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Autorencoaching gegen Gebühr - seriös?

Begonnen von Farean, 30. März 2011, 11:39:42

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Farean

Hallo zusammen!

Ein Freund, der schon seit einer Weile mein Anrennen gegen die Wehrmauern des Buchmarkts beobachtet, möchte mir Kontakt zu einer Dame vermitteln, die gegen Gebühr "Autorencoaching" anbietet; wie ich ihn verstanden habe (stille Post ist was feines), versteht sie darunter, mich beim Herantreten an die Verlage zu unterstützen.

Bei mir schrillten da sofort die Alarmglocken, da das für mich irgendwie nach der Kostenzuschuß-Variante einer Agentur klingt. Frage: ist diese Befürchtung berechtigt? Oder gibt es sowas als seriöses Angebot? Worauf müßte ich achten, um nicht in eine Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Falle zu tappen?

Grüße,

  Farean

Zit

Mir fällt gerade nur Rainer Wekwerth ein, der auch Coaching anbietet. Scheint mir aber eine Art Intensiv-Beta zu sein.

"Hilfe bei der Vermittlung" klingt für mich auch nach Zuschuss-Variante einer Agentur. Hat die Dame denn eine Internetseite? Je nach Professionalität derer würde ich davon die Finger lassen. Wenn sie keine hat, noch eher.
Auf der anderen Seite: Wie sieht das "Herantreten" genau aus? Nur das Vermitteln oder auch Manuskriptfeilen? Hat die Dame Referenzen?
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

steffen_bs

So wie ich die Sache verstehe, wird sie wohl eher nicht vermitteln.

Sie ist möglicherweise eine Lektorin, die dir zeigt, wie du dich selber bei Verlagen vorstellen kannst (Schrift, Format, Anschreiben, Exposé, etc.)

So habe ich das jetzt grad verstanden und wenn es so ist ist, dann finde ich es nicht unseriös.

Wenn sie allerdings wirklich als Agentin vermittelnd tätig ist, würde ich die Finger davon lassen.

Kerimaya

Es gibt durchaus seriöse Coachings bzw. Schreibkurse im Internet, aber wie auch bei Agenturen etc. muss man dort unterscheiden, wer zu den schwarzen Schafen gehört und wer vertrauenswürdig ist. Am besten lass dir vorher genau sagen, was der Spass kostet und was für eine Leistung du erhältst. Schau nach Referenzen: Wer hat diesen Kurs bzw. das Coaching in Anspruch genommen und hat jemand davon schon etwas in einem Verlag unterbringen können? Nimm Kontakt zu ehemaligen Teilnehmern auf und lass dir von deren Erfahrungen berichten.

Luna

#4
Ich habe das auch eher so verstanden, dass sie Hilfe zu Manuskript, Exposee, Verlagssuche etc. gegen Gebühr anbieten, analog den ganzen (Manager)schulungen, Fortbildungskursen und da habe ich das ganze mal gegoogelt. Gleich unter dem ersten Link http://www.gorus.de/autorencoaching.html habe ich eine Seite gefunden, die sowas anbieten. Da kannst Du Dir ganz gut ein Bild machen, was man sich so genau drunter vorstellt. Ob speziell diese Seite, bzw. ein Autorencoaching im Allgemeinen seriös ist, weiß ich nicht. Ich denke, das ist wie bei so vielen vergleichbaren Angeboten, besagtes Managercouching u.ä.: Es gibt solche und solche. Die Dame, bzw. ihre Internetpräsenz müsste man sich da genauer angucken und das auch googeln. Wenn sie unseriös ist, werden sich da sicherlich Warnungen oder Beschwerden von Opfern im I-Net finden lassen.

JulyRose

Also ... Ich habe das eine Zeitlang auch nebenher gemacht - Nachwuchsautoren lektoriert und gecoacht, sofern sie schon soweit waren, eine Verlagsbewerbung loszuschicken. (bei einigen habe ich dann auch vorsichtig davon abgeraten. Begründet abgeraten, weil sie noch nicht soweit waren. Aber wenn jemand soweit ist, gehörte für mich auch die Betreuung beim Exposéschreiben, etc. dazu. Direkte Kontakte zu Verlagen habe ich aber nie vermittelt, und das habe ich den Coachees (heißt das so?) vorher auch sehr deutlich gesagt. Ich will mich nicht für meine Kontakte bezahlen lassen, sondern für die Arbeit, die ich am TEXT leiste.

