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Wirkt sich die Stimmung des Protas auf den Autor aus?

Begonnen von Luciel, 19. August 2009, 09:35:33

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Lucien

Zitat von: Jara am 12. September 2009, 15:27:32
Im Gegenteil es ist eher so, dass ich mich sehr gerne in das Leid eine Charas vertiefe, wenn es mir richtig gut geht. Quälen ist sozusagen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen :darth: (ich bin eben eine Sadistin ;D).

*grusel* Ich erkenne grad mich selbst in diesem Abschnitt.  :darth:

Kati

Ich beschreibe auch unglaublich gern Angst. Allerdings mache ich mir damit immer selbst Angst.  ;D

LG,

Kati

Joscha

Zitat von: Nightingale am 12. September 2009, 19:27:22
Ich beschreibe auch unglaublich gern Angst. Allerdings mache ich mir damit immer selbst Angst.  ;D

Das ist mir auch mal passiert. Ich hab mal, als ich zehn war oder so, eine Gruselszene geschrieben in der mein Prota von einer Gruppe Vampire angegriffen wurde. Als ich die Szene geschrieben habe, war ich gerade abends alleine zu hause und habe mich zu Tode gegruselt ;D

Prinzipiell überträgt sich die Stimmung meines Protas bzw. meiner Protas jedoch nicht auf mich, höchstens anders herum. Ich werde beim Schreiben eher ruhiger, selbst wenn ich eine hochdramatische Hetzjagd beschreibe. Das liegt vielleicht daran, dass ich, solange ich nicht in exakt dem Moment aus ihrer Sicht schreibe, ziemlich distanziert zu meinen Charakteren bin. Ich beschäftige mich gern mit ihnen, aber sie wirken nicht zurück auf mich.

Bisou

Ich habe gerade eine überaus schnulzige Liebesszene hin.- und hergewendet, und jetzt fange ich bei einem Schnulzlied fast an zu heulen - damit ist es wohl bewiesen: mein Protagonist zieht mich mit, ich ziehe ihn und binde ihn an die Frau seiner Träume.
Wenn ich heute Abend bei Jauch anfange zu heulen, weiß ich immerhin, woran es liegt.  ;D

Agrona

Bei mir ist es momentan so, das ich wegen meiner Wut auf einige Menschen so zu sagen das Böse in mir auslebe.. und wenn ich erstmal aus dieser Sicht des Bösen schreibe, dann lässt es mich nicht mehr so schnell gehen.. dann werde ich noch wütender und mein Charakter ebenfalls :D  Teufelskreis  :darth:

Gwee

Ich werde immer von den Gefühlen meiner Charaktere angesteckt. Geht es ihnen schlecht, bin ich traurig. Sind sie wütend, bin ich es ebenso. Gefährlich wird es, wenn ich Liebesgefühle beschreibe, weil ich dann versuche sie auf irgendeine andere Person zu projizieren und das ist nicht gerade schön.  :rofl:

Andersrum schreibe ich aber auch deprimierende Geschichten, wenn ich persönlich deprimiert bin. Und Liebesgeschichten oder andere fröhliche Geschichten schreibe ich auch viel leichter, wenn ich mich im gleichen Zustand befinde.

Aber ich muss sagen, dass es mir genauso geht, wenn ich ein Buch lese. Ich verhalte mich und denke wie der beschriebene Protagonist und selbst meine Wortwahl wird manchmal davon beeinflusst. Ganz besonders lustig war das einmal, als eine Protagonistin Probleme in ihrer Beziehung gesehen hat, weil ich dann plötzlich das gleiche getan habe.  :hmhm?:
Es ist so eine Art Obsession, glaube ich. Das Schreiben fasziniert mich so sehr,
daß, wenn es mir verboten würde, ich langsam daran sterben würde.
Johannes Mario Simmel

Yesai

Ich denke schon, dass mich die Stimmung meines Protas ansteckt. Vor allem bei traurigen Szenen, meine Eltern merken mir so etwas sofort an und fragen dann, was los ist.
Wenn ich ihnen erkläre, dass meine schlechte Stimmung "aus dem Buch kommt" haben sie dafür leider wenig Verständnis - sie verurteilen es nicht, verstehen es aber auch nicht.

Nachdem ich gemerkt habe, dass es sich andersrum genauso verhält habe ich beschlossen, nicht zu schreiben, wenn ich gerade sehr traurig, zornig, usw. bin.

Nicht einmal wenn ich das Gefühl verspüre dass in meiner Geschichte gebraucht wird schreibe ich, ich glaube ich bin in solchen Momenten einfach viel zu abgelenkt. Ich schreibe daher nur, wenn meine Gefühle einigermaßen neutral sind.


Grey

Also bei mir ist das so eine Wechselwirkung. Um eine Szene gut schreiben zu können, muss ich mich in den Perspektiventräger hineinfühlen, muss mich selbst in diese Situation versetzen und das fühlen, was der Charakter fühlen würde. Das ist mal schwerer, mal leichter - fest steht aber, dass ich sehr tief drinstecke, wenn ich es denn erstmal geschafft habe, und dass mich auch erst dann das Schreiben richtig befriedigt. Ich bin so oder so ein emotionaler Mensch, und mir bleiben diese Gefühle, egal ob gut oder schlecht, auch noch nach dem Schreiben erhalten. Für mich gehört das dazu und ist definitiv einer der wichtigsten Gründe für das Schreiben. Eine Art Katharsis. ;)

nina b.

