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Wenn das Salz in der Suppe fehlt...

Begonnen von Schelmin, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Schelmin

Hi!
Gerade hat mir mein Testleser bestätigt, was ich schon ahnte: Meinem Teil 2 der Stadtwachengeschichten fehlt Pep. Das Problem ist nun: ich wußte, daß es so ist, ich weiß nur nicht, warum es so ist.

Ich habe einen Haupthandlungsstrang, zwei Nebenhandlungsstränge und alle haben ihre eigenen Spannungskurven. Meine Szenen sind ausgefeilt, actionreich, haben Szenenhumor, aber aus irgendwelchen Gründen ergibt die Summe aller Teile kein Ganzes.
Und deswegen bin ich ratlos. Die Geschichte ist ganz nett, aber es funkt nicht. Nicht so wie der erste Teil und erst recht nicht wie der fetzige dritte Teil. Ich habe überlegt, woran das liegen könnte, aber ich komme nicht drauf. Das Salz fehlt, aber ich weiß nicht wo, und wie ich es hineinbringen kann.
Kennt ihr das Problem? Wie kann ich da auf Fehlersuche gehen, und das auch noch ganz nüchtern und objektiv, denn so leichte Vorurteile habe ich gegenüber der Geschichte jetzt schon (die ist schlecht und das krieg ich nie hin!). Ich habe sie auch schon liegen lassen, um mich nach ein paar Monaten wieder drüber herzumachen, aber auch das hat es nicht gebracht. Sie ist irgendwie mein Stiefkind. Aber ich würde sie doch gerne einigermaßen hinbiegen können.
ABER WIE? HILFE!!!
Was macht ihr in solchen Situationen? Tipps? Tricks?
Schelmin :-[

Rei

#1
Wenn mich eine meiner Geschichten nicht mitreißt, schon beim Schreiben nicht, dann merke ich das an der Art, wie ich den Text schreibe. Ich quäle mich von Wort zu Wort, alles klingt schrecklich und total fehl am Platz. Da kann ich noch sooft drüber gehen: wenn ich an der Szene keinen Spaß habe, sie aber notwendig ist, dann gibts eben kein Drumdrücken (geht mir aktuell so mit der Beschreibung einer Reise. Alles klingt langweilig, doof und total reizlos... Und der Punkt, an dem es wieder interessant wird (die Schneelawine) kommt erst später, viel später... Aber ich kann die Reise auch nicht weglassen, da mein Charakter dabei in sich geht, nachdenkt und versucht, das Geschehene zu verarbeiten... Nur leider ist das Ganze stinklangweilig...). Da gibt es nur eins: Augen zu und durch. Egal, wie schrecklich die Szene wird, es gibt immer Testleser, die einem weiterhelfen könne nund das Potential einer Szene erkennen.

Vielleicht können Dir Deine Testleser auch helfen...
Was genau gefällt ihnen nicht?
Welche Stellen sind langweilig oder reißen sie nicht so mit?
Warum?

Kann es vielleicht auch am Plot liegen? Ich kann Dir wunderbare Gedankengänge aufschreiben, seitenweise Gefühle beschreiben, aber es passiert einfach nichts. Vielleicht liegt es daran?

Action hin oder her, auch das kann langweilig sein, wenn es vielleicht nicht ins Thema paßt oder in die Situation. Vielleicht ist einfach zu viel an Action? Oder es passiert immer das gleiche, nur in anderen Varianten, mit anderen Charakteren? Ich beta gerade eine Geschichte, die vom Ansatz her super wäre, wenn nicht alle zehn Sätze einer mit dem anderen kämpfen würde und kaum ist der Kampf zuende, kriecht schon wieder ein neues Monster irgendwo hervor. Ich muß ehrlich sagen, das nervt mich als Leser und macht mich ärgerlich, weil ich mir denke, daß sich der Autor gar keine Mühe gegeben hat. Wie gesagt, die Idee, die sich hinter dem Text verbirgt, ist super. Nur die Umsetzung. Vielleicht hapert es daran auch bei Deiner Geschichte? Einfach nur zuviel von allem...?

Linda

Hallo Schelmin,

vielleicht fehlt dir einfach ein Thema. Ich meine nicht den Plott, sondern das, was zwischen den Zeilen mitschwingt, den Mörtel, der die Mauer zusammenhält und zu den lustigen Verknüpfungspunkten führt, über die man (ich zumindest) sich im letzten Drittel eines Werkes manchmal nur begeistert verwundern kann...

Man könnte es auch die Seele einer Geschichte nennen.

Bürste die Geschichte im Kopf gegen den Strich und warte ab, was passiert.

Bsp: Was wäre wenn ...
...die vermeindliche Hauptfigur stirbt - oder gar nicht wirklich tot ist...
...sich durch einen anderen Blickwinkel völlig neue Aussichten ergeben.

Sowas in der Art.

Viel Erfolg

wünscht dir,

Linda

Elena

Ich habe jetzt mal überlegt... ohne die Geschichte wirklich zu kennen, kann ich nur mal einen Punkt erwähnen, der mir beim Lesen einiger anderen Bücher aufgefallen sind:

Wenn ein persönliches Motiv der Hauptpersonen fehlt, um den Verlauf der Geschichte zu tragen, dann bekommt man Leser manchmal eine "Tja, und, was soll's?" Handlung. Der persönliche Anteil der Hauptfiguren an der Geschichte ist der, über den der Leser selbst Anteil nimmt.  Wenn man das Gefühl hat, dieser Person hat eigentlich gar nichts so richtig mit der Geschichte zu tun, dann wird es trotz Action "langweilig" (zumindest für mich), oder wenn das Motiv nicht überzeugend ist.

