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Der Spiegel: Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen

Begonnen von Kaeptn, 24. April 2009, 19:25:01

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Kaeptn

Hallo,

kleiner Hinweis für Interessierte: Im aktuellen Spiegel (Nr. 17 vom 20.04.09) findet sich ein Artikel mit dem Titel "Fantasy - Das anschwellende Bedürfnis, von Übersinnlichem zu lesen"

Auf drei Seiten geht der Artikel auf Phänomene wie Harry Potter, Bis(s) und Eragon ein, die Entwicklung des Genres usw.

Kein Grund die Ausgabe zu kaufen, aber wer sie irgendwo ausliegen sieht (Bibliothek, Friseur, Arzt...) mag ja vielleicht mal lesen.

Lila

Oh, interessant, Kaeptn! Danach werde ich mal Ausschau halten. Danke für den Hinweis! :jau:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Abakus

Danke für den Tipp! :)

Hab den Artikel gerade im Spiegel E-Paper gelesen: "Süße Flucht in die Sucht."

Amber

Der Titel reicht mir ja schon mal -___-
Und was für ein dummes Gesülze. Immer derselbe Brei.
Eskapismus, Eskapismus, Eskapimus.
Manchmal hasse ich Germanisten... und noch mehr die Sensationsjournalisten beim Spiegel. (Nichts gegen etwaige Germanisten hier. Nur diese schnöselige Arroganz geht mir auf den Zeiger.)

Coppelia

Ich bin Germanist. Und ich fand auch allein schon den Titel unerträglich arrogant. Sich ein Urteil über andere Menschen und ihr Verhalten anzumaßen bei Dingen, die man einfach nur anders sieht ... das finde ich eher unangenehm als den eigentlichen Inhalt.

Ich glaube aber, dass die meisten Texte nicht von "echten" Literaturwissenschaftlern geschrieben werden. Zumindest an meiner Uni gab es gleich zwei Fantasy- und Phantastik-Spezialisten. Deren Sicht auf die Dinge hat mir zwar auch nicht besonders gefallen, aber sie haben das Genre natürlich nicht verachtet. ;)

Ich glaube, solche Texte werden von denselben Leuten geschrieben, die auch Computerspiele für schädlich halten. Aber das ist ja ein anderes Thema. ;)

Felsenkatze

ZitatDie wirkliche Wende kam erst mit Harry Potter [...] Längst hat die Materie sich in viele Freizeitbereiche diversifiziert. Rummelplatzattraktionen und Gesellschaftsspiele wie ,,Dungeons & Dragons", Sammelkartenserien und Rollenspielfestivals, zu denen sich kostümierte Enthusiasten auf romantischen Burgen treffen, Solo-Computerspiele wie ,,Gothic 3" und das interaktive Online-Rollenspiel ,,World of Warcraft", in dem weltweit mehr als elf Millionen Teilnehmer ihr selbstgewähltes anderes Leben verwirklichen: Alles ist Fantasy.

Man sollte meinen, vor Harry Potter habe es keine Fantasyrollenspiele und Computerspiele gegeben. Ich frage mich, wo da ihrer Meinung nach DSA reinpasst, dass ich spiele, seit ich 10 war, oder Fantasycomputerspiele wie Eye of the Beholder, Amberstar, King's Quest, Dungeon Master, Dungeon Keeper, Simon the Sorcerer usw., die alle vor Harry Potter kamen. Und die Spielemesse in Essen mit den Gewandeten gibt es auch schon länger, von der Feencon nehme ich es an.
Dazu hatte ich als Kind Brettspiele wie "Verlies", wo man Helden spielte, die gegen Monster kämpften und Schätze sammelten, und "Aventuria", wo man Prinzessinnen retten musste.

Irgendwie verstehe ich diesen "Fantasy jetzt neu"-Ansatz nicht recht. Ansonsten scheinen sie sich eigentlich am meisten darüber aufzuregen, dass Erwachsene sich unterstehen, auch Fantasy zu lesen, obwohl das doch Jugendbücher sind. Im Grunde genommen verstehe ich den Punkt des Artikels sowieso nicht. Er beschreibt ein Phänomen - und belässt es dabei. Ich frage mich, was der Autor mir damit sagen möchte.  ???

Edit: gerade geklärt: Erstveröffentlichung Harry Potter 1997. Erste Feencon: 1990, Erste Nordcon 1997 (ganz bestimmt nicht wegen HP), Klingencon hat die Ordnungszahl "28", muss also seit 1981 existieren...

Kaeptn

Ich fand den Artikel auch irgendwie nichtssagend, sagte ja auch, deswegen muss man die Ausgabe sicher nicht kaufen.