Ich nutze die gemeinsamen Stimmungen meiner Protagonisten und mir sogar.
Meist versuche ich mich in die Situation und in das Gefühl richtig hinein zu steigern, in denen sich meine Figuren gerade befinden.
Wenn also jemand in meinem Roman stirbt, dann zwinge ich mich dazu, ebenfalls an den Tod von meinen Liebsten zu denken, bis mir die Tränen kommen. Erst dann vermag ich das Gefühl meines Protagonisten richtig zu spüren.
Wenn ich eine Liebesszene schreibe, dann versuche ich mich an Gefühle zu erinnern, die ich selbst einst hatte. Genauso handhabe ich das mit Zorn, Freude, Stolz usw.
Schwieriger wird es dann, wenn ich Themen anspreche, die ich Gott sei Dank oder leider noch nicht erlebt habe... Aber für solche Fälle haben wir ja alle unsere Fantasie! Auch da gelingt es mir meist, mich in die Situation hinein zu denken, sodass mir das Einfangen von Gefühlen meist gut gelingt.
Ich kann danach aber die Gefühle wieder voneinander trennen. Natürlich kann es bei manchen Szenen enorm anstrengend sein und es dauert einen kurzen Moment, bis man wieder ganz in der Realität ist. Aber wäre es doch schade, wenn man mit seinen Figuren nicht mitfiebern und mitfühlen könnte.
Damals habe ich es noch nicht so intensiv beschrieben. Da wirkten meine Figuren oft flach und emotionslos. Erst nachdem ich das irgendwie auf diese Art und Weise verbunden habe und ich gelernt habe mich hinein zu steigern, nehmen die Figuren menschliche Gestalten an und weden lebendig...
Was aber nicht heißen soll, dass meine Figuren immer so handeln und denken wie ich. Wie gesagt, viel wird auch mit Fantasie gemacht oder mit Dingen, wie man sich sie vorstellt oder wie man sie gehört hat etc...
Ja, das war dann mal mein Kommentar zu dem Thema! :)

Cherubim

Ich habe festgestellt, je schlechter es mir geht, um so besser kann ich schreiben.
Jetzt nicht unbedingt Friede-Freude-Eierkuchen-Szenen, aber es muss auch keine depri-Szene sein.
(Das finde ich irgendwie gruselig.)

Drachenfeder

@Cherubim geht mir ähnlich. Jetzt nicht unbedingt beim großen Maunkskript aber beim Dichten bzw. bei der Lyrik klappts besser wenn ich ein klein wenig depri bin. Seltsam, ist aber so. Und da kommen auch nicht nur traurige Sachen bei raus. ist wohl einfach so das ich da eingängiger für lyrische Kreatitivät bin.



Romy

Das hört man ja oft, dass Autoren (oder Künstler allgemein) eine gewisse Depri-Stimmung zum Schreiben brauchen.

Bei mir ist es allerdings i.d.R. andersrum. Wenn ich gut drauf bin, kann ich besser schreiben, egal ob nun fröhliche Szenen, oder finstere ... Wenn ich schlecht drauf bin, bin ich zu sehr mit meinem eigenen Elend beschäftigt, als das ich mich für meine Protas und ihre Geschichten interessieren würde.
Manchmal läuft es aber auch ganz gut, wenn es mir nicht so gut geht, dann heitert es mich auf, wenn es mit dem Schreiben gut klappt. :)

Kati

Mir geht es ähnlich wie Romilly. Wenn es mir schlecht geht, kann ich nicht schreiben. Mit schlecht meine ich allerdings Krankheiten oder nach einem Streit oder so etwas. Wenn ich gerade etwas melancholisch bin kann ich allerdings umso besser schreiben.  ;D

LG,

Kati

Ilona

Mir geht es auch so ähnlich wie Romilly. Wenn ich mich gut fühle, klappt es gleich mit dem Schreiben besser. Dann ist es mir auch egal, wenn die Sätze sich banal anhören oder ich plötzlich ein Plotloch entdecke. Meist bin ich dann voller Zuversicht, dass ich eine Lösung finden werde.

Wenn ich allerdings in Depri-Stimmung bin, habe ich das Gefühl, dass alles was ich schreibe, schlecht ist. Und das blockiert mich dann.

Interessant, wie unterschiedlich das bei den Autoren ist.

Merrit

Hmm, bei mir wirken sich die Launen nur auf die Lust zu schreiben aus, oder eben nicht zu schreiben.
Um zu schreiben muss ich in derStimmung sein, egal über was ich dann schreibe. Schließlich muss ich mich in die Geschichte einfühlen und nicht die Geschichte in mich.
Außerdem möchte ich gerne, daß meine Protas sich entsprechend dem Buch entwickeln, da können die nichts mit dem chaotischen/unlogischen Seelenleben einer Frau anfangen  :snicker:.
Lg Merrit