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Wenn die Ideologie des Autors Einfluss auf die Kaufentscheidung seiner Werke hat

Begonnen von Nirahil, 02. Dezember 2013, 11:57:22

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Luna

Zitat von: Grey am 03. Dezember 2013, 12:36:24
Und egal wie lecker ich Barilla-Nudeln auch finde, ich muss wirklich nicht auf gute Pasta verzichten, wenn ich mich dann entscheide, diese Marke nicht mehr zu konsumieren. ;)
Das kann ich mit der Buttermilch von Müller nicht. Der Typ soll ja auch der NPD angehören und noch so einiges anderes mit diesem Unternehmen im Argen liegen. Nur, ich LIEBE Buttermilch und bisher habe ich noch keine Marke gefunden, die mir annähernd so gut schmeckt. [/OT]

Leann

Bisher habe ich es so gehalten, meist unbewusst, dass ich schon rein aus Unlust keine Bücher von Autoren lesen wollte, die mir persönlich aus welchen Gründen auch immer unsympathisch waren. Das hätte mir das Lesevergnügen verdorben. Allerdings ist mir in den meisten Fällen nichts über die Autoren bekannt. Mir fehlen Zeit, Lust und in vielen Fällen sicher auch die Möglichkeiten, mich jedes Mal, bevor ich ein Buch lese oder einen Film ansehe, mich über die Hintergründe und Ansichten der Beteiligten zu informieren. Bekomme ich zufällig etwas mit, das mir nicht gefällt, verzichte ich aus dem o.g. Grund auf das Lesen oder Filmsehen, aber nicht, um den Autor zu maßregeln oder ein Zeichen zu setzen oder weil ich mich mal wieder politisch korrekt verhalten will, sondern weil mir das einfach die Freude verdirbt und ich mich vermutlich auch nicht auf das Buch/den Film konzentrieren könnte, weil ich mich über den Autor aufrege.
Was mir allerdings zu weit geht: Ich kann mich nicht auch noch darum kümmern, was die Autoren mit ihrem Geld anstellen. Das weiß man doch nie. Vielleicht spendet der Autor für etwas, das mir nicht gefällt. Oder der Autor kauft Barilla oder Müller Milch oder sonst etwas, was ich nicht gutheiße. Wenn ich jetzt danach gehen würde, müsste ich konsequenterweise von jedem von mir gelesenen Autor eine Aufstellung seiner Ausgaben verlangen und erst, wenn ich mit allem einverstanden bin, das Buch kaufen. Nee. Das kann es doch wohl nicht sein. 

Ludovica

Zitat von: Leann am 03. Dezember 2013, 13:21:01
Was mir allerdings zu weit geht: Ich kann mich nicht auch noch darum kümmern, was die Autoren mit ihrem Geld anstellen. Das weiß man doch nie. Vielleicht spendet der Autor für etwas, das mir nicht gefällt. Oder der Autor kauft Barilla oder Müller Milch oder sonst etwas, was ich nicht gutheiße. Wenn ich jetzt danach gehen würde, müsste ich konsequenterweise von jedem von mir gelesenen Autor eine Aufstellung seiner Ausgaben verlangen und erst, wenn ich mit allem einverstanden bin, das Buch kaufen. Nee. Das kann es doch wohl nicht sein.

Brauchst du nicht. Leute, die so extrem in diesen Organisationen mitmischen, posaunen das heraus. (Eben wie Card, der ein Vorstandsmitglied der National Organisation for Marriage war, und daraus hat er nie ein Geheimnis gemacht.)

Wenn ein Autor clever genug ist, seine Ansichten zu verstecken, dann wird ihm wohl bewusst sein, dass sie in der Öffentlichkeit nicht gut ankommen. Da kann man dann eh nichts machen, und der Schaden ist natürlich auch geringer, weil seine Meinung nicht die Meinung anderer Leute beeinflusst (vor allem eben von solchen, die vorher keine klare Meinung hatten, und dann auf die von ihrem Lieblingsautor aufspringen).

Und du kannst doch nicht ernsthaft aus dieser Diskussion herausgelesen haben, dass irgendjemand von dir verlangen würde, Autoren um ihren Ausgabenlisten zu bitten, oder? Das wäre eine sehr kreative Auslegung hier.

Leann

 ;) Aus dieser Diskussion habe ich überhaupt nicht herausgelesen, dass jemand etwas von mir verlangt. Ich wollte nur etwas überspitzt meine eigene Meinung dazu ausdrücken.

HauntingWitch

Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 12:57:40
Und egal wie lecker ich Barilla-Nudeln auch finde, ich muss wirklich nicht auf gute Pasta verzichten, wenn ich mich dann entscheide, diese Marke nicht mehr zu konsumieren.

Ich finde ehrlich gesagt, dass der Vergleich ein wenig hinkt, nichts für ungut, Grey. ;) Gerade bei Nudeln kann man ohne Weiteres ein gleiches Produkt von gleicher Qualität von jemand anderem bekommen. Aber bei Büchern oder Musik ist das nicht möglich. Natürlich gibt es noch tausend andere, ebenfalls tolle Bücher. Aber genau dieses Buch bzw. diese Reihe gibt es nur ein einziges Mal auf der Welt und nur dieser Autor kann genau diese Stimmung transportieren, wegen der ich sein Werk so liebe.

Ich bin nun aber auch zu der Einsicht gekommen, dass es einen wesentlichen Unterschied macht,
ob ich lediglich ein Werk von jemandem geniesse, dessen Ansichten mir aus irgendwelchen Gründen persönlich gegen den Strich gehen
oder ob ich jemanden durch den Kauf seines Werkes indirekt darin unterstütze, anderen Leuten ihre Rechte und Freiheit absprechen zu wollen. Sofern ich davon weiss, natürlich.

Und es kommt durchaus vor, dass die Wertvorstellungen des Künstlers bewusst oder unbewusst ins Werk miteinfliessen, muss aber nicht zwangsläufig so sein.

Ludovica

Zitat von: Leann am 03. Dezember 2013, 13:41:20
;) Aus dieser Diskussion habe ich überhaupt nicht herausgelesen, dass jemand etwas von mir verlangt. Ich wollte nur etwas überspitzt meine eigene Meinung dazu ausdrücken.

Das Problem beim Überspitzen ist, dass du damit indirekt Leuten unterstellst, dass sie das so gemeint haben. Wodurch die Diskussion leider oft ins Lächerliche gezogen wird.

Und das geht nicht persönlich gegen dich, Leann, das ist leider eine Diskussionstaktik, die sehr viele Menschen anwenden und die ich einfach so nicht in Ordnung finde  :-\

Leann

Verstehe ich nicht. Ich habe damit niemanden zitiert, mich auf niemanden vorher bezogen und lediglich meine eigenen Gedanken zum Ausdruck gebracht. Daher ist mir nicht ganz klar, wie ich damit jemanden hier lächerlich machen kann. Das war jedenfalls nicht meine Absicht. Aber ich sehe ein, dass ich meine (selbst)ironische Art in Diskussionen im Internet besser zügeln sollte. Offenbar kommt es ja da doch schnell zu Missverständnissen.
Aber genug OT, ich finde es nämlich sehr interessant, wie andere mit der ganzen Sache umgehen und wie unterschiedlich und doch ähnlich die Herangehensweise ist. Wahrscheinlich würde ich nämlich auch kein Buch ausleihen statt kaufen, wenn mir die Ansichten des Autors gegen den Strich gehen. Für mich ist nämlich schon allein beim Lesen der Genuss vorbei, egal ob ich den Autor unterstütze oder nicht.

