• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Superhelden/Superkräfte - sind Bücher dafür das falsche Medium?

Begonnen von Vic, 16. März 2016, 16:21:30

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Klecks

Ein Roman wird immer anders sein als andere Medien, egal, ob man jetzt ein "typisches" Comicthema oder ein "typisches" Filmthema oder ein "typisches" Buchthema hat. Und ein Film wird immer anders sein als ein Comic, und ein Comic anders als ein Film, und so weiter.  :hmmm:  Ich sehe darin sogar einen ganz besonderen Reiz, über so ein "typisches" Thema zu schreiben und zu schauen, wie das als Roman aussehen würde.  :D  Generell denke ich aber, dass es da eigentlich keine Beschränkungen gibt/geben sollte. Man kann schreiben, worüber man will; ob es verkäuflich wäre, ist eine andere Frage, die aber erst viel später relevant wird. Und, was ich am wichtigsten finde: Ob etwas albern wirkt, liegt viel eher daran, ob man selbst dem Thema eine Chance gibt und sich darauf einlässt, als am Schreibstil oder dem Thema an sich.  ;)

Eine Roman-Reihe mit dem Thema "nach Unfall/Katastrophe werden Superkräfte entwickelt" ist die Reihe Gone von Michael Grant. Ich habe alle Bücher verschlungen. Darin geht es um eine kalifornische Kleinstadt, in der von einer Sekunde auf die andere alle Erwachsenen verschwinden, und eine Kuppel (ähnlich wie in Stephen Kings Die Arena) riegelt die Kinder und jungen Teenies von der Außenwelt ab - sie sind sich selbst überlassen und entwickeln Superkräfte, aufgrund derer sich irgendwann die "guten Kinder" und die "bösen Kinder" gegenseitig bekämpfen. (Obwohl die Protas deshalb Kinder und Teenager sind, wird es von Buch zu Buch grausamer - die Reihe hat es also schon in sich, der Herr der Fliegen in modern.) Ich habe selten so ein geniales Buch bzw. so eine geniale Reihe gelesen.  :jau:

foxgirl

Ich sehe das wie die anderen. Jedes Medium hat eben seine Vor- und Nachteile und ich sehe nicht warum Superhelden in Buchform schlechter sein sollen. Ich denke das gibt einem zum Beispiel auch die Möglichkeit Hintergrundgeschichten tiefer zu beleuchten (nicht dass das in Comics nicht auch funktioniert.) Man kann dabei die Gefühle des Helden mit einfließen lassen, in Worten statt Bildern und könnte unter Anderem auch betonen, wie er mit neu erhaltenen Fähigkeiten umgehen lernt. Ich glaube auch nicht, dass das lächerlich werden muss. Ich würde sagen pack es an und versuch es einfach mal. Ich persönlich würde sowas ohnehin gerne mal lesen.
@Klecks Das mit Gone ist ein toller Tip, das kommt jetzt auf meine Bücherliste. Danke dafür :).

Dämmerungshexe

Fianna - die Dinge die du aufzählst, dass sie sich in Comics nicht darstellen lassen würden, in Büchern aber schon - da muss ich jetzt mal sehr laut widersprechen. Wenn ein Comic-Zeichner so etwas zeigen möchte dann kann er das auch tun. Vorausgesetzt er beherrscht sein Handwerk. Ebenso wie für den Autor gilt dass er solcher Dinge nur dann richtig rüber bringen kann wenn er weiß was er tut.

Comics und Bücher sind einfach zwei verschiedene Medirn, die unterschiedliches leisten können, unterschiedliche Vor- und auch Nachteile habern. Sie haben typische Themen und Genres und typische Stilrichtungen, die zumeist von festen Leserschaften konsumiert werden, die die jeweiligen Konventionen zu verstehen gelernt haben. An sich spricht nichts dagegen diese Grenzen zu überwinden. Bei manchen Aspektern ist es einfacher, bei anderen schwerer bis scheinbar unmöglich - bis jemand mit einer ganz neue Idee daher kommt und es doch macht.

Also zusammengefasst: machbar ist alles. Es ist meiner Meinung nach nur sinnvoll, sich an den Grenzen und Möglichkeiten des jeweiligen Mediums zu orientieren. Und die werden auch von den Lesern gesetzt.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Vic

Vielen Dank für die vielen Antworten! Ich noch dabei mir alles durchzulesen. =)
Aber schön zu sehen dass der generelle Trend in Richtung geht "Probiers doch einfach". Ich weiß selbst nicht genau wieso ich so zögerlich bin - vielleicht weil ich immer unsicher bin für was für ein Zielpublikum ich damit eigentlich schreibe. Aber vermutlich sollte man nicht so viel über sowas nachdenken ....

Waldhex

Ich denke auch - erstmal schreiben. Vielleicht ist grad einfach die Zeit reif dafür und das Publikum findet sich dann zum richtigen Zeitpunkt.

