• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Die Inspiration durch reale Personen/Situationen und das Gewissen

Begonnen von HauntingWitch, 09. Februar 2012, 11:42:48

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

HauntingWitch

Das ist ein Thema, dass mir in den letzten Tagen wieder vermehrt aufstösst. Mir passiert es öfter (eigentlich dauernd), dass ich durch real existierende Personen zu neuen Charakteren inspiriert werde oder mir durch reale Situationen ein Szenenbild in den Sinn kommt. Manchmal sind diese Inspirationsfaktoren ,,nur" irgendwelche Promis oder Sachen aus den Nachrichten, manchmal Menschen, die ich kenne oder Dinge, die sie erlebt haben.

Das Problem, dass ich jetzt habe ist, dass sich mir dann immer so eine Art schlechtes Gewissen aufdrängt. Ich habe das Gefühl, die Person eventuell zu beleidigen oder gegenüber der Situation (die ja nicht immer fröhlich ist) keinen Respekt zu zeigen, obwohl meine Erfindungen damit eigentlich immer sehr schnell nicht mehr direkt etwas zu tun haben. Irgendwie fühle ich mich dann so ,,fies", dabei weiss ja niemand davon und ich schade ja niemandem. Ich kann auch kaum was dagegen tun, denn irgendwoher muss man seine Ideen ja haben. Aber dann keimt wieder dieses komische Gefühl auf.

Ich weiss, dass das rational betrachtet im Grunde völliger Schwachsinn ist. Ich habe schon von mehreren Künstlern gelesen, dass sie sich ihre Inspiration auch so zusammenklauen. Trotzdem ist es irgendwie merkwürdig. Selbst wenn die Charas gut sind und sich zu etwas völlig anderem entwickeln, als das, was mich ursprünglich inspiriert hat.

Kennt ihr das? Geht es euch möglicherweise sogar auch manchmal so? Ist das normal oder bin ich wirklich so ein fieses, abgebrühtes Ding von Schreiberling?

Malinche

Ich hab mal geguckt, hier haben wir einen ähnlichen Thread, auch wenn der sich nur auf Personen bezieht. Vielleicht steht da ja aber auch schon etwas drin, was dir weiterhilft, Witch: Reale Vorbilder für Charaktere?

Ansonsten ... hm. Ich habe zwei relativ wichtige Figuren, die ursprünglich wirklich durch Personen aus meinem realen Leben inspiriert sind. Eigentlich sogar drei. Bei der ersten Figur hatte ich das schlechte Gewissen anfangs auch. Bei der anderen - aus der sogar zwei Figuren geworden sind - nicht wirklich, soweit ich mich erinnere. Zumal auch das zutrifft, was du sagst: Sie entwickeln sich irgendwann vollkommen anders als ihr reales Vorbild. Meine Angst wäre eigentlich auch immer eher die Frage gewesen: Sollten die - was unwahrscheinlich ist - mal meine Geschichte lesen, erkennen sie sich darin wieder? (Was ebenfalls unwahrscheinlich ist.)

Was das mit den Situationen betrifft: Ich schreibe ja meistens eher Fantasy, die in unserer Welt angesiedelt ist, sodass meine Plots häufig - nicht immer - sehr starke Bezüge zu realen Orten und Ereignissen haben. Gerade, wenn ich so ein Ereignis anfasse - Beispiel: der Terrorismus in Perú -, habe ich Angst, dass ich mit meiner Darstellung diesem Ereignis nicht gerecht werden kann. Es muss nichts vergleichbar Krasses sein, aber ich denke, das Gefühl kann man da immer haben. Unterm Strich ist das aber gut, weil die Tatsache, dass wir uns Gedanken machen oder sogar ein schlechtes Gewissen habe, ja gerade darauf hinweist, dass wir unsere Inspirationsquelle ernst nehmen. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Runaway

In meinem Lieblingsschreibratgeber taucht der Vorschlag auf: Lassen Sie sich von Personen, die Sie kennen, inspirieren! Von ihren Macken, Angewohnheiten, was auch immer. Beobachten Sie die Leute um sich herum und merken Sie sich deren Merkmale, um daraus neue Charaktere zu erschaffen.
Zu erpuzzeln, wohlgemerkt. Larry Beinhart spricht da jetzt nicht davon, 1:1-Kopien zu erstellen.

