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Wie detailliert beschreibt ihr (spezielle) Hobbys?

Begonnen von DEckel, 02. August 2012, 16:30:25

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DEckel

Hallo Tintenzirkler!

Ich habe grade ein kleines Problem mit meinen Betalesern und frage deswegen mal nach euren persönlichen Erfahrungen.

Wie genau beschreibt ihr Hobbys, besonders speziellere, die vielleicht nicht jedem geläufig sind?
Oder behaltet ihr die Hobbys eurer Charaktere für euch? Wählt allgemein geläufige wie Schach spielen?

Um kurz zu zeigen in welche Richtung meine Frage abzielt:
Einer meiner Protas trainiert Kendo. Dass er das tut ist wichtig für den Plot, wie er das tut nicht wirklich.
Ich habe mich deshalb dazu entschlossen die Beschreibung des Sports möglichst kurz zu halten, in der Hoffnung trotzdem genug zu schreiben dass jemand der noch nie davon gehört hat, danach ein Bild im Kopf hat.

Für deutschsprachige Fantasy ist der Betaleserpool hier in Irland leider relativ eingeschränkt, deswegen habe ich nur drei Leute die diese Szenen bisher gelesen haben.
Meine Frau versteht durch mich genug von Kendo um auch mit der kurzen Beschreibung klar zu kommen.
Ein Freund der mit mir trainiert hätte am liebsten ein Buch von mir in dem jeder einzelne Schritt und jede Technik kommentiert wird, und ein weiterer Freund scheint damit klar zu kommen, wobei ich von ihm selten mehr Rückmeldung als 'wann gibt es mehr zu lesen?' bekomme ;)

Ich hoffe ihr habt ein paar interessante Erfahrungsberichte, vielleicht kann/muss/sollte ich den Part ja noch ein bisschen ausbauen  ::)

Vielen Dank für eure Hilfe! 


Serafina

#1
Hallo DEckel!

Ich selbst war zwar noch nicht in einer solchen Situation, aber wenn ich ein spezielles Hobby beschreiben müsste, würde ich versuchen einen Mittelweg zu finden. Ich würde so viel beschreiben, dass eine Laie sich ein grobes Bild davon machen könnte, aber auch nicht zu sehr ins Detail gehen, weil das für einige Leser schnell langweilig werden könnte. Wenn man es geschickt macht und die Details auf interessante und unterhaltsame Weise rüberbringen kann, dürfen es auch gerne genauere Beschreibungen sein, aber übertreiben würde ich es damit nicht.
Man kann es natürlich auch nicht jedem recht machen, aber ich persönlich bräuchte es nicht, dass jeder einzelne Schritt und jede Technik kommentiert wird. ;)

Alana

#2
Das ist sehr schwierig zu beurteilen, ohne die Szenen gelesen zu haben. Generell ist sicher weniger mehr, außer du kannst es auf spannende Art und Weise in die Geschichte einbauen.

Hobbys, die nicht wichtig für die Geschichte sind, erwähnte ich höchstens in einem Nebensatz oder sie haben vielleicht Einfluss auf den Charakter des Charakters, dann kommen sie durchaus auch zur Sprache. Wenn das Hobby wichtig ist, versuche ich, es so in den Alltag des Protas einzubinden, dass der Leser das von alleine merkt (zum Beispiel, indem der Prota etwas auf eine bestimmte Art kommentiert oder mal einen Satz darüber verliert) und auf die Art versuche ich auch, dem Leser ein paar Infos zu geben.
Alhambrana

Arcor

Ich würde nur so viel über den Sport vermitteln, wie für die Geschichte notwendig ist. Wenn es eine Bedeutung für einen späteren Punkt der Geschichte hat (weil der Prota es da z.B. genau so wieder anwenden muss), kann eine Beschreibung von Schrittfolgen etc. durchaus sinnvoll sein. Wenn die Figur durch ihr Hobby auf eine bestimmte Weise denkt, bestimmte Verhaltensmuster an den Tag legt, dann sollte man auch alle Infos, die zum Verständnis nötig sind, einstreuen. Aber eben auch nicht mehr. Wenn das Hobby keine tiefergehende Bewandnis für den Ablauf der Handlung hat, kann man Informationen ruhig sparsam streuen.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

sirwen

Wenn es für den Plot nicht relevant ist, würde ich auch nur so wenig wie möglich erwähnen. Im Zweifelsfall, wenn es den Leser so brennend interessiert, was es denn genau ist, kann er das ja immer noch googeln. Eine Möglichkeit, trotzdem eine etwas detailliertere Beschreibung einzubauen, wäre vielleicht eine Trainingseinheit, wenn das auch den Prota charakterisiert. Das wäre ja nicht Info-Dump, sondern würde unter Umständen zeigen, wie er denkt und handelt.

DEckel

Ok, das sind ja relativ einheitliche Meinungen und es deckt sich auch recht gut mit dem was ich gemacht habe.

Aber mal losgelöst von meinem Beispiel, hat jemand von euch Erfahrungen mit den Hobbys von Charakteren?
Oder haben eure Charaktere einfach keine Hobbys? (Ist ja z.B. in einem typischen High-Fantasy Setting durchaus realistisch dass man so damit beschäftigt ist sein Überleben zu sichern dass für nichts anderes Zeit bleibt)

Ich hatte das Gefühl dass man damit grade bei einer Geschichte in unserer Welt noch ein wenig mehr Realismus reinbringen kann.