JarlFrank

Ich schreib ja hauptsächlich auf englisch und hab letztes und dieses Jahr im englischen Buchmarkt mindestens 3 Ausschreibungen für Superhelden-Anthologien gesehen... also funktioniert das sehr wohl auch in der Literatur, sonst würden die Verlage ja keine solche Ausschreibungen machen. :D

Rangewagt hatte ich mich da sogar an eine, die Geschichte ist aber leider nicht mit in die Anthologie gekommen. Dabei hab ich auch eher die Batman-Richtung als die Superman-Richtung eingeschlagen (Normaler Mensch der gut trainiert ist und technische Spielzeuge hat, mit denen er die Verbrecher bekämpft), aber das liegt mehr daran dass ich persönlich einfach mit Batman, Phantomias und Darkwing Duck aufgewachsen bin und mir maskierte Rächer, die keine Superkräfte besitzen sondern einfach nur schlau/stark/gut ausgerüstet sind besser gefallen als solche mit echten Superkräften.

Ein Superman funktioniert sicher genausogut in einer Kurzgeschichte oder einem Roman, wie ein Batman.
Oh, und solche maskierten Rächer wie Batman kamen ja nicht erst durch die Comics in die Welt... Zorro ist ja auch so eine Art Batman, und die Groschenromane aus dem Amerika des frühen 20. Jahrhunderts haben solche Themen auch oft aufgegriffen. Als die Comics entstanden sind haben sie sich ja auch an diesen Groschenromanen inspiriert.
Bei den alten Groschenromanen gab es "The Shadow" als maskierten Rächer, der von den Batman-Erschaffern als direkter Einfluss genannt wird.
Und dann gibt's da noch Doc Savage, der in Heftromanen auftauchte bevor der Comic überhaupt so richtig in Mode kam:
https://de.wikipedia.org/wiki/Doc_Savage

Gibt also genug Beispiele dafür, dass Superhelden in Buchform genausogut funktionieren wie im Comic oder Film! :)

gbwolf

Zitat von: Waldhex am 19. März 2016, 13:23:52
Ich denke auch - erstmal schreiben. Vielleicht ist grad einfach die Zeit reif dafür und das Publikum findet sich dann zum richtigen Zeitpunkt.
Und lesen, wie andere deutschsprachige Autoren an das Genre herangehen. Beispielsweise arbeiten Martin Kay und Dirk van den Boom gerade an einer Superheldenserie: https://atlantisverlag.wordpress.com/2016/03/19/cover-previews-aera-der-helden-zeit-des-erwachens/

Big Kahuna

Also was dieses Thema angeht, bin ich skeptisch (hatte da am Wochenende erst mit Siara drüber diskutiert). Einerseits glaube ich, es kann wirklich sehr gut funktionieren, aber dann muss die Geschichte mehr bieten als einfach nur das Kawumz der althergebrachten, bekannten Superhelden-Geschichten. Denn gerade durch die aktuellen Filmprojekte von Marvel und DC Comics hat sich da eine gewisse Erwartungshaltung entwickelt. Die meisten dieser Filme leben ja von gewaltigen Bildern, knalligen Effekten und coolen Schauspielern. Das ganze kann man als Buch mit Sicherheit so umsetzen, dass man diese Bilder im Kopf des Lesers erzeugt, aber auf die leichte Schulter nehmen würde ich das an der Stelle nicht.

Ich spiele aber auch schon länger mit dem Gedanken, einen Superhelden zu erfinden und ein Buch darüber zu schreiben. Momentan bin ich allerdings sehr Batman- und Deadpool-beeinflusst, daher lasse ich es erst mal, sonst kommt vermutlich ein dunkler Ritter mit flotten Sprüchen raus, der ein cooles Auto fährt und unsterblich ist  :rofl:

Zit

#23
Wenn jmd. Batman mit Superman vergleicht, kommen mir ja fast die Tränen. ;D Batman hat ja einiges an Entwicklung durchgemacht und gerade, was die moderne Variante (Arkham Knight <3) angeht, ist Batman ja kein reiner s/w-Charakter mehr. Hingegen habe ich bei Deadpol oder Superman das Gefühl, dass sie recht einseitig sind -- und vor allem keine Entwicklung durchmachen. Superman macht vll. Erfahrungen, ist aber immer noch derselbe strahlende Vorzeigecharakter wie vor dreißig Jahren. Nur wenn es um gute Geschichten geht, sollte man sich, meiner Meinung nach, von solchen statischen Helden lösen. Da muss nicht der typische Antiheld rauskommen, aber so ein bisschen Entwicklung und innere Zerrissenheit täten dem ein oder anderen Superhelden mal ganz gut.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Koboldkind

Aber warum einen Charakter mal nicht auf dem Status quo belassen? ;)
Ist das nicht das Markanteste an Serien, dass sich die Kontellation und die Eigenheiten der Charaktere nicht entwickeln? Gut, ich kenne das nur aus Asterix, Spirou, Lucky Luke, vielleicht ist es bei amerikanischen Superhelden-Comics auch so? Aber ich würde es reizvoll finden, den Serien-Charakter in einem Buch zu lesen. Kurze knackige Abenteuer, könnte durchaus für eine längere Roman-Serie reichen, bei Comics gehts ja auch. Oder bei den ??? oder TKKG oder Winnetou ;D
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.