So ähnliche mache ich das auch, und zwar immer schon - und unbewußt. Wenn ich mir Figuren ausdenke, dann geh ich immer vom Allgemeinen ins Spezielle vor. Ich habe immer einen unausrottbaren besten Freund/Bruder des männlichen Prota, ein ausgemachter Spaßvogel. Den braucht's auch immer ... und wenn ich das weiß, überleg ich mir danach: Was zeichnet den sonst noch so aus?
Dann brainstorme ich munter vor mich hin und erschaffe dann rudimentäre Charakterskizzen wie das hier:
ZitatGeburtstag, Äußeres, Familie
- Charakterzüge: umtriebig, impulsiv, unüberlegt, ein Frauenheld
Was genau dann im Laufe der Geschichte draus wird, seh ich dann. Meine Figuren improvisieren immer und tanzen mir damit auch gehörig auf der Nase rum. Was total Spaß macht!

Lange Rede, kurzer Sinn: Beim Lesen stell ich dann auch oft fest: Huch, der erinnert dich jetzt aber an irgendwen.
Laut Larry Beinhart ist das ein verdammtes Qualitätsmerkmal!! Idealerweise sollte eine Figur so sein, daß sie jeden Leser irgendwie an irgendwen erinnert, den er kennt, und das klappt ja auch oft. Oder sie sollte ansonsten halt plastisch genug wirken, um glaubhaft zu sein.
Ich mach mir mittlerweile gar nicht mehr die Mühe, krampfhaft irgendwas zu erdenken, das möglichst weit weg von den Personen entfernt ist, die ich kenne. Blödsinn. Für meinen männlichen Helden hab ich das Hobby meines Freundes ausgeliehen, der spielt jetzt Gitarre. Meine Heldin mag dieselbe Musik wie ich. Ich denk mir einfach: Warum krampfhaft was Neues überlegen?
Beim Lesen fiel mir dann auch auf, wieviel mein männlicher Prota eigentlich von meinem Freund hat. Das war auch überhaupt keine Absicht. Aber ich hab mir beim Schreiben immer überlegt: Was wird der jetzt wohl tun?
Was kennst du so? Was machen Männer, die du kennst, so?

Zack, und schon landet man dabei, daß man eine Ähnlichkeit hinschreibt.

Also soviel dazu, daß das irgendwo schon auch normal ist. Wenn nicht sogar gut!
Klar, jetzt bleibt immer noch die Frage: Was tun, wenn sich jemand deshalb zu nah getreten fühlt?
Ich kann dir sagen: Die Leute sehen sogar Ähnlichkeiten, wo gar keine sind. Ich hab in meinen ganz frühen Zeiten, so mit 10 oder 11, Kinderkrimis geschrieben und mir gar nicht erst Charaktere ausgedacht, sondern meine Freunde reingesetzt - mit denselben Namen. Also für jeden offensichtlich.
Ihr werdet nicht glauben, wen meine Leser da sonst noch alles drin erkannt haben. Bevorzugt immer sich selbst. Und die einzige Figur, die ich mir tatsächlich ausgedacht habe und die keinem Vorbild entsprechen sollte, entsprach hinterher meiner gesamten Klasse ;D

Oder andersrum krieg ich auch iiiiimmer erzählt, daß meine Protagonistinnen mir total ähnlich seien. Das galt sowohl für die traumatisierte Kämpferin als auch für die ausgeglichene Heilerin als auch für die impulsive Kriegerin als auch für meine aktuelle, die von mir (meiner Meinung nach) nix hat außer ihre Sturheit und ihre Leidenschaft für ihre Arbeit. Und natürlich ihre Arbeit - als ich mich selbst mit ihr bekannt gemacht hab, hab ich mir schon überlegt: Wie bringst du sie jetzt glaubhaft rüber?
Also hab ich sie erst mal zu einer Psychologiestudentin gemacht, weil das was ist, was ich kenne. DAS merkwürdigerweise hat noch keiner zum Vergleich angebracht, weil es einfach logisch ist, daß sie Psychologie studieren muß. Daß ich das auch getan hab, interessiert dann da plötzlich keinen.

Von daher stell ich mich bei solchen Äußerungen immer doof.
Leser: Du, also Person xy hat aber viel von unserem Bekannten.
Ich: Och, findest du? Also das ist mir noch gar nicht aufgefallen. War auch nicht so gemeint.
Dann erübrigt sich die Diskussion meistens.

Was ich wichtig finde: Ich tu den Leuten ja nix. Meine Protas sind alle liebenswert und da findet man sich wohl auch gern drin wieder. Überhaupt, der Leser möchte sich ja auch wiederfinden und diese Wahrnehmung ist eh immer rein subjektiv...
Wo ich mir nie Vorbilder aus dem Bekanntenkreis suche: Die Antagonisten. Das fände ich in der Tat frech.
Aber sonst... also ich hab's aufgegeben, mich daran noch zu stoßen ;)

Arcor

Ich lasse mich ganz gerne durch Ticks anderer Leute inspirieren. Was man halt so sieht, in der Uni, in der Bahn. Gerade dort, wo man länger sitzt und Zeit hat, Leute zu beobachten, ist es interessant, wie unterschiedlich und vielfältig Mimik und Gestik sein kann. Wenn etwas sehr prägnant ist, habe ich das dann auch schon mal verwendet.

Meine eigenen Ticks finden daneben glaube ich auch reichlich Anklang bei meinen Charakteren. Die verteile ich gleichmäßig auf alle Figuren. Von daher ist es glaube ich auch kein Wunder, dass viele viele Figuren zumindest ein bisschen wie man selber als Autor sind.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Berjosa

Hm, ja, das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Die Idee für mein NaNo-Projekt 2011 hat mich zum Beispiel bei der Beerdigung eines Bekannten ereilt, und auch früher habe ich schon Plots auf der Grundlage von Lebensgeschichten anderer entwickelt. Aber meistens geht mein Gefühl dabei eher in die andere Richtung. Das, was dieser Mensch erlebt hat, hat mich beeindruckt, und ich will es weitererzählen. Motto: Schreib die Geschichte so gut, wie du eben kannst, als Andenken an XY.

Beim Ausarbeiten versuche ich, so viel Fantasy wie möglich unterzurühren. Schließlich verarbeite ich hier die Geschichte nur so, wie ich sie kenne. Ich habe nicht alle Seiten gehört, schon gar nicht von Anfang bis Ende, sondern nur einen kurzen Ausschnitt der Entwicklung gesehen, möglicherweise noch mehrfach gefiltert. Damit kann ich mich selbst immer wieder überzeugen, dass ich auf dieser Grundlage schreiben "darf".

Kisara


Ich sage es mal so: Du wirst ja nicht ins Vorwort schreiben "Zu dem pädophilen Mathelehrer hat mich inspiriert [hier Name des Mathelehrers aus der 5.Klasse einfügen]", oder?

Im Ernst, ich glaube, es ist komplett normal, dass du dich von "realen" Menschen oder Situationen inspirieren lässt. Das macht die Figuren ja auch zum Teil lebendig und realistisch.
Ich kann und möchte gar nicht darauf verzichten und ein schlechtes Gewissen habe ich sowieso nie, wenn ich schreibe. Wenn ich Figuren so darstelle, dass der Leser nur denkt: "Was für ein [Schimpfwort!]", dann meine ich das auch so, denn dann war die Ideenquelle mit Sicherheit nicht freundlicher. Und gibt es eine bessere Art jemandem zu zeigen, was man von ihm hält, ohne es laut zu sagen?  :darth:
Auf der anderen Seite ist es doch ein großes Kompliment, wenn man von jemandem zu einer netten, liebenswerten Figur inspiriert wird, oder?  :jau:

