etwas bewegen.

Ich bin als Kunde in Restaurants so, dass ich nie einfach erdulde, was mir vorgesetzt wird. Das Essen muss mir so schmecken, wie es auf dem Teller serviert wird und ich beschwere mich immer, wenn Nudeln zu weich, die Sauce zu salzig usw... ist. Dafür meide ich kein Restaurant, auch wenn ich da mal nicht zu meiner Zufriedenheit gegessen habe. Jeder hat eine zweite Chance verdient.

SabrinaQ

Zitat von: Maria am 03. Mai 2014, 16:28:52
Ich bin als Kunde in Restaurants so, dass ich nie einfach erdulde, was mir vorgesetzt wird. Das Essen muss mir so schmecken, wie es auf dem Teller serviert wird und ich beschwere mich immer, wenn Nudeln zu weich, die Sauce zu salzig usw... ist. Dafür meide ich kein Restaurant, auch wenn ich da mal nicht zu meiner Zufriedenheit gegessen habe. Jeder hat eine zweite Chance verdient.

Offtopic, aber weil's gerade so gut passt:
Das ist bewundernswert, so etwas packe ich nie. Selbst wenn es grässlich ist und ich keinen Bissen runterbekomme, sage ich beim Abräumen immer noch mit einem gequälten Lächeln, dass es ganz toll war und ich nur keinen Hunger hatte  ::)
Mein Mann hingegen haut sofort auf den Tisch und ich schäme mich dann immer ganz fürchterlich und werde auf meinem Stuhl immer kleiner. Meistens kann ich mich gerade noch zusammenreißen, um mich nicht zu entschuldigen.
Einmal im Eissalon warteten wir über eine Stunde auf unser Eis und als es dann endlich serviert wurde, fragte mein Mann: "Waren Sie die Erdbeeren erst im Wald pflücken"? Ich trete ihn dann immer unter dem Tisch, weil mir das so peinlich ist.

Da fällt mir ein, dass ich neulich ein Video von Christoph Waltz über die Unterschiede von Österreichern und Deutschen gesehen habe. Die Deutschen sagen angeblich immer direkt, was sie meinen, auch wenn's noch so hart ist. Die Österreicher sind hingegen immer freundlich, aber meistens meinen sie es nicht so.
Ich falle da wohl wirklich ins Klischee  ::)

Daher bin ich auch so froh, einen Agenten zu haben. Ich wäre für alle Verlage ein gefundenes Fressen und würde mich ordentlich über den Tisch ziehen lassen, nur weil ich mich nicht traue, den Mund aufzumachen. Mittlerweile ist es schon etwas besser geworden, aber anfangs nahm ich auch alle Vorschläge bei Lektoraten an, weil ich mich gar nicht traute, da gegen den erfahrenen Lektor zu sprechen. Mittlerweile, wenn ich von etwas überzeugt bin, stehe ich schon dafür ein. Das ist halt ein Reifeprozess.

Linda

#58
Zitat von: Maria am 03. Mai 2014, 16:28:52
Es würde dann etwas bewegen, wenn diese Beschwerden wirklich bis zu den Verantwortlichen vordringen würden. Aber bis ein Verlagsleiter eines großen Publikumsverlags auch nur einen Leserbrief in die Hand bekommt, sitzen noch andere Leute vor ihm, die empfangen, sortieren, löschen, weiterleiten oder ablegen.
Es müsste schon ein wirklich wirkungsvoller Protest von vielen Lesern zum gleichen Problem sein und die Gefahr bestehen, dass massiv öffentlich sichtbar Kritik geübt würde, dann vielleicht würde sich etwas bewegen.

der Verlagsleiter ist da natürlich der falsche Adressat. Das wäre so, als würde ich wegen eines fehlenden Verkehrsschildes in meiner Wohnstraße die Bundeskanzlerin abkanzeln.
  Ansprechpartner solcher Leserbriefe sind auch nicht die Lektoren, die würde ich an's Marketing senden. Das ist die Abteilung im Verlag, die am meisten auf Außenwirkung guckt. Die merken schon, wenn sich diverse Leute beschweren (und sei es nur über Facebook oder eine ähnliche Quelle) und die würden das dann auch irgendwann weiterleiten.  Beschwert man sich beim Buchhändler (und zwar in Massen, ohne natürlich diese zur Verantwortung zu ziehen) bekommen das bei genug Meckereien auch die Verlagsvertreter mit.
  Man muss eine Verbindung herstellen zwischen Kaufverhalten und Meinung. Also z.B. androhen, keine weiteren Bücher der Reihe zu kaufen, wenn sich das Fehlerverhältnis nicht spürbar bessert, und mit der Umsetzung auch ein Jahr oder mehr warten, denn solange werden die Programme locker im Vorraus geplant. Aber nicht einfach nur irgendwann nicht mehr kaufen oder auf Englisch ausweichen . 
  Fantasy (incl. aller Varianten) ist kein Schmuddelkind mehr, sondern eine ernstzunehmende Größe. Sie wird aber in den Verlagen oft genug noch wie ein Kellerkind behandelt und abgefertigt. Schlechte und sexistische Cover wie in den Siebziger-Jahren lässt sich heute auch kein Fantasy/SF-Leser mehr bieten (mit sehr wenigen, bewusst trashigen, Ausnahmen). Schreibfehler und sinnentstellender Stil gehen da noch deutlich eine Ebene höher. Wer geübte Leser will, der muss qualitätvolle, oder doch wenigstens den Standards entsprechende Literatur bieten.

Zit

Ich denke mir aber, dass den Marketingleuten im Verlag durchaus klar ist, dass es irgendwo nicht weit her sein kann mit der Qualität bei den Massen, die viele Verlage im Monat raushauen. Aber eben diese Masse macht's auch. *Groschen in's Phrasenschwein wirft* Die schaufeln sich ihr eigenes Grab im vollen Bewusstsein und reden sich selbst ein, dass sie nur Blumen pflanzen wollen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt