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Wieder richtig einsteigen. Wie?

Begonnen von rogoberlin, 30. Januar 2012, 10:41:01

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rogoberlin

Hallo zusammen,

vielleicht kennt ihr folgendes Problem. man hat mit Eifer seine Geschichte angefangen zu schreiben, und bekommt (aus welchen Gründen auch immer) eine länger anhaltende Schreibblockade. Wie steigt man bei der Wiederaufnahme seiner Schreiberei wieder richtig ein ? Die Blockade dauerte fast 6 Monate an.

Ich habe mir extra aus teils beruflichen, aber mehr aus privaten Gründen, einen neuen Laptop angeschafft, weil ich dann bei Bedarf, schreiben kann, egal wo ich mich gerade aufhalte. Meine Geschichten befinden sich auf der Platte, also sind immer präsent.

Im Grunde, wollte ich mir meine aktuelle Geschichte wieder von Anfang an durchlesen. Sie ist noch recht klein, 50 Seiten. Jedoch stellte ich fest, das ich dennoch nur die letzten Absätze rasch durchflog und einfach weiterschrieb.
Allein der Umstand, das ich kurz vor der Blockade schon 15 Seiten mehr auf meinen Apple Macbook verfasst hatte, diesen aber aus Frust (private Probleme) schlicht verkauft hatte und ich nun versuche dessen Inhalt wieder ins Gedächtnis zu rufen, macht mich ungeduldig. Bekommst du das geschriebene wieder so hin, wie du es geschrieben hast, sind dann meine Gedanken.

Wie auch immer. Wer hat solche Erfahrung schon gemacht und wie seid Ihr damit umgegangen?

Freue mich auf Antworten...
lieben Gruss aus der Frostzone Berlin (wow, es ist kalt)...Roy


Ary

Ich würde alles von vorn durchlesen. Und dann nochmal und während des durchlesens vielleicht schon einige kleine Überarbeitungen vornehmen oder Szenen ergänzen, die vielleicht fehlen. So bin ich bisher immer gut wieder in Projekte reingekommen, die ich eine Weile nicht angefasst habe.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Arcor

Ich stimme Aryana zu. Beim Lesen lernst du deine Geschichte wieder kennen und weißt genau, was du alles geschrieben hast und auch, wie du es geschrieben hast. Und du merkst auch direkt, was dir inzwischen vielleicht nicht mehr so gut gefällt, wo du was wegnehmen kannst oder wo noch etwas hinzumuss.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Malinche

Zitat von: rogoberlin am 30. Januar 2012, 10:41:01
lieben Gruss aus der Frostzone Berlin (wow, es ist kalt)...Roy

Hey! Aber die Sonne scheint. Zumindest im Wedding. ;)

Durchlesen klingt für mich auch nach einer sinnvollen Lösung. Je nachdem, was du für ein Schreibertyp bist, könnte auch Plotten helfen - also dir ein Konzept machen, wie es weitergehen soll. Eventuell auch nur für einige Kapitel. In deinem Fall könnte es auch eine Zusammenfassung dessen sein, was auf den 15 verlorenen Seiten stand - sinngemäß, nicht wörtlich. Vielleicht fallen dir dann auch noch andere und zusätzliche Sachen ein, die mit reingehören, sodass du das Verlorene zwar nicht rekonstruieren kannst, aber letzendlich ausführlicher, runder und besser neu schreibst?

Mir hat Plotten nach mehrjährigem Nichtschreiben sehr geholfen, wieder in den Fluss zu kommen. Eine andere Sache war das regelmäßige Schreiben. Aber auch da tickt natürlich jeder anders.