Erdbeere

Ich finde, es wird immer Menschen geben, die dich zu Figuren inspirieren. Vielleicht sind es Leute aus deinem direkten Umfeld, vielleicht auch nur der Busfahrer, der Kurier auf der Arbeit oder die alte Dame, die jeden Morgen am Bahnhof steht.
Ich mache das sehr gerne, manchmal nur so zum Spass: wenn ich z.B. am Bahnhof auf den Zug warten muss, beobachte ich die Leute um mich herum und male mir ihre Lebensgeschichte aus, warum sie gerade am Bahnhof sind und wohin sie wohl gehen mögen. Zu zweit mit einer Freundin macht das noch mehr Spass und manchmal kommen wir aus dem verrückten Zusammenspinnen von Geschichten nicht mehr heraus.
Einige Male hat mich das auch zu einer Figur inspiriert. Einmal war es das T-Shirt eines Mannes, auf dem "Better Blowjobs Than No Jobs" stand. Den Typen fand ich so cool, dass ich im Kopf gleich eine ganze KG über ihn zusammengesponnen habe.

Aufpassen muss man nur, dass wenn man Charakterzüge aus seinem Umfeld nimmt (z.B. von der besten Freundin) und diese Person dann die Geschichte zu lesen kriegt, sich dann wiedererkennen könnte. Peinlich, wenn man dann in Erklärungsnot kommt, da die Figur ein Anta ist... ::)
Zudem kann es Persönlichkeitsrechte verletzen. Ich mag mich erinnern, dieses Thema einmal in einem anderen Thread breit diskutiert gesehen zu haben, aber ich habe grad keine Ahnung, in welchem Thread das war.

HauntingWitch

@Malinche: Vielen Dank für den Link, ist auch wertvoll. :) Dort geht es allerdings mehr darum, ob und wie man es macht, mir ging es mehr um das Gefühl dabei.

@Dani: Deine Faustregeln gefallen mir.

@Kisara: Neinein, das wäre mir zu gefährlich, aus rechtlichen Gründen.

@Erdbeere: Den Thread mit den rechtlichen Aspekten habe ich mir auch schon durchgelesen.  :)

Es ist schon so, dass es mir praktisch automatisch passiert, also eher unbewusst. Nur dieses Gefühl kommt dann auch immer gleich. Aber in dem Fall werde ich versuchen, das ein wenig abzubauen.  ;) Danke euch allen für eure Ausführungen.

canis lupus niger

Problematisch würde ich es nur finden, wenn man eine Person so genau beschreibt, dass sie sich oder andere sie erkennen können. Das würde ich nicht tun, weil ich Angst hätte, diese Person zu verletzen oder bloßzustellen.

Aber warum sollte man nicht einzelne Eigenschaften verwenden? Warum nicht anhand verschiedener Menschen und ihrer Eigenheiten einen neuen zusammenbasteln? Schauspieler haben ja auch schon immer die Menschen in ihrer Umgebung beobachtet, um deren Verhalten auf der Bühne zu imitieren. Daran kann ich nichts Verwerfliches finden.

Alana

Ich kann nachvollziehen, dass du es merkwürdig findest. Ich hatte das bisher so noch nicht (mir spukt zwar jemand im Kopf rum, den ich gern verarbeiten würde, aber bisher ist daraus noch nichts geworden) aber ich kann mir schon vorstellen, dass es manchmal ein bisschen seltsam ist.
Ich sehe es aber wie die meisten hier: Fies ist das nicht, sondern normal. Viele Schriftsteller lassen sich so inspirieren und solange man die Figur nicht wieder erkennt, spricht nichts dagegen, finde ich.
Alhambrana

Das Spektrum

#10
Zitat von: canis lupus niger am 15. Februar 2012, 20:37:23
Problematisch würde ich es nur finden, wenn man eine Person so genau beschreibt, dass sie sich oder andere sie erkennen können. Das würde ich nicht tun, weil ich Angst hätte, diese Person zu verletzen oder bloßzustellen.