Dann stellt sich noch die Frage nach den "Geheimnissen", den "Fragezeichen" in der Geschichte. Dinge, die der Leser einfach wissen will, vielleicht auch etwas abseits der Haupthandlung (also, dass der Leser nicht fragt: Wie geht's aus?, sondern "Was ist mit dieser höchst mysteriösen und tragischen Vergangenheit des Hauptcharakters, die immer wieder am Rande vorkommt aber keiner erklärt, was nun vorgefallen ist?!")

Liebe Grüße,

Elena

Manja_Bindig

So gings mir mit Traumwächter. die Grundidee nciht schlecht, interessante Figurenkonstellationen, etc...
aber ich hab mcih gequält und am ende war es eine Rosa-Seiten-Schnulze(bin ich noch zu retten oder kann ihc mir die kugel geben?). Das Dumme war, ich habs geahnt und trotzdem weitergeschrieben.

Bei meinem aktuellen roman, der in meiner "Stammwelt"(also von den Elfen von Yberilur) spielt, hat sich mal diese Geschichte ereignet - die erste Version hab ich nach  Kapiteln hingeschmissen, weil es eine Seifenoper wurde.
Ein halbes jahr lang hab ich es gelassen und mich lieber "Seelensuche" gewidmet(die auch zwei anläufe brauchte, aber das lag an der mangelnden Logik, nciht am fehlenden Salz). Dann Traumwächter, aber das hatten wir ja eben.
Und jetzt hab ich Mendrik und Mavrud wieder vorgeholt, mir noch einmal die Eckdaten ihres Lebenslaufes aufgeschrieben und die Geschichte neu geschrieben. Anderer anfang, anderer Verlauf, bis auf die Eckdaten, gleicheZielführung.
Inzwischen bin ich bei Kapitel 18 und überglücklich.

Ich glaub, wenn man solche Probleme schon beim Schreiben hat, hilft es, die Idee nciht zu streichen sondern mal ad acta zu legen und eine Zeitlang ruhen zu lassen, ehe man sie wieder vorholt.

Schelmin

#5
Hi!
Danke für eure Anregungen.
Die "Seele der Geschichte" trifft es. "Mörtel" auch. Irgendwie ist das nicht da. Vielleicht hilft es ja wirklich, die Handlungsstränge mit einander zu verweben und zu verkleben. Aber wie, auweia, das könnte harte Denkarbeit erfordern.
Der Fehler könnte auch sein, daß die Hauptfiguren eine nicht ganz so starke Entwicklung durchleben, wie im erstenTeil. Weil sie sie eben schon im ersten Teil durchlebt haben. Bei zwei Personen ist es im ersten Teil Haß, eim dritten Teil Liebe und im zweiten Teil irgendwas dazwischen. Aber das ist irgendwie öde. Dieser ganze Teil ist eine Durststrecke, durch die man durch muß, wie Rei schreibt, und es ist verzwickt, da Pep hineinzubekommen.
Ich drucke mir eure Anregungen mal aus und überprüfe das alles mal, beim Überarbeiten
Viele Grüße
Schelmin

Linda

#6
ZitatHi!

Der Fehler könnte auch sein, daß die Hauptfiguren eine nicht ganz so starke Entwicklung durchleben, wie im erstenTeil. Weil sie sie eben schon im ersten Teil durchlebt haben. Bei zwei Personen ist es im ersten Teil Haß, beim dritten Teil Liebe und im zweiten Teil irgendwas dazwischen. Aber das ist irgendwie öde.

Donnerlittchen. Wenn es jedesmal das gleiche Paar ist, dann finde ich das allerdings schreibtechnisch ziemlich interessant. - Denn du musst ja darstellen, wie sie von dem Hass wieder wegkommen und wie sich schließlich die Liebe entwickeln kann.
Das ist anspruchsvoll, denke ich, aber spannend.

Seien wir doch mal ehrlich - unzählige Geschichten von Weltliteratur bis FanFics beschäftigen sich mit Hass, Liebe und dem Zustand dazwischen. Reiner Hass ist langweilig. Selige Liebe ist (literaturtechnisch) öde.
Aber das dazwischen!

Schelmin, du musst in die Figuren kriechen und diese "Durststrecke" mit Gefühlen aufpumpen. Auf- und ab, Verwirrung, Gefühlschaos, Annäherung...

Das sind doch tolle Zutaten. ;-)

Manja_Bindig

Das problem hatte ich "leider" nie. Meine figuren haben sich erst gehasst(na gut, einer hat den anderen gehasst, der andere wollte sich mit ihm anfreunden) und hüpfen plötzlich durch die Betten. Ich musste dann nur die Wogen glätten und alles plausibelisieren(was'n wort).

Frage: wie komtm man vo Hass weg? Leben retten soll ja imemr gut beim ersten schritt sein...

Manja_Bindig

Sag uns nxiht dass wir toll sind, zeig es uns. Bau uns einen Altar! *unbescheiden wie immer* ;D


Schelmin

#9
*Altar baut*
*mit Blumen und Kerzen schmückt*
*gerahmte Bilder von Linda, Manja, Rei und Elena draufstellt*
*Flugblätter druck, auf denen steht: Tintenzirkler sind super*
*verteilt*
*Flugzeug mit Banner (gleicher Aufdruck) miet*
*Über das Land fliegt*
*Werbeminute im Fernsehen miet*
*Lobpreisungen von sich gibt*

 ;D ;D ;D

Linda

Danke, Schelmin.

Könnte ich vielleicht ein wenig Weihrauch ....(polter, klirr) ...

ja, ist schon okay...

Elena

Ich würde mich auch mir Geld zufrieden geben...

 ;D

Arielen

Tja, was soll ich sagen - eines ist wichtig - es niemals erzwingen wollen!  ??? ???
Alles liegt im Auge des Betrachters