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"Und" am Satzanfang

Begonnen von Shin, 03. Juli 2013, 16:35:05

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Alana

Mir hat der Lektor alles Unds am Satzanfang rausgestrichen, mit dem Ergebnis, dass der Text an den meisten dieser Stellen holprig war. Wenn es sich nicht umformulieren lässt und die Satzmelodie dadurch besser wird, kann man es schon verwenden, finde ich. An einigen Stellen stimmt auch die Betonung nicht mehr, wenn das Und gestrichen wird. Trotzdem ist es sicher gut, wenn ein Lektor auf so was achtet, einige der Unds konnte man wirklich gut streichen.
Alhambrana

SabrinaQ

Bei mir kam es auch schon vor, dass ein "und" am Satzanfang steht. Ich finde es nicht schlimm, wenn es nicht Überhand nimmt. Sogar meine Lektorin hat schon einmal so ein "Und" eingebaut und wenn die das darf, darf ich auch.
Ich denke, die Romane sollen ja unterhalten und dafür ist es nun einmal notwendig, dass sich der Text flüssig lesen lässt. Manchmal gehört da halt einfach ein "und" hin. Bevor es ein ewig langer Bandwurmsatz wird, mache ich da auch lieber einen Stopp dazwischen und bringe das "Und" in den neuen Satz. So tun sich alle leichter.

Liliane

#32
Also mir ist es bisher zwar auch schon oft aufgefallen, dass ich "Und" am Satzanfang benutze, aber gestört habe ich mich bisher daran nie. Ich finde es sehr gut so, ich finde, das bringt einen, wie schon geschrieben, schönen Fluss in einen Text, es verbindet Sätze, ohne sie ellenlang werden zu lassen und klingt auch sehr schön, finde ich. Beim Lesen eine Pause zu machen, weges des Punktes und dann mit Und wieder weiter zu lesen  :) .

Wie Maja vor einigen Monaten schon dazu geschrieben hat, es ist grundsätzlich alles möglich, alles erlaubt, Sprache ist etwas vollkommen offenes. Wie ich finde, ist es eine Art Stilmittel wie viele andere, und genau wie bei vielen anderen Stilmitteln liegt es im Ermessen des Schreibers, es zu nutzen oder nicht. Und wie bei vielen anderen Stilmitteln auch, gibt es keine Regel oder keine Empfehlung, welche besonders schön sind oder welche man vermeiden sollte.
Es kommt auch sehr auf den Stil des Autors an.
Deshalb sagt vielleicht der Autor im Film, es sei verwerflich und hat damit Recht im Rahmen seiner Texte, ein anderer sagt, es sei ein schönes Stilmittel, wenn es nicht Überhand nimmt und auch er hat damit Recht, weil es sich gut in seine Texte einfügt.

Ich jedenfalls benutze es oft und finde das sehr schön, auch in bisher gelesenen fremden Texten.

Sternsaphir

Ich weiß noch, dass mein Deutschlehrer damals auch rigoros gegen ein Und am Satzanfang vorging.
Inzwischen setze ich hier und da aber auch ein Und an erster Stelle, weil es halt - wie Alana bereits geschrieben ha - in der Satzmelodie einfach besser klingt. Würde ich diese Sätze umformulieren, würde es wesentlich unrhythmischer klingen und man könnte beim Lesen stolpern.
Man sollte es allerdings nicht Überhand werden lassen und nur an besonderen Stellen machen.

Simara

In der Schule bin ich es auch gewohnt, keine Bindewörter am Satzanfang verwenden zu dürfen. In meinen Texten gehe ich damit, wie die meisten hier, wie es scheint, etwas freier um: Manchmal passt es eben einfach. Manchmal will man etwas bestimmtes damit ausdrücken. Manchmal redet die Figur eben so und nicht anders. Solange man damit vorsichtig umgeht, und es an Stellen vermeidet, an denen es auch leicht anders gehen würde, stört es mich persönlich jedenfalls nicht, ich überlege beim Überarbeiten jedoch trotzdem bei jedem Bindewort am Satzanfang zweimal, ob das den wirklich sein muss oder ob es eine schönere Lösung gibt, die mir weder Klang noch Kontext kaputt macht.

SemiFe

Ich versuche es zu vermeiden...hin und wieder ist sicherlich kein Dilemma, aber man sollte drauf achten, dass es nicht Überhand nimmt, weil die Texte sich dann, meines Erachtens, ziemlich merkwürdig lesen.