Auf jeden Fall versuchen, sich nicht zu sehr in den Frust über die "verlorenen Seiten" zu steigern. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Runaway

Ich hab das letztens auch gehabt - nicht mit derselben Story, aber mit derselben Reihe. Ich hatte ganz arge Zweifel, daß ich denselben Tonfall wieder treffe und an alle Ereignisse aus den vergangenen Geschichten denke usw. ...
Und deshalb bin ich da auch hingegangen und hab angefangen, ganz von vorn zu lesen, bis ich hinten weitergeschrieben habe.
Allerdings kann es auch gut und gern sein, daß das gar nicht zwingend nötig ist. Ich hab die einzelnen Teile in einer umgekehrten Reihenfolge geschrieben und so kam es, daß ich zwei aufeinanderfolgende Texte mit einem Abstand von einem halben Jahr verfaßt hab.
Das merkt man, wenn man die jetzt liest, überhaupt nicht. Möglicherweise hat es mich auch gerettet, daß ich zuvor den Anfang der zweiten Geschichte schon geschrieben hatte und da nur weitermachen mußte. Das liest sich jetzt alles wie aus einem Guß.
Kann klappen, muß aber nicht. Zur Sicherheit würde ich alles noch mal lesen. 50 Seiten sind ja kein Ding!
Und was die 15 verlorenen Seiten angeht: Ja, das Ärgernis kenn ich - man kriegt es nicht mehr so hin, wie es mal war. Also ich nicht. Wenn ich versuche, solche verlorenen Sachen neuzumachen, versuche ich nicht, 1:1 zu rekonstruieren, was ich mal gemacht hatte, sondern ich konzentriere mich auf das, was ich sagen wollte. Dann kommt da zwar vielleicht ein neuer Text bei raus, aber der ist dann auch gut!

rogoberlin

#5
Danke erst einmal für die Antworten.

Ich denke jetzt auch, ich sollte mir alles noch mal durchlesen. Vielleicht stoße ich auch dann auf Ungereimheiten oder halt inhaltliche Fehler.
Nun der Plot steht im ganzen, die Geschichte muss ich halt allmählich mal zu Ende schreiben. Obwohlich das manchmal garnicht klappt, weil mir beim schreiben meist noch neue Personen und Handlungen einfallen. Aber das ist normal.

Zitat von: Malinche am 30. Januar 2012, 12:24:36
Hey! Aber die Sonne scheint. Zumindest im Wedding. ;)

Ja malinche, habe ich auch bemerkt. Wohne auch im Wedding  ;D

Zitat von: Dani am 30. Januar 2012, 13:08:28
Und was die 15 verlorenen Seiten angeht: Ja, das Ärgernis kenn ich - man kriegt es nicht mehr so hin, wie es mal war. Also ich nicht. Wenn ich versuche, solche verlorenen Sachen neuzumachen, versuche ich nicht, 1:1 zu rekonstruieren, was ich mal gemacht hatte, sondern ich konzentriere mich auf das, was ich sagen wollte. Dann kommt da zwar vielleicht ein neuer Text bei raus, aber der ist dann auch gut!

Genau das meinte ich. Aber ok, aus einer ehemals guten Textpassage kann auch eine bessere werden.


Danke für all die Hilfestellungen und Erfahrungswerte...lieben Gruss...Roy

Maran

Mir hat es immer geholfen, das bereits Geschriebene noch einmal abzuschreiben und dabei zu überarbeiten, bei längeren Texten auch laut lesen.

Söfchen

Ich kann mich den anderen nur anschließen. Auch ich hatte, meistens aus zeitlichen Grüden, längere Schreibpausen. Es hat mich zwar genervt, jedes Mal wieder alles von vorne durchzulesen, aber es hat sich gelohnt, weil mir ersten einige Unklarheiten aufgefallen, zweitens ich Teile gelesen habe, an die ich mich gar nicht mehr erinnern konnte  ;D und drittens mir noch ganz neue Ideen eingefallen sind. Die Mühe lohnt sich also!  :)