Fakt ist aber: Fantasy war vor Harry Potter kein Massenphänomen. Michael Ende hat es auch in die Bestsellerlisten geschafft, richtig, allerdings ist der ja ein Grenzgänger und kein klassischer Fantasy-Autor gewesen. Aber was gab es denn in den 80ern? Aus Deutschland: außer Holbein so gut wie nix, Jordan, Feist, Terry Brooks, Zimmer Bradley, Leguin, Weis&Hickman und Konsorten, klar, aber wenn du da in der Schule jemanden gefragt hättest, wer das liest, hätten sicher nicht so viele aufgezeigt, wie wenn du heute z.B. nach Die Zwerge fragst. Und auch Herr der Ringe war sicher unter Jugendlichen nicht so bekannt/beliebt wie nach den Filmen, in meiner Schulzeit war ich einer der wenigen der den gelesen hatte in der Klasse. Es gab eine kleine Clique die DSA spielte, das war's. Heute bist du dagegen ein Außenseiter wenn du Harry Potter NICHT kennst.

Oder man denke an Anne Rice. Ok, Interview mit einem Vampir wurde auch verfilmt, sogar mit Top-Besetzung, trotzdem wurde zumindest hierzulande nicht so ein Brimborium daraus gemacht wie derzeit um Bis(s) - Rice spricht aber auch Jugendliche nicht so an würd ich meinen.

Peinlich fand ich aber auch, dass in dem Artikle D&D genannt wird. DAS ist nun wirklich VIEL länger da und auch schon VIEL länger erfolgreich gewesen und war nicht zuletzt die Basis für sehr viele Rollenspiele auf PC/Konsolen und das Vorbild für DSA.

Manja_Bindig

Vom Spiegel halte ich seit dem Artikel über Mangas und Animes nicht mehr so viel...
(2006, wir erinnern uns) entsprechend war auch das hier keine große Überraschung.
Faktenverdrehung, ungenügende Recherche, entsprechende Unkenntnis von Tatsachen, wahrscheinliche Ausblende bekannter Fakten(wo er Tolkien erwähnt hat - Lewis ist auch Fantasy, soweit ich weiß). Oberflächliche Darstellung, Meinungsmache ohne festes Hintergrundwissen.

Wo Marion Zimmer Bradley erwähnt wurde, fällt mir Diana L. Paxon ein. Oder Holly Lisle. Oder Mercedes Lackey.
Jünger als die, aber definitiv älter als Eragon oder gar "Bis(s)" - die Romane von Lynn Flewelling.
Aber Vorsicht - das sind alles getarnte Jugendbuchautoren, immerhin begeistern sie ein Publikum, das so bei 15 los geht. (gut, die meisten eingefleischten Leser sind älter, aber das kann man ignorieren. Fantasy, von Frauen, richtet sich an pubertierende Mädchen).
Was... in Lynn Flewellings Tamir-Trilogie werden Babys ermordet? Düstere Stimmung... Geister... tote... Geisteskrankheiten? Und Nightrunner beinhaltet gar Homosexualität?
Genau wie diverse Werke von Mercedes Lackey und Lynn Flewelling?
*gasp* Welch Gefahr für die Jugend, kein Wunder, dass die nächste Generation dermaßen verkommt. Fantasy ist schuld!

Was soll man dazu noch großartig sagen? Wenn Sensationsjournalisten nur einen halben Blick obendrauf werfen, ohne sich mal wirklich mit ihrem Thema zu befassen, KANN man nur so was erwarten.

Mogwied

Was ich mich frage: Warum glauben so viele Menschen, Fantasy sei nur was für Jugendliche?
Weil Harry Potter und Bis(s) für Jugendliche sind und alle nur diese Bücher kennen?

Ich lese gerade Terry Goodkind, und dem Buch fehlt eindeutig ein "FSK 18" Stempel.
Wenn mich eins aufregt ist es Intoleranz! Und wenn mich noch etwas aufregt ist, wenn man einen Artikel schreibt, ohne Ahnung zu haben.

Felsenkatze

Ich bin mir nicht mal sicher, ob er Fantasylesen tatsächlich verurteilt. Mir kommt es so vor, als beschreibe er vor allem das Phänomen: Erwachsene lesen jetzt mehr Fantasy. Das kann ich nur mit einem Schulterzucken bestätigen. Jupp, ist wohl so.

Ich würde da glaube ich aber eher den Hintergrund vermuten, dass die heutigen Erwachsenen halt mit Fantasy aufgewachsen sind und ja ihre Lesegewohnheiten nicht von jetzt auf nachher ändern. Und dann schreiben natürlich auch mehr Erwachsene Fantasy.

Coppelia

Artikel werden wohl auch tendenziell nicht von Menschen geschrieben, die keine Ahnung davon haben, was sie schreiben, sondern von Menschen, die das schreiben, was sie als Auftrag sollen und von dem ihr Magazin glaubt, dass die Masse es lesen will.