Manchmal reicht es ja schon den Satz umzustellen, um das "und" am Anfang loszuwerden oder aber man verwendet "Des weiteren", "Trotzdem", "Hinzu kam" etc. Da muss man allerdings drauf achten, in welchem Stil man schreibt, da einiges eher aus der Umgangssprache kommt.

Letztenendes musst du selbst entscheiden, ob du damit leben kannst oder auch nicht und dementsprechend handeln :)

Mondscheinhagel

Ich schließe mich vielen Vorschreibern an - "Und" am Satzanfang stört nicht, wenn es die Satzmelodie trägt. Ich denke, es passiert häufig unbewusst, dass man ein "und" an den Satzanfang stellt, weil man in diesem Moment der Meinung ist, dass es sich besser anhört oder irgendwas aussagt. Wenn ich schreibe und an einem Satzanfang "und" schreibe, versuche ich damit meistens, etwas Nebensächliches noch nebensächlicher klingen zu lassen. Das passiert dann meistens in der wörtlichen Rede oder der Ich-Perspektive, wie zum Beispiel: "Und was macht es schon, dass...?"
Außerdem möchte ich damit auf einen vorigen Gedankengang zurückgreifen, weil mir der Satz ohne "und" irgendwie ohne Bezug vorkommen würde.

Wenn man sich beim Schreiben etwas dabei gedacht hat und es in dem Moment einfach richtig ist, dann ist es okay. Wenn man überarbeitet und einem plötzlich auffällt, wie man das anders formulieren könnte - umso besser.
Aber wirklich verteufeln würde ich es nicht, weil es eben immer auf die Satzmelodie und den wohl dosierten Gebrauch ankommt, zumindest meiner Meinung nach :)

Patricia

Ich habe mich auch schon öfter bei einem UND am Satzanfang ertappt. Stört mich eigentlich nicht, aber trotzdem schaue ich, ob es sich vermeiden lässt. Manchmal bietet es sich an, den Satz mit Bindestrich an den vorhergehenden anzuschließen - dann steht das 'und' nicht mehr am Satzanfang.  ;D

SemiFe

Guter Trick Patricia! :)
Den muss ich mir merken!


Patricia

@SemiFe
Danke!  :)

Wisst ihr was? Ich bin gerade beim Überarbeiten von Band II und habe festgestellt, dass ich das UND am Satzanfang geradezu inflationär oft verwendet habe (interessanterweise ausschließlich in inneren Monologen). Das ist mir vorher in der Masse überhaupt nicht aufgefallen. Danke, dass ihr mich dafür sensibilisiert habt! Habe das verflixte UND gleich an ein paar Stellen korrigiert.  :)

HitzKooler

Zitat von: Shin am 03. Juli 2013, 16:35:05
Heyho ihr Lieben,

über dieses Thema zerbreche ich mir ja nun doch seit einiger Zeit den Kopf.
Ich verwende ziemlich oft "Und" am Satzanfang. Sei es nun in meinen Texten oder in einem Forumspost. Ich haue mir schon selbst dafür auf die Finger, "und" ist schließlich ein Bindewort, aber wirklich abstellen kann ich es nicht. Es hat nichts damit zu tun, dass ich das "und" unbedingt da vorne haben will, es hat viel mehr mit Klang und Wirkung zu tun. Eine Pause, für die ein Gedankenstrich nicht reicht, eben weil es ein neuer Abschnitt sein soll. Eine neue Offenbarung. Ein Geschehen, dass den vorherigen Satz wieder umwirft. Ein Widerspruch. Eine unerwartete Wendung. Je nachdem, was gerade passiert. Ich habe auch ein wenig mit dem Semikolon experimentiert, so ganz überzeugt hat mich das jedoch auch nicht.

Ist ein "Und" am Satzanfang schlechter Stil und unverzeihbar oder kann man die Regeln ein wenig biegen, wenn es zum Fluss passt?

lg
Shin

Aaaaah, das Problem habe ich auch. Wenn ich es jedoch wieder lösche, dann habe ich häufig das Gefühl, dass sich der Satz nun schlechter liest. Manchmal ist ein "Und" am Satzanfang einfach passender und gibt sinngemäß das wieder (hauptsächlich in Mono- und Dialogen), was du vermitteln möchtest. Solange man es nicht übertreibt...

Patricia

Ich habe neulich "die Verwandlung" von Kafka gelesen. Was soll ich euch sagen? Der Mann verwendet das 'Und' am Satzanfang recht häufig. Wir befinden uns also in bester Gesellschaft und das 'Und' ist somit geadelt und salonfähig.  :)