Hier ist es übrigens auch total kalt, aber wir haben leider keine Sonne... :-\

Aphelion

Sich den Text nochmal durchzulesen, finde ich auch hilfreich, da kann ich mich allen anderen nur anschließen. Mir persönlich hat es dabei besonders geholfen, den Text auszudrucken und am Rand Notizen zu machen: Korrekturen, Andeutungen, Ideen wie einzelne Handlungsstränge weitergeführt werden könnten usw.
Aber das hat auch schonmal nicht gereicht. Dann habe ich alle Szenen aufgelistet, die ich bislang habe, mit einer kurzen Inhaltsangabe. Und mich gefragt, was das alles überhaupt soll, wo ich hin will - worum geht es eigentlich? Was will ich transportieren?
Bei meinem in dieser Hinsicht schlimmsten Projekt war es so, dass mir ziemlich am Anfang entscheidende Charaktere gefehlt haben. Und damit auch Szenen, Hintergrundinformationen usw. Vielleicht ist es ja bei dir ähnlich? Manchmal streikt der Kopf, weiterzudenken, bevor nicht der Anfang vollständig ist. Wenn die Brücke ein Loch hat, will man nicht gerne weiter gehen. Also bildlich gesprochen. :)

Rosentinte

Hallo rogoberlin,

Vor genau diesem Problem stand ich vor wenigen Wochen auch: Ich hatte den Roman, an dem ich gerade schrieb, unterbrochen, um am NaNo teilzunehmen. Im Dezember schrieb ich dann kaum etwas, sodass ich im Januar nach 2,5 Monaten Schreibpause wieder einsteigen musste. Das mag nicht viel klingen, aber dadurch, dass ich in diesen Monaten gar nicht an den Roman gedacht hatte (sondern an den NaNo, Schule etc.), hatte ich auch keine Ahnung mehr, worum es ging.
Ich denke, wichtig ist nicht nur, sich das bereits Geschriebene durchzulesen. Wichtig ist vor allem, dass man wieder "in die Stimmung" kommt, die man in dem Roman wiedergeben möchte. Ich konnte dazu meine detaillierte Vorarbeit (Plot, Charakterbögen) nutzen. Vielleicht hilft es dir, wenn du dir diese Sachen (neu) erarbeitest. Was auch helfen könnte, wäre eine Playlist mit passenden Liedern zu erstellen.
Wichtig ist, meiner Meinung nach, zu spüren, welche Stimmung in dem schon Geschriebenen transportiert ist, und wie man diese wieder aufnehmen kann (oder ob man das überhaupt will).

LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Sanjani

Ich will ja nicht motzen, aber gehört so was nicht eher in den Bereich Workshop?

Ich bin ansonsten auch der Leser, der alles noch mal durchliest, ggf. auch bereits bestehende Notizen dazu, wie es weitergehen soll. Und wenn ich zum Schreiben eine bestimmte Musik gehört habe, muss die oft auch wieder herhalten, damit ich in die richtige Stimmung komme.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Dämmerungshexe

Ich versuche des öftern mal ohne "wieder rein lesen" auszukommen - ich schreib dann einfach das auf, was mir im Kopf hängen geblieben ist. Ich geh von der Annahme aus dass das nur das wirklich Wichtige ist ...
Wenns dann an die Ausarbeitung geht ziehe ich die alten Texte schonnochmal zu Rate, gerade bei gelungenen Formulierungen. Ansonsten lass ichs auch gerne einfach fließen und schau welche neue Wendung die Geschichte dabei nimmt.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Nirathina

Hallo rogoberlin,

sich alles noch mal durchzulesen ist durchaus legitim  ;D  Ich persönlich würde nach einer so langen Schreibblockade vermutlich alles löschen und noch mal von vorne anfangen; aber das läge daran, dass ich, wenn ich längere Zeit nicht mehr an etwas arbeite, damit unzufrieden werde und es mir wie blanker Unsinn vorkommt  :d'oh:

Ich weiß ja nicht, wie du arbeitest (also ob mit Notizen, detailliertem Plotbild und Charakterbogen etc.), aber da würde ich dir auch vorschlagen, dich da noch mal umzusehen, um die Stimmung wiederzufinden, wie es bereits erwähnt wurde.

Die allerletzte Variante wäre dann - alles weg und neu. Die allerletzte, wohlgemerkt. Und meine bevorzugte  ::)

Lieben Gruß,
Nirathina