Da kann ich dir nur zustimmen, aber ich würde sagen, dass es meist so ist, - so geht es mir zumindest - dass ich bestimmte Personen mit einem ganz gewissen Charakterzug verbinde. Wenn ich jemanden kenne, der zum Beispiel zu extremen Egoismus neigt, kann ich mir vorstellen, was diese Person und irgendeiner (fiktiven) Situation tun würde.  Reale Situationen würde ich nicht aufgreifen.
Da es aber nun mal viele egoistische Leute auf dieser Welt gibt, kann mich eine Person, die ich kenne  vielleicht inspirieren, aber da nur ihr Charakterzug wichtig ist und nicht ihre Äußere Erscheinung, oder ihre sonstigen Gewohnheiten, ist es glaube ich nicht so schwer es so zu abstrahieren, dass sich niemand angegriffen fühlt.
Wenn ich jetzt aber jemanden kenne der etwas ganz Spezielles immer wieder tut (  z.B. irgendeine Neurose hat) und ich dafür sehr tief in die Privatsphäre der Person eindringe, ist eine Absprache darüber durchaus wichtig. So etwas kann zwar sehr interessant sein, aber auch sehr schnell dazu führen, dass sich jemand angegriffen fühlt.

Kraehe

Zitat von: canis lupus niger am 15. Februar 2012, 20:37:23
Problematisch würde ich es nur finden, wenn man eine Person so genau beschreibt, dass sie sich oder andere sie erkennen können. Das würde ich nicht tun, weil ich Angst hätte, diese Person zu verletzen oder bloßzustellen.

Anderer Aspekt: Ich habe da auch immer Angst, mich bloßzustellen. Im Sinne von: Ich würde dieser Person nie sagen, wie ich sie sehe, aber im Schreiben ist das bedingungslos offen klargelegt. Ich hab da einen jungen Herrn, der mich seit gut einem Jahr durch viele Kurzgeschichten verfolgt, weil er m.E. als Charakter einfach so viel hergibt und mich als Chara-Basis fasziniert. Deswegen haben ich diverse Charas, die das ein oder andere je von ihm haben. Und einen, für den ich - in einem längeren Projekt - immer noch zwanghaft einen anderen Namen suche. Nur dass ich keinen so markanten und passenden Alternativnamen finde bisher.
Gut, er wird das nie lesen und wenn doch, dann glaube ich nicht, dass er oder jemand kapieren wird, dass er es ist. Falls ich noch einen anderen Namen finde...!

Nur mal von der anderen Seite: habt ihr noch nie jemand gefragt, ob ihr euch seinen Namen oder sein Gesicht borgen dürft? Ehrlichkeit schadet auch nicht unbedingt, wenn man die Leute gut genug kennt oder sie sich selbst gut genug kennen... :hmmm:

Churke

Wenn man das reale "Vorbild" einer Romanfigur erkennt, ist es entweder Absicht oder vom Autor schlecht gemacht.

Schwierig wird das bei sagen wir ausgefallenen Personen. Hatte neulich fechterisch mit einem Mädel zu tun, die war mit Bokken und Naginata (jap. Schwertlanze) schon sehr beeindruckend. Ich habe daraus keine Romanfigur gemacht, aber ich kann verstehen, dass man da in Versuchung gerät. Solchen Leuten begegnet man schließlich so selten. Ich lasse mich in solchen Fällen aber weniger von der Person als Ganzes inspirieren, sondern von gewissen Eigenschaften. Ich sehe: Wie kann jemand sein, wie kann er sich verhalten, wie kann er auftreten, wie kann er aussehen. Darauf lassen sich dann neue Figuren zusammen setzen.

Lemonie

Ich finde es nicht problematisch, sich von Personen inspirieren zu lassen. Ich mache das öfter, ich beobachte auch gerne Leute und setze das, was mir davon in Erinnerung bleibt, dann irgendwie in Geschichten um. Das macht die Charaktere doch gerade glaubwürdiger.

Solange man keine Personen eins zu eins übernimmt, sodass man sie tatsächlich wiedererkennen würde, ist das ja in Ordnung und schadet niemandem. Ich passe nur immer auf, dass ich das Ganze genug abwandele. Aber ich denke, das ist auch nicht schwer, jeder Charakter ist ja eigentlich einzigartig und hat für die Geschichte eine ganz bestimmte Bedeutung, jemanden realen genau so zu übernehmen würde wahrscheinlich gar nicht reinpassen. Nur mit Anspielungen oder sehr markanten Ticks, etc. von Personen bin ich vorsichtig, weil da erkennt man sich im Zweifelsfall dann schon wieder.