LG, Jules

TheaEvanda

Ich habe letztens ein Seminar bei der Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel besucht und bin begeistert. Die Kurse werden schwer vom Bund gesponsert, und die Seminarleiter waren sehr gut. Für einen recht geringen Euro-Betrag gibt es ein ganzes Wochenende intensive Textarbeit (je nach Seminarschwerpunkt, versteht sich) inklusive Kost und Logie.
Auf der Schattenseite ist man nur ein Teilnehmer von mehreren, auf der Lichtseite kann man auch aus den Versuchen der Anderen sehr viel lernen.
Übrigens findet im Mai ein Kurs zum Verlagswesen und zur Verlags- und Agenturbewerbung statt, den ich leider wegen Hausumbau nicht besuchen kann. Der wäre vielleicht etwas für Farean. Einfach mal im Programmbereich Literatur nachschauen.

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Farean

Zunächst herzlichen Dank für die vielen Antworten! :) Ihr konntet mich schon mal so weit beruhigen, daß ich der Sache eine Chance gebe.

Also: die Dame ist zwar schon länger (als Autorin) im Literaturbetrieb aktiv, will aber wohl gerade erst frisch ins Coaching-Geschäft einsteigen. Eine Webseite hat sie, und sie wirkt auch recht professionell, aber es ist eben nicht die Webseite eines Coach, sondern einer Autorin.

Ich habe sie jetzt einfach mal angemailt und gefragt, was genau sie unter dem Begriff "Autorencoaching" anbietet. Was dabei rauskommt, erzähle ich dann wieder hier.

Farean

Ich habe inzwischen Antwort von der Dame.

Also: was sie anbietet, ist Hilfe bei der professionellen Aufbereitung eines Exposés, Lektorat für die Leseprobe und - sofern gewünscht - Anleitung beim Bearbeiten des eigentlichen Romans. Stundensatz: €60 (Preis zum Geschäftseinstieg). Insbesondere handelt es sich nicht um eine Art "Kostenzuschußagentur".

Was halten diejenigen davon, die den Markt schon kennen?

Runaway

Ich kenne jetzt zwar keinen Markt für sowas, aber trotzdem habe ich eine Meinung zu der Sache.

Irgendwie schmeckt das für mich, auch wenn es bestimmt seriös und ernsthaft betrieben wird, so nach Geldmacherei mit den Träumen aufstrebender Autoren, die ja so gern ihre Lebensgeschichte an den Mann bringen wollen oder so. Denn "Anleitung beim Bearbeiten des eigentlichen Romans" für 60 Euronen die Stunde...  :no:
Ich bin da gern etwas ketzerisch und sage: Talent zum Schreiben muß man schon irgendwie mitbringen. Danach kommt die Arbeit, bei der man sein Handwerkszeug feilt und verbessert.
Und wer ernsthaft veröffentlichen will und dann noch eine Anleitung zum Romanschreiben braucht, bei dem stimmt irgendwie die Reihenfolge nicht...  ???

Professionelle Aufbereitung von Expo und Lektorat der Leseprobe sehe ich da etwas differenzierter, denn da deckelt sich der Betrag automatisch und so etwas kann für denjenigen, der es wünscht, durchaus sinnvoll sein.
Ich denke da auch an unsere Skriptschmiede... da versammeln sich ja Leute, die schon mehr oder weniger viel Erfahrung haben und feilen an Exposes. Jetzt hängt es von der Qualifikation der Dame ab, ob sie gegen Geld mehr bieten kann als die teilweise agenturerfahrenen Leute hier.
Aber hier sind auch gute Leute. Hier im Forum gibt's viel tolle Hilfe für umme!

