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Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen

Begonnen von Kaeptn, 24. April 2009, 19:25:01

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Lomax

Zitat von: Amber am 27. April 2009, 05:09:13Eskapismus, Eskapismus, Eskapimus.
Manchmal hasse ich Germanisten...
Hm ... Isch auch Germanist ... Da schließ ich mich mal Coppi an. Und meinen nächsten Roman habe ich anlässlich der aktuellen Diskussion jetzt gleich offiziell dem Eskapismus gewidmet.
Manchmal bin ich zynisch ...
Zitat von: Kaeptn am 27. April 2009, 09:16:07Fakt ist aber: Fantasy war vor Harry Potter kein Massenphänomen.
Das ist in der Tat der Fall. Von Seiten der Verlage wurde die Fantasy-Kernleserschaft immer auf ca. 20.000 Menschen in ganz Deutschland geschätzt. Das waren die Leser, die regelmäßig Fantasy lasen und die man überhaupt mit einem solchen Buch optimalerweise erreichen konnte. Einzelne Titel haben immer mal höhere Auflagen erreicht - der HdR war schon in den 70ern ein "Massenphänomen" ;) Aber das waren dann stets Bücher, die es geschafft haben, aus dem "Ghetto" zu entkommen und Nicht-Fantasyleser zu anzusprechen; oder Bücher, die einfach über Jahre weit oben blieben und von den nachwachsenden Neulesern profitieren konnten.
  Aber die Zielgruppe, die man zu einem gegebenen Zeitupnkt erreichen konnte, lag bei 20.000, und damit war Fantasy ein Nischengenre.
  Seit den HdR-Filmen wird diese Kernzielgruppe auf ca. 200.000-250.000 Leser geschätzt. Das ist schon mal eine ganz andere Größenordnung. Welchen Anteil Harry Potter daran hatte, ist dann wieder eine andere Frage, und die Vampirschicken lasse ich mal ganz außen vor - hier geht es nur um die Leser, die regelmäßig Fantasy im engeren Sinne lesen.
  Man kann also durchaus davon sprechen, dass das Phänomen damit eine qualitativ ganz andere Dimension erreicht hat als noch vor 15 Jahren. Und rechnet man dann die Phantastik insgesamt noch hinzu, addiert sich das wohl zu einem veritablen Massenphänomen.
  Und ganz nebenbei gesehen erklärt das vielleicht auch manch anderen Umstand, über den der ein oder andere sich so wundert - warum beispielsweise Eragon u.ä. so ein Erfolg wurde, warum so viele Altfans so erbittert über Völkerromane und Co. wettern - die Altfans sind eben auf einen Schlag zu einer vernachlässigbaren Minderheit im eigenen Genre degradiert worden, und das schmerzt viele nach einem jahrelang gepflegten elitären Bewusstsein. Und 90% der Fantasyleser sind neu, und für sie war Eragon auch eine wirklich neue Geschichte.
  Ich weiß nicht, was im Spiegelartikel genau stand. Aber ich denke, wenn er es geschafft hat, ein Gefühl für diese Zahlenverhältnisse und den Umbruch im Genre zu vermitteln, kann er schon mal nicht so verkehrt gewesen sein.
Zitat von: Coppelia am 27. April 2009, 10:31:03
Artikel werden wohl auch tendenziell nicht von Menschen geschrieben, die keine Ahnung davon haben, was sie schreiben, sondern von Menschen, die das schreiben, was sie als Auftrag sollen und von dem ihr Magazin glaubt, dass die Masse es lesen will.
Das sollte man auch nie aus dem Auge verlieren. Es ist ja nicht zufällig so, dass gerade jetzt so viel über Fantasy geschrieben wird. Es wird geschrieben, weil das Genre boomt, und die Artikel erscheinen, weil man sich davon Auflage erhofft, Leserbindung, Werbung durch das Leseraufsehen.
  Also, was auch immer ein Redakteur über Fantasy schreiben mag, und wie sehr man sich als Fan darüber aufregen mag - man sollte sich einfach stets vor Augen halten, dass dieser Redakteur Fantasy zumindest für gut genug hielt, um damit Geld verdienen zu wollen und sich auch ein Stück vom Kuchen zu sichern. Das ist die schnöde Realität, wenn man mal kurz auf idealistischen Eskapismus verzichten mag.
  Es relativiert manches und lässt über die Attitüde lächeln, die da vielleicht im einzelnen zum Ausdruck kommen mag.

Leon


Evenia

Ich persönlich finde es schrecklich, wenn man glaubt, das dieses Massephänomen etwas negatives wäre. Ich hätte wahtscheinlich niemals die Fantasywelt für mich entdeckt, wenn Harry Potter nicht gewesen wäre (Wahrscheinlich hätte ich dann nicht einmal meine Vorliebe für Bücher entdeckt...  :( ) Das gebe ich gern und offen zu. Harry Potter war allerdings auch so ziemlich das erste Buch, das ich überhaupt ernsthaft und ganz allein gelesen habe (Und freiwillig, sollte ich noch hinzufügen... ) Ich weiß nicht mehr wie alt ich damals war, aber es müssen so ungefähr 9 Jahre gewesen sein. Davor hatte ich für Bücher nämlich gar nichts übrig. Und danach? Danach habe ich erst einmal ewig lange gebraucht um auch andere Fantasy-Bücher für mich zu entdecken. Aber ich habe sie entdeckt.
Also, für mich ist das Massenphänomen auf jeden Fall etwas Positives. Schließlich ist es der Grund, warum man überall Fantasybücher kaufen kann. Gäbe es diesen Hype nicht, dann würden doch auch viele Fantasybücher gar nicht erst gedruckt werden, oder?

Das zu meiner Meinung.

Churke

Nun ist der Buchmarkt allerdings ein Kuchen, und für jedes Buch, das erscheint, erscheint ein anderes nicht. Oder so ähnlich.
Wenn man sich in den Buchhandlungen mal das SF-Regal anschaut, dann ist das schon arg ausgedünnt und beschränkt auf Star Wars-Serien etc. Finde ich persönlich ein wenig erschreckend. Sicherlich kein Zufall, dass gestandene SF-Autoren jetzt auf den Fantasy-Zug aufgesprungen sind. ::)

Kaeptn

Gibt aber ein paar, die ganz gut gehen, Dan Simmons z.B. . Allerdings müssen das ja auch immer solche Megaschinken-Mehrteiler sein, DAS schreckt mich bei der SF heutzutage vor allem ab.

Umso überraschender fand ich Eschbachs "QUEST"-Ausflug in die SF gerade zum jetzigen Zeitpunkt, das sah ich letztens in der Auslage liegen.