Grey

Zitat von: HauntingWitch am 03. Dezember 2013, 13:46:07
Ich finde ehrlich gesagt, dass der Vergleich ein wenig hinkt, nichts für ungut, Grey. ;) Gerade bei Nudeln kann man ohne Weiteres ein gleiches Produkt von gleicher Qualität von jemand anderem bekommen. Aber bei Büchern oder Musik ist das nicht möglich. Natürlich gibt es noch tausend andere, ebenfalls tolle Bücher. Aber genau dieses Buch bzw. diese Reihe gibt es nur ein einziges Mal auf der Welt und nur dieser Autor kann genau diese Stimmung transportieren, wegen der ich sein Werk so liebe.

Ich finde, der Vergleich hinkt überhaupt nicht, aber nichts für ungut. ;) Denn das ist es eben, was ich meinte: Jeder muss seine Grenzen und Gewichtungen da für sich selbst bestimmen. Natürlich ist das stark abstrahiert, aber ich kann dir versichern, dass Barilla unter Garantie ein hochgeheimes Pastarezept hat, das Barillanudeln ebenso einzigartig macht wie die Bücher eines bestimmten Autors. Wenn du sagst, für dich fallen Unterschiede zwischen Nudelmarken nicht so sehr ins Gewicht, heißt das nicht, dass ein Feinschmecker oder Spitzenkoch das auch so sieht (auch wenn man, da hast du natürlich recht, sein Herz vermutlich nicht so sehr an eine Nudel hängt wie an ein Buch - aber lies doch noch mal, was Luna zum Thema Buttermilch von Müller sagt. Ihr Argument klingt doch deinem ganz ähnlich, oder? ;)).
Es sei jedem belassen, zu entscheiden, ob er trotz des Hintergrundwissens über den Erzeuger eines Produkts das Produkt weiterhin konsumiert. Aber ich finde nicht, dass es generell eine Rolle spielt, um was für ein Produkt es dabei geht. Das kommt einem bei Büchern und Musik nur schon mal eher so vor, weil wir eben dazu neigen, eine emotionale Bindung zu Kunst herzustellen. Und trotzdem: Auch in der Kunst gibt es mehr als genug Alternativen, wenn man einen Künstler eben nicht mehr unterstützen möchte. Emotionen hin oder her.

Djamena

Um nochmal auf Orson Scott Card zurückzukommen. Ich habe gerade einen Artikel von ihm gefunden, in dem er deutlich sagt, dass das Buch der Mormormen direkten Einfluß auf seine Werke gehabt hat.

Hier ein Zitat daraus: "So, it seemed to me only natural that I should write my Homecoming series -- The Memory of Earth, The Call of Earth, The Ships of Earth. These books are really just another dramatization of the Book of Mormon, only transformed into a science fictional setting, where by fictionalizing it I have the freedom to explore questions of character and society in a way that I couldn't in a more direct adaptation."

Wer den ganzen Artikel lesen möchte, hier der Link:

http://www.nauvoo.com/library/card-bookofmormon.html

Fianna

Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 12:57:40
Das kann ich mit der Buttermilch von Müller nicht. Der Typ soll ja auch der NPD angehören und noch so einiges anderes mit diesem Unternehmen im Argen liegen. Nur, ich LIEBE Buttermilch und bisher habe ich noch keine Marke gefunden, die mir annähernd so gut schmeckt. [/OT]

Das musst Du auch nicht, weil dies ständig dementiert wurde, u.a. hier http://www.muellergroup.com/medien/pressearchiv/meldung/muellermilch-sagt-kategorisch-nein-zur-npd/4/ und inzwischen gilt als erwiesen, dass an den Vorwürfen nichts dran ist und das es eine Rufmordkampagne war.

Grey

Na ja, aber Müller hat trotzdem so einige Leichen im Keller, die nicht nur ideologischer Natur sind. Das gehört zwar nun wirklich nicht mehr zum Thema, kann bei Interesse aber hier nachgelesen werden.