Das hat mich eigentlich noch mehr interessiert als mein eigenes Beispiel, da habe ich die Frage wohl schlecht formuliert  :pfanne:

Sprotte

Meine Heroics-Helden haben eher seltener Hobbys.
Aber einen Helden mit Hobby kann ich bieten: Sammelwut alles Antike betreffend, ganz besonders Bücher. Der Schatz lebte seit 600 Jahren und hat ganze Klosterbibliotheken in seine eigene überführt. Handlungsrelevant war es auch, da er alle diese Bücher (mehrfach) gelesen hat und deswegen ungemein viel zu allen möglichen und unmöglichen Themen weiß. Und oft genug mit einem vagen "ich weiß, daß ich das Buch habe, ich meine, es war in braunes Leder gebunden und stand etwa ... da?" auf Büchersuche geht.

Alana

Ich schreibe Romantasy mit Setting im hier und jetzt und wenig Fantasy. Da haben meine Protas natürlich schon Hobbys. In "Verflucht" spielt das Hobby der Prota sogar eine sehr große Rolle, ist essentiell für die Handlung. In den anderen Büchern dient es meistens lediglich dazu, den Charakter besser darzustellen und dreidimensionaler zu gestalten. Eine meiner Protas hat übrigens tatsächlich kein Hobby, mit Absicht, um zu verdeutlichen, was für ein Workaholic sie ist.
Alhambrana

Fianna

Zitat von: DEckel am 02. August 2012, 18:49:49

Oder haben eure Charaktere einfach keine Hobbys? (Ist ja z.B. in einem typischen High-Fantasy Setting durchaus realistisch dass man so damit beschäftigt ist sein Überleben zu sichern dass für nichts anderes Zeit bleibt)
Dad irritiert mich jetzt aber. Haben nicht die Hobbits ein Hobby?
Und ist dieses Fantasy-Gras was ein paar von den Kleenen so gerne rauchen, nicht auch eine Art Hobby?

Cairiel

#9
Zitat von: DEckelAber mal losgelöst von meinem Beispiel, hat jemand von euch Erfahrungen mit den Hobbys von Charakteren?
Oder haben eure Charaktere einfach keine Hobbys? (Ist ja z.B. in einem typischen High-Fantasy Setting durchaus realistisch dass man so damit beschäftigt ist sein Überleben zu sichern dass für nichts anderes Zeit bleibt)
Ich erfinde gerne mal eigene Sportarten zum Zeitvertreib für meine Charaktere, wobei ich diese so wenig wie möglich beschreibe. Sprich: Der Leser soll sich etwas vorstellen können (und wenn seine Vorstellung mit dem von mir gemeinten nicht ganz übereinstimmt, ist es auch nicht so schlimm - hauptsache, er hat ein Bild vor Augen), aber meine Geschichte soll nicht zur Hälfte eine Abhandlung über diesen Sport werden. Gerade bei Kampfsportarten beschreibe ich wirklich nur ganz grob: Es ist eine Kampfsportart, die machen da Bewegungen mit Armen/Beinen, feilen an Stellungen/Kicks/Schlägen/Hieben und das wars dann. Bei anderen Sportarten beschreibe ich die Hilfsmittel, die man braucht und Besonderheiten wie "sehr aggressives Verhalten der Spieler" oder dergleichen.

Ein gutes Beispiel dafür ist meiner Meinung nach in "Die Furcht des Weisen" von Patrick Rothfuss zu finden. In dem Buch lernt der Protagonist eine Kampfkunst und der Autor findet dabei ein in meinen Augen angenehmes Maß an Beschreibung. Man hat ausgezeichnetes Kopfkino, aber es wird (wenn ich mich recht erinnere) nicht jede Bewegung einzeln gezeigt.

Wenn jemand gerne ein erfundenes Karten- oder Brettspiel spielt, erwähne ich einfach dessen Namen, welche Art von Spiel es ist und eventuelle Merkmale, die ich für den Verlauf der Geschichte brauche, wie den Hintergrund des Spiels oder dergleichen.

In meinem neuesten Projekt ist der Prota damit beschäftigt, sein Land (mit) zu retten, hat also neben dem Pläneschmieden und seinem Doppelleben und seinem mentalen wie physischen Training und am Rande seine Familie tatsächlich keine Zeit für Hobbys. Freizeitbeschäftigungen kommen bei mir tatsächlich nur in Werken vor, in denen gerade eine (Schein-)Friedenszeit ist.

Erdbeere

Hm, so richtige Hobbies haben meine Protas teilweise schon, aber die werden ausser auf dem Charakter-Sheet, welches ich mir zu Beginn anlege, nirgends erwähnt, solange dieses Hobby nicht relevant ist für den Plot. Wenn eine Figur gerne Poker spielt, so lasse ich sie in einer Szene eine Runde Poker spielen - sturzbetrunkenen Strippoker, wenn es sein muss. :darth: Show, don't tell.

Mein aktueller Prota ist ein Geek. Er lebt sein Hobby quasi. Was ziemlich anstrengend sein kann, weil er ständig Filme und Serien zitiert und ich aufpassen muss, dass die Zitate auch stimmen. :d'oh: Es ist nicht wirklich relevant für den Plot, aber für den Charakter und seine Entwicklung, für seine soziale Interaktion mit den anderen Figuren.
Sein aktueller Anta liebt Dante's Inferno und das ist plotrelevant. Ich kämpfe mich immer noch durch das Buch...

DEckel

#11
Super, das sind genau die Antworten nach denen ich gesucht habe, danke!

Jetzt fühle ich mich schon wesentlich sicherer in der Art wie ich den Sport beschrieben habe  :)

Und dass das Hobby die Art zu sprechen verändern kann... Vielversprechende Idee  :jau:


Ich habe zwar meine Antworten, aber ich hoffe es ist in Ordnung für die Mods wenn ich das Thema noch ein bisschen offen lasse.
Vielleicht meldet sich noch der ein oder andere zu Wort und bringt noch eine neue Sichtweise ein :)