Mogwied

Zitat von: Coppelia am 27. April 2009, 10:31:03
Artikel werden wohl auch tendenziell nicht von Menschen geschrieben, die keine Ahnung davon haben, was sie schreiben, sondern von Menschen, die das schreiben, was sie als Auftrag sollen und von dem ihr Magazin glaubt, dass die Masse es lesen will.

Wahrscheinlich hast du damit recht, aber manchmal kommt es mir so vor, dass die Zeitungen immer den Journalist raussuchen, der möglichst wenig Ahnung von der Materie hat.  ;D
Den Spiegel mag ich aber auch eh nicht. Ich lese Süddeutsche und die Zeit. Da hab ich das Gefühl, die Artikel sind fundiert.

Möchtegernautorin

Es hat wirklich seine Vorteile in einer Bibliothek zu arbeiten, sonst hätte ich den Artikel nun so schnell gar nicht lesen können :)

Im Großen und Ganzen stößt mir der Artikel gar nicht so auf, einmal davon abgesehen, das auch ich mich gefragt habe, was aus der Fantasy vor Harry Potter geworden ist (mein kleiner Goldelf würde sagen ,,Die hat Puff gemacht!") und das nichtmal DSA genannt wird.
Eine wirkliche Aussage finde ich in dem Artikel allerdings nicht (deswegen lese ich auch lieber Bücher als Zeitschriften ...), einmal davon abgesehen, dass die Fantasy nicht so einfach tot zu kriegen ist.

Vielleicht war der Artikel ja mehr aufklärender Weise für Leute wie meine eine Oma gedacht, die sich jedes Mal beschwert, was da für grässliche Literatur auf den Bestsellerlisten steht – natürlich, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, sie zu lesen, ist ja keine Kultur.
Mehr kann ich da jedenfalls wirklich nicht rausziehen.
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Abakus

Oh ja, das Argument "Fantasy = keine Kultur" kenne ich. Unsere Nachbarn, ein etwa 70jähriges Paar, unterhielt sich letztens mit uns. Unter anderem kamen wir auf das Thema Bücher, wo er dann laufend Zitate bekannter Dichter und Schriftsteller brachte. Fand ich richtig gut, hat mir gefallen. Dann kam die Frage, was ich denn lesen würde. Als Antwort bekam er: "Am liebsten Fantasy". Er schaute mich sehr groß an, musterte mich etwas und antwortete dann, dass dieses Genre "absoluter Schund" sei. Glücklicherweise habe ich verschwiegen, dass ich selbst Fantasy schreibe, denn sonst wäre ich wohl zugetextet worden.

Ich brachte dann, um die Wogen wieder zu glätten, mein Lieblingsgedicht von Schiller: "Liebesschmerz". Das Gedicht werde ich wohl nie vergessen. Meinem Deutschlehrer aus Abiturzeiten sei Dank. ;)

Feuertraum

Zitat von: Kaeptn am 27. April 2009, 09:16:07

ZitatFakt ist aber: Fantasy war vor Harry Potter kein Massenphänomen.

Trotzdem hat sich "Herr der Ringe" kontinuierlich Jahr um Jahr verkauft.
Auch die Kompass-Trilogie vom Pullmann hat noch immer gute Verkaufszahlen.
Auch die DSA-Romane - die damals noch bei Heyne erschienen, bevor FanPro auch den Vertrieb dafür übernahm - waren sicherlich nicht die totalen Ladenhüter, ansonsten gäbe es die Reihe nicht mehr.
Zugegeben, die DSA-Romane kamen zwar erst Mitte der 90er, aber schon da hatte sich der Zeitgeist ein wenig verändert und Fantasy fristete nicht mehr das absolute Mauerblümchendasein. Zudem drängten sich einige neue Rollenspielsysteme auf den Markt, so dass Fantasy doch schon mehr in den Vordergrund gerückt ist (wenngleich auch noch nicht in dem Masse, wie es heute der Fall ist)

LG
Feuertraum


ZitatOder man denke an Anne Rice. Ok, Interview mit einem Vampir wurde auch verfilmt, sogar mit Top-Besetzung, trotzdem wurde zumindest hierzulande nicht so ein Brimborium daraus gemacht wie derzeit um Bis(s) - Rice spricht aber auch Jugendliche nicht so an würd ich meinen.

Dem kann ich jetzt nicht so ganz zustimmen. Als der Film "Interview mit einem Vampir" hierzulande in die Kinos kam, gab es auch einen Riesenhype drum und der (allerdings auch nachfolgende Romane von ihr) Roman wurde gekauft wie geschnitten Brot.
Ich räume ein, dass das Brimbarium heutzutage größer ist, was meiner Meinung jedoch auch daran liegt, dass die Medien heute ganz anders arbeiten als vor gut und gerne 30 Jahren.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?