Und ich sehe es so - wer nicht selbst sein Expo (vielleicht mit Hilfe von hier) so hinkriegt, daß es der Vorstellung bei einer Agentur würdig ist... der sollte dann aber auch nicht zu so einem Coaching gehen, denn ob ihm das unbedingt viel mehr weiterhilft, halte ich dann für fraglich.
Denn schließlich ist es ja so: Die Agentur, die einen DANN hoffentlich nimmt, verleiht dem eigenen Material den nötigen professionellen Schliff. Völlig kostenlos ;)

Oder um es knapp auf den Punkt zu bringen: Sowas würde ich für mich nicht in Anspruch nehmen wollen. Aber es gibt nun mal eben einen großen Markt für die Träume unveröffentlichter Autoren. Die sind ja teilweise zu großen Ausgaben bereit... siehe DKZV.

Wie gesagt, rein subjektive Meinung und vielleicht bin ich da voreingenommen, weil nicht genau genug informiert. Dann würden mich aber auch andere Meinungen interessieren :)
Was verspricht sich denn dein Freund, der dir das vorgestellt hat, von dieser Sache für dich?

Thaliope

Ich würde da vielleicht mal mehrere Angebote zum Preisvergleich einholen. 60 Euro die Stunde scheint mir ein bisschen happig.

Farean

Zitat von: Runaway am 05. April 2011, 13:14:26
Was verspricht sich denn dein Freund, der dir das vorgestellt hat, von dieser Sache für dich?
Keine Ahnung. Ich bin mir auch nicht sicher, ob er selbst das so genau weiß. Vielleicht, daß sie mit ihren Kontakten als etablierte Autorin mir Tür und Tor zu den Verlagen öffnet. Daß der Buchmarkt so nicht funktioniert, kann er als Außenseiter ja nicht wissen...

Alles in allem sehe ich die Sache nach reiflichem Überlegen eher skeptisch und werde die Dienste dieser freundlichen Dame wohl nicht in Angriff nehmen. Für die Bearbeitung des Exposés wende ich mich vertrauensvoll an den Tintenzirkel ;) und versuche es im übrigen einfach noch mal auf eigene Faust bei diversen Agenturen.

Wie dem auch sei: danke für euren wie immer wertvollen Input! :)

Schommes

Die Dame kann durchaus hilfreich und seriös sein, bietet aber im Prinzip auch nichts anderes an, als ein Agent, der versucht einen Debütanten zu entwickeln. Meine (sicherlich etwas harsche) Einschätzung: Wenn Du aus eigener Kraft kein Exposé produzieren kannst, dass das Interesse einer Agentur weckt, dann wird die Dame auch nuscht helfen. Hals- und Beinbruch, Herr Kollege. Liebe Grüße, Thomas Elbel

nina-a

Ich habe eine solches Autorencoaching mal mitgemacht - aus Versehen, leider, und weil ich einfach nicht aufgepasst habe! 60 Euro waren auch Stundensatz, das scheint normal zu sein.

Eigentlich wollte ich mehr über Social Media Marketing wissen, was gerade im letzten jahr überall groß geschrieben wurde. Ich hatte mir ein Buch gekauft und es durchgeackert. trotzdem bin ich an mehreren Stellen auf die Nase gefallen und brauchte nun jemand, der mir sagte, wie es weitergeht. Mit dieser Anfrage bin ich bei der Dame gelandet, und nach ihrer Website zufolge konnte sie das alles auch.

Da ich ja nun schon meine Bücher veröffentlicht habe, musste ich sie und mich erst einmal vorstellen und alles erzählen, was ich bisher unternommen habe. Da hatte sie eine Menge Anmerkungen, vor allem, weil sie selbst einmal Verlegerin war. 1 1/2 Stunden waren im Nu rum und zum eigentlichen Thema bin ich gar nicht gekommen. Als ich zu Hasue "wach" geworden bin und sie darauf angesprochen habe, gab sie zu, mit dem Autorencoaching angefangen zu haben. Da habe ich sofort gestoppt - unter 10 Stunden erfahre ich bei der niemals, was ich wissen will!

Na ja, selbst schuld, sage ich mir, und wieder etwas gelernt!